Kurzinhalt:
Bei ihrer Odyssee durch den Delta-Quadranten stößt die U.S.S. Voyager auf ein Notrufsignal der Sternenflotte, dass sie zu einer Statue James T. Kirks führt. Als sich das Außenteam in die nahegelegenen Ruinen begeben, werden sie von Chronitonstrahlung getroffen – alle bis auf Seven of Nine verlieren das Bewusstsein. Kurz darauf wird sie durch die Zeit transportiert, und findet sich in der Gesellschaft von Kirk, Spock, McCoy und der restlichen Crew der alten Enterprise wieder. Sie erzählt ihnen, dass sie aus der Zukunft kommt, und mit Hilfe eines Kristalls in die Vergangenheit gelangt ist. Bei diesem scheint es sich allerdings nur um ein Teil von vier zu handeln; zudem findet sie in seiner Struktur eine Sternzeit eingraviert. Als man in den Logbüchern der Enterprise nachforscht, findet man heraus, dass Kirk & Co. zu diesem Zeitpunkt gerade den Planeten Gamma Trianguli VI besucht hatte. Könnte sich dort vielleicht der nächste Kristall befinden? Gemeinsam begibt man sich auf eine Reise durch die früheren Missionen der Enterprise, um alle vier Teile zusammenzufügen und so Seven of Nine hoffentlich wieder in ihre Zeit zurückschicken zu können…
Review:
Trotz seiner phantastischen Duologie zum Aufstieg und Fall von Khan Noonien Singh, die zuletzt dank Cross Cult endlich auch hierzulande erschienen ist, bin ich üblicherweise nicht der größte Fan von Greg Cox. Ich halte ihn für einen soliden, aber keineswegs überragenden Autor, der zudem – so sehr ich so etwas grundsätzlich auch mag – teilweise mit seinen Referenzen auf frühere Episoden oder Serien auch schon mal übertreiben kann, und bei dem ich mir manchmal wünschen würde, er würde sich etwas weniger an das Klammern, was war, und stattdessen seine Phantasie bedienen und sich etwas neues einfallen lassen, und damit das "Star Trek"-Universum bereichern. Zusätzlich skeptisch war ich bei "Früher war alles besser", als ich das Cover sah: Seven of Nine, die auf Kirk trifft? Ein Crossover zwischen Voyager und der klassischen Serie? Auf dem ersten Blick sah ich nicht wirklich, was dies zu einer guten Idee machen würde. Leider tat der Roman dann auch nicht viel, um meine Zweifel zu zerstreuen.
Am besten hat mir noch das erste Drittel gefallen. Die Mission der Enterprise auf dem Planeten Yusub war packend beschrieben, und auch die Außenmission der Voyager beschreit Cox durchaus gelungen. Die erste Zusammenkunft zwischen Seven of Nine und Kirk weckte zudem mein Interesse, und insgesamt waren die Figuren – was für den kompletten Roman gibt – von Greg Cox sehr gut getroffen und stimmig beschrieben. Zudem war ich zu diesem Zeitpunkt doch schon gespannt, wie der Autor all dies letztendlich erklären würde. Ja, wenn Seven of Nine in die Classic-Ära verfrachtet wird, wird es noch einmal offensichtlicher, dass sie im Prinzip der Spock der Voyager-Crew war. Und auf einige klischeehafte Elemente wie die ständigen Rothemden-Tode hätte ich gerne verzichten können; das ist mittlerweile derart verbraucht und ausgelutscht, dass es nicht einmal mehr zur ironischen Belustigung taugt. Dennoch las sich das erste Drittel recht flüssig, und hatte mich sehr gut unterhalten.
Mit der Mission nach Gamma Trianguli VI begannen dann aber die Probleme, haben wir hier doch wieder genau jenen Fall, den ich im ersten Absatz beschrieben habe: Anstatt Seven of Nine und Kirk neue Welten, neues Leben und neue Zivilisationen entdecken zu lassen, wird der Rest des Romans eine Übung in Nostalgie. Denn es bleibt nicht nur beim Besuch des einst von Vaal kontrollierten Planeten, danach werden noch zwei weitere aus der klassischen Serie bekannte Schauplätze angesteuert. Teilweise sieht sich Greg Cox auch dazu gezwungen, vermeintliche logische Ungereimheiten, die dem Leser damals bei der Sichtung der Folgen vielleicht gar nicht einmal aufgefallen waren, zu erklären, was ich allerdings doch ziemlich verkrampft fand. Wenn Greg Cox die nostalgische Kreuzfahrt wenigstens auf einen Planeten/Schauplatz beschränkt hätte, aber dass sie alle mit Kirks Missionen in Verbindung stehen (wenn es dafür auch einen Grund gibt; dazu gleich), fand ich schon sehr schade.
Trotz dieses Kritikpunkts war das zweite Drittel aber soweit auch noch ganz ok. Danach fiel der Roman aber leider zunehmend in sich zusammen. Es beginnt mit der Falle, welche die Orioner der Enterprise in der neutralen Zone stellen. Dies ist der Beginn eines Romanabschnitts, der mit rund 100 (und gefühlten 200) Seiten viel zu lang war. Vor allem die Flucht von Scotty und Seven of Nine schien sich teilweise unendlich hinzuziehen. Das schlimmste daran war, dass diese Momente letztendlich völlig wirkungslos waren, da keinerlei Spannung aufkam – immerhin war von vornherein klar, dass sie sie nicht schnappen würden, und auch niemandem von der Stammbesetzung etwas passieren wird. Den Vogel schoss aber dann die Tatsache ab, dass sich ein einziges Schiff der Orionier, dass noch dazu durch eine Explosion in der Shuttlebucht schwer beschädigt wurde, als schneller und kampftechnisch der Enterprise überlegen erweist. Da konnte ich dann einfach nur mehr den Kopf schütteln. Was, wie sich herausstellen sollte, immerhin eine gute Übung für die letzten 50 Seiten war.
Jedes Mysterium ist nur so gut wie seine Auflösung. Und spätestens dort vermasselt Greg Cox es. Zumindest mich hat die Erklärung, was es mit der Statue von Kirk usw. auf sich hat, warum die Kristalle just an die Missionen des legendären Captains bewundert wurden usw. nicht wirklich überzeugt. Die Erklärung der Auswahl der Schauplätze ist an dieser Auflösung noch das Beste, und selbst die fand ich etwas verkrampft und erzwungen. Noch schlimmer als dieses Finale war dann aber die Art und Weise, wie sich alles in Wohlgefallen auflöste. Seven of Nine und Kirk kehren ohne jedwede Erklärung in ihre eigene Zeit zurück, so als wäre all dies nicht passiert – aber mit einem entscheidenden Haken, nämlich, dass sie sich trotz allem, und völlig unerklärlicherweise, immer noch an die Ereignisse zuvor erinnern können! Alle anderen scheinen die Erinnerungen daran verloren zu haben. Das war einfach nur eine faule Ausrede, und ein sehr enttäuschender Ausgang eines bis dahin noch halbwegs guten Romans.
Fazit:
Trotz meiner ohnehin schon eher bescheidenen Meinung hat mich "Früher war alles besser", nach einem überraschend vielversprechenden Einstieg, doch ordentlich enttäuscht. Die Kreuzfahrt der Nostalgie fand ich längst nicht so interessant und faszinierend, wie sich das der Autor vielleicht gedacht hat, das ständig zuschlagende Rothemden-Syndrom finde ich heutzutage einfach nur mehr peinlich, und der Überfall der Orioner auf die Enterprise war narrativ völlig unnötig, und zog sich zudem ewig in die Länge. Zumal es mir sehr unplausibel schien, wie unterlegen die Enterprise gegen ein einziges Schiff der Orioner sein soll. Den Vogel schoss dann aber die Auflösung am Ende, inklusive gänzlich ungeklärt bleibendem Deus Ex Machina-Ausgang ab. Immerhin: Die Figuren sind gut getroffen, und unter der Interaktion zwischen Seven of Nine und der Crew der alten Enterprise lässt sich der eine oder andere nette Moment finden. Zumindest für mir war das jedoch leider deutlich zu wenig, um gegen die zahlreichen Kritikpunkte anzukommen.
Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Roman im SpacePub!
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