Mit: Maria Ehrich, Jannis Niewöhner, Peter Simonischek, Josefine Preuß, Florian Bartholomäi, Rufus Beck, Veronica Ferres, Rolf Kanies, Laura Berlin, Justine del Corte, Dieter Rupp u.a.
Kurzinhalt:
Gwendolyn Shepherd ist wider Willen zu einer Zeitreisenden geworden. Zusammen mit Gideon, ihrem Freund und ebenfalls Zeitreisenden, soll sie in der Vergangenheit für den zwielichtigen Orden und dessen Anführer, dem Grafen von Saint Germain, Blutproben weiterer Ahnen mit demselben Gen für den Chronografen sammeln. Fertiggestellt soll die Maschine mit den 12 Blutstropfen zu einer neuen Weltordnung verhelfen. Natürlich kann das alles nicht gut sein und so versucht Gwendolyn im Chaos zwischen den Gefühlen der ersten großen Liebe und der Vernunft eine Lösung zu finden. Dabei stößt sie in der Vergangenheit immer wieder auf Lucy und Paul, welche sich nicht nur weigern dem Grafen ihr Blut zu geben, sondern Gwendolyn auch weitere Geheimnisse anvertrauen. Doch die Zweifel, die Gideon gegenüber Lucys und Pauls Worten und Taten nicht abstellen kann, führen angestachelt von weiteren Gerüchten zum ersten heftigen Streit zwischen ihm und Gwendolyn. Daher muss Gwendolyn nicht nur die Welt, sondern auch ihre Beziehung zu Gideon retten…
Review:
"Saphirblau" bildet den zweiten Teil in der Erfolgstrilogie "Liebe geht durch alle Zeiten" der Buchautorin Kerstin Gier. Wie "Rubinrot" wurde auch dieser Film von Felix Fuchssteiner und Katharina Schöde gedreht. Aufgrund bekannter Gesichter und Beziehung- bzw. Familiengeflechte setzten Fuchssteiner und Schöde den Fokus weniger auf das Zeitreise-Abenteuer als mehr auf die Liebesgeschichte zwischen Gwendolyn und Gideon. Was bei einer Jugendbuchverfilmung eine knifflige Aufgabe darstellt, denn solche Belange können schnell in die Nische peinlich, anstrengend und fremdschämend abrutschen. Und so kam es dann leider auch. Trotz dieser Bedenken im Vorfeld habe ich mich aber durchaus darauf gefreut, "Saphirblau" sehen zu dürfen – zumal Fuchssteiner und Schöde bereits mit "Rubinrot" bewiesen haben, dass auch deutsche Produktionen solide Kinounterhaltung bieten können.
So begann "Saphirblau" auch relativ stimmig mit einer spannenden Szene zur Zeit William Shakespeares. Darauf folgte eine erfrischende und kurzweilige Erläuterung einzelner Figuren und ihren Beziehungen zueinander. Anschließend traf Gwendolyn auf Gideon, was aufgrund des Skripts dazu führte, dass der Film von Minute zu Minute nerviger und unangenehmer wurde (Nein, es liegt nicht daran, dass ich eventuell nicht mehr der Zielgruppe entspreche, das haben andere Jugendbuchverfilmungen bereits bewiesen). Die Autoren hatten nämlich vorgesehen, dass ein Großteil der Handlung auf das unrealistische Liebeschaos der beiden Hauptfiguren verwendet wird. Aber auch insgesamt wurde vieles total überzogen, wie eine überaus blamable Szene in der Gwendolyn "Time Warp" aus der "Rocky Horror Picture Show" während einer Soiree im 18. Jahrhundert anstimmt, und manches wurde nur unbefriedigend ausgearbeitet, wie vermeintliche Paradoxien oder die Geheimnisse des Chronografen - eine Teilauflösung war hier scheinbar nicht gewollt. Auch kamen die Zeitreisen in die Vergangenheit aufgrund des ewigen Hin und Her zwischen Gwendolyn und Gideon viel zu kurz. Unpassende Chartmusik und viel zu schnelle Schnitte ließen dann auch diese Szenen eher befremdlich wirken. Da ich das Buch bis heute nicht gelesen habe, kann ich natürlich nicht beurteilen, ob sich dieses Missverhältnis von Liebesbeziehung und Zeitreisen auch im gleichnamigen Roman auf diese Weise darstellt. Sollten Fuchssteiner und Schöde jedoch die Gelegenheit dazu erhalten den dritten und letzten Teil zu verfilmen, so sollte das Duo darüber nachdenken, den Fokus wieder auf die Zeitreisen zu legen. Meiner Meinung nach liegt hier der Charme und der Spaß verborgen.
Auch die Leistung diverser Schauspieler hat mich sowohl positiv als auch negativ überrascht. So ist Jannis Niewöhner mit neuem Haarschnitt als Gideon de Villiers für die jüngeren Fans der Trilogie nicht nur nett anzuschauen, er hat auch im Gegensatz zum ersten Film einiges an schauspielerisches Können draufgelegt. In rasanten Fechtszenen kann er trotz offensichtlich abgekappter Spitze des Degens überzeugend kämpfen und auch in den wenigen tiefer gehenden Momenten vermittelt er sein Hin- und Hergerissensein recht realistisch. Im Gegensatz dazu kann mich Maria Ehrich auch in "Saphirblau" nicht überzeugen. Optisch geben sie und Niewöhner ein nettes Pärchen ab, aber ihre Gefühlsausbrüche wirken zumeist unecht und übertrieben. Neben Ehrich gab es noch weitere Schauspieler, wie Veronica Ferres, Laura Berlin oder Florian Bartholomäi, die mir aufgrund emotionsloser Darstellung gar nicht zugesagt haben.
Dafür hat mich Johannes Silberschneider als Mr. Bernhard, Butler im Hause Montrose, begeistert. Als Ersatz der fehlenden Vaterfigur ist er für Gwendolyn immer zur Stelle und holt sie nicht nur einmal auf den Boden der Tatsachen zurück. Er wirkt stets ehrlich und ruhig. Aber auch Bastian Trost, der den Großvater Lucas mimt, hat mich mit seiner tollpatschigen und verklemmten fünfziger Jahre Art zum Schmunzeln gebracht. Über Xemerius, der am Ende einer langen Liste von rechten und schlechten Schauspielern steht, musste ich dann und wann ebenfalls schmunzeln, nicht nur weil er hin und wieder für abwechslungsreiches Chaos sorgt, sondern scheinbar als Running Gag funktionieren sollte. Tricktechnisch wurde der Wasserspeier, genauso wie die anderen Special Effects, wie z.B. der leuchtende Zeitstaub, sehr gut umgesetzt. Leider hat man sich auf eine eher kinderfreundliche Variante (große, runde Knopfaugen) der Darstellung des kleinen Wesens geeinigt, was Xemerius, der übrigens von Rufus Beck gesprochen wird, eher beliebig macht, als dass er den gewissen Charme mit sich bringt. Ebenso wie die Special Effects hat man sich auch bei den Kostümen und der Auswahl einzelner Drehorte große Mühe gegeben. Hätten Fuchssteiner und Schöde diesen Aufwand auch bei der Handlung angestrebt, wäre "Saphirblau" wahrscheinlich genauso unterhaltsam geworden, wie sein Vorgänger "Rubinrot".
Fazit:
Von Punk und Lebenswirklichkeit, wie es Fuchssteiner beschreibt, habe ich in "Saphirblau" nichts gemerkt. Stattdessen habe ich viele unrealistische Aufs und Abs einer Teenie-Liebesgeschichte, welche mit zahlreichen Hits aus den aktuellen Charts gespickt wurde, auf der Leinwand begutachten dürfen. Irgendwo dazwischen wurde auch das eigentliche Thema Zeitreisen eingeflochten, welches im Großen und Ganzen viel zu kurz kam. Die schauspielerische Leistung einzelner Darsteller reichten von leidenschaftslos bis begeisterungsfähig. Dafür konnten die Kostüme und Special Effects punkten. Am Ende blieb "Saphirblau" dann aber doch hinter den Erwartungen. Was bleibt, ist die Hoffnung auf einen dritten und letzten Teil, in welchem alles verbessert wird, was in "Saphirblau" auf der Strecke geblieben ist.