Kurzinhalt:
Die Alchimistengilde von Ankh-Morpork erfindet eine Maschine, mit der sich bewegte Bilder einfangen lassen. Nachdem sich einige erste Gehversuche, wo die dabei entstandenen "Klicks" auf Häuserwänden u.a. projiziert wurden, als höchst erfolgreich erweisen, suchen sie sich schon bald ein eigenes Plätzchen, um die Produktion immer längerer und aufwändigerer "bewegter Bilder" vorantreiben zu können. Schließlich verschlägt es sie zur Küstenstadt Holy Wood, wo sich jeden Dollar umdrehende Produzenten, visionäre Klickschaffende, Schauspieler und -innen, Trolle, und sogar einige sprechende Tiere einfinden, um in den Klicks Fuß zu fassen und berühmt zu werden – darunter u.a. auch der junge Zauberer Victor Tugelbend sowie Theda Withel, die den Künstlernamen Ginger annimmt. Gemeinsam spielen sie in mehreren erfolgreichen Filmen, und werden schon bald zu Stars. Doch Victor ist sich zunehmend eines düsteren Schattens bewusst, der sich seiner bemächtigt. In der Magie Holy Woods scheint sich eine große Gefahr zu verbergen. Schließlich entdeckt er mit Hilfe von Ginger sowie dem sprechenden Hund Gaspode die erschreckende Wahrheit: Die Magie Holy Woods zieht nicht nur Mensch, Troll und Tier an, sondern auch die unvorstellbar grauenhaften Monster aus den Kerkerdimensionen…
Review:
In "Moving Pictures" zieht Terry Pratchett die Filmwelt – und alles was dazugehört; angefangen von schmierigen Produzenten die Versuchen, Werbebotschaften in den künstlerischen Visionen der Filmschaffen unterzubringen, über die Magie Holy Woods, sprechende Tiere, SchauspielerInnen und ihr Starruhm usw. bis hin zur Verballhornung berühmter Filmgesellschaften, Personen aus dem Filmgeschäft, Filmtiteln bzw. berühmten Szenen der Filmgeschichte – durch den Kakao. Als großer Filmfans hat er damit meinen Geschmack natürlich voll und ganz getroffen. Was ich dabei unter anderem als sehr positiv empfand, ist einerseits die Fülle an parodistischen Anspielungen, und andererseits, dass sich Pratchett nicht genötigt sieht, bei jeder davon ein Schild "Achtung! Parodie!" hinzuhalten bzw. dem Leser lang und breit zu erklären, worauf sich die besagte Anspielung bezieht. Damit nimmt er bewusst in Kauf, dass der eine oder andere Gag beim Leser nicht ankommen wird, und ich bin mir sicher, dass auch ich – obwohl selbsternannter Cineast – das eine oder andere übersehen habe. Aber das ist mir entschieden lieber, als wenn man bei einer Parodie immer nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner schielt und auf die Gefahr hin, dass die Zuschauer den Gag nicht verstehen, nur das offensichtlichste aufs Korn nimmt – und dann vielleicht sogar noch den Drang verspürt, selbst diese ohnehin schon eindeutigen Gags noch einmal zu erklären (und ja, damit spiele ich natürlich auf die grässlichen "Parodien" von Friedberg und Seltzer an). Jedenfalls fand ich diese ganzen parodistischen Anspielungen – und den damit einhergehenden Humor – als die größte Stärke des Romans.
Die Handlung an sich erreicht in meinen Augen leicht nicht unbedingt ähnliche Höhen. Sie ist zwar ganz brauchbar, bot aber recht wenige Überraschungen, und verstand es auch ansonsten nur auszugsweise, mich so richtig zu packen. Vor allem im Mittelteil verlor die Erzählung etwas an Schwung. Auch die Figuren würde ich überwiegend nicht zu den allerbesten der Scheibenwelt-Romane zählen. Während Victor noch ganz gut wegkommt und sich insbesondere auch unter den Nebenfiguren ein paar Highlights finden lassen – wie der neuerliche Auftritt von C.M.O.T. Dibbler, oder auch der köstliche alte Zauberer Windle Poons (der ja auch im "Discworld" PC-Spiel einen kleinen Auftritt hatte) – konnte ich persönlich mit dem sprechenden Hund Gaspode, trotz einzelner netter Momente und Kommentare, eher weniger anfangen. Auch Ginger kommt mehr schlecht als recht weg, und wird leider kaum charakterisiert. Sie erfüllt eher eine Funktion, als dass ich sie als Persönlichkeit wahrgenommen hätte. Hier hätte "Moving Pictures" also noch etwas Luft nach oben geboten. In erster Linie waren es somit der wunderbare Einstieg, der mit einigen interessanten und originellen Einfällen (teilweise auch abseits des zentralen Themas Film, wie z.B. bei Victors Zaubererprüfung mit nur einer Frage) aufwarten konnte, sowie das spektakuläre, einfallsreiche und vor Witz und parodistischen Anspielungen nur so übersprudelnde Finale (wobei ich den umgekehrten King Kong besonders genial fand), die mich begeistern konnten. Der Mittelteil war nett, konnte aber nicht ganz an den Rest bzw. an die besten "Discworld"-Romane anknüpfen.
Fazit:
"Moving Pictures" hat bei mir in erster Linie mit den zahlreichen witzigen parodistischen Anspielungen auf das Filmgeschäft gepunktet. Besonders positiv fand ich daran auch, dass Terry Pratchett hier seine Leser fordert und in ihre Intelligenz und/oder Neugier vertraut, und nicht jeden Gag zu Tode erklärt, sondern vielmehr in Kauf nimmt, dass man vielleicht den einen oder anderen Witz nicht verstehen wird. Gerade auch von modernen Filmparodien ist man ja genau das Gegenteil gewohnt. Gut gefallen haben mir auch der abwechslungsreiche Einstieg sowie das vor witzigen Einfällen nur so übersprudelnde Finale. Im Mittelteil verlor die Erzählung aber etwas an Tempo, und die Handlung plätscherte etwas gemächlich und ziellos vor sich hin. Auch was die Figuren betrifft, würde ich "Moving Pictures" nicht zu den besten Reihen der Romane zählen. Dank der genialen Parodien auf Hollywood hat mich "Moving Pictures" aber trotz dieser Mankos sehr gut unterhalten.
Bewertung:
4/5 Punkten
Christian Siegel
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