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Mission Farpoint Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: Encounter At Farpoint, Part 2
Episodennummer: 1x02
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 28.09.1987
Erstausstrahlung BRD: 14.09.1990
Drehbuch: Gene Roddenberry, D. C. Fontana
Regie: Corey Allen
Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Denise Crosby als Lt. Tasha Yar, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data, Wil Wheaton als Wesley Crusher
Gastdarsteller: John de Lancie als Q, Michael Bell als Zorn, DeForest Kelley als Admiral McCoy, Colm Meaney als Miles O'Brien, Jimmy Ortega als Lt. Torres u.a.

Kurzinhalt: Captain Jean-Luc Picard hat soeben das Kommando über den Stolz der Sternenflotte, die U.S.S. Enterprise NCC-1701-D, übernommen, und ist auf dem Weg nach Farpoint Station, um die restlichen Mitglieder seiner Crew aufzunehmen. Auf dem Weg dorthin wird das Schiff jedoch von einer Energiebarriere eingekreist. Ein fremdes Wesen, das sich "Q" nennt, erscheint, und verlangt, dass sich die Menschen wieder in ihr Sonnensystem zurückziehen. Sie seien eine wilde, aggressive Spezies, die sich bereits viel zu weit vorgewagt hat. Picard widerspricht und versucht, dem Wesen zu entkommen. Als diese Taktik keine Aussicht auf Erfolg zu haben scheint, lässt er die Untertassensektion abtrennen, damit sich die an Bord befindlichen Familien in Sicherheit bringen können, und stellt sich dem mächtigen Wesen. Es kommt zu einer Gerichtsverhandlung, in der Q als Kläger, Richter und Henker auftritt. Man einigt sich auf einen Test, welcher der Natur der Menschheit auf den Grund gehen soll. Die bevorstehende Mission auf Farpoint Station bietet der Enterprise-Crew ein Rätsel, dessen Lösung darüber entscheiden wird, ob es der Menschheit auch weiterhin erlaubt ist, die Galaxis zu erforschen…

Denkwürdige Zitate: "Permission to clean up the bridge."
(Worf ist scheinbar über den mächtigen Besucher nicht sonderlich erfreut.)

"He calls that a little adventure?"
(Riker staunt, nachdem er die Aufzeichnungen gesehen hat, über die Wortwahl seines neuen Captains.)

"I don't see any points on your ears, boy, but you sound like a Vulcan."
"No, sir. I'm an android."
"Almost as bad."
(McCoys köstlich-bewegender Gastauftritt allein bringt der Episode einen halben Wertungspunkt.)

"Captain, if he's not open to evidence in our favour, where will you go from there?"
"I'll attend to my duty."
"To the bitter end?"
"I see nothing so bitter about that."
(Riker und Picard über Q, und die Bedrohung, die von ihm ausgeht.)

Review: Episodenbild (c) CBS Mehr als 18 Jahre, nachdem die letzte neue "Star Trek"-Episode über den TV-Schirm geflimmert ist, und knapp ein Jahr nach "Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart", feierte "Star Trek – The Next Generation" (oder, wie es hierzulande getauft wurde: "Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert") Premiere. Dabei beamte man sich – wie beide Titel andeuten – von der klassischen Serie ausgesehen noch einmal etwas weiter in die Zukunft. Dadurch konnte man sich einerseits vom Kanon der Filme lösen, andererseits bot es natürlich die Möglichkeit, die gezeigte Technologie grundlegend zu überarbeiten – hatte sich doch seit dem Ende der ersten "Star Trek"-Serie viel getan. Und während die Technologie aus "Raumschiff Enterprise" – allen voran die Computer – knapp 20 Jahre später bereits veraltet wirkten, ist "The Next Generation" als Zukunftsvision nach wie vor plausibel. Zwar mag man in vielerlei Hinsicht bereits heute an dem technologischen Stand angekommen sein, der dort gezeigt wird – aber wenigstens sind wir noch nicht darüber hinaus.

Jedenfalls sah ich 1990, als die Serie auch endlich den Weg in den deutschsprachigen Raum fand, dem Pilotfilm dieser Serie mit viel Vorfreude entgegen – und wurde, trotz einiger Schwächen, insgesamt betrachtet nicht enttäuscht. Bereits der Einstieg ist sehr gelungen. Die neue Intro-Sequenz, mit altem Text, aber "neuer" Melodie (eine Kombination aus Alexander Courage's Hauptthema für die klassische Serie, sowie der von Jerry Goldsmith für "Star Trek – Der Film" komponierten Fanfare) und vor allem einigen netten Tricksequenzen zu den Planeten unseres Sonnensystems, die wir dort nun quasi hinter uns lassen, weiß bereits zu gefallen, und stimmt perfekt auf die Serie ein. Wundervoll dann auch gleich die erste Einstellung, mit der neuen Enterprise, die sich langsam in unsere Blickrichtung "absenkt". Das Design der neuen Enterprise – sowohl innen aber eben auch außen – ist absolut großartig. Man behält die grundlegende Struktur des alten Raumschiffs bei, macht jedoch alles größer, und zugleich schlanker, eleganter und viel moderner. Zwar muss ich gestehen, dass mir das Design der Enterprise-E ebenfalls gut gefällt – doch was die Eleganz betrifft, ist meines Erachtens keines der danach entstandenen Raumschiffmodelle mehr an dieses Design herangekommen. Absolut ikonisch und wunderschön. Unmittelbar darauf erhaschen wir unseren ersten Blick auf den neuen Captain: Während wir seinen Logbuch-Eintrag hören, tritt Jean-Luc Picard aka Patrick Stewart aus dem Schatten, zeigt uns kurz den neuen Maschinenraum, und begibt sich schließlich auf die Brücke – wo ich gleich ein weiteres Mal so richtig ins Schwärmen gekommen bin. Auch hier gilt: Der grundlegende ikonische Aufbau der Brücke wird beibehalten, jedoch deutlich modernisiert und damit aufgewertet.

Episodenbild (c) CBS Das erste Abenteuer der neuen Enterprise sowie ihres Captains ist eine waschechte Mystery-Handlung. Auslöser des Ganzen ist die omnipotente Figur "Q" (wunderbar dargestellt von John de Lancie), die wir nicht zum letzten Mal zu Gesicht bekommen. Anfangs mag es etwas irritieren, dass man gleich in der ersten Folge auf eines der beliebtesten Themen bzw. Bedrohungen aus der klassischen "Star Trek"-Serie – nämlich omnipotente Wesen – zurückgreift, doch dank der herrlichen Darstellung von John de Lancie, vor allem aber auch seinem wundervollen Zusammenspiel mit Patrick Stewart, sah zumindest ich gerne und wohlwollend darüber hinweg. Q ist zweifellos eine der interessantesten Figuren aus dem reichhaltigen Ensemble der Wesen mit übernatürlichen Fähigkeiten. Seine Monologe und Dialoge (meist mit Picard) sind sehr gut geschrieben, und die Idee, dass er als Ankläger, Richter und Henker fungiert und droht, uns in unser eigenes Sonnensystem zurück zu verbannen, ist recht originell und faszinierend. Durchaus beeindruckend auch das Set, in dem die Gerichtsverhandlung stattfindet – allen voran natürlich sein "schwebender" Richterstuhl.

Die Geschichte, die sich in weiterer Folge daraus spinnt, ist eine Mischung aus einem Mysterium, das es zu lösen gilt, sowie einer Vorstellung der Figuren, aber auch des Settings. Denn: Im Gegensatz zur klassischen "Star Trek"-Serie, wo man – egal ob mit "Der Käfig", "Die Spitze des Eisberges" oder "Das letzte seiner Art" – recht unmittelbar in die 5-Jahres-Mission der Enterprise eingestiegen ist, ohne sich lange mit Erklärungen und Hintergrundinformationen aufzuhalten, ist "Mission Farpoint" ein waschechter Pilotfilm. Jede der Hauptfiguren wird uns mehr oder weniger ausführlich vorgestellt, und zumindest einmal kurz charakterisiert. Highlights waren dabei für mich vor allem alle Szenen mit Picard. Vor allem, wie er Riker gegenüber seine Probleme mit Kindern schildert, und ihn darum bittet, ihn davor zu bewahren, sich in deren Anwesenheit zum Affen zu machen, ist ein wunderbarer, ehrlicher Moment, der die Figur für mich enorm aufwertet. Weitere nette kleine Szenen, welche zwar den Erzählfluss etwas aufhalten, aber wichtig sind, um uns die Personen vorzustellen, sind der Besuch im Holodeck (wo Data uns seine übermenschliche Stärke vorführen kann) sowie das Gespräch zwischen Dr. Crusher und Geordi LaForge in der Krankenstation. Sehr gut gefällt mir auch, dass man uns in "The Next Generation" doch tatsächlich einen Klingonen auf der Brücke der Enterprise präsentiert! Und das zu einem Zeitpunkt, wo die Klingonen im Kino (und der Ära von Kirk & Co.) noch die absoluten Erzfeinde waren. Damit wird die in der klassischen Serie mit der gemischten Besatzung an Bord vermittelte Message, dass wir alle eines Tages untereinander Frieden schließen werden, konsequent weitergeführt.

Episodenbild (c) CBS Anderes ist hingegen leider nicht ganz so gelungen. Vor allem das Wiedersehen zwischen Riker und Troi zehrte an meinen Nerven. Nicht nur, dass es an eine fast deckungsgleiche Szene aus "Star Trek – Der Film" erinnert, und den bereits zuvor gewonnenen Eindruck, die beiden wären eigentlich nur Kopien von William Decker und Ilia noch einmal verstärkt, ist das Ganze noch dazu dermaßen kitschig, dass es schwer auszuhalten ist. Auch die Szene zwischen Picard und Dr. Crusher wirkt etwas verkrampft, und will vor allem auch in der Situation, in der sie sich gerade befinden, überhaupt nicht hineinpassen. So gesehen ist es kein Wunder, dass man sich, als man für die deutsche TV-Ausstrahlung 1-2 Minuten wegschneiden musste, just für diese Szene entschieden hat – weshalb man für die DVD-Veröffentlichung dort auf die grauenhafte Video-Synchro zurückgreifen musste. Und auch Wesley Crusher erweist sich leider als kreative Fehlentscheidung. Von den Machern wohl quasi dazu gedacht, alle jungen "Star Trek"-Fans zu repräsentieren (was nirgendwo deutlicher wird als in jener Szene, wo er auf die Brücke gebeten wird), geht dies leider aufgrund mangelnder Glaubwürdigkeit völlig schief. Zumal es Wesley auch bereits hier schon ansatzweise schafft, zu nerven – allen voran, wenn er sich seinen Blick auf die Brücke erquengelt.

Doch nicht nur die Figuren, auch das Raumschiff an sich soll vorgestellt werden. Nicht anders ist es zu erklären, dass Captain Picard gleich hier die Abkoppelung der Untertassensektion befehligt (etwas, von dem man in der klassischen Serie war bereits gehört hat, es dort jedoch nie zu Gesicht bekam), und im weiteren Verlauf der Serie bei scheinbar viel gefährlicheren Situationen darauf vergisst. Die Macher wollen uns halt gleich im Pilotfilm zeigen, was für Stückln die neue Enterprise spielt. Nichtsdestotrotz erfüllen selbst die weniger gelungenen Szenen durchaus ihren Zweck: Sie verleihen den Figuren gleich bei ihrem ersten Auftritt ein Gesicht und Persönlichkeit. Im Gegensatz zu vielen modernen Pilotfilmen, die sich oftmals zu sehr darauf konzentrieren die Geschichte in Gang zu bringen und die Rahmenbedingungen festzusetzen bzw. zu erklären, und darob die handelnden Figuren vernachlässigen, hat man nach "Mission Farpoint" bereits einen sehr guten Eindruck von den Protagonisten, und meint sie nach diesen ersten 90 Minuten bereits zumindest ansatzweise zu kennen. Schade nur, dass diese perfekte Ausgangsbasis in weiterer Folge nicht dafür genutzt wurde, die Charakterentwicklung voranzutreiben – aber das ist eine andere Geschichte. Der Nachteil dieses Ansatzes liegt halt wiederum darin, dass das zugrundeliegende, nicht uninteressante, Mysterium teilweise etwas gar in den Hintergrund rückt, und zudem das Erzähltempo aufgrund der vielen Figuren die es vorzustellen gilt, doch etwas ausgebremst wird. Die Inszenierung hinterlässt jedenfalls insgesamt einen eher holprigen Eindruck: Mal viel zu gehetzt, mal deutlich zu behäbig. Zudem fand ich einige der Kameraeinstellungen nicht optimal gewählt. Vor allem der teilweise sehr starke Zoom auf die Gesichter der Charaktere wirkte doch ein wenig billig.

Episodenbild (c) CBS Insgesamt nimmt man sich jedenfalls doch deutlich zu viel Zeit, um die Handlung zu erzählen – worunter die Dramaturgie des Pilotfilms leider merklich leidet. Man nehme nur beispielhaft die zuvor angesprochene Ab- und wieder Ankoppelung der Enterprise. Beide Sequenzen mögen schön anzuschauen sein, nehmen aber insgesamt gleich mehrere Minuten Sendezeit in Anspruch. Generell kriecht der Pilotfilm stellenweise vor sich hin, wodurch teilweise nicht so recht Spannung aufkommen will. Es hilft auch nicht, dass man als Zuschauer schon viel zu früh erkannt hat, was hier vor sich geht – zu einem Zeitpunkt, wo die Protagonisten noch munter drauflosraten. Ich meine, allerspätestens wenn man auf das fremde Raumschiff im Orbit beamt und die gleichen Korridore vorfindet wie auf der Station, hätte man doch erkennen müssen, was hier los ist. Angesichts der zur Schau gestellten Begriffsstutzigkeit fühlt man sich ja schon fast dazu geneigt, Q's wenig schmeichelhafter Meinung zur Intelligenz der Menschheit zuzustimmen!

Womit wir in gewisser Weise bei einem weiteren wesentlichen Kritikpunkt des Pilotfilms angelangt sind: Nämlich die Angewohnheit des Drehbuchs, das allzu offensichtliche noch einmal offensichtlicher zu machen, damit auch wirklich jeder kapiert, was hier vor sich geht. Das nimmt teilweise derart abstruse Ausmaße an, dass die Figuren letztendlich sogar dazu gezwungen werden, das auszusprechen, was ohnehin für jeden ersichtlich ist. Ein Paradebeispiel gibt es gleich nach dem ersten Auftritt von Q: Da liegt Lt. Torres mit Eis und Schnee bedeckt am Boden, und die Drehbuchautoren müssen Troi unbedingt folgende Worte in den Mund legen: "He's frozen!" Ach nein… Tatsache? Überhaupt weist das Drehbuch bei den Dialogen teilweise doch ein paar Schwächen auf. Ein Beispiel (frei aus dem Gedächtnis zitiert): "Sie sind schon ihr ganzes Leben blind?" "Ja, seit meiner Geburt" – wer hätte das gedacht? Wo wir gerade von Marina Sirtis gesprochen haben: Ich muss gestehen, generell kein allzu großer Fan von ihr bzw. ihrem schauspielerischen Können zu sein, aber gerade auch im Pilotfilm zeigt sie eine schon fast grauenhafte Performance. Wann immer sie etwas fühlen soll, scheint sie als Schauspielerin damit überfordert zu sein, uns diese Gefühle auch plausibel zu vermitteln – weshalb sie teilweise in grauenhaftes Overacting verfällt. Ihre tiefe, emotionslose Stimme macht das ganze leider nicht besser. Jedenfalls fiel es mir beim Pilotfilm schwer, zu entscheiden, was schlimmer ist: Ihre schauspielerische Leistung oder der Minirock, in den man sie gekleidet hat. Ein absoluter Faux Pas der Kostümbildner, der in der Serie Gott sei Dank nicht mehr vorkam (nicht dass die hautenge "Catsuit", die sie danach tragen musste, eine wesentliche Verbesserung darstellen würde.). Immerhin, um den Vorwurf von Sexismus zu vermeiden, darf im Laufe des Pilotfilms auch mal ein Mann in einer solchen Minirock-Uniform herumlaufen. Wirklich besser macht das dieses kostümtechnische Debakel allerdings auch nicht.

Episodenbild (c) CBS Insgesamt kann man jedenfalls festhalten, dass die Stärke der Episode eher in grandiosen Einzelszenen liegt. Neben den bereits erwähnten tollen Szenen erweist sich dabei vor allem der Besuch von Admiral McCoy auf der Enterprise als wesentliche Stärke. Es ist mit Abstand meine Lieblingsszene dieser Folge – sie beginnt sehr witzig, wird aber zum Ende hin, dank des Gastauftritts von DeForest Kelley generell, sowie der grandiosen Musik von Dennis McCarthy, sogar zu einem ansatzweise berührenden Moment, der bei mir jedes Mal aufs Neue für Gänsehaut sorgt. Womit wir schon beim nächsten positiven Aspekt wären: Der Soundtrack von McCarthy weiß wirklich zu gefallen. Mit der Auswahl der Instrumente – wobei er teilweise auch Synthesizer-Klänge in seine Musik einfließen ließ – hat er den Klang der Serie maßgeblich geprägt. Wie auch dem Pilotfilm generell gelingt es auch ihm ganz besonders gut, einzelne Momente perfekt zu akzentuieren – während mir das von ihm komponierte Main Theme, welches als Titelmusik keine Verwendung fand, hier jedoch immer wieder eingestreut wird, offen gestanden nicht ganz so gut gefallen konnte, da es sich schlicht und ergreifend nicht mit der Fanfare von Jerry Goldsmith messen kann.

Was ebenfalls enorm viel zum Gelingen der Episode beiträgt, ist der geniale Schachzug, Patrick Stewart als neuen Captain der Enterprise zu besetzen. Er hat eine unheimlich starke Präsenz und veredelt den Pilotfilm – wie auch die komplette Serie – in jeder seiner Szenen. Absolut großartig! Gleiches gilt für John de Lancie als Q. Die beiden ergänzen sich zudem vor der Kamera absolut perfekt und machen so jede gemeinsame Szene zu einem wahren Genuss. Bis auf Marina Sirtis fallen auch die anderen SchauspielerInnen durchaus positiv auf. Bei Brent Spiner merkt man allerdings noch, dass dieser etwas Zeit gebraucht hat, um in seine ja eigentlich emotionslose Figur hineinzufinden. So scheint er sich z.B. in der Szene auf dem Holodeck richtig zu freuen. Natürlich kann man einwenden, dass er nur die Mimik seiner Kollegen imitiert, dennoch passt es nur bedingt zur Darstellung der Figur, für die man sich im weiteren Verlauf der Serie entschieden hat. Insgesamt muss ich Data aber ganz klar zu den Stärken sowohl der Episode als auch der Serie an sich zählen. Natürlich ist er genau genommen nur eine Abwandlung von Pinocchio, dennoch weiß der Gedanke, einen emotionslosen Androiden als Spock-Ersatz auf die Brücke zu stellen, durchaus zu gefallen. Weitere gefällige Leistungen kommen von Jonathan Frakes und Gates McFadden – während der Rest hier überwiegend noch nicht wirklich etwas zu tun bekommt, um sich zu profilieren und/oder das eigene schauspielerische Talent – oder dessen Abwesenheit – unter Beweis zu stellen. Eine Lanze möchte ich allerdings noch kurz für den oftmals gescholtenen Wil Wheaton brechen. Ganz ehrlich: Dass sich die Drehbuchautoren dazu entschlossen haben, diese Figur in die Stammbesetzung der Enterprise aufzunehmen, und ihn in weiterer Folge sogar ans Steuer zu lassen, ist nicht seine Schuld. Was immer mir an Wesley sauer aufstoßen mag, mit seiner schauspielerischen Leistung hat es jedenfalls nichts zu tun.

Episodenbild (c) CBS Die Synchronisation ist ein bisschen ein zweischneidiges Schwert. Einerseits haben wir die Übersetzung, die es teilweise etwas an Sorgfalt und Eleganz vermissen lässt. Einige Aussagen werden leider leicht verfälscht und verlieren so an Wirkung; z.B. Picards Abschlusssatz ("Let's see what's out there"), der es mir im Original sehr angetan hat, wird in der deutschen Synchronisation mit einem eher lapidaren "Was uns da draußen wohl noch erwartet…" wiedergegeben. Auch beim Humor gelingt es oftmals nicht, diesen erfolgreich ins Deutsche hinüberzuretten. Im Gegensatz dazu wurden die Stimmen – vor allem im Vergleich zur Video-Synchro – äußerst sorgfältig gewählt, und insgesamt eine starke, sehr gute Besetzung gefunden. Vor allem Rolf Schult als Jean-Luc Picard war ein absoluter Glücksgriff – seine Stimme allein ist für mich Grund genug, mir TNG trotz aller Schwächen bei der Übersetzung auch auf Deutsch immer wieder mal anzusehen (zumindest in den ersten 3-1/2 Staffeln). Auch die anderen Sprecher liefern seine sehr gute Performance ab – sogar Eva Kryll in ihrer undankbaren Rolle als Troi, der es zumindest ansatzweise gelingt, Marina Sirtis schauspielerische Leistung etwas aufzuwerten. Und auch Hans-Werner Bussinger darf nicht vergessen werden. Seine Leistung als Q empfinde ich sogar noch eine Spur besser als John de Lancie's eigene sprachliche Performance. Nur schade, dass die Übersetzung nicht ähnlich gut geglückt ist.

Die letzte nennenswerte Stärke sind dann die Spezialeffekte – für die damals ILM verpflichtet wurden. Das Modell der Enterprise ist ungemein detailliert, und auch die anderen Effektszenen sehen einfach nur phantastisch aus. Sie waren damals für TV-Verhältnisse sensationell, und haben auch 25 Jahre später nichts an Qualität eingebüßt. Nichtsdestotrotz kann man sich als Käufer der Blu Ray an leicht überarbeiteten Effekten erfreuen, welche die alte Fassung noch einmal aufwerten, ohne dass die Änderungen zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen würden. Hier wurde wirklich sehr subtil und mit viel Respekt vor dem Originalmaterial vorgegangen. Generell kann ich allen Fans der Serie nur empfehlen, zur Blu Ray zu greifen. Ja, ich weiß. Ihr werdet (so wie ich) mit großer Wahrscheinlichkeit schon die DVD-Boxen zu Hause stehen haben, die – gerade auch in ihrer Erstveröffentlichung – alles andere als billig waren. Und trotzdem lohnt das Upgrade auf die Blu Ray allemal - schon allein aufgrund der phantastischen Bildqualität. Auf der DVD wurde die Serie (insbesondere deren 1. Staffel) von einem extremen rosa Schleier geplagt, der die Farbgebung völlig verzerrt hat. Auf Blu Ray sieht die Serie hingegen so aus, als wäre sie erst gestern gedreht worden. Die Farben sind natürlich, und die Details die zu erkennen sind, lassen einen nur umso ehrfürchtiger die Set-Gestalter etc. bewundern. Nicht vergessen werden darf auch der (englische Original-)Ton. Vor allem die Geräuschkulisse wurde perfekt auf die bis zu sieben Boxen verteilt, und sorgt mit den ausgeprägten Umgebungsgeräuschen (z.B. auf der Brücke) für enorm viel Stimmung und Atmosphäre. Einzig die Musik hätte man für meinen Geschmack noch eine Spur lauter abmischen dürfen, damit diese stärker heraussticht. Davon abgesehen habe ich nicht das Geringste an dieser Veröffentlichung zu kritisieren, und weiß jetzt schon, dass ich auch mit den folgenden 176 Episoden dank der tollen Umsetzung auf Blu Ray noch viel Spaß haben werde!

Fazit: Episodenbild (c) CBS Der Pilotfilm einer Serie ist selten perfekt: Die Produzenten müssen oftmals erst den richtigen Ton finden, mit der Atmosphäre ein wenig herumexperimentieren, und auch die Schauspieler brauchen zumeist ein paar Folgen, um mit ihren Rollen wirklich warm zu werden. Die Doppelfolge "Der Mächtige / Mission Farpoint" bietet hier leider keine Ausnahme, sondern bekräftigt vielmehr diese Regel – sind doch alle angeführten Schwächen auch hier mehr oder weniger präsent. Vor allem die etwas holprige und insgesamt zu ausgedehnt-gemächliche Inszenierung verhindert leider, dass es der Episode gelingt, so richtig zu packen. Positiv fallen in erster Linie die tollen schauspielerischen Leistungen von Patrick Stewart und John de Lancie, das grandiose Design, die für damalige TV-Verhältnisse sensationellen Spezialeffekte von ILM, sowie großartige Einzelszenen wie der Gastauftritt von DeForest Kelley auf. Jedenfalls muss trotz aller berechtigter Kritik abschließend festgehalten werden, dass dieser Pilotfilm seinen Zweck absolut erfüllt: Er stellt uns das Universum, und vor allem die Charaktere, ausführlich vor, und hat darüber hinaus auch noch ein durchaus interessantes Rätsel zu bieten, dass es zu lösen gilt. Alles in allem lässt "Der Mächtige / Mission Farpoint" das große Potential der Serie erahnen, ohne es zu erreichen.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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