Agents of S.H.I.E.L.D. - 1x17: Der Feind an unserer Seite
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Originaltitel: Turn, Turn, Turn Episodennummer: 1x17 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 08. April 2014 Erstausstrahlung D: 23. Mai 2014 (RTL Crime) Drehbuch: Jed Whedon & Maurissa Tancharoen Regie: Vincent Misiano Hauptdarsteller:
Clark Gregg als Phil Coulson,
Chloe Bennet als Skye,
Ming-Na Wen als Melinda May,
Brett Dalton als Grant Ward,
Iain De Caestecker als Leo Fitz,
Elizabeth Henstridge als Jemma Simmons.
Gastdarsteller:
Bill Paxton als John Garrett,
Saffron Burrows als Victoria Hand,
Christine Adams als Agent Anne Weaver,
B.J. Britt als Agent Antoine Triplett,
Charles Halford als Agent Shaw,
James Macdonald als Agent Jacobson,
Dayo Ade als Agent Barbour,
Kylie Furneaux als Agent Shade,
Alex Daniels als Agent Chaimson,
Braden Moran als Agent Jones,
Cameron Diskin als Agent Baylin u.a.
Spoiler-Warnung!
Inhaltsangabe und Review zu "Der Feind an unserer Seite" gehen nicht nur auf die Handlung von "Captain America 2: The Return of the First Avenger" ein, ich bespreche auch alle in der Episode enthaltenen - teils durchaus überraschenden - Wendungen. Wer die Episode noch nicht kennt und sich nicht spoilern lassen will, sollte sich daher besser darauf beschränken, nur das Fazit zu lesen.
Kurzinhalt:
Im "Bus" gehen die Wogen hoch, nachdem entdeckt wurde, dass May ihre Kollege – insbesondere Agent Coulson – ausspioniert hat. Mit einer geladenen Waffe vor dem Gesicht sagt sie aus, dass sie nur an Agent Fury berichtet hat – dieser wäre nach Coulsons Wiederbelebung besorgt gewesen, dass dieser dadurch verändert und vielleicht zu einem feindlichen Agenten gemacht wurde. Kurz darauf dreht das Flugzeug um und wird per Autopilot in die Zentrale beordert. Man erfährt, dass bei SHIELD gerade ein Aufstand im Gange ist. Ursprünglich wurde SHIELD ja gegründet, um die Nazi-Organisation Hydra auszuschalten. Dies ist angeblich auch gelungen – nun stellt sich jedoch heraus, dass SHIELD von Hydra über Jahrzehnte hinweg unterwandert wurde. Eine codierte Nachricht informiert die Verräter darüber, dass es an der Zeit ist, aus dem Schatten hervorzutreten, sich zu erkennen zu geben, und gegen SHIELD zu rebellieren, mit dem Ziel, die Organisation komplett auszulöschen. Niemand weiß mehr, wem er noch trauen kann – lediglich Coulsons Truppe hält so eng zusammen wie eh und je. Victoria Hand ist allerdings davon überzeugt, dass es sich bei mindestens einem von ihnen um einen Hydra-Agenten handelt – und lässt das Flugzeug nach der Landung umstellen…
Review:
Bisher waren das filmische Marvelverse und "Agents of S.H.I.E.L.D." nur sehr rudimentär miteinander verknüpft. Mit "Götterdämmerung" gab es einen eher halbherzigen Versuch, mit einer Episode die als Epilog zu "Thor 2" begann und sich auch danach noch Asgard annahm, aber in Wahrheit mit der Handlung des Films nicht mehr viel zu tun hatte. Zudem gab es am Ende von "0-8-4" einen kurzen (und letztendlich ziemlich überflüssig wirkenden) Gastauftritt von Samuel L. Jackson, und erst vor kurzem durfte in "Widerstand ist zwecklos!" Lady Sif in der Serie auftreten. Davon abgesehen waren beide aber bislang doch stark voneinander unabhängig. Dass sich dies in absehbarer Zeit ändern würde müssen, war mir klar, als ich mir im Frühjahr "Captain America 2" im Kino angesehen habe, in dem SHIELD – und die Hydra-Verschwörung – eine zentrale Rolle spielt, und SHIELD am Ende zerschlagen wird. Das kann man natürlich nicht einfach ignorieren. Und so bekommen wir mit "Der Feind an unserer Seite" nun das erste echte, vollwertige Crossover zwischen den Filmen und der Serie.
Hierzu sei gleich gesagt, dass ich diesem mehr mit Sorge als mit Vorfreude entgegensah – die zumindest auch in Teilbereichen bestätigt wurde. Denn was mich bei "Captain America 2" sehr gewundert hat, war, dass wir dort Agent Coulson – trotz der großen Rolle die SHIELD gespielt hat – nicht zu Gesicht bekamen. Was zumindest mich nur Annahme verleitet, dass Coulson – wenn es nach dem filmischen Marvelverse und seinen Schirmherren geht – nach wie vor tot ist. Zugleich wissen wir aber aus "Agents of S.H.I.E.L.D." eben, dass er wieder/noch am Leben ist. Bislang war dieser Widerspruch, eben dadurch dass beide bislang nicht so viel miteinander zu tun hatten, noch kein großes Problem, doch nun sollen Serie und Film eine stimmige Einheit geben – und ich finde, man merkte es "Der Feind an unserer Seite" teilweise durchaus an, dass sich die Serienmacher damit etwas schwer taten. So wirkt die Episode letztendlich auf mich ungemein funktional: Sie ist weniger dazu da, um Hintergründe über die SHIELD-Verschwörung zu geben oder die Handlung aus dem Film zu vertiefen, als vielmehr, zu erklären, wo zum Henker Coulson eigentlich während dieser Krise war, und warum man ihm in "Captain America 2" nicht zu Gesicht bekam. Diese Funktion mag die Episode zwar durchaus stimmig erfüllen, aber den Vorwurf einer gewissen Zweckmäßigkeit kann ich "Der Feind an unserer Seite" leider nicht ersparen. Dies gilt übrigens auch für Furys angeblichen Tod im Film, der den Machern einen guten Grund dafür gibt, Samuel L. Jackson nicht zeigen zu müssen. Ein weiteres Problem ist, dass die Episode in einem recht kurzen Zeitrahmen angesiedelt zu sein scheint, sich aber über weite Teile von "Captain America 2" erstreckt. Zumindest ich hätte den Eindruck gehabt, dass dort mehr Zeit verstrichen ist, als während "Der Feind an unserer Seite".
Auch die eine große überraschende Wendung ganz am Ende sehe ich etwas zwiespältig. Auf der einen Seite muss ich den Machern hier ein Kompliment aussprechen, da es für mich ein absoluter "WTF"-Moment war, und ich dies nicht im Entferntesten habe kommen sehen. Insofern war ich schon kurzfristig mal ziemlich geflasht. Andererseits hat mich das Ganze in jeglicher Hinsicht an die Nina Myers-Wendung aus "24" erinnert: Auch dort hat es eine Figur erwischt, wo man damit aufgrund ihres Verhaltens zuvor nie im Leben damit gerechnet hätte, und auch bei "Agents of S.H.I.E.L.D." stellt sich mir jetzt nun die Frage, warum Agent Ward ihnen denn dann eigentlich die ganze Zeit über – und insbesondere auch in dieser Folge, als er Skye dabei geholfen hat den Strom abzuschalten und sich dafür allein gegen zahlreiche SHIELD-Agenten entgegenstellte – geholfen hat. Zudem finde ich es schade, dass somit rückwirkend betrachtet jener Moment aus der vorangegangenen Episode, wo ein vermeintlicher Held mal etwas Böses tun durfte (als er den falschen Hellseher kaltblütig erschossen hat), obsolet wurde.
Eher kritisch sehe ich auch die Offenbarung davor, rund um John Garrett. Irgendwie war ja klar, dass einer vom Team ein Hydra-Verräter sein muss, und so überraschend alles rund um Agent Ward auch war, so vorhersehbar und teilweise auch klischeehaft fand ich das mit Garrett. Ich meine, dass man Bill Paxton nicht einfach für eine eher unscheinbare, unwichtige Gastrolle verpflichten würde, konnte man sich ja eigentlich schon fast denken. Und vor allem, dass er sich verplappert, fand ich ungemein klischeehaft. Trotz dieser Kritikpunkte hat mich "Der Feind an unserer Seite" aber insgesamt ganz gut unterhalten; zumal es durchaus auch (ungetrübt) positive Aspekte gab. Gut gefallen hat mir z.B., dass sich jener Agent der mit Simmons im Raum eingesperrt war nicht als einer der Verräter herausgestellt hat. Positiv auch, dass Victoria Hand – trotz ihrer genialen Finte mit der man mir kurzfristig einen ordentlichen Schrecken eingejagt hat – ebenfalls zu den Guten zählt. Denn etwas, dass mir bei solchen Serien gerne schon mal sauer aufstößt ist, wenn so ziemlich jede Figur, die nicht mit allem was unsere Helden fabrizieren einverstanden ist gleich ein Verräter sein muss. Insofern war ich sehr erfreut, dass sich dies als roter Hering herausgestellt hat (und da ich Saffron Burrows sehr gern sehe, hoffe ich, dass Agent Hand doch nicht ganz so tot ist, wie uns das Ende der Episode glauben machen wollte). Sehr gut gefallen hat mir auch die gemeinsame Szene von May und Coulson ca. zur Mitte der Folge. Die Musik von Bear McCreary war wieder einmal sehr gelungen, und seine bedeutungsvoll-bombastische Musik diesmal – im Gegensatz zu einigen früheren Episoden – dem Geschehen auf dem Fernsehschirm auch angemessen. Nett fand ich auch die Idee, die Episode statt mit dem üblichen SHIELD- vielmehr mit dem Hydra-Logo beginnen und enden zu lassen. Am besten hat mir an "Der Feind an unserer Seite" aber der mit "Don't fear the reaper" unterlegte Einstieg gefallen; das war wirklich cool!
Fazit:
Mit "Der Feind an unserer Seite" haben wir nun das erste richtige, vernünftige Crossover zum filmischen Marvelverse, genauer gesagt "Captain America 2" – das von mir erhoffte Highlight ist jedoch ausgeblieben. Dies liegt einerseits daran, dass die Episode teilweise doch etwas zweckmäßig wirkt – insbesondere wenn es darum geht, zu erklären, warum Coulson (der wenn man nur nach den Filmen geht immer noch mausetot zu sein scheint) im Film nicht aufgetaucht ist. Andererseits war "Der Feind an unserer Seite" zwar, wie der Originaltitel andeutet, voller Wendungen, aber nicht alle davon haben mich überzeugt. Die erste fand ich zu vorhersehbar und in der Art und Weise wie sich der Bösewicht verplappert zu klischeehaft, die zweite hat mich zwar voll und ganz überrascht und kurzfristig aus den Socken gehauen, andererseits hat sich bei mir hier das "Nina Myers"-Syndrom bemerkbar gemacht: Sprich, ich bin mir nicht sicher, wie logisch diese Auflösung angesichts der bisherigen ersten Staffel ist. Dennoch hatte die Episode auch ihre guten Seiten: Der Einstieg war genial, die Handlung flott und wendungsreich, es gab einige gelungene Szenen, und einige von mir befürchtete Kritikpunkte erwiesen sich als Finten, und wurden somit von der Episode gekonnt umschifft. Insgesamt lässt sich aus meiner Sicht also festhalten: Es hätte sowohl besser sein als auch schlimmer kommen können.