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Orphan Black - 1x03: Die Vielfalt der Natur Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) BBC/Polyband

Originaltitel: Variation Under Nature
Episodennummer: 1x03
Bewertung:
Erstausstrahlung CAN: 13. April 2013
Erstausstrahlung D: 09. Mai 2014 (ARTE)
Drehbuch: Graeme Manson
Regie: David Frazee
Hauptdarsteller: Tatiana Maslany als Sarah Manning, Dylan Bruce als Paul Dierden, Jordan Gavaris als Felix Dawkins, Kevin Hanchard als Arthur Bell, Michael Mando als Vic, Maria Doyle Kennedy als Mrs. S.
Gastdarsteller: Skyler Wexler als Kira, Inga Cadranel als Angela Deangelis, Kristian Bruun als Donnie, Ron Lea als Gavin Hardcastle, Natalie Lisinska als Aynsley Norris, Millie Davis als Gemma Hendrix, Drew Davis als Oscar Hendrix, Raymond Ablack als Raj Singh, Jean Yoon als Janis Beckwith, Tyler Murree als Forensic Clerk, Christopher Seivright als Bartender, Diana Galligan als Female Cop, Diane Fabian als Ukrainian Landlady u.a.

Kurzinhalt: Sarah trifft sich mit Alison und einer weiteren jungen Frau namens Cosima, und erfährt endlich, was es mit den Doppelgängerinnen auf sich hat: Sie sind Klone. Allerdings wissen sie nicht, von dem wie geschaffen wurden; nur, dass ihr Ursprung in Europa liegt. Alison und Cosima wollen nun den Aktenkoffer von Beth haben, zudem spricht Alison sie auf die 75.000 Dollar an, die als Fonds gedacht sind, mit dem die Klone die Nachforschungen rund um ihre Schöpfung – und jenen Personen die es scheinbar auf sich abgesehen haben – vorantreiben wollen. Trotz dieser Offenbarung ist Sarah vorerst nach wie vor gewillt, sich ihre Tochter zu schnappen und mit dem Geld durchzubrennen. Doch zuerst muss sie es erst wieder von Arthur zurückbekommen – und dafür muss sie sich weiterhin als Beth Childs ausgeben. Am nächsten Morgen wird diese in den aktiven Polizeidienst zurückversetzt. Sarah, die keine Ahnung vom Prozedere der Polizeiarbeit und auch noch nie eine Waffe in der Hand gehalten hat, tut ihr Bestes, um sich ihr fehlendes Wissen nicht anmerken zu lassen und sich soweit als möglich zurechtzufinden. Der erste Fall auf den angesetzt wird macht ihr dies jedoch nicht unbedingt leicht: Denn sie und Arthur sollen den Tod jener Person aufklären, deren Leiche Sarah selbst vergraben hat: Katja Obinger…


Review: Episodenbild (c) BBC/Polyband Gleich zu Beginn der Folge wird das Rätsel rund um die Doppelgänger – das aufgrund einiger Berichte im Vorfeld, die diesen Punkt bereits vorwegnahmen, oder auch für Käufer der deutschen DVD oder Blu-Ray aufgrund der dort aufgedruckten Werbezeile, eh keines mehr war; und auch ohne entsprechende Vorkenntnisse konnte man es sich wohl schon denken – endlich aufgeklärt: Bei Sarah und ihren "Zwillingsschwestern" handelt es sich um Klone. Nachdem es nicht wenige Mystery-Serien gibt, die Angst davor zu haben scheinen, die zentralen offenen Fragen ihrer Prämisse zu beantworten, war ich erfreut, dass man dies im Falle von "Orphan Black" nicht noch weiter ausgedehnt hat. Zumal sich daraus natürlich – in bester Mystery-Tradition – wieder zahlreiche weitere Fragen ergeben, die in weiterer Folge für Spannung sorgen werden, wie: Wer ist für das Klonexperiment verantwortlich? Welches Ziel wurde damit verfolgt? Sind Sarah & Co. Teil einer sozialpolitischen Studie? Wie kam es dazu, dass Mütter die auf der ganzen Welt verstreut sind sie zur Welt brachten? Und wer hat es auf die Klone abgesehen?

Auch abseits dieser spannenden Fragen gelang es "Die Vielfalt der Natur" wieder, mich sehr gut zu unterhalten. Am beeindruckendsten finde ich an der Serie nach wie vor die schauspielerische Leistung von Tatiana Maslany, die hier nun gleich in zwei weitere völlig unterschiedliche Rollen schlüpft; zusätzlich zu "Soccer Mum Bitch" Alison und Hauptfigur Sarah. Sie verändert dabei nicht nur ihre Mimik und ihre Geste, sondern auch subtil ihre Stimme, und schafft es so, jedem der Klone eine eigene Identität zu geben. Zudem schlüpft Sarah ja auch wieder in die Rolle von Beth, wobei sich die Eskalation der Ereignisse, die mir insbesondere in der Pilotfolge so positiv aufgefallen ist, hier nun fortsetzt. Zwar kann Sarah mit Beths Freigabe für den Polizeidienst einen Teilerfolg erzielen – allerdings hat sie wohl nicht bedacht, wie es danach weitergeht. Sie hatte wohl gehofft, sich gleich das Geld zu schnappen und sich dann aus dem Staub zu machen, doch Arthur macht ihr einen Strich durch die Rechnung, und so muss sie tatsächlich Dienst als Polizistin verrichten – ohne Ausbildung, ohne jegliche Erfahrung, ohne die Leute zu kennen oder etwas über die Abläufe, Verfahren und so weiter zu wissen… und natürlich auch, ohne je eine Waffe in der Hand gehalten zu haben. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, wird sie zu allem Überfluss auf den Mord an Katja Obinger angesetzt, deren Leiche sie selbst verscharrt hat. Vor allem diese Wendung fand ich einfach nur genial, und es sorgte für eine enorm spannende Ausgangssituation, da die Polizisten teilweise gegen Sarah ermitteln, und auf der anderen Seite ihr aber dabei helfen können, die Identität des Killers herauszufinden. Sie muss die Ermittlungen also in der einen Richtung behindern, und andererseits dabei helfen, um sich und die anderen Klone zu schützen.

Episodenbild (c) BBC/Polyband All dies führt zu zwei ganz besonders starken Momenten: Einerseits das Schießtraining mit Alison, dass es den beiden erlaubt hat, sich ein bisschen näher zu kommen. Zudem gefiel mir der Gedanke, dass Alison hier nun an Sarah jenes Training weitergibt, dass sie selbst von Beth erhalten hat, und sich so in gewisser Weise ein Kreis schließt. Und auch die Wendung, dass Alison über das Geld Bescheid weiß, sorgte dafür, dass sich die Schlinge um Sarah wieder einmal enger zog. Zudem bescherte uns dieses Schießtraining dadurch, dass Felix kurzfristig als Babysitter eingesprungen ist, die bislang amüsanteste Szene der Serie ("Look, Mum, we're crossdressers!"). Der spannungstechnische Höhepunkt der Folge war dann natürlich, wie Sarah und Arthur das Apartment untersuchen und auf den Killer stoßen. Arthur wird angeschossen, und Sarah nimmt allein die Verfolgung auf. Tatiana Maslanys Schauspiel finde ich ja generell beeindruckend, aber gerade auch in dieser Szene war sie phantastisch, da sie uns keine Sekunde lang vergessen lässt, dass Sarah eben nicht Beth und damit auch kein Cop ist, sondern eine normale Zivilistin, die mit dieser Situation völlig überfordert ist.

Als sie den Killer stellt – oder eher umgekehrt – erleben sowohl sie als auch der Zuschauer eine Überraschung, mit der man die Vermutung, dass jene Organisation die für das Klonexperiment zuständig war dieses nun zu vertuschen sucht, auf den Kopf zu stellen scheint: Stellt sich der Killer doch vielmehr als Killerin, und als weiterer Klon heraus. Helena ist in Russland aufgewachsen, und hat – wenn man nach den Narben auf ihrem Rücken geht – eine schwere Kindheit hinter sich. Jedenfalls ist mit ihr ein weiteres interessantes, rätselhaftes Element zur Serie dazugekommen. Zudem stellt sich auch die Frage nach ihrem Motiv: Kann sie den Gedanken nicht ertragen, dass mehr Menschen auf der Welt herumlaufen, die im Prinzip die gleiche Person sind (genetisch betrachtet)? Ist sie eine religiöse Fanatikerin (wie die Bibelstellen andeuten) die das Experiment als schändlichen, unheiligen Eingriff in die Natur ansieht und deshalb vor hat, alle Klone – und zuletzt sich selbst – zu töten? Jedenfalls ist es mit dieser Offenbarung gelungen, mich auf die Fortsetzung schon wieder sehr gespannt warten zu lassen – zumal ich nun nach der erwarteten Auflösung rund um die Klone, die irgendwann mal kommen musste – überhaupt keine Ahnung mehr habe, was als nächstes passieren wird, und was ich erwarten soll, was ich sehr faszinierend finde und so richtig genieße. Zuletzt noch zwei Worte des Lobes: Einerseits an die Effekte, was die Kombination dreier Aufnahmen von Tatiana Maslany betrifft; denn diese sind wirklich makellos. Und andererseits an die Inszenierung, die diesmal mit einigen netten Bildern (z.B. das Gespräch zwischen Sarah und Mrs. S am Strand, oder das Feld in dem der abgetrennte Barbie-Kopf entdeckt wird; letzteres fand ich überhaupt von der Idee her genial, wenn man bedenkt, dass es wie von den Klonen unzählige genau gleich aussehende Barbie-Puppen gibt) und atmosphärischen Szenen (wie der Nebel zu Beginn, oder die Erstürmung des Apartments).

Fazit: Episodenbild (c) BBC/Polyband Zu Beginn von "Die Vielfalt der Natur" wird endlich auch für den – allfälligen – unbedarften Zuschauer geklärt, was es mit den Doppelgängerinnen auf sich hat. Leider war ich dahingehend schon gespoilert; umso erfreulicher, dass man diese Auflösung nicht noch länger hinausgezögert hat. Ein angenehmer Nebeneffekt: Nachdem ich eine solche Szene schon erwartet hatte, und eben diese nun hinter uns liegt, habe ich nun wirklich nicht mehr die geringste Ahnung, wo uns die Serie hinführen wird. Aber so lange die Reise auch weiterhin so spannend, wendungsreich und unterhaltsam bleibt, ist mir das eigentlich auch egal. "Die Vielfalt der Natur" hat es jedenfalls wieder sehr gut geschafft, die Eskalation der Ereignisse voranzutreiben, und Sarah von einer misslichen Lage in die nächste zu manövrieren. Dabei wurden aber auch neuerlich ruhige Charakterszenen nicht ausgespart, in denen sie uns näher vorgestellt wurde. Ich mochte die Grundidee, dass Sarah zu einem gewissen Grad gegen sich selbst ermitteln muss, und die Wendung rund um den Killer hat mich wirklich überrascht. Darüber hinaus war die Episode sehr atmosphärisch inszeniert (und dabei mit einigen netten Bildern und Einstellungen gespickt), und Tatiana Maslany begeistert mich nach wie vor mit ihrem abwechslungsreichen Schauspiel. Der ganz große emotionale und/oder Wow-Moment mag zwar noch nicht dagewesen sein, dennoch war auch "Die Vielfalt der Natur" wieder eine sehr gelungene Folge, nach der ich mich schon wieder auf die Fortsetzung der Geschichte freue.

Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2013 BBC/Polyband)




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