Originaltitel: The Cord and the Ax Episodennummer: 2x03 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 03. Juli 2014 Erstausstrahlung D: 04. Juli 2014 (SyFy) Drehbuch: Allison Miller Regie: Michael Nankin Hauptdarsteller:
Grant Bowler als Joshua Nolan,
Stephanie Leonidas als Irisa Nyira,
Julie Benz als Amanda Rosewater,
James Murray als Niles Pottinger,
Tony Curran als Datak Tarr,
Jaime Murray als Stahma Tarr,
Jesse Rath als Alak Tarr,
Nicole Munoz als Christie Tarr,
Graham Greene als Rafe McCawley,
Dewshane Williams als Tommy LaSalle,
Trenna Keating als Doc Yewll.
Gastdarsteller:
Noah Danby als Sukar,
Anna Hopkins als Jessica Rainer,
Kristina Pesic als Deirdre Lamb,
Ryan Kennedy als Josef Mirch,
Robin Dunne als Irathient man,
Jessica Nichols als Bertie,
Kevin Shand als Raiga,
Monica Parker als Bailey Riggs,
Katie Douglas als Young Irisa/Irzu,
Lizz Alexander als Fishmonger,
Miguel Anthony als Warder Gilson u.a.
Kurzinhalt:
Irisa steht nach wie vor unter dem Bann von Irzu. Als diese ihr aufträgt, Bertie anzugreifen, versucht sie sich zwar zu wehren, doch dann verliert sie das Bewusstsein und als sie wieder aufwacht steht sie über der reglosen Liberata. Als die McCawleys ihr Verschwinden bemerken, wird Nolan damit beauftragt, den Fall zu untersuchen. Er und Tommy ermitteln somit unbewusst gegen Irisa, und auch sie selbst ist auf den Fall angesetzt. Als sich die Schlinge immer enger zieht, flüchtet Irisa in den Wald, um zu verhindern, dass auch noch andere Menschen die ihr am Herzen liegen unter Irzus Einfluss leiden. Währenddessen erfährt Datak, dass Stahma in seiner Abwesenheit die Kontrolle über seine Organisation übernommen hat – und ist danach so entschlossen wie nie zuvor, das Gefangenenlager so rasch als möglich zu verlassen. Als Doc Ywell einen Deal mit Bügermeister Pottinger aushandelt, scheint seine Chance gekommen zu sein…
Review:
Eines der Dinge, die mich an Serien und/oder Filmen immer besonders frustriert ist, wenn die Macher ganz offensichtlich ein bestimmtes Ziel verfolgen, dieses jedoch dann nicht erreichen. "Defiance" ist hierfür ein typisches Beispiel. Praktisch von Anbeginn bemüht man sich, etwas frecher, mutiger und eine Serie mit Ecken und Kanten zu sein, und scheint – zumindest aus meiner Wahrnehmung heraus – den Anspruch einer Art "Game of Thrones" im SF-Genre zu haben. Ein Ziel, dass man regelmäßig klar verfehlt, weil letztendlich – ob aufgrund der Beschränkungen bei Kabelsendern, weil SyFy sie zurückpfeift, oder weil den Machern dann doch der Mut fehlt, lässt sich von hier natürlich nicht beurteilen – die letzte Konsequenz fehlt. Wie eben z.B. beim Mord von Alak am Ende der letzten Folge, wo er vom Opfer dann schließlich praktisch dazu gezwungen wurde, ihn zu töten, aus Selbstverteidigung (erschwerend kommt noch hinzu, dass hier nicht nur der letzte Mut fehlt, sondern ich ähnliche Rückzieher mittlerweile auch einfach schon zu oft gesehen habe, weshalb es noch dazu abgedroschen, klischeehaft und fad wirkt). Und in "Schmerzhafte Trennungen" ging es diesbezüglich leider munter weiter.
Zuerst wäre da einmal Irisa. Bisher dachte ich, Irzu würde sie – aus welchem Grund auch immer – wirklich dazu zwingen, Leute umzubringen. Ich bin nun wahrlich kein blutrünstiger Mensch und im realen Leben die Sanftmütigkeit in Person, aber bei meinen Serien und Filmen darf es ruhig schon mal etwas düsterer zugehen, und da wäre eine – unfreiwillig – mordenden Hauptfigur genau nach meinem Geschmack gewesen. Doch leider: Es hat nicht sollen sein. Denn in "Schmerzhafte Trennungen" (im Übrigen hab ich keine Ahnung, worauf sich dieser deutsche Titel bezieht; wer mag mich aufklären?) erfahren wir nun, dass sie sie nicht umbringt, sondern sie vielmehr von Irzu übernommen und ebenfalls in ihren Dienst gestellt werden. Womit wir auch schon wieder beim Klischeehaften angekommen wären; ich weiß echt nicht, wie oft ich so etwas mittlerweile im SF-Bereich gesehen habe, weiß aber, dass ich jetzt nicht noch eine Serie mit einer entsprechenden Bedrohung gebraucht hätte. Auch im Hause Tarr geht die Reihe der nicht-ganz-so-mutigen Szenen weiter. Zu Beginn lässt sich zwar Alak fast verführen, aber natürlich konnte er es nicht wirklich durchziehen; wir können ja nicht riskieren, dass der die Sympathie der weiblichen Teenies die einschalten (?) verliert. Deshalb hat die Gute gerade rechtzeitig noch den Toten erwähnt und Alak kam gerade noch rechtzeitig zur Vernunft. Gähn. Auch hier gilt wieder: Ähnliche Szenen kenne ich nun wahrlich schon zur Genüge.
Zum Abschluss gab es dann tatsächlich noch einen hervorstechenden Moment, der mir grundsätzlich sehr gut gefallen hat. Wie Datak nach Hause kommt, sich ins Bad begibt… dieses hat für Castithaner ja generell einen hohen Stellenwert, der seit Anbeginn der Serie herausgestrichen wurde. Hier kommt nun noch hinzu, wie Datak den Schmutz des Gefängnisses und damit auch das Gefängnis selbst abstreift und hinter sich lässt. Die Szene war zudem perfekt inszeniert, mit dem schönen, melancholischen Lied im Hintergrund, dem Verzicht auf Dialoge und Soundeffekte, und der klinisch weißen Umgebung des castithanischen Badezimmers, das in starkem Kontrast zur düsteren Wendung steht, als Datak beginnt, Stahma zu ertränken. Aber auch hier lässt es "Defiance" leider an der letzten Konsequenz vermissen – bei "Game of Thrones" wäre das nämlich das Ende der Figur gewesen. So war es zwar wundervoll Inszenierung, aber letztendlich viel Lärm um Nichts. Erschwerend kommt noch hinzu, dass hiermit ein weiterer Schritt zur Wiederherstellung des altbekannten Status Quo gemacht wurde. In meinem Review zu "Das Geheimnis meines Lebens" hatte ich erst noch geschrieben, dass jetzt nur noch fehlt, dass Datak und Yewll aus dem Gefängnis rauskommen, und eine Woche später ist es schon so weit. Und dabei war der entsprechende Kommentar von mir eigentlich eher scherzhaft bzw. hämisch als prophezeiend gedacht.
Trotz dieser markanten Kritikpunkte hat mich "Schmerzhafte Trennungen" insgesamt wieder etwas besser unterhalten als die letzte Episode. Die Handlung entwickelte sich flott weiter, die Folge war wieder einmal sehr schön anzusehen (wobei insbesondere die mit starkem blauen Licht unterlegten Szenen im Wald für mich hervorstachen, die ganz ähnliche Szenen aus der vorletzten Folge der 1. Staffel wiederspiegelten), es gab einige knackige Dialoge ("How's the finger?" "Feels like someone cut it off.") und gelungene Szenen. Was letztere betrifft, seien u.a. jener Moment erwähnt, als Nolan zu befürchten beginnt, Irisa könnte hinter Berties Verschwinden stecken und die Liberata umgebracht haben, Alak, der seinem Vater den Mord am General vorwirft, sowie Irisa, die sich zuerst mit Sukar trifft und danach als sie befürchtet nun auch ihn getötet zu haben in den Wald geht um sich selbst umzubringen – was Irzu allerdings nicht zulässt. Ein sehr starker, düsterer Moment, der für mich allerdings durch die zuvor bereits erwähnte Wendung, dass sie die Leute nicht wirklich umbringt sondern lediglich auf irgendeine Art und Weise verändert (Irzu spricht sogar davon, dass sie sie "rettet" – was immer das heißen mag), rückwirkend doch deutlich an Wirkung eingebüßt hat. Immerhin wurde der Mythologie der Serie mit den – sehr interessanten – Rückblenden auf die Ereignisse auf dem Schiff (haben sie etwa versucht, das Terraforming abzubrechen?) sowie der – wenig originellen – Offenbarung rund um die "übernommenen" Personen zwei neue Puzzleteile hinzugefügt, was mir das Gefühl gab, dass sich diese Handlung zumindest ein bisschen weiterbewegt. Und so klischeehaft das mit ihren "Drohnen" oder was auch immer auch sein mag, so stellt es zumindest die nicht uninteressante Frage in den Raum, was Irzu genau vor hat. Jetzt hoffe ich nur, dass die Antwort dazu spätestens im Staffelfinale folgt, und man uns nicht noch eine weitere Staffel vertröstet.
Fazit:
Es ist frustrierend, mitzuerleben, wie eine Serie versucht etwas zu sein, was ihr jedoch dann letztendlich nicht gelingt. Keine Episode von "Defiance" machte mir das bisher so deutlich wie "Schmerzhafte Trennungen". Man wäre gerne gewagt und kantig, doch es fehlt an der letzten Konsequenz, und als Ergebnis daraus wirkt das ganze teilweise doch sehr bemüht. Zudem erreicht man beim Versuch, sich von der Konkurrenz abzuheben oftmals genau das Gegenteil, und stolpert von einem Klischee ins Nächste. Als Beispiele seien die nun doch nicht mordende Irisa – dafür gibt’s den Angriff der Fäden-Parasiten – der doch nicht Christie betrügende Alak sowie der dann doch nicht seine Frau umbringende Datak genannt. Dessen Rückkehr ins traute Heim setzte auch meine Kritik aus den letzten beiden Episoden fort, dass sich die Serie momentan eher rückwärts als vorwärts bewegt, und man verzweifelt versucht, den vor dem Staffelfinale vorherrschenden Status Quo wieder herzustellen – was nun endgültig abgeschlossen sein dürfte. Doch trotz dieser Kritik war die Episode insgesamt durchaus unterhaltsam. Mir gefiel, dass Nolan quasi gegen Irisa ermitteln musste. Die Rückblenden auf die Ereignisse im Raumschiff waren mysteriös und boten ein weiteres interessantes Puzzlestück für die Mythologie. In erster Linie ist es aber der großartigen Inszenierung – die uns einige schöne Bilder bescherte – sowie der famos in Szene gesetzten letzten Szene zu verdanken, dass sich "Schmerzhafte Trennungen" trotz einiger enttäuschender Momente wenigstens noch über eine durchschnittliche Wertung freuen kann.