Originaltitel: First Contact Episodennummer: 4x15 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 18.02.1991 Erstausstrahlung BRD: 09.03.1994 Drehbuch: Marc Scott Zicree, Dennis Russell Bailey, David Bischoff, Joe Menosky, Ronald D. Moore & Michael Piller Regie: Cliff Bole Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data, Wil Wheaton als Wesley Crusher Gastdarsteller:
George Coe als Avel Durken,
Carolyn Seymour als Mirasta Yale,
George Hearn als Berel,
Michael Ensign als Krola,
Steven Anderson als Nilrem,
Sachi Parker als Tava,
Bebe Neuwirth als Lanel u.a.
Kurzinhalt:
Der Planet Marconia ist kurz davor, einen funktionsfähigen Warpantrieb zu konstruieren und mit diesem ins All vorzustoßen. Deshalb hat die Föderation Beobachter auf den Planeten gesandt, die über ihr Volk mehr Informationen einholen sollen. In der letzten Phase der Mission werden sie dabei von Will Riker unterstützt. Doch der Commander wird bei einer von Terroristen ausgelösten Explosion schwer verletzt und in ein Krankenhaus gebracht, wo die oberflächliche Veränderung seines Aussehens eine rgenauen medizinischen Untersuchung nicht stand hält. Die Ärzte staunen nicht schlecht – und vermuten schon bald, einen Besucher von einem anderen Planeten vor sich zu haben. Nachdem er das Bewusstsein wiedererlangt, tut Riker zwar sein bestes, um diese Vermutung zu zerstreuen, doch seine Lügen sind nicht sehr überzeugend. Währenddessen nimmt Captain Picard mit Mirasta Yale Kontakt auf – jener Wissenschaftlerin, welche die Entwicklung des Warpantriebs leitet. Man erzählt ihr von der Föderation und den vielen anderen Welten im All, und bringt sie kurz darauf sogar auf die Enterprise. Normalerweise verfolgt die Föderation bei Erstkontakten ja ein ganz bestimmtes Protokoll, doch Rikers Verschwinden zwingt den Captain dazu, den Zeitplan vorzuziehen, und sich bereits vor dem ersten Warpflug zu erkennen zu geben. Mirasta Yale stellt den Captain schließlich Kanzler Avel Durken vor. Doch Gerüchte über außerirdische Besucher machen schon bald die Runde – und nicht alle sind der Crew der Enterprise wohlgesonnen…
Denkwürdige Zitate:"One of the things we monitor are your broadcast signals, your journalism, your music, your humour. Try to better understand you as a people." "I hate to think how you would judge us based on our popular music and entertainment."
(Und das ganze ist seit der Ausstrahlung der Episode nur noch viel schlimmer geworden!)
"This morning, I was the leader of the universe as I knew it. This afternoon, I am only a voice in a chorus."
(Kanzler Durken angesichts des ersten Kontakts mit einem außerirdischen Volk)
"Now, will you help me?" "If you make love to me."
(Manchmal muss ein Sternenflottenmann halt einfach tun, was ein Sternenflottenmann tun muss.)
"Will I ever see you again?" "I'll call you the next time I pass through your star system."
(Manche Lügen kommen scheinbar nie aus der Mode.)
"Durken would choose to welcome your people with arms open and eyes closed."
(Krola zu Riker, kurz bevor er mit dem Phaser auf sich schießt.)
Review:
Normalerweise achte ich bei "Star Trek – The Next Generation" ja nicht zu sehr auf die Credits, also wer die Episode geschrieben und/oder inszeniert hat. Bei "Erster Kontakt" war die entsprechende Einblendung aber praktisch nicht zu übersehen, angesichts der stolzen sechs Personen, denen das Drehbuch zu dieser Episode zugeschrieben wird. Angesichts der Tatsache, dass der Spruch "Zu viele Köche verderben den Brei" üblicherweise durchaus auch auf TV-Episoden und Filmen anzuwenden ist – denn meist ist es kein gutes Zeichen, wenn es so viele Drehbuchautoren braucht um eine Story zu bändigen, und oftmals entsteht dabei auch ein etwas uneinheitlicher Ton bzw. Stückwerk, statt einem harmonischen Ganzen - empfand ich nicht unbedingt als sonderlich vertrauenerweckend. Und auch wenn es letztlich nicht so schlimm wie von mir befürchtet, ist der eine oder andere entsprechende Kritikpunkt leider nicht von der Hand zu weisen. So macht "Erster Kontakt" tonal einige ziemlich starke Sprünge. Am deutlichsten sticht diesbezüglich wohl das unmoralische Angebot an Riker hervor. So amüsant die Szene auch sein mag, zum Rest der Folge will es irgendwie nicht wirklich passen. Und da seine Flucht letztendlich ja ohnehin nirgends hinführt, könnte man rückwirkend schon die Sinnfrage stellen.
Die entsprechende Zeit wäre vermutlich bei Berel besser aufgehoben gewesen. Zumindest ich hätte es schön gefunden, wenn man ihn nicht gar so als intriganten Hardliner dargestellt oder uns zumindest eine Beweggründe dafür gezeigt hätte. Denn so war er leider doch ein ziemlicher eindimensionaler Bösewicht. Da wäre aus meiner Sicht mehr drin gewesen. Worunter "Erster Kontakt" leider auch wieder stark leidet, ist die mangelnde Spannung. Da man einen Tod Rikers nie in Betracht zieht, erweist sich seine Verletzung als dementsprechender spannungstechnischer Rohrkrepierer. Und auf der anderen Seite wird uns leider nie so recht bewusst gemacht, was genau denn eigentlich bei diesem Erstkontakt auf dem Spiel steht, weshalb auch dieser Teil der Handlung nicht so recht zu packen vermag. Im Hinblick auf "Enterprise" stechen zudem Picards Worte über den Erstkontakt mit den Klingonen als Kontinuitätsfehler hervor. Am meisten hat mich aber die Vorhersehbarkeit gestört – denn von dem Moment an, wo Mirasta Yale empfiehlt, Avel Durken nichts von Riker und den anderen Beobachtern zu sagen, ist klar, dass sie diese Entscheidung später in den Hintern beißen wird. Und genau so kommt es dann ja auch. Trotzdem haben die Episode im Allgemeinen und das Drehbuch im Speziellen auch ihre guten Seiten. Am besten hat mir die Grundidee gefallen, dass wir einen Erstkontakt – bzw. generell eine Episode – mal aus der Sicht der Außerirdischen erleben. Aus meiner Sicht hätte man dabei sogar ruhig noch eine Spur konsequenter sein dürften, denn auch wenn man grundsätzlich durchaus darauf achtet, uns (mit wenigen Ausnahmen) nur solche Momente zu zeigen, bei denen zumindest ein Malconianer zugegen ist, gibt es im Gegenzug auch relativ wenige Szenen, die gänzlich ohne die Enterprise-Crew auskommen. Zumeist sind zumindest Riker oder Picard zugegen. Nichtsdestotrotz konnte mir die Grundidee sehr gut gefallen, und sorgte dafür, dass sie sich allein aufgrund dieses Perspektivenwechsels recht deutlich von anderen Episoden der Serie abhebt.
Gut gefallen haben mir auch die Anspielungen auf UFO-Gerüchte auf der Erde, wie z.B. rund um Roswell. Egal ob die Erwähnung eines Wasserballons oder die Gerüchte über einen Außerirdischen in medizinischer Behandlung, hier wird auf unterhaltsame Art und Weise Öl ins Feuer der Ufologen gegossen. Auch optisch machte die Episode wieder einiges her. Vor allem in die Sets auf dem Planeten ist einiges an Zeit, Aufwand und Geld geflossen. Und auch wenn "Erster Kontakt" jetzt nicht unbedingt eine sonderlich effektlastige Episode ist, aber die Einstellung der Enterprise im Orbit des Planeten stach für mich als herrlich altmodisch hervor, da sie die typischen entsprechenden Szenen aus der klassischen Serie wiederspiegelte. Die letzte wesentliche Stärke ist dann der nicht ganz so glückliche Ausgang des Geschehens, als Kanzler Durken wohl oder übel einsehen muss, dass sein Volk für solch eine Offenbarung noch nicht bereit ist. Zwar kann ich mich offen gestanden nicht entscheiden, ob es mir gefällt oder ich es doch problematisch finde, dass Captain Picard Mirasta Yale erlaubt, an Bord zu bleiben; zumal es dem Ende wieder ein bisschen an Tragik nimmt. Dennoch war das definitiv besser, als es hätte sich alles in Friede Freude Eierkuchen-Manier aufgelöst.
Fazit:
Halbzeit! Mit "Erster Kontakt" sind wir nun genau bei der Hälfte der Serie angekommen, und es liegen sowohl ein paar schlechte als auch ein paar grandiose Abenteuer hinter – und ebenso vor – uns. "Erster Kontakt" ist keines von beidem, sondern vielmehr wieder einmal eine Episode, bei der sich die Stärken und Schwächen ziemlich genau ausbalancieren. Die Grundidee, den Erstkontakt mit eine Zivilisation aus Sicht der Einwohner zu zeigen, aus deren Sicht wir die Außerirdischen sind, hat zwar etwas, und sorgt auch dafür, dass die Episode aufgrund der unbekannten Perspektive recht abwechslungsreich ist. Allerdings hätte das Konzept noch etwas verfeinert und besser ausgearbeitet gehört – und das, obwohl eh schon sechs Autoren am Drehbuch mitgewirkt haben. Eben dies ist ein weiteres Problem, denn teilweise entsteht ein etwas inhomogener Eindruck, wobei vor allem Rikers sexuelle Eskapade, so amüsant sie für sich genommen auch sein mag, nicht so wirklich zum Rest der Folge passen will. Berel war mir als Bösewicht etwas zu eindimensional, echte Spannung wollte wieder einmal nicht so recht aufkommen, und darüber hinaus leidet "Erster Kontakt" teilweise auch an akuter Vorhersehbarkeit – was der Spannung natürlich ebenfalls nicht unbedingt zuträglich ist. Dafür fand ich einige Andeutungen in Richtung UFO-Hysterie auf der Erde ganz nett, die Episode soweit ganz unterhaltsam, die Sets gut gesignt, und auch die Effekte waren wieder makellos. Die letzte wesentliche Stärke ist aber der nicht ungetrübt verlaufende Ausgang des Geschehens. Letztendlich ist es auch das, was "Erster Kontakt" dann doch noch zumindest die durchschnittliche Wertung sichert.