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Sherlock - 3x03: Sein letzter Schwur Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) BBC one/Das Erste

Originaltitel: His Last Vow
Episodennummer: 3x03
Bewertung:
Erstausstrahlung UK: 12. Januar 2014
Erstausstrahlung D: 09. Juni 2014 (Das Erste)
Drehbuch: Steven Moffat
Regie: Nick Hurran
Hauptdarsteller: Benedict Cumberbatch als Sherlock Holmes, Martin Freeman als Dr. John Watson.
Gastdarsteller: Lars Mikkelsen als Charles Magnussen, Amanda Abbington als Mary Morstan, Mark Gatiss als Mycroft Holmes, Rupert Graves als Greg Lestrade, Una Stubbs als Mrs Hudson, Louise Brealey als Molly Hooper, Andrew Scott als Jim Moriarty, Jonathan Aris als Anderson, Lindsay Duncan als Lady Smallwood, Yasmine Akram als Janine, Tom Brooke als Bill Wiggins, Wanda Ventham als Mrs Holmes, Timothy Carlton als Mr Holmes u.a.

Kurzinhalt: Sherlock Holmes wird auf den möglicherweise mächtigsten Mann der Welt angesetzt: Charles Augustus Magnussen, ein Medienmogul, der in einem geheimen Archiv alle möglichen Geheimnisse und kompromittierenden Informationen zu allen möglichen Menschen auf der ganzen Welt gesammelt hat, und diese damit erpressen und kontrollieren kann. Jeder von uns hat gewisse Schwachstellen – und Charles Augustus Magnussen kennt sie alle. Jedes finstere Geheimnis ist in seinem – völlig analogen, weshalb es sich auch nicht hacken lässt – Archiv hinterlegt. Da er sich in der Vergangenheit für den englischen Geheimdienst auch schon mal als nützlich erwiesen hat, befiehlt Mycroft seinem Bruder, die Angelegenheit nicht weiter zu verfolgen – doch Sherlock denkt gar nicht daran, den Fall einfach so abzugeben. Er scheint schon fast eine persönliche Abneigung gegen Magnussen zu hegen. In seinem Bestreben, ihn zu Fall zu bringen, schreckt er weder vor einer weiteren Drogeneskapade noch davor zurück, seine neue Freundin schamlos auszunutzen. Als es John Watson und ihm dann schließlich gelingt, in Magnussens Büro einzudringen, erwartet sie jedoch eine schockierende Überraschung…


Spoiler-Warnung! Das nachfolgende Review beinhaltet Spoiler, und geht unter anderem auch auf eine überraschende Wendung in letzter Sekunde ausführlich ein. Betreten der nachfolgenden Spoiler-Zone auf eigene Gefahr!


Review: Episodenbild (c) BBC one/Das Erste 85 Minuten lang war "Sein letzter Schwur" – trotz vereinzelter kleinerer Kritikpunkte zwischendurch – auf dem besten Weg, die zweite Höchstwertung der Serie, nach "Ein Skandal in Belgravia", einzustreichen… ehe mich die Wendung in letzter Sekunde aus meiner Jubelstimmung gerissen hat. Doch der Reihe nach: Gleich mit der ersten Szene, dem Verhör und Magnussens nachfolgendem Treffen mit der Anklägerin – schafft man es gekonnt, seine Gefährlichkeit zu verdeutlichen. Über jeden im Raum hat er Informationen, er kennt all ihre Stärken und Schwächen. Die Umsetzung seines Wissens mit dieser Art Google Glasses war verdammt gut – und optisch interessant – umgesetzt. Zwar fragte ich mich nach der Offenbarung, dass sein Archiv analog ist, kurzfristig, wie dann die Daten auf die Brille kommen, aber im gleichen Moment fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Es handelt sich einfach um eine optische Darstellung seines Rechercheprozesses, so wie bei Sherlocks Deduktionen. Auch die Offenbarung rund um seinen "mind palace" – etwas, auf dass man in dieser Staffel schon öfters referenziert hat – fand ich interessant. Jedenfalls: Aufgrund dieser Hinweise war die Offenbarung am Ende für mich zwar nicht mehr unbedingt überraschend, dennoch hat mich Magnussen als würdiger Gegner für Sherlock voll und ganz überzeugt. So in etwa hätte ich mir auch die Darstellung von Moriarty vorgestellt und gewünscht!

Etwas, dass kurzzeitig ebenfalls ordentlich überrascht – ehe Sherlocks wahren Absichten mit ihr deutlich werden – ist die Offenbarung, dass er seit der Hochzeit mit Marys Trauzeugin liiert ist. Sherlock hat eine Freundin? Da war ich kurz ebenso baff wie der völlig verblüffte Watson, der es einfach nicht glauben kann. Die entsprechenden Momente waren mal etwas anderes, erlaubten uns, einen anderen Blick auf Sherlock Holmes zu werfen und ihn in einer ungewöhnlichen Situation zu beobachten, und haben mir deshalb sehr gut gefallen. Dennoch war es letztendlich eigentlich wenig überraschend, als sich herausstellte, dass er mit ihr alles andere als hehre Absichten verfolgt. In seinem Bestreben, Magnussen zu stellen, schreckt er selbst vor einem falschen, verlogenen Heiratsantrag nicht zurück. Sehr gut gefallen hat mir auch die erste Begegnung zwischen ihm und Magnussen kurz zuvor. Auch hier gilt wieder: So in etwa hätte ich mir die Interaktionen zwischen ihm und Moriarty gewünscht. Einzig auf das in den Kamin pissen hätte ich verzichten können. Das war mir dann als Verbildlichung seiner Macht – er markiert quasi sein Revier – doch etwas zu übertrieben und plakativ. Davon abgesehen aber ein toller Machtkampf, den Magnussen klar für sich entscheidet. Sehr gut umgesetzt war auch der Einbruch in sein Penthouse. Wie Sherlock zuerst verschiedene Varianten durchspielt und Watson schildert, was passieren und wie sie scheitern würde – um sich dann mit Hilfe seiner Freundin doch noch erfolgreich hineinzuschleichen. Als er Magnussen dann wider erwarten dort antrifft kommt es zur ersten großen überraschenden Wendung der Folge, und zudem zum Hauptgrund, warum "Sein letzter Schwur" bei mir nur knapp an der Höchstwertung vorbeigeschrammt ist.

Episodenbild (c) BBC one/Das Erste Zugegeben, ich kann mir vorstellen, dass der eine oder andere dies anders sehen wird. Aber ich fand die Szene, als Sherlock plötzlich Mary mit geladener Waffe gegenübersteht und er von dieser erschossen wird, einfach nur phantastisch. Die Einblendung von "Liar" überall rund um sie herum. Die Rückblicke auf die bisherigen Hinweise, dass sie etwas zu verbergen hat, die sowohl von Sherlock als auch von mir übersehen wurden. Generell war diese Sequenz mit dem langsam fallenden Sherlock, der sich in seinen Gedankenpalast zurückzieht (wo er in einem Kerker auch Moriarty eingesperrt hat) phantastisch umgesetzt, und sowohl inhaltlich (die Deduktion ob er nach vorne oder hinten fallen muss, um zumindest eine geringe Chance zu haben, den Schuss zu überleben) als auch inszenatorisch (sein langsamer Fall) ungemein beeindruckend. Für mich war diese Szene jedenfalls ganz klar der Höhepunkt der dritten "Sherlock"-Staffel. Der einzige kleine Kritikpunkt, den man an dieser Begegnung anbringen könnte: Dass Mary Magnussen just zu dem Zeitpunkt überfällt, wo auch Watson und Sherlock bei ihm einbrechen, ist schon ein ziemlich großer Zufall, und ansatzweise unplausibel.

So packend die folgenden paar Minuten, wo man sich als Zuschauer fragt was genau es mit Mary auf sich hat, auch sein mögen, aber nach dem tollen Dialog der beiden im Korridor kommt auch schon der zweite kleinere Kritikpunkt: Denn gerade wo Mary zu einer Antwort ansetzt und beginnt, ihnen ihre Geschichte zu erzählen, machen wir auf einmal einen Zeitsprung zu Weihnachten. Irgendwie haben Moffat und Gatiss diese Zeitsprünge als neues Stilmittel entdeckt, und wie ein Kleinkind dass ständig mit einem neuen Geschenk spielt dass es erhalten hat, bauten sie es in jede Episode der dritten Staffel ein – und das teilweise auch unmittelbar beim dramaturgischen Höhepunkt, dessen Dramaturgie dadurch leider völlig unterbrochen wurde. Siehe das mit der Bombe im U-Bahn-Wagon in "Der leere Sarg". Holmes hat Watson gerade gesagt, dass er die Bombe nicht entschärfen kann, und auf einmal blenden wir zu seiner Erklärung, wie er den Sturz überleben konnte. Auch "Im Zeichen der Drei" war voller Zeitsprünge, wobei man es gerade auch bei den Vorbereitungen zur Rede meines Erachtens übertrieben hat. Und hier hüpft man dann just wenn der Zuschauer gespannt ist zu erfahren, wie es mit Mary weitergeht, ein paar Wochen oder Monate in die Zukunft. Das ist nicht clever, sondern frustrierend. Kurzfristig kannte ich mich echt nicht aus und dachte schon, meine Blu-Ray hätte einen Fehler, und wäre plötzlich in ein falsches Kapitel gesprungen. Die Szene davon war hingegen wirklich stark, vor allem als wir und Mary erkennen, dass Watson auf dem Stuhl sitzt. Und auch das Gespräch danach in der Baker Street war phantastisch – wie auch die versöhnliche Szene zu Weihnachten. Individuell konnte all das begeistern. Ich wünschte nur, man hätte sich die Zeitsprünge erspart.

Episodenbild (c) BBC one/Das Erste Sei's drum. Das Finale war dann jedenfalls wieder sehr spannend, und konnte mir gefallen. Wie Holmes seine Familie und auch Mary ausschaltet, und zusammen mit Watson zu Magnussens Haus aufbricht (im Übrigen eine beeindruckende Location, die hier für die Dreharbeiten gefunden wurde!), fand ich phantastisch. Die Offenbarung rund um das leere Archiv konnte ich dann zwar wie gesagt schon vorhersehen; zugleich machte mir dies auch den Ausgang des Geschehens recht offensichtlich. Denn wenn alles wirklich nur in seinem Kopf gespeichert ist, gibt es eine ganz einfache Lösung, wie man die Bedrohung durch ihn ausschalten kann – die von Sherlock Holmes dann ja auch gewählt wird. Allerdings muss ich zugeben, in dieser Szene doch etwas an Magnussens angeblicher Genialität gezweifelt zu haben. Eigentlich hätte ihm bewusst sein müssen, dass er ein zu großes Risiko eingeht, wenn er Holmes sein Geheimnis anvertraut. Aber vermutlich suchte er, so wie viele andere größenwahnsinnigen Bösewichte vor ihm, nach Anerkennung von der einen einzigen Person, die sie in etwa auf ihrem Niveau einstuften.

Den Ausgang des Geschehens fand ich dann auch noch sehr gelungen. Wie Mycroft letztendlich genau das bekommt was er wollte, und Sherlock Holmes für einen gefährlichen sechsmonatigen Undercover-Einsatz vom MI-6 rekrutiert wird. Der Abschied zwischen ihm und John Watson am Flugfeld war auch wunderbar; hier wurden zum Glück auch endlich wieder Emotionen nicht als Gag verwendet, wie bei "Der leere Sarg", was ihren Abschied durchaus berührend gemacht hat. Wenn man die Staffel tatsächlich mit dem davonfliegenden Sherlock beendet hätte, hätte ich der vierten Staffel mit großer Vorfreude entgegengesehen. Denn Series 3 hat sich in meinen Augen – nach dem noch etwas enttäuschenden Einstieg, der darunter litt, das mich nicht wirklich überzeugende Finale der zweiten Staffel aufzuarbeiten – kontinuierlich gesteigert, und am Ende wären Gatiss und Moffat alle Optionen offen gestanden, was den weiteren Verlauf der Serie betrifft. Doch anstatt die dritte Staffel wohlig und voller Möglichkeiten ausklingen zu lassen, gibt es mit Moriartys Rückkehr wieder einen WTF-Moment; und statt mich auf die vierte Staffel schon zu freuen, sehe ich dieser nun vielmehr mir großer Sorge entgegen. Ich war noch nie ein Freund von Moriartys Umsetzung in der Serie, wobei ich dies weniger Andrew Scott (der macht bzw. spielt ja nur, was man ihm sagt) als den Produzenten vorwerfe. Für mich war Moriarty einfach nie bedrohlich; insofern hatte "Der Reichenbachfall" trotz aller enttäuschender Elemente wenigstens etwas gutes, nämlich das die Angelegenheit nun beendet schien und man sich anderen, würdigeren Widersachern zuwenden konnte. Und nun meinen sie also, ihn unbedingt zurückholen zu müssen… und das schlimme daran: Egal ob er leibhaftig wieder zurück ist oder sie einen auf "Saw" machen, es wird mir nicht gefallen. Ersteres würde wieder – wie schon bei Holmes – die Frage aufwerfen, wie zum Teufel er seinen Tod vortäuschen konnte (und bei ihm wäre ein Überleben noch unplausibler als bei Holmes, wenn man bedenkt, dass er sich vor unseren Augen in den Mund geschossen hat). Und letzteres wäre einfach nur ungemein einfallslos und unoriginell. "Miss me?" NO!

Episodenbild (c) BBC one/Das Erste Soviel zum Inhalt. Was die Produktionsqualität betrifft, gibt es auch bei "Sein letzter Schwur" wieder einmal nicht das Geringste zu mäkeln und im Gegenteil viel zu loben. Die schauspielerischen Leistungen waren wieder einmal phantastisch, wobei sich diesmal vor allem auch Martin Freeman wieder so richtig profilieren konnte, dank der Offenbarung rund um Mary. Auch Amanda Abbington (im Übrigen auch im wirklichen Leben die Partnerin von Martin Freeman) konnte hier zum ersten Mal so richtig ihr Talent durchblitzen lassen. Benedict Cumberbatch war so genial wie immer, und Lars Mikkelsen fand ich in der Rolle von Charles Magnussen ebenfalls phantastisch. Die Inszenierung war ebenfalls auf dem gewohnt hohen Niveau, und bestach mit zahlreichen wunderschönen Bildern, hochwertig inszenierten Szenen (wie Sherlocks "Fall) und beeindruckenden Einstellungen. Und auch die Musik von Michael Price und David Arnold ist mir hier wieder einmal wirklich positiv aufgefallen. Nachdem sie sich in den ersten beiden Episoden eher damit begnügt haben, auf bereits bestehende Themen aufzubauen, haben sie für "Sein letzter Schwur" ein paar schöne neue Motive komponiert. Was die technische Umsetzung betrifft, unterstrich jedenfalls auch die letzte Folge der dritten Staffel den Anspruch von "Sherlock", zu den besten Serien der Gegenwart zu zählen.

Fazit: Rund 88 Minuten war "Sein letzter Schwur", trotz zwei kleiner Kritikpunkte zwischendurch (der zufälligen Begegnung von Sherlock Holmes und Mary Watson bei Magnussen, sowie dem irritierenden Zeitsprung zu Weihnachten) auf Höchstwertungskurs – ehe mir Moriartys Auftauchen nicht nur diese Episode, sondern auch die Vorfreude auf die vierte Staffel gründlich verdorben hat. Da wir jedoch von 2 Minuten aus 90 sprechen, kann und will ich die restliche Episode wegen dieser Wendung nicht zu sehr abstrafen. Denn alles was davor kam war wirklich phantastisch. Magnussen war ein toller Bösewicht (wenn auch mit einer ziemlich offensichtlichen Achillesferse) und seine Begegnungen mit Sherlock Holmes prickelten nur so vor Spannung, die schauspielerischen Leistungen waren wieder einmal auf höchstem Niveau, die Inszenierung erneut ungemein hochwertig und mit zahlreichen beeindruckenden Szenen und Bildern gespickt, und die Musik von David Arnold und Michael Price hat mir auch schon lange nicht mehr so gut gefallen, wie hier. Die größte Stärke der Episode war für mich aber die überraschende Wendung rund um Mary, alles rund um diese Offenbarung fand ich einfach nur phantastisch. Umso bedauerlicher, dass ich mich – nun nachdem man die Serie in meinen Augen endlich wieder auf Kurs gebracht hatte – auf die vierte Staffel angesichts der Wendung in letzter Sekunde nicht wirklich freuen kann. Für die dritte Staffel schuf man mit "Sein letzter Schwur" aber jedenfalls einen überzeugenden, gefälligen und stellenweise sogar begeisternden Abschluss.

Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2014 BBC one/Das Erste)




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