Kurzinhalt:
Zeit seines Lebens hat sich Carrot ja eigentlich für einen Zwerg gehalten, der halt nur groß gewachsen ist. Nun verraten ihm seine Eltern die Wahrheit: Sie haben ihn eines Tages auf der Straße gefunden und adoptiert – dennoch ist er ein Mensch. Nun, da er das Erwachsenenalter erreicht hat, schicken sie ihn unter seine Leute, genauer gesagt nach Ankh Morpork, wo er der Nachtwache beitreten soll. Diese ist allerdings längst nicht mehr jene glanzvolle Institution, wie sie Carrots Großvater in Erinnerung hatte. Das Abstellgleis für all jene, die etwas angestellt haben oder aber sonst zu nichts taugen, besteht die Nachtwache nur mehr aus vier Mitgliedern, die mehr damit beschäftigt sind, die Zeit anzusagen und den Bewohnern der Stadt zu versichern dass alles in Ordnung ist, als Verbrechen zu bekämpfen und Menschen zu beschützen. Carrot tritt der Nachtwache hingegen voller Idealismus bei, und zieht sich sogleich den Unmut des Patriziers Lord Vetinari zu, als er ein Mitglied der Diebesgilde verhaftet – die jedoch von diesem legalisiert wurden. Schon bald hat die Nachtwache allerdings ganz andere Probleme als Carrots Übereifer. Einige Bewohner der Stadt berichten davon, einen Drachen gesehen zu haben, und eines Tages werden die Wächter dann selbst Zeuge eines Angriffs. Aber Drachen gelten seit Ewigkeiten als ausgestorben – wie kann es also sein, dass ein solches Biest die Stadt unsicher macht? Mit Hilfe des Bibliothekars der Unsichtbaren Universität und einer Züchterin von Sumpfdrachen versuchen sie, den Drachen aufzuspüren und ihm Einhalt zu gebieten…
Review:
Nach dem Abstecher zu den Pyramiden führt uns "Guards! Guards!" wieder nach Ankh Morpork zurück, und macht uns mit der Nachtwache bekannt. Deren Mitglieder wurden mit trotz ihrer Eigenheiten und ihrer jetzt nicht überaus motivierten Arbeitseinstellung rasch sympathisch, und auch mit konnte ich mich durchaus identifizieren. Er sprach den jungen Idealisten in mir an, der schon lange dem erfahreneren Zyniker Platz machen musste. So gesehen bot mir "Guards! Guards!" dank Carrot in gewisser Weise eine Art Zeitreise in meine eigene Vergangenheit. Jedenfalls empfand ich Carrot mit seinem Idealismus, seiner Unerfahrenheit und seiner Naivität als sympathischen Führer durch die Handlung. Wunderbar auch die Gesellschaftsordnung von Ankh Morpork. Da und dort hat man zwar bereits von den Gilden erfahren, hier wird allerdings noch einmal etwas genauer und ausführlicher darauf eingegangen, wie das ganze eigentlich funktioniert – und was sich Lord Vetinari überhaupt dabei gedacht hat. Und auch einiges an Gesellschaftskritik schwingt wieder mit – wie z.B. in diesem fantastischen Satz des gekrönten Drachen: "You have the effrontery tob e squeamish. But we were dragons. We were supposed to be cruel, cunning, heartless, and terrible. But this much I can tell you, you ape: We never burned and tortured and ripped one another apart and called it morality." Dieser Satz hat mich wirklich angesprochen, und ich hörte sogar kurz auf zum Lesen, um ihn setzen zu lassen.
Am besten hat mir an "Guards! Guards!" die erste Hälfte gefallen. Die Handlung kommt schnell in Schwung, es macht Spaß, die einzelnen Mitglieder der Nachtwache kennenzulernen und mitzuerleben, wie Carrot diese mit seinem Idealismus aufmischt. Wunderbar auch die Geheimtreffen der "Eludicated Brethren of the Ebon Night", die einerseits ungemein amüsant zu lesen sind, und andererseits aber auch auf erschreckende Art und Weise beschreiben, wie sich Menschen von einem charismatischen Anführer manipulieren und zu schrecklichen Taten verführen lassen. Die Handlung selbst ist herrlich wendungs- und abwechslungsreich; ich hätte nie im Leben erraten, dass sich die Geschichte so entwickeln wird, was das Lesen sehr spannend und interessant gemacht hat. Auch die Dialoge sprießten wieder einmal vor Humor und Wortwitz nur so über. Die größte Stärke waren für mich aber wieder einmal Pratchetts amüsante Kommentare und Beschreibungen, die hier wieder stärker vertreten waren als bei "Pyramids", wo doch eher die Handlung im Zentrum stand, und ich den typischen Discworld-Schreibstil etwas vermisst hatte. Generell steckt "Guards! Guards!" voller Humor, und fährt mit zahlreichen Gags und amüsanten Szenen auf, was den Roman für mich wieder einmal sehr unterhaltsam gemacht hat. Lediglich nach der ersten Hälfte gibt es einen kleinen Durchhänger, bis zum dann wieder gelungenen Showdown, und auch der Ausklang hat mich bei anderen Scheibenwelt-Romanen schon mehr vom Hocker gerissen. Davon abgesehen bot "Guards! Guards!" aber wieder einmal sehr gute und amüsante Fantasy-Unterhaltung!
Fazit:
Bei "Guards! Guards!" konnte mich vor allem der wieder höchst amüsante Schreibstil von Terry Pratchett, der vor Wortwitz nur so überschäumt, sowie die wunderbaren Dialoge begeistern. Die Handlung selbst wusste ebenfalls zu gefallen, schlug einige – für mich – unvorhersehbare Haken, und blieb, von einem kleinen Durchhänger abgesehen, immer unterhaltsam. Trotz allem Humors, der für den überaus hohen Unterhaltungswert des Romans sorgt, vergisst Terry Pratchett aber auch wieder nicht auf nachdenklichere, gesellschaftskritische Töne, um die er den Roman bereichert. Insgesamt hat mich "Guards! Guards!" jedenfalls wieder einmal glänzend unterhalten.
Bewertung:
4/5 Punkten
Christian Siegel
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