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Star Wars: Die Kundschafter Drucken E-Mail
Die Vorgeschichte zu Timothy Zahns "Thrawn"-Trilogie Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 18 Mai 2014
 
Titel: "Die Kundschafter"
Originaltitel: "Outbound Flight"
Bewertung:
Autor: Timothy Zahn
Übersetzung: Michael Nagula
Umfang: 475 Seiten
Verlag: Blanvalet
Veröffentlicht: 10. März 2008
ISBN: 978-3-442-36898-3
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Kurzinhalt: Eine Gruppe von Piraten stößt am Rande der Galaxis auf eine Flotte der bisher innerhalb der Republik unbekannten Chiss – humanoide Wesen mit dunkelblauer Haut und stechend roten Augen. Angeführt wird die Flotte von Commander Mitth'raw'nuruodo, der sich kurz darauf bei einem Zusammenstoß mit einer feindlichen Flotte als begnadeter Taktiker erweist. Er möchte mehr über die Republik in Erfahrung bringen, und besteht darauf, dass die drei Piraten – Captain Dubrak Qennto, Maris Ferasi und Jorj Car'das – für einige Wochen als "Gäste" seinem Schiff bleiben. Vor allem Car'das, der die Sprache der Chiss lernt, beginnt schon bald, Respekt vor dem Commander zu empfinden, und langsam beginnt sich zwischen den beiden ein Band des Vertrauens einzustellen. Dann trifft man allerdings nicht weit vom Raum der Chiss entfernt auf zwei Droidenkontrollschiffe der Handelsföderation. Diese stehen unter dem Kommando von Vizekönig Siv Kav und Kinman Doriana, ein enger Berater von Kanzler Palpatine, der jedoch in Wahrheit mit Lord Sidious im Bunde steht. In eben dessen Auftrag sind sie auch unterwegs – sollen sie doch das extragalaktische Flugprojekt unter dem Kommando von Jedi-Meister Jorus C'Baoth vernichten, ehe dieses die Galaxis verlassen kann. Doch Commander Mitth'raw'nuruodo gelingt es dank seiner taktischen Überlegenheit mit Leichtigkeit, die Kontrolle über die Schiffe und die Droiden zu übernehmen. Als sowohl die besagten sechs Dreadnoughts des extragalaktischen Flugprojekts sowie eine Flotte von Vagaari – ein Volk von Sklavenhaltern, und erklärte Feinde der Chiss – eintreffen, kommt es zu einer Raumschlacht, die Ereignisse in Gang setzt, die noch Jahrzehnte später in der Galaxis widerhallen werden…


Review: Als Timothy Zahn Anfang der 90er seine unvergleichliche und unerreichte erste "Thrawn"-Trilogie schrieb mit dem er die Ereignisse aus der "Star Wars"-Trilogie fortsetze, und damit – von einigen Marvel-Comics, Alan Dean Fosters ursprünglich als Fortsetzung zu "Star Wars" geplanter Roman "Skywalkers Rückkehr", sowie den drei Abenteuer von Lando Calrissian und Han Solo abgesehen – das Erweiterte Universum so wie wir es heute kennen (und es in Bälde zu Grabe getragen wird) begründete, war die Prequel-Trilogie wohl noch nicht einmal ein kleines Saatkorn in George Lucas Geist, aus dem sich schließlich der Gedanke einer solchen formen sollte. Dementsprechend konnte Timothy Zahn – damals noch unter Aufsicht von George Lucas, der die ersten Romane absegnete – seiner Phantasie freien Lauf lassen, und zwar sowohl was die Zukunft der weit weit entfernten Galaxis als auch die Vorgeschichte zu seiner Erzählung betrifft. Nachdem die Prequel-Trilogie dann aber fertig war, schien sich seine Fortsetzungsreihe nicht mehr so recht mit eben dieser in Einklang bringen zu lassen. Und so gab man ihm die Möglichkeit, in "Die Kundschafter" von jenem extragalaktischen Flugprojekt zu erzählen, dass in seiner Trilogie noch eine große Rolle spielen sollte, und zudem einige spätere Figuren – allen voran natürlich Commander Thrawn und Jorus C'Baoth – einzuführen. Womit er die beiden Trilogien und vor allem auch das Post-OT-Erweiterte Universum und die Prequel Trilogie näher zueinander bringt.

In gewisser Weise ist dies aber sogleich mein erster Kritikpunkt: Denn leider wird gelegentlich deutlich, dass "Die Kundschafter" nicht aus rein künstlerischen Überlegungen entstanden ist, einfach weil Timothy Zahn die Vorgeschichte zu seinen Trilogien erzählen wollte – sondern vielmehr, weil er dies quasi musste, wenn er seine früheren Werke mit der Prequel-Trilogie in Einklang bringen will. Dadurch hat das Ganze etwas den Eindruck einer Pflichtübung. Darüber hinaus machte "Die Kundschafter" auf mich teilweise auch einen etwas funktionalen Eindruck, schien der Zweck der Erzählung dessen künstlerischer Freiheit und dem Unterhaltungswert teilweise etwas im Weg zu stehen. Erschwerend kommt nun noch das Problem jedweder Prequels hinzu: Der Ausgang des Geschehens ist uns in groben Zügen bereits bekannt – es ist somit nur mehr eine Frage davon, wie genau es soweit gekommen ist. Einer der größten Stärken von Zahns beiden Thrawn-Trilogien war für mich, dass man nie wusste, was als nächstes passieren wird. Von "Die Kundschafter" kann man dies leider nicht behaupten. Zuletzt sei auch noch vorsichtig ein möglicher Kontinuitätsfehler erwähnt, wobei ich auch gleich festhalten muss, dass es mittlerweile mehr als 10 Jahre her ist, dass ich seine erste "Zahn"-Trilogie zum ersten Mal gelesen habe, weshalb ich mir nicht 100%ig sicher bin, ob ich alles noch richtig in Erinnerung habe, aber… fand man auf dem Dreadnought nicht Klone vor?

Von diesen Kritikpunkten abgesehen kann "Die Kundschafter" aber überzeugen – und vor allem angesichts der Tatsache, dass ich mich unmittelbar davor durch Jude Watsons "Jedi Quest"-Reihe durchgequält habe, war Timothy Zahns Schreibstil eine Offenbarung. Vor allen die ersten paar Seiten, mit dem amüsanten Geplänkel zwischen den Piraten und dem packenden Einstieg rund um den Angriff durch Thrawn, haben mich gleich wieder daran erinnert, warum ich Timothy Zahn so schätze, und warum er der möglicherweise beste Autor ist, den das erweiterte "Star Wars"-Universum vorzuweisen hat. Auch die Interaktion zwischen Anakin und Obi-Wan war genau so wie ich mir das vorstelle, und nach Watsons überwiegend misslungener Darstellung eine echte Wohltat. Auch wenn die beiden nur vergleichsweise eine Gastrolle einnehmen, empfand ich ihren kurzen Auftritt eben deswegen als große Stärke. Gut gefallen haben mir auch die Intrigen von Sidious, und wie er als er erfährt dass sich Obi-Wan und Anakin an Bord des Flugprojekts befinden einen Weg findet, um sie – im Wissen ob des bevorstehenden Angriffs – von dort wegzulocken. Nett fand ich auch, dass Zahn – für alle, welche den Roman vielleicht lesen ohne die Original-Trilogie oder "Die Rache der Sith" zu kennen, die Wendung rund um Sidious und Palpatine bewahrt. Und generell hat mir einfach gut gefallen, wie Zahn hier die Lücke zwischen seinen Trilogien und den Prequels schließt.

Auch wenn die Eckpunkte vielleicht schon bekannt gewesen sein mögen, war es doch interessant, die Vorgeschichte dieses zum Scheitern verdammten Flugprojekts so unmittelbar mitzuerleben. Zahn gelingt es dabei überaus gut, einen Weg zu finden, dass sich die Puzzleteile hier und aus seiner Thrawn-Trilogie zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen. Besonders gelungen fand ich jenen Moment, als Jedi Jinzler und Thrass erfahren, dass sich die wenigen Überlebenden genau in jenem Dreadnought befinden, auf dem sie eigentlich landen wollten – und dazu gezwungen sind, zu deren Wohl ihr eigenes Leben zu opfern. Hier konnte mich "Die Kundschafter" wirklich begeistern. Darüber hinaus profitiert der Roman natürlich auch vom Auftritt von Commander Thrawn. Dieser zählt – gleich nach Mara Jade – zu meinen absoluten Lieblingsfiguren aus dem erweiterten Universum, weshalb ich jedes Abenteuer mit ihm, in dem er auch wieder sein taktisches Geschick unter Beweis stellen darf, begrüße. Und vor allem was das betrifft kann "Die Kundschafter" alle von mir gehegten Erwartungen erfüllen, beschreibt er doch einen taktischen Geniestreich nach dem anderen. Auch den Fall des Jedi Meisters Jorus C'Baoth mitzuverfolgen, dessen Arroganz und Machtstreben ihn schließlich auf die dunkle Seite führt, war durchaus interessant. Auftritte anderer aus dem erweiterten Universum bekannter Figuren, Zahns hochwertiger Schreibstil, sowie zahlreiche nette Dialoge und packende Szenen runden das überwiegend positive Gesamtbild ab.


Fazit: Zwar merkt man "Die Kundschafter" teilweise etwas an, dass Timothy Zahn diese Vorgeschichte weniger deshalb geschrieben hat, weil es ihm aus künstlerischem Interesse ein Anliegen war, als vielmehr seine Thrawn-Trilogie zu retten und in Einklang mit den Prequels zu bringen (etwas, das rückwirkend betrachtet nun als vergebene Liebesmüh' erscheint, hat der Disney-Konzern doch in seiner enden wollenden Weisheit nun ohnehin entschieden, das komplette erweiterte Universum ins Reich der besseren Fan Fiction zu verbannen). Zudem leidet der Roman wie alle Prequels etwas darunter, dass die Eckpunkte sowie der Ausgang des Geschehens soweit schon bekannt sind. Davon abgesehen konnte mir "Die Kundschafter" aber sehr gut gefallen, und war vor allem nach den 11 mäßigen "Jedi Quest"-Geschichten von Jude Watson eine echte Wohltat. Timothy Zahn ist und bleibt halt einfach einer der besten (wenn nicht gar der beste) Autoren aus dem erweiterten "Star Wars"-Universum, und selbst ein nicht 100%ig überzeugender Zahn ist immer noch besser als 90% der restlichen darin verfassten Literatur. Was er auch bei "Die Kundschafter" dank der kongenialen Verknüpfung zwischen den Prequels und dem erweiterten Universum, seinem gehobenen, humorvollen und packenden Schreibstil, zahlreichen gelungenen Momenten sowie den teils wundervollen Dialogen bzw. generell den gefälligen Interaktionen zwischen den Figuren unter Beweis stellt. Trotz kleinerer Mängel ist "Die Kundschafter" somit für alle "Star Wars"-Fans eine Pflichtlektüre.

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel





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