Kurzinhalt:
Durch Atombombentests wird ein Urzeitmonster aus seinem Unterwassergefängnis befreit. Nachdem es nicht mehr genug Fische im Meer findet, um sich zu ernähren, fällt er über eine nahegelegene Insel und deren Bewohner her. Dort erzählte man sich schon seit längerem die Geschichte eines großen Monsters, des Godzilla, der in den Untiefen des Meeres lauert. Nun scheint diese Legende wahr geworden zu sein. Doch mit dem Angriff auf die Insel ist Godzillas Hunger noch lange nicht gestillt. Der riesige feuerspeiende Saurier bewegt sich vielmehr auf die Millionenstadt Tokio zu – und versetzt deren Bewohner in Angst und Schrecken. Das japanische Militär greift ihn mit allem an, was sie zur Verfügung haben, doch vergeblich. Alle Waffen prallen harmlos an seinem dicken Panzer ab. Die einzige Hoffnung auf Rettung der Menschheit ist ein japanischer Wissenschaftler, der eine neue Massenvernichtungswaffe entwickelt hat, die Lebewesen sämtlichen Sauerstoff entzieht. Doch dieser hat Angst davor, mit seiner Erfindung an die Öffentlichkeit zu gehen, aus Angst vor den Folgen, falls seine Waffe in die falschen Hände geraten sollte…
Review:
Ich schließe nicht aus, als Kind mal über einen der "Godzilla"-Filme gestolpert zu sein, aber grundsätzlich verbindet mich zu diesen japanischen Monster- bzw. Kaiju-Filmen nichts (was wohl ein Mitgrund dafür ist, dass mich "Pacific Rim" weniger begeistert hat, als dies bei manch anderen Genre-Freunden der Fall war). Wirklich in Erinnerung war mir – blasphemischerweise – bislang lediglich (und just) die umstrittene und vielgescholtene Neuinterpretation von Roland Emmerich, für die ich anno dazumal sogar ins Kino gepilgert bin. Das anstehende Remake von Gareth Edwards (dessen "Monsters" mir Ende 2010/Anfang 2011 sehr gut gefallen konnte) schien mir nun der richtige Zeitpunkt zu sein, um diese filmhistorische Lücke zu schließen, und zumindest ausgewählte "Godzilla"-Filme nachzuholen. Den Anfang machte dabei selbstverständlich der Ur-Godzilla, also der Monsterfilm-Klassiker aus 1954. Jener Film, mit dem alles begann, sozusagen – zumindest was die Kaiju-Filme betrifft. Und auch wenn man dem Film sein Alter – immerhin wird der feuerspeiende Riesensaurier heuer schon 60 Jahre alt – ansieht, hat mir "Godzilla" insgesamt sehr gut gefallen.
Was mir dabei interessanterweise am besten gefallen hat – und bedeuten könnte, dass mir andere "Godzilla"-Filme vielleicht nicht mehr ganz so zusagen könnten – ist, dass es zumindest in meinen Augen nicht wirklich ein Monster-Film ist. In "Godzilla" findet sich so viel Subtext, der sich vielschichtig interpretieren lässt, und über den sich ganze Doktorarbeiten schreiben ließen. So kann man Godzilla selbst als Analogie auf die Atomwaffen der Amerikaner betrachten – das Monster, das durch die Japaner selbst (durch den Angriff auf Pearl Harbor) "geweckt" wurde. Generell durchzieht den kompletten Film eine gefällige warnende Message, was Atom- bzw. Massenvernichtungswaffen betrifft. Immerhin wurde Godzilla ja erst durch Atombombenexplosionen aufgescheucht. Und auch in der Rolle des Wissenschaftlers – den man wiederum als Analogie auf die Erfinder der Atombombe verstehen könnte – und der Gefahr die von seiner Erfindung ausgeht wird eine warnende Message transportiert. Ja selbst der Überfischung der Meere scheint man sich mit dem Hinweis, dass das Monster die Menschen deshalb angreift weil er im Meer nicht mehr genug Nahrung findet, anzunehmen. So nett die Szenen des angreifenden Godzilla auch gewesen sein mögen – aber dieser Aspekt des Films hat mich am meisten begeistert, hatte ich doch eigentlich einen reinen, belanglosen Monsterfilm mit leicht trashigem Einschlag erwartet. Wobei "Godzilla" durchaus als solcher ebenfalls sehr gut funktioniert. In der ersten halben Stunde wird mit den zerstörten Schiffen und den Legenden auf der Insel für den ersten Auftritt des Monsters der Weg bereitet. Beim ersten Angriff sehen wir ihn dann nur auszugsweise – da ein Fuß, dort ein Kamm seines Panzers. Erst als die Expedition die Insel erreicht und Godzilla über den Hügel gestapft kommt, können wir ihn zum ersten Mal in voller Pracht bewundern. Ein ikonisches Design, das sich sofort ins Hirn des geneigten Cineasten brennt.
Interessant finde ich auch die Umsetzung, die für das Monster gewählt wurde. Im Gegensatz zu z.B. "King Kong" setzte man dabei nicht etwa auf Stop Motion-Effekte, sondern (überwiegend, von gelegentlichen Szenen mit einer "Handpuppe" abgesehen) auf ein Kostüm, in das ein Mann geschlüpft ist. Vor- und Nachteile davon liegen auf der Hand: Godzilla fehlt das Stop-Motion-typische Ruckeln, er bewegt sich völlig flüssig. Dafür ist er in seinen Bewegungen doch etwas eingeschränkt, und in bestimmten Einstellungen recht deutlich als Gummimonster erkennbar. Wirklich störend aufgefallen ist mir das jedoch nie, wobei ich generell ein Faible dafür habe, mir solch frühe Effektfilme anzuschauen und die einzelnen Zugänge zu vergleichen. Was mir bei "King Kong" allerdings schon etwas besser gefallen hat, ist die Verschmelzung verschiedener Elemente, also z.B. King Kong, ein Hintergrund, und vorne die kleinen Schauspieler. Was das betrifft, kann "Godzilla", obwohl mehr als 20 Jahre später entstanden, mit dem Klassenprimus nicht ganz mithalten. Zudem gibt es doch einige Szenen, in denen die Gebäude mit denen sich Godzilla in einer Einstellung befindet recht eindeutig als Modelle offenbaren. Aber auch hier gilt wieder: Es tat meinem Genuss des Films keinen Abbruch.
Für viele Mag die Zerstörung von Tokio den Höhepunkt des Films darstellen, mir hat jedoch der Showdown unter Wasser am besten gefallen. Das war wirklich sehr gut umgesetzt, und auch etwas, an das ich mich in ähnlichen Monster-Filmen nicht unbedingt erinnern könnte. Es fügte einem ohnehin schon interessanten, gelungenen Film halt noch mal einen weiteren netten Aspekt hinzu, und wertete ihn damit zusätzlich auf. Was ebenfalls viel zum Gelingen des Films beiträgt, ist das Sounddesign, wobei vor allem Godzillas Gebrüll positiv hervorsticht. Und auch die Musik von Akira Ifukube zählt für mich zu den wesentlichen Stärken. Das Godzilla-Hauptmotiv mag sich zwar mit der Zeit etwas oft wiederholen, aber gerade wenn man sich denkt, jetzt könne Ifukube auch wieder mal was anderes einspielen, überzeugt er mit seiner ruhigen, schon fast romantischen Vertonung des Showdowns. Trotz dieser positiven Aspekte kann ich "Godzilla" aber nicht ganz auf das gleich hohe Podest wie "King Kong" stellen. Dies liegt in erster Linie an einigen kulturellen Unterschieden, die das eine oder andere an "Godzilla" für moderne westliche Augen etwas gewöhnungsbedürftig und irritierend machen. So ist das Schauspiel teilweise enorm theatralisch, und droht in unfreiwillige Komik abzugleiten. Auch die Szene mit dem Kinderchor war mir viel zu dick aufgetragen. Und dann ist da noch der typische, dramatisch inszenierte Heldentod. Einen solchen ist man zwar durchaus auch aus Hollywood gewohnt, dennoch hat diese Art der heldenhaften Aufopferung in der japanischen Kultur einen ganz besonderen Stellenwert, den man in meinen Augen auch "Godzilla" anmerkt. Von diesen Punkten abgesehen habe ich "Godzilla" aber wirklich genossen.
Zuletzt noch ein paar Worte zur kürzlich von Splendid Film veröffentlichten Blu-Ray (normalerweise beschränke ich mich ja darauf, den Film zu besprechen, aber in diesem Fall ist es mir ein Anliegen, auch ein paar Worte über die Disc zu verlieren). Ich habe keine "Godzilla"-DVD zu Hause und kann somit keinen Vergleich ziehen – aber die Bildqualität der Blu Ray lässt teilweise leider schon zu wünschen übrig. So ist das Bild teilweise viel zu hell, bzw. von einer Szene auf die nächste oftmals stark in der Helligkeit schwankend. Generell hätte das Bild in vielen Einstellungen mehr Kontrast vertragen. Ich habe die Criterion Blu Ray nicht zu Hause, aber wenn man einigen Kommentaren im Internet glauben darf, bietet diese eine deutlich bessere Qualität, und zumindest der eine Vergleichsshot den ich gezogen habe unterstützt diese Behauptung (Splendid vs. Criterion). Wie gesagt, inwiefern das Bild im Vergleich zur DVD trotzdem eine Steigerung darstellt, kann ich nicht beurteilen. Aber selbst wenn man das Alter des Films in Betracht zieht denke ich, da wäre mehr drin gewesen. So gesehen kann ich für die Neuauflage leider nur eine bedingte empfehlen aussprechen, die sich in erster Linie aus dem günstigen Verkaufspreis ergibt. Den Film selbst sollte man aber in meinen Augen – egal in welcher Form/Edition – als Cineast schon zu Hause im Regal stehen haben.
Fazit:
"Godzilla" hat mich insofern positiv überrascht, als ich einen hirnlosen, leicht trashigen Monsterfilm erwartet hatte, und stattdessen eine erstaunlich vielschichtige, tiefgründige Allegorie über den Einsatz und die verheerenden Auswirkungen von Atom- und anderen Massenvernichtungswaffen bekommen habe. Zumindest mich haben eben diese Elemente am meisten fasziniert. Nichtsdestotrotz lässt sich "Godzilla" durchaus auch mit ausgeschaltenem Gehirn und einfach nur als reines Monsterspektakel genießen. Godzilla selbst ist fantastisch designt und ein sehr ikonisches Monster, die Handlung bewegt sich flott weiter und lässt keine Langeweile aufkommen, und trotz allen Spektakels vergisst "Godzilla" nicht darauf, statt dem Monster selbst vielmehr die Figuren, die Menschen, ins Zentrum zu rücken. Tricktechnisch muss man natürlich heutzutage da und dort ein Auge zudrücken, wenn sich Godzilla nicht zu offensichtlich als Mann in einem Gummianzug offenbaren soll. Und ein modernes, westliches Publikum könnte sich an der einen oder anderen kulturellen Prägung dieses japanischen Films stören. Nichtsdestotrotz ist "Godzilla" völlig zu Recht einer der ganz großen Klassiker des Monster-Films, den man als Filmfan schon einmal gesehen haben sollte.