Mit: Jane Horrocks, June Whitfield, Annette Crosbie, Christopher Lee, Rob Rackstraw, Eleanor Bron, Les Dennis, Jimmy Hibbert u.a.
Kurzinhalt:
Granny Weatherway, Nanny Ogg und Magrat Garlick halten gerade ein Treffen ihres Hexenzirkels ab, als sie eine fliehende Kutsche erreicht. Vor kurzem wurde der König von Lancre ermordet, und dessen einziger Sohn und Nachfolger soll nun in Sicherheit gebracht werden. Doch die Kutsche wird überfallen, und der junge Prinz – noch ein Baby – fällt den drei Hexen in die Hände, die ihn vor den Angreifern verteidigen. Danach gibt man ihn in die Obhut einer reisenden Theatergruppe. Eigentlich ist der Fall für Granny Weatherwax, die eine strikte Nichteinmischungspolitik in allen Fragen des Königreichs und der Politik verfolgt, damit abgeschlossen. Doch das Königreich – und damit sind nicht etwa die Menschen, sondern vielmehr die Flora und Fauna von Lancre gemeint – lehnen den neuen König Verence ab, da sie spüren, dass dieser sein eigenes Königreich zutiefst verabscheut. Schließlich sieht sich Granny Weatherway dazu gezwungen, ihre eigenen Prinzipien zu verraten, und zusammen mit Nanny Ogg und Magrat Garlick dafür zu sorgen, dass der Sohn des einstigen Königs so rasch als möglich den Thron für sich beanspruchen kann. Doch dafür ist ein mächtiger Zauberspruch vonnöten, der seit Generationen auf der Scheibenwelt nicht mehr verwendet wurde…
Review:
Wie ihr euch vielleicht noch erinnert, war ich vom Roman ja grundsätzlich durchaus angetan, fand jedoch, dass die zweite Hälfte mit der ersten nicht mehr ganz mithalten konnte. Interessanterweise spiegelt sich dieser Eindruck – trotz einer überaus werksgetreuen Verfilmung – nicht in dieser Zeichentrickadaption wider. Dies könnte einerseits daran liegen, dass "Wyrd Sisters" ja auf ein großes Theaterstück hinausläuft, und das entsprechende Finale ganz einfach besser wirkt, wenn man es nicht liest, sondern auch wirklich dieses Stück mit seinen Augen und Ohren verfolgt – selbst wenn es "nur" animiert ist, bekommen wir halt immer noch von den Sprechern und den Figuren bis zu einem gewissen Grad eine Performance. Dadurch wirkte dieser Teil der Erzählung für mich hier besser als im Roman. Der zweite Grund, der jedoch leider viel schwerer wiegt ist, dass "Wyrd Sisters" wohl auch deshalb einen ähnlichen Absturz wie im Roman vermissen lässt, weil mich die Zeichentrickadaption von Beginn an nie so recht begeistern konnte, und ich sie von vorne bis hinten als eher "meh" und ohne nennenswerte Höhepunkte einstufen würde.
Womit wir schon beim größten Kritikpunkt sind: Die Dramaturgie dieses Zeichentrickfilms ist praktisch nicht vorhanden. Man hält sich in meinen Augen zu sklavisch an die Vorlage, anstatt da und dort zugunsten der Dramaturgie zu kürzen und mehr Schwung in die Erzählung hineinzubringen. Auch auf Ideen mit denen man die Geschichte – aufgrund der anderen Möglichkeiten, die sich beim Erzählen im Vergleich zum geschriebenen Wort bieten – aufwerten könnte muss man verzichten. Darüber hinaus lässt es "Wyrd Sisters" leider gänzlich an Spannung, Tempo, Flair und einer nennenswerten Inszenierung vermissen. Den Machern fehlte sowohl ein Gespür dafür, Spannung zu erzeugen, als auch das richtige komödiantische Timing, weshalb viele Witze ihre Wirkung einzig und allein den Worten von Terry Pratchett und der Performance der SprecherInnen verdanken, oftmals aber nicht wegen, sondern trotz der Inszenierung funktionieren. Dadurch wirkt "Wyrd Sisters" – um sich einer sich angesichts der Geschichte anbietenden Analogie zum Theater zu bleiben – so wie ein Theaterstück ohne Regisseur, wo einfach die Schauspieler auf die Bühne kommen und ohne Regieanweisungen ihren Text ablesen. Abgesehen von einer kurzen netten Passage mit einer Hommage an Charlie Chaplin, Stan Laurel und Oliver Hardy lässt man es leider auch gänzlich an neuen Ideen vermissen, und begnügt sich damit, den Roman 1:1 wiederzugeben. Oder zumindest annähernd 1:1, denn auf einen Erzähler mit dem sich die vor Humor, Satire und Wortwitz nur so überschäumenden Kommentare und Beschreibungen aus dem Roman zumindest teilweise hätten übernehmen lassen, wird bedauerlicherweise verzichtet, weshalb all diese witzigen Sätze bei der Adaption leider hopsgehen. Womit man in meinen Augen zugleich eine der größten Stärken von Pratchetts Prosa verliert.
Was mir ganz gut gefallen hat, sind die Stimmen, die für die einzelnen Figuren gecastet wurden. Auf dem ersten "Blick" war mir zwar Annette Crosbie auf Granny Weatherwax eine Spur zu hell und klang etwas zu jung, es dauerte allerdings nicht lange, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Ziemlich perfekt fand ich hingegen Jane Horrocks auf Magrat Garlick, da es ihr gelang, die etwas verträumte Art der Figur perfekt darzustellen. Und auch Rob Rackstraw als verrückter Lord Felmet fand ich phantastisch. Am positivsten sticht allerdings Christopher Lee als Tod hervor. Auch beim später entstandenen "The Color of Magic" sprach er ihn ja wieder, und ursprünglich wurde er für die zuvor produzierte Zeichentrick-Adaption von "Soul Music" gecastet. Besser als mit Lees prägnanter Bariton-Stimme kann man diese Rolle gar nicht besetzen, und schon allein seine Stimme machte für mich jeden Auftritt vom Tod zu einem Genuss. June Whitfield und Eleanor Bron waren als Nanny Ogg und Duchess Felmet ebenfalls nicht schlecht, konnten allerdings nicht gar so glänzen. Und Les Dennis schaffte es meines Erachtens leider nicht ganz, das Charisma von Tomjon mit seiner Stimme zu vermitteln.
Was die Animation selbst betrifft, hat mir Wyrd Sisters überwiegend ganz gut gefallen. Ja, die Zeichnungen sind jetzt von Stil und künstlerischer Gestaltung her kein Highlight, und sich doch eher schlicht gehalten. Vor allem auch die Mimik hätte teilweise etwas detaillierter sein können, um die Emotionen der betreffenden Person besser zu vermitteln. Aber die Figuren selbst sind gut gezeichnet (wenn auch nicht alle so aussehen wie ich sie mir beim Lesen vorgestellt hatte; aber das kann man wohl auch nicht ernsthaft erwarten, und wirklich gestört habe ich mich ohnehin nur am Bibliothekar), und generell finde ich, dass klassische Zeichentrickfilme einen Charme und eine Wärme ausstrahlen – selbst wenn sie vergleichsweise billig produziert wurden – die am PC entstandene CGI-Animationen oftmals vermissen lassen. Gerade auch diese völlig billigen direkt fürs Fernsehen entstandenen 3D-Kinderfilm- und -serien-Animationen wie sie Anfang der 0er Jahre entstanden sind kann ich mir nicht anschauen. So gesehen bin ich froh, dass man sich – abseits der grauenhaften Intro-Sequenz die genau jene billige CGI-Animation enthält die ich gerade angesprochen habe – für klassischen 2D-Zeichentrick entschieden hat. Weniger gut fand ich allerdings, dass immer wieder in die Bilder hinein und aus ihnen hinausgezoomt wird – was das ganze wohl dynamischer machen soll. Das Problem dabei: Der Zoom selbst wurde nicht gezeichnet, sondern es wird in die zuvor gezeichnete Szene hineingezoomt, wodurch die entsprechenden Momente qualitativ abfallen, da die Linien zu dick und teilweise auch pixelig werden. Dadurch vermittelt "Wyrd Sisters" optisch einen billigeren Eindruck, als dies notwendig gewesen wäre. Ganz schlecht umgesetzt fand ich auch die Überblendungen; die sahen in meinen Augen absolut grauenhaft aus. Davon abgesehen war der Zeichenstil aber soweit ok.
Fazit:
"Wyrd Sisters" ist zwar eine sehr werksgetreue Umsetzung des gleichnamigen Scheibenwelt-Romans von Terry Pratchett, lässt es jedoch leider gänzlich an Flair, Charme und Finesse vermissen. Aufgrund der eher schlichten, wenig atmosphärischen Bilder und einer nicht existenten Dramaturgie bleibt die Adaption weit hinter den Möglichkeiten zurück, und macht zudem deutlich, dass es nun mal nicht reicht einen Roman praktisch 1:1 zu übernehmen, um einen dramatischen, begeisternden, packenden und unterhaltsamen Film daraus zu machen. Als problematisch erweist sich aus meiner Sicht auch, dass auf einen gerade auch bei Zeichentrickfilmen ja nicht unüblichen Erzähler, der es erlaubt hätte die amüsanten Kommentare und Beschreibungen der Vorlage zumindest teilweise in den Film zu übertragen, verzichtet wird. Die Bilder selbst sind zwar ganz nett und strahlen den typischen Charme und die Wärme der klassischen handgezeichneten 2D-Animationen aus, sind aber doch eher schlicht gehalten, sowohl was die Gestaltung der Geschichte selbst betrifft, als auch die Mimik der Figuren, die teilweise noch etwas ausgefeilter hätte sein dürfen. Nicht überzeugt hat mich auch, dass fast ständig in die vorgefertigten Zeichnungen hineingezoomt wird, wodurch die Bilder noch einmal billiger aussehen als dies nötig gewesen wäre. Zudem fand ich die Überblendungen sehr schlecht umgesetzt, und insbesondere CGI-Intro und -Outro waren grauenhaft. Dafür fand ich immerhin die Stimmen überwiegend gelungen. Und selbst in dieser wenig kunstvollen und/oder bedachten Inszenierung kann "Wyrd Sisters" aufgrund der humorvollen Vorlage zumindest noch ansatzweise gut unterhalten. Schlussendlich heißt mein Urteil aber: Das Buch war besser.