Mit: Helge Schneider, Helmut Körschgen, Andreas Kunze, Werner Abrolat, Bratislav Metulskie, Guenther Kordas, Hotte Reichlich, Charlie Weiss u.a.
Kurzinhalt:
Als ausgerechnet am 1. April im Zirkus Apollo der Clown Bratislav Metulskie ermordert wird, kehrt Kommissar 00 Schneider aus dem Ruhestand zurück und übernimmt gemeinsam mit seinem Assistenten, Lt. Körschgen, die Ermittlungen. Die Spur führt zu dem wahnsinnigen Kunstsammler Nihil Baxter, der von Metulskie mit einem schrottreifen Auto betrogen wurde. Nachdem Baxter in der Praxis von Dr. Hasenbein eine Skulptur gestohlen hat und nach Rio fliehen will, nehmen 00 Schneider und Körschgen die Verfolgung auf…
Review:
Nachdem Helge Schneider mit seinem ersten abendfüllenden Spielfilm "Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem" (1993) an den Kinokassen mit mehr als 1,1 Mio. Kinobesuchern einen Hit landen konnte, legte er nur ein Jahr später nach und widmete seiner in "Texas" eingeführten Figur "Kommissar 00 Schneider" ein eigenes Abenteuer. Und obwohl der Film nicht mehr an den Erfolg seines Vorgängers anknüpfen konnte, gilt er sowohl in den Augen Schneiders als auch bei Fans und Kritikern als der beste. Noch mehr als in "Texas" zelebriert Schneider die Improvisation und den Dilettantismus als Kunstform. Es ist bezeichnend, dass er das Script unter dem Pseudonym "Brötchen" verfasste, denn tatsächlich verzichtet der Film auf jegliche obligatorische Struktur.
Das Handlungsgerüst ist hanebüchen, immer wieder schweift Schneider zugunsten von Nonsens und Absurditäten ab, einzelne inhaltliche Elemente greift er aus der Luft und lässt sie sogleich wieder fallen. Verpatzte Szenen bleiben erhalten, absurde Requisiten tauchen auf, auf logische Zusammenhänge wird verzichtet. Die gesamte Zusammenstellung des Films wirkt willkürlich und zufällig, wie ein Affront gegen alle Regeln der Filmkunst. So persifliert Schneider nicht nur das Genre des Kriminalfilms, sondern zugleich das Filmhandwerk als solches, indem er dessen Konventionen, Stilmittel und narrative Form vollumfänglich negiert und stattdessen sein eigenes bizarres Regelwerk definiert. Damit entspricht "Jagd auf Nihil Baxter" zweifelsfrei nicht den Sehgewohnheiten des gemeinen Publikums, doch genau das ist es, was den Film ungemein erfrischend und einzigartig macht.
Helge Schneider mimt neben der titelgebenden Doppel-Null und dessen Widersacher Nihil Baxter auch den Dr. Hasenbein, dem er 1997 einen eigenen Film widmete, sowie den Schlagersänger Johnny Flash, den er bereits 1986 in Werner Nekes gleichnamigem Experimentalfilm verkörperte. Wie schon in "Texas" wirken wieder mehrere künstlerische Weggefährten Schneiders in skurrilsten Rollen mit. So gibt es ein Wiedersehen mit Andreas Kunze (diesmal als Schneiders Ehefrau und als Zirkustiger), mit Charly Weiss als weltbekannten Spürpiloten und mit Peter Thoms als Moderator der Talkshow "Ich schäme mich". Der heimliche Star ist jedoch Laiendarsteller Helmut Körschgen, den Schneider während der Dreharbeiten zu "Texas" entdeckte. Körschgen war Parkplatzwächter auf dem Gelände der Karl-May-Freilichtbühne in Elspe, die als Kulisse der Stadt Texas diente. Er erhielt daraufhin kurzerhand einige Nebenrollen, darunter auch die des Lt. Körschgen, den er in "Jagd auf Nihil Baxter" nun fulminant und omnipräsent ausspielt. Mit seiner ausdruckslosen, verkrampften Darstellungsweise verkörpert er wie kein Anderer das Ansinnen Schneiders, Dilettantismus zur Kunst zu erheben. Auch spricht er das wohl kultigste Zitat aus dem Film: "Solange man lebt, soll man rauchen!"
Fazit:
"00 Schneider - Jagd auf Nihil Baxter" gilt zurecht als der beste Film Helge Schneiders. Während sich die Welt, in der Kommissar 00 Schneider agiert, als groteskes Paralleluniversum herausstellt (in "Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem" als "Twilight Zone" bezeichnet), folgt die Inszenierung als solche eben jenen chaotischen Gesetzmäßigkeiten, die dort vorherrschen. Das Ergebnis ist eine unverwechselbare Filmpersiflage, in der Schneider konsequent sein Kunstverständnis formuliert und authentisch an den Mann bringt. Die vielen aberwitzigen Szenen und kultverdächtigen Sprüche wirken noch lange nach. "Und da sieht man mal wieder: Verbrechen lohnt sich nicht!"