Originaltitel: Haunted Houses Episodennummer: 1x06 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 16. Februar 2014 Erstausstrahlung D: - Drehbuch: Nic Pizzolatto Regie: Cary Joji Fukunaga Besetzung:
Matthew McConaughey als Detective Rustin "Rust" Cohle,
Woody Harrelson als Detective Martin Hart,
Michelle Monaghan als Maggie Hart,
Michael Potts als Detective Maynard Gilbough,
Tory Kittles als Detective Thomas Papania,
Paul Ben-Victor als Major Leroy Salter,
Jay O. Sanders als Billy Lee Tuttle,
Lili Simmons als Beth,
Shea Whigham als Joel Theriot,
Gabe Begneaud als Drew Ledger,
Kerry Cahill als Nurse,
December Ensminger als Kelly Reider,
J.D. Evermore als Detective Lutz,
Henry Frost als Steve,
Dana Gourrier als Cathleen u.a.
Kurzinhalt:
Im Jahr 2002 setzt Rust Cohle seine Ermittlungen im Fall des gelben Königs, den er für den Mord an Dora Lange verantwortlich sieht, fort. Er befragt einen Zeitzeugen nach dem anderen, darunter auch jene junge Frau die sie damals als kleines Kind von Ledoux Farm befreit haben, und die seither unter starkem posttraumatischen Stress leidend in einer psychiatrischen Anstalt vor sich hinvegetiert. Als er dann auch noch Reverend Tuttle auf die Füße tritt und dieser sich bei der Polizei beschwert, wird Rust für ein Monat vom Dienst suspendiert – was ihn jedoch nicht davon abhält, seine Ermittlungen fortzusetzen. Martin Hart beginnt in der Zwischenzeit eine Affäre mit einer jener jungen Frauen, die sie damals im "Wohnwagenpuff" kennengelernt haben. Seine Frau Maggie findet kurz darauf zufällig Nacktphotos auf Martins Handy. Doch statt ihn wie vor sieben Jahren mit den Vorwürfen zu konfrontieren oder ihn zu verlassen, schmiedet sie vielmehr einen finsteren Plan, um sich an Martin zu rächen – mit schwerwiegenden Folgen für die ohnehin schon angespannte Partnerschaft zwischen Hart und Cohle…
Review:
Zwar ist es noch zu früh, um es definitiv zu sagen, aber bisher macht "True Detective" auf mich den Eindruck, dass Nic Pizzolatto mit offenen Karten spielt, und nicht einfach bestimmte Entwicklungen oder Verdächtige wie aus dem Nichts aus dem Hut zaubert. Grundsätzlich sehe ich dies ja als Vorteil, da alles andere unfair ist. Einer der Hauptgründe warum ich mich von deutschen Krimiserien in den 90ern rasch entwöhnt habe, waren die ständigen krampfhaften Versuche, den Zuschauer überraschen zu wollen. Da werden die Ehegattin, der Bruder und der Geschäftspartner als Verdächtige präsentiert, und am Ende war's der Mann von der Würstelbude am Eck, wo der Ermittler zwischendurch mal kurz vorbeigegangen ist. Billiger geht's nicht. Der umgekehrte, faire Zugang hat jedoch eben auch einen ganz wesentlichen Nachteil: Oftmals kann man bestimmte Entwicklungen und/oder Auflösungen schon vorhersehen – und wenn etwas genau so kommt, wie man das schon vermutet hatte, kann das doch auch ein wenig antiklimaktisch sein.
Auftritt "Haunted Houses", das so manche Entwicklung brachte, mit der ich seit der zweiten Episode schon gerechnet hatte. Darunter fällt einerseits die Tatsache, dass Maggie ihren Mann um sich für seine Untreue zu revanchieren mit Rust Cohle betrügt, und andererseits, dass letztendlich eben darauf der Bruch zwischen Rust und Martin zurückzuführen ist. Da beides für mich nicht überraschend kam, hatte ich irgendwie bei "Haunted Houses" das Gefühl, dass sich nicht viel getan hat. Zwar ist es genau genommen erst in dieser Episode passiert, aber ich hatte es für mich gedanklich schon abgespeichert. Dementsprechend war es dann in etwa so, wie wenn man sich die Dramatisierung von News-Berichten, einer realen Katastrophe oder ähnliches anschaut. Das kann zwar auch durchaus seinen Reiz haben – aber die Eckpunkte sind halt schon bekannt, weshalb teilweise der Eindruck eines mechanischen Malens nach Zahlen entstehen kann. Zudem rückt der Fall – trotz Rusts Nachforschungen auf eigene Faust – wieder einmal eher in den Hintergrund. Insgesamt hat es mir an "Haunted Houses" jedenfalls an den ganz großen, wichtigen Entwicklungen und Offenbarungen gefehlt. Von dieser Schwäche abgesehen hat mir aber auch die sechste Folge wieder gut gefallen. Schauspielerische Leistungen, Inszenierung, Musik usw. befinden sich nach wie vor allesamt auf einem bestechend hohen Niveau. Der Ausklang deutet zudem an, dass nun das Finale eingeläutet ist, und ich vermute, dass bereits in der nächsten Folgen so einige interessante Offenbarungen und dramatische Entwicklungen auf uns warten werden. Gespannt bin ich auch darauf, wie es vom Aufbau her weitergehen wird. Bleibt man für die letzten zwei Stunden nun im Jahr 2012, oder werden Rust und Martin gegenseitig Erinnerungen aus der Zeit seit ihrem Bruch im Jahr 2002 austauschen?
Was mir an "Haunted House" aber am besten gefallen konnte, waren bestimmte Einzelmomente. Das spannungsgeladene Streitgespräch zwischen Rust und Martin nach dem Verhör. Rusts Verhör von Reverend Tuttle, wo die gegenseitige Abneigung unterschwellig und kaum verhohlen deutlich wird. Die Sexszene zwischen Maggie und Rust, die doch etwas anders dargestellt wird, als man das aus Film- und Fernsehen sonst gewohnt ist. Es ist einfach überdeutlich, dass es ihr gar nicht um den Sex an sich geht, sondern dieser (wie auch Rust selbst) nur ein Mittel zum Zweck ist, um Vergeltung zu üben. Die nachfolgende Szene, als Maggie ihrem Mann ihren Seitensprung beichtet, wo Michelle Monaghan auch endlich mal etwas mehr zu tun bekam und ihr schauspielerisches Talent zeigen durfte (und ihrem "Mann" Woody Harrelson mit der eiskalten Aussage "I haven't been fucked like that since before the girls." einen harten Tiefschlag versetzt). Die wild inszenierte und choreographierte Prügelei zwischen Martin und Rust auf dem Parkplatz. Der hervorstechendste Moment war für mich aber Rusts Verhör jener Frau, die ihr eigenes Baby umgebracht hat. Wie er hier wieder einmal Verständnis und Sympathie heuchelt, und unmittelbar nach dem Geständnis mit der Schauspielerei aufhört und ihr eiskalt seine Abneigung deutlich macht ("If you got the chance, you should kill yourself.") war eine ungemein starke Szene, die es in meinen Augen mit den bisher besten Momenten der Serie aufnehmen konnte.
Fazit:
Nach zwei flotten, dramatischen Episoden mit zahlreichen Wendungen, Offenbarungen und spannenden Momenten geht es "Haunted Houses" wieder etwas ruhiger an. Die Episode litt zudem ein wenig darunter, dass ich die größeren Entwicklungen hier bereits seit einigen Folgen kommen sah, weshalb ich schon darauf eingestellt und vorbereitet war. Auch beim Fall an sich ging diesmal wieder kaum etwas weiter. Da man letztendlich an einem Punkt ankam, den ich eh schon erwartet hatte, fand ich den Weg dahin diesmal nicht ganz so interessant, wie das bei anderen Folgen schon der Fall war. Die Produktionsqualität ist aber nach wie vor sehr hoch, wobei vor allem die schauspielerischen Leistungen wieder einmal hervorstechen. Vor allem Michelle Monaghan bekommt hier endlich mal etwas zu tun, und nutzt die Gelegenheit genüsslich aus. In erster Linie waren es aber starke Einzelszenen, die dafür gesorgt haben, dass sich "Haunted Houses" trotz nicht ganz so dramatischer und mitreißender Handlung doch noch über eine gute Wertung freuen darf.