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True Detective - 1x05: Das geheime Schicksal allen Lebens Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) HBO

Originaltitel: The Secret Fate of All Life
Episodennummer: 1x05
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 09. Februar 2014
Erstausstrahlung D: -
Drehbuch: Nic Pizzolatto
Regie: Cary Joji Fukunaga
Besetzung: Matthew McConaughey als Detective Rustin "Rust" Cohle, Woody Harrelson als Detective Martin Hart, Michelle Monaghan als Maggie Hart, Michael Potts als Detective Maynard Gilbough, Tory Kittles als Detective Thomas Papania, Kevin Dunn als Major Ken Quesada, Elizabeth Reaser als Laurie Spencer, Jackson Beals als Detective Mark Daughtry, Christopher Berry als Guy Francis , Charles Halford als Reggie Ledoux, Joe Chrest als Detective Demma, J.D. Evermore als Detective Lutz u.a.

Kurzinhalt: Rust Cohles Undercover-Einsatz hat sich ausgezahlt: Der Anführer der Iron Crusader macht ihn mit Reggies Meth-Koch-Partner DeWall bekannt. Dieser beißt zwar auf Cohles Köder nicht an, allerdings gelingt es dem Polizisten, ihn nach dem Treffen zu verfolgen, und so das Meth-Labor von Reggie und DeWall ausfindig zu machen. Zusammen mit Martin Hart nähert er sich diesem vorsichtig – wurde die Umgebung doch mit einigen Fallen versehen. Schließlich gelingt es den beiden, Reggie und seinen Partner zu überwältigen – allerdings erzählen sie dem darauffolgenden Ausschuss sowie auch bei ihrer Befragung im Jahr 2012 eine etwas andere Geschichte der Ereignisse. Sieben Jahre später sind Martin und Rust immer noch befreundet. Nachdem sie den Fall gelöst hatten wurden sie als Helden gefeiert und befördert, wobei sich Rust seither vor allem als Verhörspezialist einen Namen gemacht hat. Als er zu einem eben solchen wieder einmal gerufen wird, um den vermeintlichen Mörder ein Geständnis zu entlocken, schockiert ihn dieser mit dem Hinweis, dass Martin und er sieben Jahre später den Falschen erwischt haben, und der "gelbe König" nach wie vor auf freiem Fuß ist und sein Unwesen treibt…

Review: Episodenbild (c) HBO Schon die bisherigen Episoden haben mir ja überwiegend gut gefallen – aber "The Secret Fate of All Life" stellt nun in mehrerlei Hinsicht einen neuen Meilenstein für diese noch junge Serie dar. Furchtlos bricht Nic Pizzolatto mit der bisherigen Erzählweise, sowie mit den üblichen Konventionen der Fernsehunterhaltung; letzteres zeigt sich vor allem zu Beginn. Die meisten anderen Serien hätten den Showdown zwischen Martin, Rust und Ledoux, der den bisherigen dramaturgischen Höhepunkt der Serie darstellt, an das Ende der Folge gestellt. Pizzolatto platziert ihn vielmehr in der ersten Viertelstunde, und nimmt ihn statt als End- vielmehr als Ausgangspunkt der bisher besten Folge von "True Detective". Alles an diesem Einstieg war einfach nur phantastisch, angefangen von der Szene in der Bar ("I can see you soul in the edges of your eyes"), über die Art und Weise, wie sich die beiden Detectives auf das mit Fallen übersäten Gelände schleichen und Ledoux stellen, bis hin zu jenem Moment, als Martin die beiden eingesperrten Kinder findet (eines davon tot, das andere gerade noch so am Leben) und Ledoux daraufhin kaltblütig hinrichtet.

Eine Szene, die mich aus mehreren Gründen begeistert hat. In erster Linie sticht der wundervolle Aufbau hervor. "True Detective" spielt seit der ersten Folge an damit, wie viel Informationen uns im Vergleich zu den Protagonisten zur Verfügung stehen. Eine retrospektive Erzählweise wie sie hier verwendet wird, birgt einige Gefahren, aber schon seit der ersten Folge gefiel mir dieses Wechselspiel zwischen den damaligen Ereignissen und deren Rekapitulation in der Gegenwart sehr gut. So richtig mit den Widersprüchen zwischen beiden Ebenen begann man dann in der letzten Folge "Who Goes There" zu spielen, wo die befragenden Detectives von Rust und Martin nur jene Covergeschichte rund um eine Krankheit von Cohles Vater erzählt bekommen, die sie sich damals zurecht gelegt haben. Aber in "The Secret Fate of All Life" erreichten diese Widersprüche eine neue Qualität. Denn während wir sehen, was sich tatsächlich zugetragen hat –z.B. wie Rust und Martin seelenruhig und ohne Notwendigkeit losziehen, um Ledoux und seinen Bruder allein zu stellen – hören wir ihre Aussagen, sowohl bei der nachfolgenden Anhörung in 1995 als auch bei deren Befragung in 2012, wo beide eine ganz andere Version der Vorfälle erzählen. Eine, die sie sich anno dazumal zurechtgelegt haben, und von der sie trotz ihres Bruchs in 2002 (deren Grund uns vorerst noch verborgen bleibt) nie abgewichen sind. Die Episode macht auch deutlich, woher diese Loyalität – ihrer späteren Differenzen zum Trotz – kommt. Als Martin Ledoux erschießt, zögert Rust nicht, und legt auf dessen Bruder an – im Wissen, dass sie keine Zeugen zurücklassen dürfen. Danach schnappt er sich ein Maschinengewehr und schießt in die Landschaft – um Beweise für jene Version der Geschichte zu schaffen, die Rust und Martin in weiterer Folge erzählen werden.

Episodenbild (c) HBO Nachdem die beiden im Revier gefeiert werden – wobei sich Rust vornehm zurückhält und Martin die Bühne überlässt – kommt es zu einer Zäsur. Dachte ich bislang, die Handlung der ersten Staffel würde durchgehend zwischen 1995 und 1012 hin- und herschwenken, wird nun vielmehr mit dem Jahr 2002 eine weitere Zeitebene eingeführt. Diese beginnt zunächst noch sehr harmonisch, und zeigt Martin, Maggie (mit der er sich wieder versöhnt hat), Rust und dessen neue Freundin Laurie bei einem gemeinsamen Abendessen. Rust und Martin arbeiten allerdings nicht mehr als Partner; dem Ledoux-Fall hat Rust vielmehr den Ruf zu verdanken, anderen bei feststeckenden Ermittlungen zu helfen, wobei er vor allem für seine Verhörfähigkeiten geschätzt wird (eine Art "Closer", also). Doch dieses harmonische Bild währt nicht lange. Martin sieht sich innerhalb der Familie schon bald wieder mit Problemen konfrontiert, als seine ältere Tochter, mittlerweile im Teenager-Alter, beim Sex mit zwei älteren Jungs in einem Auto erwischt wurde. Etwas, das Rust überhaupt nicht passt (die Serie hat mittlerweile mehrmals etabliert dass er damit ein Problem hat, wenn Frauen die "Kontrolle" über ihren eigenen Körper bzw. ihr Leben ausüben) – wobei ich zugeben muss, so tolerant ich auch sein mag, aber wenn mir das passieren würde, ich weiß auch nicht, wie ich da reagieren würde.

Rust wiederum wird bei einem Verhör mit dem Verdacht konfrontiert, dass Ledoux nicht der Mörder von Dora Lange war, und der wahre "gelbe König" nach wie vor sein Unwesen treibt – was ihn doch ziemlich aus der Bahn zu werfen scheint. Als er den Zeugen zusammen mit Martin noch einmal aufsuchen und weiter befragen will, findet man ihn tot in seiner Zelle auf. Alles deutet darauf hin, dass eine Person mit viel Macht und Einfluss hinter den Morden steckt – Rust deutet sogar auf die Möglichkeit hin, dass die vom Senator eingesetzte Task Force selbst in die Verschwörung verwickelt gewesen sein könnte. David gegen Goliath also, und Rusts abgehalftertes Dasein 2012 deutet an, dass dieser Kampf für ihn – zumindest bisher – nicht gut ausgegangen ist. Zudem erfahren wir nun endlich, was Rust vorgeworfen wird: Er gilt nicht nur als Hauptverdächtiger im plötzlichen Tod eines Reverends vor zwei Jahren, die beiden Detectives halten es zudem für möglich, dass er selbst den Mord an Dora Lange verübt hat. Wie sie Martin gegenüber erklären: Rust hat die Ermittlungen praktisch geleitet und immer wieder in die von ihm gewünschte Richtung gelenkt. Könnte er sie also nicht manipuliert haben? Auch seine nihilistischen Aussagen (wo er teilweise Ledoux' Philosophie zitiert) helfen ihn nicht gerade, ihn unschuldig aussehen zu lassen. Aus Sicht des Zuschauers erscheint diese Theorie zwar unplausibel – viel wahrscheinlicher ist es, dass Rust gefeuert wurde weil er die Suche nach dem gelben König nicht aufgegeben hat, und er diesen immer noch verfolgt (weshalb er auch am Tatort des jüngsten Opfers gesichtet wurde) – dabei darf man aber nicht vergessen, dass wir gegenüber den beiden ermittelnden Detectives einen entscheidenden Informationsvorsprung haben. Insgesamt hat mich "The Secret Fate of All Life" jedenfalls phantastisch unterhalten.

Fazit: Episodenbild (c) HBO Mit "The Secret Fate of All Life" präsentiert man uns – mit dem Showdown zwischen Martin, Rust und Ledoux – den bisherigen dramaturgischen Höhepunkt der Serie. Besonders gut gefallen hat mir dabei die Verknüpfung der Ereignisse mit der Aussage aus der Gegenwart. Das Stilmittel hat für mich die Serie – auch wenn es durchaus mit Gefahren verbunden ist – die Serie bislang ja schon immer aufgewertet, aber so gelungen wie hier hat man es noch nie eingesetzt. Positiv überrascht wurde ich auch vom Zeitsprung ins Jahr 2002, mit dem ich absolut nicht gerechnet hatte. Sowohl der Fall als auch die persönlichen Geschichten entwickelten sich spannend und interessant weiter, wobei vor allem die Offenbarung beim Verhör, dass Ledoux nicht der sogenannte gelbe König war, die Spannung für die letzten drei Folgen der ersten Staffel enorm erhöht. Neben dem cleveren, ausgeklügelten Drehbuch stachen vor allem auch wieder die phantastischen schauspielerischen Leistungen sowie die beeindruckende Inszenierung hervor. Jedenfalls bin ich nach dieser Folge noch mehr als schon zuvor gespannt zu erfahren, wie die Geschichte ausgehen wird.


Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2014 HBO)




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