Mit: Sullivan Stapleton, Eva Green, Lena Headey, Hans Matheson, Callan Mulvey, David Wenham, Rodrigo Santoro u.a.
Kurzinhalt:
Die persische Armee ist in Griechenland eingefallen und während 300 Spartaner sich an den Thermopylen Xerxes' Truppen entgegenstellen, tobt in der Ägäis die Seeschlacht zwischen Artemisia, der rachsüchtigen Kommandantin der persischen Flotte, und dem griechischen General Themistokles, der versucht, Griechenland gegen den Feind zu einen und einst Xerxes' Vater durch einen unüberlegt abgeschossenen Pfeil tötete…
Review:
Blut. Blut in Spritzern, Blut in Kübeln, ein Meer aus Blut. Erneut werden alle erdenklichen Körperteile schlagkräftig von ihren Besitzern getrennt – und das natürlich in Zeitlupe. Am Stil hat sich also nichts geändert, wer "300" kennt – und wer tut das nicht? – dürfte sich gleich wie zu Hause fühlen. Während Xerxes (Rodrigo Santoro, "The Last Stand") sich an den Thermopylen vorführen lässt, macht sich Artemisia (Eva Green, "Dark Shadows") – die Kommandantin der persischen Flotte und Liebling von Xerxes' verstorbenem Vater – auf, mit ihren zahlenmäßig überlegenen und gewaltigen, aber langsamen Schiffen, die Ägäis mit griechischem Blut rot zu färben. Artemisia hat eine spezielle Hintergrundgeschichte, die im Zuge des weiteren Ausbaus der Mythologie auch ihre Motivation erklärt. Es ist insgesamt sehr cool gemacht, dass die Figuren eine etwas größere Einführung erhalten und – in Rück- bzw. Seitenblenden – mit dem ersten Film verknüpft werden. Xerxes bekommt seine Hintergrundgeschichte, und der spartanische Verräter Ephialtes (Andrew Tiernan, "Ripper Street") darf erneut eine Rolle spielen. Selbst der von Leonidas in den Abgrund getretene Gesandte (Peter Mensah, "Spartacus") hat eine nicht unwichtige Rolle in Artemisias Entwicklung.
Snyder und seine Kollegen haben sich wirklich bemüht, die von ihnen aufgespannte, antike Mittelmeer-Geschichte wachsen zu lassen, ohne dabei die Kernpunkte fallen zu lassen – Bauchmuskeln, Sandalen und rasende Kämpfe in einer sexuell aufgeladenen Atmosphäre. Der israelische Regisseur Noam Murro ist ein noch recht unbeschriebenes Blatt und er hält sich weitestgehend an Synders Vorlage. Im Grunde merkt man nicht, dass jemand anderes den Film gedreht hat. Er kommt aus der Werbung und im Grunde ist ein 300-Film ja eine 100minütige Werbung für Fitnessstudios. Oder Schmiedekunst und Griechenland unter einer dicken Wolkendecke. Ohne zu viel zu verraten bleibt am Ende noch Platz für einen dritten Teil, der sicherlich auch kommen wird. Sullivan Stapleton, in der männlichen Hauptrolle, hätte ich fast nicht erkannt. Als Jack Whalen war er in "Gangster Squad" zwar nicht dick, aber definitiv nicht so schmal im Gesicht. Es ist auch seine erste Hauptrolle in einem abendfüllenden Kinofilm und dafür macht er das ausgesprochen gut. Themistokles' Führungsqualitäten als besonnenem Athener nimmt man ihm sofort ab. Er hat kein so markantes Gesicht wie Gerard Butler als Leonidas – was ich dem fehlenden Vollbart zuschreibe – und einfach ein bisschen weniger Leinwandpräsenz. Sehr froh war ich natürlich auch über ein Wiedersehen mit Lena Headey ("Game of Thrones") als Königin Gorgo, die gleichzeitig auch die Erzählerin des Films spielen darf. So gibt es dieses Mal auf beiden Seiten wenigstens eine starke Frau, im Testosteron-Ensemble.
"300 – Rise of an Empire" macht Spaß, auch wenn die Kämpfe sich mehr oder weniger auf das Meer beschränken, was gegen Ende, dann doch etwas repetitiv wird. Griechische Strategie gegen persische Zerstörungswut – im Grunde die selben Voraussetzungen, wie in "300" nur auf das Wasser verlagert. So nutzt Themistokles die Wendigkeit seiner Schiffe und den Heimvorteil aus, was eben ein paar Mal gelingt bis die komplette Zerstörung unabwendbar scheint. Ein großes Logikloch tut sich allerdings schon auf (übersieht man die vielen Kleinen, dank der Schauwerte): Der Seekampf hat überhaupt keinen Einfluss auf den Vorstoß von Xerxes und seinen Truppen über das Land nach Athen, nachdem die 300 gefallen sind. Irgendwie ergibt es keinen rechten Sinn, warum er überhaupt geführt wird, wenn die Männer an Land zur Verteidigung der freien Städte irgendwie nützlicher gewesen wären. Sicher hätten die Perser ohne den Widerstand auf See Griechenland von zwei Seiten angegriffen, aber am Endergebnis hätte sich nichts geändert. Der Film macht aber trotzdem Bock.
Der Soundtrack ist ähnlich großartig wie beim ersten Film – diesmal darf Junkie XL (bekannt durch den Remix von Elvis' "A Little Less Conversation") die Kämpfe musikalisch untermalen. Von ätherischen Klängen bis zu martialischen Kriegstrommeln, versteckt in Metal-artigen Sounds, ist alles dabei. Bei Filmen wie "300 – Rise of an Empire" bleibt der Soundtrack gut im Kopf, da er nicht nur sehr eingängig, sondern im Film auch mal deutlich wahrnehmbar ist. Er ist nicht nur eine Tapete, sondern bringt das Blut respektive das Adrenalin in Wallung. Königin Gorgos Thema hat es mir am Meisten angetan.
Fazit:
"300 – Rise of an Empire" ist eine gelungene Fortsetzung der ausgeschmückten griechischen Geschichte und ihrer Kämpfe gegen das sich ausdehnende persische Reich. Gleichsam ein Kampf der Ideologien – das Experiment Demokratie gegen die Alleinherrschaft eines Gottkönigs – als auch zwischen einzelnen Figuren und ihren Heeren, gibt es hier 'style over everything' als 100minütiges Mantra. Man zeitlupt sich von Comicheft-Panel zu Comicheft-Panel, dass es eine wahre Freude ist. Fans des ersten Films werden nicht enttäuscht, alle Neulinge sollten kein akkurates Historiendrama mit viel Tiefe erwarten.