Mit: Kit Harrington, Emily Browning, Carrie-Anne Moss, Kiefer Sutherland, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Jessica Lucas, Jared Harris, Joe Pingue, Currie Graham u.a.
Kurzinhalt:
Nach einer Kampagne der Römer gegen die Kelten wird der junge Milo versklavt, und wächst als Gladiator in Londinium auf. Als er jeden Widersacher bezwingt, wird er schließlich aus der Provinz nach Italien geschickt und landet im Kolosseum von Pompeii. Als der grausame Senator Corvus kurz vor seinen ersten Spielen dort auftaucht, um die Frau zu gewinnen, die vor ihm in ihre Heimat Pompeii floh, sieht Milo seine Rache in greifbarer Nähe. Corvus und sein Handlanger Proculus führten Jahre zuvor den Mord an den Kelten an, bei dem er zum Waisen wurde. Doch dann kommt es zur Eruption des Vesuv, und Chaos breitet sich aus…
Review:
Altmeister Paul W.S. Anderson greift zu seinen bewährten Zutaten für einen unterhaltsamen abendfüllenden Film, mit der richtigen Mixtur aus Abenteuer, Drama und Action, die er in 105 Minuten zusammen mit seinen Darstellern abfeiert. Die erste Hälfte des Films ist hierbei der dramatische Teil, in dem wir Milos (Kit Harrington, "Game of Thrones") Hintergrundgeschichte und seine Verbindung zu den anderen Figuren kennenlernen. Er darf sich natürlich hoffnungslos in die Tochter des Kaufmanns verlieben und kommt an den Ort des späteren Untergangs. Ein klassisches Set-up für den Höhepunkt, an dem Milo mit seinem Waffenbruder Atticus (Adewale Akinnuoye-Agbaje, "Thor – The Dark Kingdom") allein in der Arena steht, die Feinde und die Geliebte auf der Tribüne und sich die Erzählweise vom Gladiatoren-Drama zum Katastrophenfilm wendet, mit erwartbarem Ausgang für die Stadt.
Die ganze Besetzung hat deutlich Spaß an ihren nicht zu fordernden Rollen - sie wirken wie Kinder im Spielzeugladen. Kiefer Sutherland ("24") als Corvus und Sasha Roiz ("Caprica") als sein Handlanger Proculus, spielen die Bösen schön theatralisch. Man darf hier einfach gute Handwerkskost erwarten, mit klaren Rollen und ausgefeilt direkten Dialogen. "Pompeii" geht die Schwere und der bedeutungsschwangere Glamour eines "Gladiator" völlig ab und wirkt mehr wie ein Film zur Erfolgsserie "Spartacus", was ihn eindeutig leichter konsumierbar macht. "Pompeii" ist daher wie ein extrem guter Burger aus Handarbeit, bleibt aber dennoch Fast Food. Cassia, gespielt von Emily Browning ("Sucker Punch"), ist eine außergewöhnlich moderne Frau. Sie flüchtet aus Rom um den Avancen von Corvus zu entgehen, doch muss sie um ihrer Familie Willen einwilligen, seine Frau zu werden. Nicht nur Cassia ist modern angelegt, im Grunde wirkt es immer, als hätten Leute von heute Kostüme angezogen – die Dialoge sind immer etwas aus der Zeit gefallen, vermutlich um den Film einem jüngeren Publikum zugänglicher zu machen. Es gibt außerdem ein Wiedersehen mit Jared Harris ("Lincoln") als Cassias Vater Severus und Carrie-Anne Moss ("Vegas") als ihre Mutter Aurelia. Kit Harrington wollte wohl zeigen, wie sehr er auch abseits von "Game of Thrones" für eine Rolle trainieren kann und zeigt das dann auch ausgiebig. Der Drama-Teil funktioniert zwar nur halbwegs gut, dauert aber auch nicht zu lange, bis das Desaster eintritt. Anderson ("Resident Evil", "Die drei Musketiere") beweist, dass er tatsächlich Filme ohne Milla Jovovich drehen kann, und bietet dem geneigten Zuschauer ordentlich Zinnober auf der Leinwand. Eine der seltenen Gelegenheiten, in denen 3D sich wirklich mal lohnt, weil es viele Weitwinkelaufnahmen gibt, die die facettenreiche Zerstörungswut des Vulkans zeigen. Die Effekte sind echt gut gemacht und sehen bei Weitem nicht so falsch aus, wie das flüssige Gold im letzten "Der Hobbit"-Teil.
Nicht nur sieht "Pompeii" aus wie die Serie "Spartacus", sie hat sich auch drei Mal am Soundtrack der Serie bedient, was nicht schlimm ist – lieber gut geklaut, als schlecht selbst gemacht. Wer also "Gods of the Arena" und "Blood & Sand" gesehen hat, dem dürften ein paar musikalische Untermalungen bekannt vorkommen. Außerdem wirkt der Film wie ein Zusammenschnitt der Serie als Film, mit ganz ähnlichen oder 1:1 übernommenen Szenen. Die Gladiatoren-Fleischbeschau in der Villa von Severus, durch den Adel der Stadt, fällt mir da spontan ein. Aber wie gesagt, es passt alles gut zusammen, die zweite Hälfte lässt nicht eine Sekunde Langeweile aufkommen und man wird echt gut unterhalten. Es hat was von einem Disneyland-Ride. Kurz, schmerzlos, aber aufregend und unterhaltsam.
Fazit:
"Pompeii" schmeißt Gladiatorendrama, unmögliche Romanze und Katastrophenfilm in einen Topf, bindet alles mit schicken Kostümen und visuell ansprechendem (wenn auch topographisch nicht ganz korrektem) Setting zusammen - ein Film mit dem man auf jeden Fall einen Abend lang Spaß haben kann. Zwar bekommt er Abzüge für die starke Bedienung an vorhandenem Material und einer etwas zu laschen Sprache, ist aber trotzdem eine Kinoempfehlung, weil der Film zu Hause gar nicht so wirken kann, wie auf der großen Leinwand.