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Captain Phillips Drucken E-Mail
Ein leider nicht durchgängig packendes Thrillerdrama Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 27 Februar 2014
 
Oscar-SPECiAL


 
Captain Phillips
Originaltitel: Captain Phillips
Produktionsland/jahr: USA 2013
Bewertung:
Studio/Verleih: Scott Rudin Productions/Sony Pictures
Regie: Paul Greengrass
Produzenten: U.a. Dana Brunetti, Michael De Luca, Scott Rudin
Drehbuch: Billy Ray, nach dem Buch von Richard Phillips und Stephan Talty
Filmmusik: Henry Jackman
Kamera: Barry Ackroyd
Schnitt: Christopher Rouse
Genre: Drama/Thriller
Kinostart Deutschland: 14. November 2013
Kinostart USA: 11. Oktober 2013
Laufzeit: 134 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray, DVD, Soundtrack
Mit: Tom Hanks, Barkhad Abdi, Barkhad Abdirahman, Faysal Ahmed, Mahat M. Ali, Catherine Keener u.a.


Kurzinhalt: Ende März 2009 läuft das amerikanische Frachschiff MV Maersk Alabama aus. Mitten auf hoher See wird das Schiff von somalischen Piraten angegriffen. Dank guter Vorbereitung, seiner schnellen Reaktion und geistesgegenwärtigen Entscheidungen gelingt es Captain Phillips, seine Crew im Maschinenraum in Sicherheit zu bringen. Doch dadurch macht er sich selbst erst recht zur Zielscheibe der Piraten. Während Captain Phillips versucht sie zu beruhigen und den Anschein gibt, mit ihnen zu kooperieren, lauert die Crew auf ihre Chance, zurückzuschlagen…

Review: Szenenbild. "Captain Phillips" erzählt, basierend auf seinen "Memoiren", die wahre Geschichte des titelspendenden Captain Richard Phillips – und liegt damit im heurigen Oscar-Rennen voll im Trend (siehe auch: "12 Years A Slave", "Dallas Buyers Club", "Philomena" und "The Wolf of Wall Street"). Im Gegensatz zu den anderen genannten Filmen sind die Geschehnisse hier aber noch nicht so lange her, und schlugen damals durchaus auch international hohe Wellen, weshalb ich mich noch gut an die damaligen Newsberichte erinnern kann. Eine Dramatisierung von Ereignissen zu sehen, die man zumindest rudimentär selbst mitverfolgt hat, hat zweifellos seinen Reiz. Allerdings sind die magischen Worte "Basierend auf einer wahren Begebenheit" nicht immer Segen, sondern manchmal auch ein bisschen Fluch. Gerade auch wenn man versucht, aus den Ereignissen einen packenden Thriller zu machen, ergeben sich notgedrungen Kompromisse zwischen dem Festhalten an der Wahrheit und den dramaturgischen Erfordernissen. Zudem wurden bald nach Veröffentlichung seines Buches Stimmen laut, die so manches an Captain Phillips Bericht bezweifelten. Damit hat Tom Hanks die zweifelhafte Ehre, neben dem ebenfalls teils gescholtenen "Saving Mr. Banks" auch noch in einem zweiten "True Story"-Film zu spielen, dessen Objektivität und Wahrheitsgehalt in Zweifel gezogen wird.

Aus Zuschauersicht sind solche Diskussionen aber letztendlich zweitrangig. Denn dass man bei solchen Filmen immer eine gewisse künstlerische Freiheit voraussetzen muss, ist verständlich – und solange die Wahrheit nicht komplett verfälscht wird, möglicherweise sogar um das Meinungsbild der Öffentlichkeit zu verzerren, auch absolut ok. Viel interessanter ist da schon die Frage, wie sich "Captain Phillips" denn nun als Film schlägt – und diese ist nicht eindeutig zu beantworten. Denn während ich die erste Hälfte sehr gelungen fand, begann sich der Film nach Captain Phillips Entführung meines Erachtens zunehmend zu ziehen. Gut gefallen konnte mir der Einstieg. Richard Phillips Fahrt zum Flughafen mit seiner Frau, wie er beim Frachter ankommt, die ersten Gespräche mit seiner Crew, und so weiter. Der beste Teil des Films beginnt dann, als die Piraten ihren Angriff starten. Was mir als Landratte irgendwie nie so bewusst war, ist wie abgeschieden, isoliert und von jeglicher Hilfe abgeschnitten man auf See eigentlich ist. Mit Hilfe von Flugzeugen ist es uns möglich, die Weltkugel in weniger als einem Tag zu umrunden – doch auf hoher See, in vergleichsweise wenig befahrenen Gewässern ist mal völlig auf sich allein gestellt. Dieses Gefühl der Isolation – und wie hilflos man den Piratenangriffen ausgeliefert ist – vermittelt "Captain Phillips" sehr gut. Paul Greengrass typischer Inszenierungsstil, dem er auch hier wieder treu bleibt, passt zudem zu solch einem halbdokumentarischen Film wie die Faust aufs Auge, und hat mich daher hier auch nicht so gestört, wie das sonst bei Shakycam & Co. schon mal der Fall ist. Der spannungstechnische Höhepunkt des Films ist dann ganz klar jener Teil, als die Piraten die MV Maersk Alabama übernehmen, und Captain Phillips versucht, die Lage unter Kontrolle zu halten, während sich seine Crew im Maschinenraum verschanzt. Das war sicherlich der beste Teils des Films, dort verstand es "Captain Phillips" so richtig, mich zu packen.

Szenenbild. Was allerdings im Umkehrschluss eben auch bedeutet, dass der Rest des Films an diesen dramaturgischen Höhepunkt nicht mehr so recht anknüpfen kann – was weniger schlimm wäre, wenn danach nicht noch mindestens eine weitere Stunde, eher sogar mehr (ich habe nicht mitgestoppt und kann hier nur meinen persönlichen Eindruck wiedergeben), folgen würde. Natürlich konnte man diesen Teil nicht gänzlich weglassen, immerhin gehört es zur (wahren) Geschichte dazu. Allerdings hätte man meines Erachtens alles ab seiner Entführung ruhig kürzen können. Zumal man – sofern man die damaligen Zeitungsberichte noch im Kopf hat – schon genau weiß, wie das ganze ausgehen wird. Erschwerend kommt hinzu, dass die Dynamik der Piraten teilweise sehr klischeehaft wirkt – der gemäßigt-clevere, der aggressiv-gefährliche, der unerfahren-ängstliche, und so weiter. Mag sein, dass auch dies 100%ig den Tatsachen entspricht, aber es sorgte leider dafür, dass ich zu keinem von ihnen eine Beziehung aufbauen konnte. Von grundsätzlichen Kürzungen an bestimmten Szenen abgesehen hätte ich dann wohl vor allem noch alles rund um den Fluchtversuch geschnitten. Ja, ich weiß, auch dieser entspricht den Tatsachen, aber hier hätte ich an Stelle der Filmemacher die vielzitierte "künstlerische Freiheit" bedient. Es trug für mich einfach nichts zum Gelingen bzw. der Dramaturgie des Films bei. Zumal die Navy SEALS in diesem Moment nicht sonderlich gut aussahen.

Gut gefallen hat mir dafür wieder das eigentliche Ende. Vor allem die letzte Szene war – mit einer entscheidenden Einschränkung – phantastisch, und erlaubte Tom Hanks, schauspielerisch mal so richtig zu glänzen. Jedenfalls war ich mir nach dieser Szene eigentlich ziemlich sicher, dass er damit das Ticket für die Oscar-Verleihung 2014 gezogen hätte. Was jedoch die Wirkung dieses Moments für mich nicht unwesentlich torpedierte, ist die Filmmusik. Bei dieser handelt es sich während dieser Szene nämlich allzu offensichtlich um ein schamloses Plagiat von Hans Zimmers "Time" (aus seinem Score für "Inception"). Ich vermute, hier haben wir wieder mal einen klassischen Fall von "Temp Score Love"; denn bevor ein Komponist zu einer Filmproduktion dazustößt und beginnt, die Bilder zu vertonen, verwenden Regisseure oftmals bereits bestehende Soundtrack-Stücke, um ihm eine Vorstellung zu geben, was man sich in diesem Moment in etwa vorstellt, und welche Stimmung der Score vermitteln soll. Manchmal passen die jeweiligen Stücke dann so gut, dass diese einfach lizenziert oder aber der Komponist mit ins Boot geholt wird. Ein positives Beispiel, wo dies meines Erachtens prima funktioniert hat, ist "Kick-Ass", das an prominenter Stelle zwei bekannte Stücke von John Murphy (nämlich "In the House, In a Heartbeat" aus "28 Days Later" und "Adagio in D Minor" aus "Sunshine") zweitverwertet hat. "Captain Phillips" muss nun in dieser Hinsicht leider als Negativ-Beispiel herhalten, fand ich es doch einfach nur irritierend, und hat mich die bekannt klingende Musik (von der Melodie her ist es im Prinzip genau das gleiche, nur dass die beiden Noten vertauscht wurden) völlig aus dem Film gerissen. Wenn sich Hans Zimmer doch wenigstens selbst plagiiert hätte; stattdessen kommt der Score interessanterweise von einem der "Kick-Ass"-Komponisten, Henry Jackman (der für den Score zur Fortsetzung dann alleinverantwortlich war). Immerhin hatte man den Anstand, Hans Zimmer in den Credits zu danken. Daran, dass es die Wirkung dieser Schlüsselstelle bei mir torpedierte, ändert das aber halt leider auch nichts mehr.

Fazit: Szenenbild. "Captain Phillips" fängt stark an, findet dann jedoch mit dem Überfall der somalischen Piraten relativ früh seinen spannungstechnischen und dramaturgischen Höhepunkt. Alles was danach kommt ist nicht schlecht, kann jedoch an diese packenden Stellen leider nicht mehr ganz anknüpfen. Die Handlung ab diesem Punkt etwas zu straffen, hätte hier Abhilfe schaffen können. Zumal sich die Piraten hier dann leider als Klischees entlarven, die sich vom thrillerkundigen Zuschauer leicht in bestimmte Schubladen stecken lassen. Schade fand ich auch, dass mir die Wirkung der letzten Szene – die von Tom Hanks famos gespielt war und die definitiv das Zeug dazu hatte, mich zu berühren – durch ein für meine Ohren zu offensichtliches und dadurch irritierendes "Time"-Plagiat ansatzweise ruiniert wurde. Nichtsdestotrotz ist "Captain Phillips" schon allein aufgrund des spannenden Einstiegs, dem packenden Überfall, sowie den schauspielerischen Leistungen von Tom Hanks und Barkhad Abdi, für Genrefreunde durchaus mal einen Blick wert.

Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2013 Sony Pictures)


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Weiterführende Links:
Oscar-SPECiAL 2014





Kommentare (2)
RSS Kommentare
1. 25.03.2014 19:14
 
Schade, hätt mir gedacht, daß er die besser gefallen wird. Grad das Finale hab ich fantastisch gefunden. Ich war on the edge of my seat und völlig fertig ob der nervenzerfetzenden Spannung.
 
2. 27.03.2014 11:17
 
Ich weiß nicht, ich fand, alles ab der Entführung hat sich doch ziemlich gezogen. Am spannendsten fand ich alles auf dem Schiff, den Rest hätte man kürzen können. Zumal zumindest mir der Ausgang des Geschehens (von damals noch) geläufig war.
 

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