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Discworld: Mort Drucken E-Mail
Mortimer geht bei Gevatter Tod in die Lehre Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 22 Februar 2014
 
Titel: "Mort"
Deutscher Titel: "Gevatter Tod"
Bewertung:
Autor: Terry Pratchett
Umfang: 316 Seiten
Verlag: Corgi Books
Veröffentlicht: Mai 1987
ISBN: 978-0-552-13106-3
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Mortimer, von allen nur Mort genannt, wird vom Tod als sein Lehrling auserkoren. Nachdem er auf dessen Grundstück diverse Hilfstätigkeiten erledigt hat, besucht er seinen Meister auf der einen oder anderen Mission. Eines Nachts beschießt der Tod dann schließlich, sich mal frei zu nehmen, und seinen Lehrling alleine loszuschicken, um insgesamt drei Personen ins Reich nach dem Tod – was auch immer sie dort erwartet – zu überstellen. Bereits die ersten beiden Aufträge laufen nicht ganz so ab, wie sich Mort das vorgestellt hat, dennoch erledigt er sie erfolgreich und ohne größere Probleme. Dann steht er jedoch der hübschen, jungen Prinzessin Keli gegenüber, deren Vater er erst vor wenigen Wochen zusammen mit seinem Meister abgeholt hat – und beschließt, ihr Leben zu verschonen…

Review: "Mort" ist einer der – wenigen – Scheibenwelt-Romane, ich bereits in meiner Jugend – damals noch auf Deutsch – gelesen habe. Vor ein paar Jahren habe ich ihn mir dann nochmal im englischen Original vorgeknöpft, und nun war es zum mittlerweile dritten Mal soweit, dass ich ihn gelesen habe. Die Auftritte vom IMMER SO SPRECHENDEN Tod zählten zu den Höhepunkten der bisherigen "Scheibenwelt"-Romane. Da erscheint es nur logisch, dass sich Terry Pratchett für das vierte Discworld-Abenteuer dazu entschlossen hat, ihn stärker ins Zentrum zu rücken – wenn der Schwerpunkt auch auf Mortimer liegt; was ich letztendlich auch für eine gute und richtige Entscheidung halte, bietet sich dem Leser doch damit eine Identifikationsfigur. Und die knapp ersten hundert Seiten konnte "Mort" meine dementsprechend hohen Erwartungen auch absolut erfüllen. Alles rund um Morts Anwerben als Lehrling, die ersten Aufträge auf die er seinen Meister begleitet, das war alles ungemein faszinierend, mit zahlreichen amüsanten aber teils auch berührenden Passagen gespickt, und wie gewohnt auch wieder voller für Pratchett so typischen Wortwitz. Zwei wesentliche Höhepunkte waren dann für mich auch die ersten beiden Aufträge von Mort, die ganz anders ablaufen, als er sich das vorgestellt hat. Vor allem seine gemeinsamen Momente mit der sterbenden Hexe fand ich phantastisch; aber auch alles rund um den "Wiederholungstäter" war sehr gelungen. Das erste Drittel fand ich jedenfalls absolut klasse.

Dann jedoch soll Mort Prinzessin Keli zu sich holen, und aus einem höchst ungewöhnlichen Roman voller faszinierender Elemente wird eine vergleichsweise typische und klischeehafte Geschichte, in der eine hübsche junge Prinzessin zu retten ist. Was danach kommt ist zwar auch immer noch sehr unterhaltsam und mit einigen interessanten Ideen (der "royal recognizer" und wie Prinzessin Keli darum kämpfen muss, nach ihrem "Tod" erkannt zu wegen, sticht dabei u.a. ins Auge) und gelungenen Momenten gespickt (so habe ich mich z.B. über den Gastauftritt von Rincewind sehr gefreut), kam jedoch meines Erachtens an die Klasse der ersten rund 100 Seiten nicht mehr ganz heran. Auch der Ausgang des Geschehens hat mich nicht so recht überzeugt. Zuerst reiht sich eine Deus Ex Machina auf die andere, und als Mort dann Ysabell heiratet konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren dass Pratchett hier nochmal verzweifelt versucht, gegen typische Klischees und Erzählstrukturen aufzubegehren. Leider aber hat er diese Wendung in meinen Augen auf den 300 Seiten zuvor nicht wirklich vorbereitet (wir wissen zwar, das Ysabell auf ihn ein Auge geworfen hat, aber Mort selbst ist den ganzen Roman über auf Keli fixiert), weshalb es für mich völlig aus dem Nichts kam. Wie gesagt, ich kann verstehen, was er hier beabsichtigt hat, hätte es aber schön gefunden, wenn ich diese Entwicklung auch aus der Erzählung heraus ablesen hätte können, anstatt dass er es uns einfach als Überraschung vorsetzt. Trotz dieses Kritikpunktes bietet aber auch der Rest des Romans überwiegend gute Unterhaltung mit einigen faszinierenden Ideen.

Fazit: Auf den ersten hundert Seiten war "Mort" auf dem besten Weg, dem meines Erachtens bisher mit Abstand besten Scheibenwelt-Roman "The Light Fantastic" Konkurrenz zu machen. Alles was danach kam war zwar ebenfalls alles andere als schlecht, konnte allerdings in meinen Augen an diesen phantastischen Einstieg nicht mehr so ganz anknüpfen. Dies liegt unter anderem daran, dass sich der Fokus des Romans ab der Rettung von Prinzessin Keli stark verändert, und er daraufhin gewöhnlichere und klischeehaftere Töne anschlägt. Auch der Ausgang des Geschehens wirkte auch mich etwas verkrampft, so als wollte Pratchett hier unbedingt nochmal mit den üblichen Konventionen brechen; wirklich herauslesen konnte ich diese Entwicklung aus den 300 Seiten zuvor jedoch nicht. Trotz dieser Kritikpunkte konnte mich allerdings auch der Rest des Romans noch gut unterhalten, und war mit zahlreichen interessanten Ideen und gelungenen Momenten gespickt. Aber so begeistert wie das erste Drittel hat mich der Rest von "Mort" dann halt leider nicht mehr, und so war ich insgesamt gesehen doch ein wenig enttäuscht.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel






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