Kurzinhalt:
Trotz zweijähriger intensiver Forschung mit Hilfe jener Daten, die ihnen von den Tholianern zur Verfügung gestellt wurden, sind die Andorianer einer Lösung für ihre Fortpflanzungskrise keinen Schritt weiter. Tririshar "Shar" ch'Thane vermutet, dass Teile der neuen andorianischen Regierung Daten bewusst zurückhält und so das Projekt sabotiert, damit die Andorianer der jetzigen Regierung bei den kommenden Wahlen die Stange halten, und auch einem Anschluss an den Typhon Pakt offen gegenüberstehen. In seiner Verzweiflung wendet er sich an Doctor Bashir auf Deep Space Nine. Dieser besorgt sich daraufhin mit Hilfe seiner Freundin Sarah Douglas von Sektion 31 die streng geheimen Daten des Shedai-Metagenoms, und versammelt auf Bajor – unter dem Vorwand einer medizinischen Konferenz – die hellsten Köpfe der genetischen Medizin, um ein Heilmittel für die Geburtenprobleme der Andorianer zu entwickeln. Unmittelbar nachdem ihnen der Durchbruch gelungen ist, wird die Anlage von Sicherheitsoffizieren der Sternenflotte gestürmt, die anwesenden Ärzte gefangen genommen und sämtliche Daten konfisziert. Doch Bashir hat vorgesorgt: Er flieht mit einem Runabout, und macht sich daraufhin mit Höchstgeschwindigkeit auf dem Weg nach Andor. Doch gleich mehrere Gruppierungen sind daran interessiert, zu verhindern, dass er sein Ziel erreicht…
Review:
Auch wenn mich der letzte Teil seiner "Kalte Berechnung"-Trilogie eher enttäuscht hat, zähle ich David Mack nach wie vor zu den besten "aktiven" "Star Trek"-Autoren, und sehe jedem neuen Roman von ihm mit Vorfreude entgegen. "Auf verlorenem Posten" hat mir zwar schon wieder um einiges besser gefallen als der meines Erachtens überwiegend misslungene "Diabolus Ex Machina", bleibt für mich aber doch unter dem Durchschnitt dessen, was ich sonst von ihm gewohnt bin. Was mir gut gefallen hat, ist wie er hier den einen oder anderen Handlungsstrang sowohl aus der "The Fall" als auch der "Typhon Pact"-Reihe aufgreift und fortführt. Sein Schreibstil ist ebenfalls wieder hervorragend, wobei "Auf verlorenem Posten" doch ein ziemlich ernster Roman ist, und es mir ein bisschen am für ihn sonst so typischen oft zwischendurch eingestreuten auflockernden Humor gefehlt hat. Auch die Figuren trifft er hervorragend; vor allem Julian Bashir. Der Einsatz ist wieder einmal hoch, die Handlung entwickelt sich einerseits flott aber andererseits auch nicht oberflächlich vorwärts, es kommt nie Langeweile auf, und an bestimmten Höhepunkten versteht es David Mack neuerlich, die Spannungsschrauben anzuziehen, und den Leser an seinen Roman zu fesseln.
Leider hat er mir aber genau was das betrifft im Falle von "Auf verlorenem Posten" teilweise etwas übertrieben. Denn Julian Bashir einfach so und relativ problemlos Andor erreichen zu lassen, das wäre David Mack zu wenig dramatisch gewesen. Und so baut er eine Vielzahl an ungünstigen Wendungen ein, in der Hoffnung, damit die Spannung zu erhöhen – schoss dabei aber zumindest für meinen Geschmack deutlich über das Ziel hinaus. Das beginnt schon damit, dass sich Ezri Dax völlig entgegen ihres Charakters verhalten muss – wie sie später ja auch selbst anmerkt. Immerhin fand sie ja bereits die Befehle zur Blockade Andors fragwürdig. Jetzt erhält sie den Befehl, Julian aufzuhalten, und erfährt auch davon, dass er das Heilmittel bei sich hat. Ich sage ja nicht unbedingt, dass sie in vorauseilendem Gehorsam ihm gegenüber die Mission sabotieren oder überhaupt gleich Insubordination begehen hätte sollen. Aber wie bereitwillig und ohne nachzudenken sie hier ihren Befehlen folge leistet – und die perfekte Gelegenheit, die Verfolgung Bashirs auf einer falschen Fährte fortzuführen und dadurch seine Spur zu verlieren, ungenutzt verstreichen lässt, und ihre Crew vielmehr auf den richtigen Weg führt – wollte mir angesichts dessen was auf dem Spiel stand überhaupt nicht zu dem passen, wie man ihre Figur bislang dargestellt hat.
Auch davon abgesehen ging hier zu vieles auf einmal schief, nur damit Mack seinen Roman nochmal um 50-100 Seiten strecken und die Dramatik weiter erhöhen konnte. So stimmt das andorianische Parlament gegen den Asylantrag, der scheinbar einzige vernünftige andorianische Captain dem etwas am Fortbestand seiner Rasse gelegen ist sieht sich mit einer Meuterei konfrontiert, und dann platzt auch noch ein dem Präsidenten treu ergebenes Sternenflottenschiff ein. Ich weiß nicht, mit der Zeit war mir das einfach zu viel des Guten. Ich fand die erste Hälfte des Romans, wo Bashir mit einigen anderen Spezialisten (wenn ich auch den Gastauftritt von Dr. Pulaski in diesem Zusammenhang etwas verkrampft fand; bisher hat man weder in der Serie noch in den mir bekannten Romanen vermittelt, dass sie eine solche Expertin im Bereich der Genetik wäre) um einiges interessanter und auch spannender, als Bashirs Versuche das Heilmittel nach Andor zu bringen. Zumal der Ausgang dieses Szenarios ohnehin von vornherein klar war. Das eigentliche Ende war dann wieder sehr gelungen – aber den Weg dahin empfand ich halt leider doch als ein wenig holprig.
Fazit:
Mit "Auf verlorenem Posten" liefert David Mack einen zwar soliden, aber für seine Verhältnisse schon ein bisschen enttäuschenden "Star Trek"-Roman ab. Die Geschichte an sich konnte mir ja gut gefallen, die Figuren waren auch wunderbar getroffen – wobei vor allem Julian Bashir diesmal so richtig glänzen darf – und auch David Macks Schreibstil kann erneut gefallen, findet er doch genau die richtige Mischung aus flotter, temporeicher Handlung und einer tiefergehenden Betrachtung der Figuren und ihrem Innenleben. Leider aber versucht er ab ca. der Hälfte des Romans verkrampft und verzweifelt, die Spannungsschraube anzudrehen – und übertreibt es dabei leider ein bisschen. Die Fülle an üblen Wendungen die sich abspielt wenn Bashir mal den Orbit von Andor erreicht, ist mit der Zeit einfach zu viel des Guten – angefangen bei der Ankunft der U.S.S. Aventine, über Ezri Dax mangelnde Kooperationsbereitschaft, den abgelehnten Asylantrag, die Meuterei an Bord des andorianischen Schiffes, und und und. Letztendlich wäre mir lieber gewesen, Mack hätte den Roman 50-100 Seiten zuvor zum Ende geführt und sich dafür einige dieser dramatischen Entwicklungen gespart. Denn so konnte mich die zweite Hälfte von "Auf verlorenem Posten" nur mehr stellenweise überzeugen. Dank des gelungenen Einstiegs und des netten Ausklangs reicht es aber insgesamt für eine leicht überdurchschnittliche Wertung.
Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
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