Originaltitel: Tin Man Episodennummer: 3x20 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 23.04.1990 Erstausstrahlung BRD: 02.08.1993 Drehbuch: Ira Steven Behr Regie: Chip Chalmers Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data, Wil Wheaton als Wesley Crusher Gastdarsteller:
Harry Groener als Tam Elbrun,
Michael Cavanaugh als Robert DeSoto,
Peter Vogt als Romulan Commander,
Colm Meaney als Miles O'Brien u.a.
Kurzinhalt:
Bei einem Rendezvous mit der U.S.S. Hood nimmt die U.S.S. Enterprise Tam Elbrun an Bord, einen Betazoiden, dessen telepathische Fähigkeiten besonders stark ausgeprägt sind. Einige aus der Besatzung der Enterprise zeigen sich ob dieses Besuchs sorgenvoll. Deanna Troi erinnert sich daran, dass Tam Elbrun eine Zeit lang Patient einer psychiatrischen Anstalt war – eben weil seine telepathischen Fähigkeiten so stark sind, dass es ihm kaum gelingt, eine Barriere um sich herum aufzubauen und die Gedanken anderer Menschen auszublenden, was ihn zunehmend in den Wahnsinn getrieben hat. Commander Riker wiederum erinnert sich an eine Mission, an der Tam Elbrun teilgenommen hat, und die in einem Desaster endete, das mehreren Sternenflottenoffizieren das Leben kostete. Als Tam Elbrun Captain Picard und seiner Crew die Art ihrer Mission versteht, wird jedoch bald klar, warum just er für diese abgestellt wurde. Denn Langstreckensensoren haben im Orbit eines Planeten ein Objekt entdeckt, bei dem es sich offenbar um ein lebendes Raumschiff handelt. Die Föderation ist verständlicherweise sehr daran interessiert, dieses in die Hände zu bekommen. Das Problem dabei: Der Planet befindet sich in einem Raumsektor, an den die Romulaner Ansprüche stellen. Man vermutet daher, dass sich bereits eines oder mehrere romulanische Schiffe auf dem Weg dorthin befinden, um die Entdeckung für sich zu beanspruchen. Die Enterprise muss ihnen unbedingt zuvorkommen…
Denkwürdige Zitate:"Will, you getting soft on board that luxury liner?"
(Captain DeSoto zieht seinen früheren ersten Offizier ein bisschen auf.)
"Tin Man is a living being which has been bred or has adapted itself to serve a purpose. I find that interesting." "Why? Must living beings have a purpose? Or do we exist for no reason but to exist?"
(Data und Tam Elbrun werden philosophisch.)
"Is that the purpose of existence? To care for someone?" "It is for me."
(Tam Elbrun, nachdem er seine Bestimmung gefunden hat.)
Review:
Wenden wir uns zuerst den Dingen zu, die nicht ganz so gut gelungen sind, und wo "Der Telepath" etwas hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Was der Episode meines Erachtens nicht so recht gelang, ist, mich in Tam Elbrun hineinversetzen und mich seine schwierige Existenz nachfühlen und nachvollziehen zu lassen. Ich konnte zwar durchaus mit ihm sympathisieren, aber eine Szene in der man uns mal kurz einen Einblick darin gibt, welchen Herausforderungen sich Tam Elbrun in der Gegenwart von Menschen ständig stellen muss, hätte hier Abhilfe schaffen und sowohl seine Entscheidung am Ende nachvollziehbarer als auch seine Erleichterung darüber nachfühlbarer machen können. Hier lässt die Episode etwas an Potential ungenutzt liegen. Schade fand ich auch, dass ich trotz Sichtung der Folge keine rechte Ahnung habe, was bei dieser tragischen früheren Mission denn nun eigentlich genau passiert ist. Mehr als vage Andeutungen gönnt man uns diesbezüglich leider nicht. Eben dies macht es uns aber schwer bis unmöglich, uns eine eigene Meinung über den Vorfall zu bilden. Last but not least: Obwohl ich ihn keineswegs schlecht fand, denke ich doch, dass Harry Groener aus seiner sehr interessanten Rolle vielleicht noch etwas mehr hätte herausholen können.
Von diesen Punkten abgesehen hat mir "Der Telepath" aber sehr gut gefallen. Durch das Wiedersehen imt der U.S.S. Hood – bei der wir auch Rikers früheren Captain kennenlernen – wird die Kontinuität der Serie gestärkt. Der Teaser erzeugt durch die mysteriösen Befehle zudem gleich Interesse, wenn wir auch noch nicht genau wissen, worum es geht, und was auf dem Spiel steht. Nachdem uns Tam Elbrun dann aber mal von der Entdeckung berichtet und erklärt, dass es auch die Romulaner auf das Wesen abgesehen haben, beginnt ein durchaus packend umgesetzter Wettlauf mit einigen Spannungsspitzen. Wobei für mich was die dramatischen Szenen betrifft in erster Linie jener Moment hervorsticht, als Tam Elbrun mit dem Wesen in Kontakt tritt, es vor der Gefahr durch die Romulaner warnt und dieses das fremde Schiff daraufhin zerstört. Einem Moment, dem doch irgendwie ein fahler, bitterer Beigeschmack anheim haftet. Generell konnte mir auch die Handlung rund um Tam gut gefallen. Auch wenn es meines Erachtens nicht ganz gelang, uns seine Qualen nachfühlen zu lassen, beginnt man doch sehr schnell mit dieser zarten, leidgeplagten Seele zu sympathisieren. Wunderbar umgesetzt fand ich auch seine gemeinsamen Szenen mit Data – da er dessen Gedanken nicht lesen kann so ziemlich die einzige Person an Bord der Enterprise, in deren Gesellschaft er sich wohl fühlt. Die beiden führen einige interessante philosophische Diskussionen, die uns auch Datas Bestreben nach einem besseren Verständnis des Menschseins wieder einmal verdeutlichen. Ich weiß nicht, ob man das was zwischen den beiden entsteht wirklich schon Freundschaft nennen kann, aber ich fand ihre gemeinsamen Szenen und insbesondere auch den "Abschied" sehr gelungen. Dieser war generell ein sehr schöner Moment, wie Tam Elbrun quasi seine Bestimmung findet, und durch ihre Verbindung beide Wesen, Tam und Gomtuu, quasi "heilen".
Wunderbar fand ich auch die Musik von Jay Chattaway, der für "Der Telepath" zum ersten jedoch bei weitem nicht letzten – Mal die Musik für eine "Star Trek"-Folge komponiert hat. Zwar bin ich zugegebenermaßen ein Ron Jones-Fanboy, aber was mir an Chattaways Komposition für diese Folge so gefällt ist, dass sie sich von dem was wir bislang von der Serie gewohnt waren unterscheidet. Generell ist seine musikalische Untermalung sehr einprägsam und abwechslungsreich. Die größte Stärke von "Der Telepath" sind aber die grandiosen Spezialeffekte. Zugegeben, die sind bei "Next Generation" ja immer Klasse, aber was bei dieser Episode besticht, ist nicht nur deren Qualität, als auch deren Quantität. Es gibt vergleichsweise viele Effektszenen, und egal ob die Szenen mit der Enterprise und der Hood, den romulanischen Kriegsschwalben, das sowohl was Design und Umsetzung betrifft großartige fremde Raumschiff, oder dessen Angriffe… alles sieht selbst mehr als 20 Jahre später immer noch ungemein spektakulär aus, und ist gerade auch auf Blu-Ray in HD einfach nur ein Genuss. Gerade auch der Vergleich zu z.B. "Enterprise" oder auch aktuellen Genre-Serien macht deutlich, wie sensationell die Effektarbeit ist – muss sich TNG diesbezüglich doch nicht nur nicht verstecken, sondern stellt die modern(er) Konkurrenz sogar klar in den Schatten.
Fazit:
"Der Telepath" ist eine überwiegend gelungene Episode der "Next Generation"-Serie, die jedoch ein wenig hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. So verabsäumt es die Folge, uns Tam Elbruns Leid so richtig nachfühlen zu lassen. Auch die Vorgeschichte rund um die katastrophal verlaufende Mission hätte man etwas genauer und verständlicher schildern können. Und auch wenn Harry Groener keinesfalls schlecht ist, so zeigt er doch keine so eindrucksvolle Performance wie dies angesichts der interessanten Figur meines Erachtens möglich gewesen wäre. Was "Der Telepath" dafür gut gelang war, sehr schnell mein Interesse zu wecken. Der Wettlauf mit den Romulanern sorgte zudem für einiges an Spannung, und bescherte uns auch den einen oder anderen dramatischen Höhepunkt. Sehr gut umsetzt fand ich auch die sich entwickelnde Freundschaft zwischen Tam und Data. Der Ausgang des Geschehens mag zwar für manche schon fast wieder zu zuckersüß sein, die darin enthaltene Message gefiel mir aber sehr gut. In erster Linie sind es aber zwei "oberflächliche" Aspekte der Produktion, die hervorstechen: Die imposante Musik von Jay Chattaway (der hier ein höchst eindrucksvolles "Star Trek"-Debüt gibt), sowie die herausragenden Spezialeffekte, die selbst mehr als 20 Jahre später immer noch sensationell aussehen, und viele moderne Serien weit in den Schatten stellt.