Mit: Keanu Reeves, Hiroyuki Sanada, Ko Shibaski, Tadanobu Asano, Min Tanaka, Jin Akashini, Masayoshi Haneda, Hiroshi Sogabe, Rinko Kikuchi u.a.
Kurzinhalt:
Eine Truppe von Samurai sucht Rache für den Tod und die Entehrung ihres Herren Lord Asano von Ako, durch den habgierigen Lord Kira von Nagato und seine Hexe. Vom Shogun zum Leben als Ronin – Samurai ohne Herrn – verdammt, bekommen sie von einem Halbblut Hilfe, der seinerseits hoffnungslos in die Tochter von Lord Asano verliebt ist, die schon bald den Todfeind ehelichen soll…
Review:
"47 Ronin" ist das was Hollywood für "sehr japanisch" hält. Dabei kann sich der Film nicht entscheiden, ob er Periodenstück (siehe "Last Samurai") oder Fantasystreifen (siehe jedes Anime) sein will. Für Beides ist er jeweils zu inkonsequent. Er hat zu wenig Magie, als dass er wirklich fantastisch wirkt und zu viel, als dass die Ereignisse die real existierende Legende der 47 Ronin wahrheitsgetreu nacherzählt. Wenig hilfreich ist auch der Trailer, der - zum Nachteil des Filmes - die besten Szenen präsentiert. Ich wollte diesen Film wirklich mögen und hatte – gerade aufgrund des hervorragend wirkenden Trailers – auf eine epische Japan-Saga gehofft. Schlussendlich wird aber nur versucht, zwischen mehr oder weniger drei Kämpfen die Zeit sinnvoll, aber nach uninspiriertem Muster, zu füllen. Ganze vier Schauplätze besucht man, wobei gerade die zwei Interessanteren nur zur Vorbereitung dienen und relativ kurz abgehandelt werden.
Die Charaktere sind alle relativ uninteressant und durchweg eher mürrisch. Kenau Reeves' Kai ist mürrisch, Hiroyuki Sanadas Ôishi (Anführer der Ronin) ist mürrisch, die Lords, samt Shogun Tsunayoshi (Cary-Hiroyuki Tagawa, "Revenge"), sind mürrisch und die Angebetete ist verzweifelt. Ganz dämlich war auch die Darstellung der Hexe (Rinko Kikuchi, "Pacific Rim"), die sich von Anfang an komplett konträr zu allen anderen Personen verhält, ja wie aus der Zeit (und damit dem Handlungsrahmen) gefallen scheint. Echte Bedrohlichkeit sendet sie jedenfalls nicht aus, sie nervt nur. Im Laufe des Films erfahren wir mehr von Kais Herkunft und seinen Fähigkeiten, die er dann genau Nullkommafünfmal einsetzt. Es reiht sich Fazialpalmierung an Fazialpalmierung. Seufz. Immerhin sieht "47 Ronin" sehr gut aus, wobei die von mir gesehene 3D-Version total aufgesetzt und komplett unnötig ist. Eventuell sollte ich dem Film noch einmal in 2D ansehen; gerade die Actionszenen waren zu oft zu verwaschen und aufdringlich in 3D. Wenn man denn nur etwas mehr Zeit hätte, die großartig detailliert gestalteten Schauplätze auf sich wirken zu lassen, und ein Gefühl für deren Aufbau bekäme. So verkommen sie zu Kulissen durchchoreografierter Einzel- und Massenkämpfe. Es ist der erste abendfüllende Kinofilm für Regisseur Carl Rinsch ("Ist hier einer der 'Rinsch' heißt?" xD, SCNR), der hier - so scheint es - separate Elemente gedreht hat, weil sie cool sind, und diese dann vor dem Hintergrund der Fahrt zum Endkampf lose verbindet. Es gibt hier keine Überraschungen und bei durchgehend ernster Stimmung und ernsten Figuren, wenig Ernstzunehmendes. Furchtbar bemüht. Es wundert mich auch, dass das das Beste sein soll, das Stuart Baird ("James Bond 007 - Skyfall") im Schneideraum aus dem Material machen konnte.
Keanu Reeves spielt das gepeinigte, ausgestoßene und ungewollte Halbblut so, wie er John Constantine gespielt hat. Beides fatalistische Charaktere, denen alles und jeder egal zu sein scheint, die sich aber dann doch gerne auf der Suche nach Erlösung opfern. Nicht mehr als eine Fingerübung für ihn. Auch die anderen Darsteller bleiben in klischeehaften Rollen, von denen keine besonders hervorsticht. Das 'Heavy Lifting' absolviert außerdem Hiroyuki Sanada ("Helix", "Wolverine: Weg des Kriegers"), der ein paar der besseren Szenen bekommt. Schade ist auch, dass Ilan Eshkeris Soundtrack einem leider nicht im Gedächtnis bleibt. Das andere große Problem ist das Tempo des Films, das ich durch die Blume schon bei den Schauplätzen angesprochen habe. Man hechelt im Grunde durch die Geschichte, wie mechanisch von Punkt A nach Punkt B, um profane Dinge zu erledigen. Kaum ist man irgendwo, folgt auch schon der Schnitt. Der Bösewicht ist ein einfach gestrickter Typ der mehr Macht und Einfluss will, doch die Motivation der Hexe, die - trotz allem - der weit interessantere Charakter ist, bleibt völlig unklar. Es schreit förmlich nach einem Extended/Director's Cut; genauso wie die erstaunliche Blutleere angesichts der Menge an gezeigtem Geschnetzel.
Fazit:
"47 Ronin" verspricht mehr zu sein als er ist, und enttäuscht dadurch fast auf ganzer Linie. Wer gehofft hat, Keanu Reeves in einer neuen ikonischen Rolle zu erleben, bekommt nur einen lauwarmen Aufguss eines Helden. Der Film sieht zwar gut aus, ist aber inkohärent und geht unnötiger Weise auf störendes 3D. Ausstattung und Produktionswerte insgesamt sind wirklich hoch, doch die Version der Geschichte wird ihnen leider nicht gerecht.