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Jack Taylor: Auge um Auge Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) ZDF / Edel : Motion

Originaltitel: The Pikemen
Episodennummer: 02
Bewertung:
Erstausstrahlung IRL: 01. & 08.09.2011
Erstausstrahlung D: 03.11.2013 (ZDF)
Drehbuch: Marteinn Thorisson
Regie: Stuart Orme
Besetzung: Iain Glen als Jack Taylor, Killian Scott als Cody Farraher, Nora-Jane Noone als Kate Noonan, Tara Breathnach als Anne Hennessy, Frank O'Sullivan als Superintendent Clancy, Eamonn Draper als Mr. O Shea, Sam Keeley als Frankie Buckley, Dessie Gallagher als Ted Buckley, Nick Lee als Detective Kavanagh u.a.

Kurzinhalt: Nachdem er ein Jahr in London verbracht hat, kehrt Jack Taylor auf Wunsch eines alten Freundes seines Vaters wieder nach Galway zurück, um im Todesfall von dessen Sohn zu ermitteln. Die Polizei hält es für Selbstmord, doch Mr. Shea ist davon überzeugt, dass sich sein Sohn niemals das Leben genommen hätte. Aber wer könnte es auf ihn, der gerade erst von einem mehrjährigen Aufenthalt im Ausland nach Hause zurückgekehrt ist, abgesehen haben, und warum? Bei seinen Nachforschungen, bei denen er neben der jungen Polizistin Kate Noonan neuerdings auch vom jungen Privatdetektiv und Fan Cody Farraher unterstützt wird, stößt Jack Taylor auf Gerüchte über eine Bürgerwehr, die sich Verbrecher vorknöpft die aus Mangel an Beweisen oder aufgrund ihrer guter Beziehungen zu hochrangigen Personen freigelassen wurden. Diese "Pikemen" versuchen schließlich auch Jack Taylor zu rekrutieren. Als sie versuchen, ihm einen Mord anzuhängen, und sich Jack Taylor auf der Flucht vor der Polizei befindet, sieht er um die Bürgerwehr zu entlarven keine andere Möglichkeit mehr, als sich ihr anzuschließen…

Review: Episodenbild (c) ZDF / Edel : Motion "Auge um Auge" hatte definitiv das Potential dazu, den Vorgänger zu übertreffen – ehe er sich im letzten Drittel einige Fehler (in meinen Augen) geleistet hat. Wo der zweite Fall von Jack Taylor dem ersten aber weit überlegen ist, ist die Inszenierung. Beim ersten störte mich ja der billige Digitalkamera-Look. Von diesem war bei "Auge und Auge" nichts mehr auszumachen. Zudem bestach diesmal die künstlerische Farbgebung. Egal ob rotes Neonlicht, die grüne Beleuchtung im Verhörraum, das gelbgoldbraunerdige Licht in der Nacht, nachdem Jack Taylor von der Polizei geflüchtet ist, oder auch die tolle Rückblende, die bis auf das Mädchen (deren gelber Mantel besonders stark hervorsticht) in schwarz/weiß gehalten ist… es gibt zahlreiche Szenen, wo die Bilder dank der Farbgebung hervorstechen und mir ungemein gut gefallen konnten. Tatsächlich spielt "Auge um Auge" in meinem Auge inszenatorisch in einer derart anderen Liga, dass ich wirklich überrascht war zu sehen, dass dafür der gleiche Regisseur dahintersteckt wie bei "Der Ex-Bulle". Optisch war der zweite Fall von Jack Taylor jedenfalls wirklich hochwertig umgesetzt, und bot eine markante Steigerung im Vergleich zum ersten Teil der Krimi-Reihe.

Ein großes Problem des ersten Falls war für mich ja auch die Vorhersehbarkeit. Diese ist zwar auch bei "Auge um Auge" in manchen Bereichen wieder vorhanden, da es sich diesmal aber um kein klassisches Whodunit handelt, litt hier zumindest der Fall nicht mehr so stark darunter. Generell hat mir der Fall von der Thematik (mit den Selbstjustiz übenden "Pikenmännern") und dem Aufbau her besser gefallen. Das mit den Piken war eine interessante Idee, und mal etwas anderes. Es gab so manche gelungene Szenen, wobei ich vor allem die gemeinsamen Momente von Jack Taylor und dem Anführer der Bande gelungen fand. Auch die schauspielerischen Leistungen konnten mich wieder überzeugen, wobei vor allem Iain Glen erneut sehr gut gespielt hat. Der gelegentlich eingestreute auflockernde Humor rundet die positiven Aspekte dann schließlich ab. Weniger gut fand ich die eine oder andere sehr klischeehafte und damit vorhersehbare Entwicklung – wobei ich mangels Kenntnis der Vorlage natürlich bei all diesen die Handlung/Geschichte betreffenden Kritikpunkten nicht beurteilen kann, inwiefern sie dem Drehbuch von Marteinn Thorisson oder vielmehr Romanautor Ken Bruen anzulasten sind. Diesbezüglich ist zuerst einmal alles rund um Cody zu nennen. Wenn Jack Taylor diesen packt, gegen die Wand drückt und ihm sagt, dass er sich nie wieder blicken lassen soll, weiß man einfach schon genau, wie das ganze ausgehen wird. Natürlich wird Cody im Verlauf Jack Taylors Respekt und Wertschätzung erlangen, und die beiden zu Partnern werden. Auch das mit der Visitenkarte war so klar – und noch dazu sooooo kitschig. Wobei ich die Folge zu diesem Zeitpunkt aufgrund anderer, deutlich schwerwiegender Drehbuchschwächen eh schon ansatzweise verloren hatte. Aber das setzte dem ganzen dann halt noch die Krone auf.

Episodenbild (c) ZDF / Edel : Motion Ebenfalls nicht überzeugt hat mich alles rund um Anne. Dass er sie wiedersieht, die Art und Weise, wie er sie wiedersieht – und in welcher "Figurenkonstellation", und vor allem auch dass sie doch wirklich glaubt, er hätte den Mord dessen er beschuldigt wird tatsächlich begangen. Vor allem letzteres wirkte auf mich enorm konstruiert, um Jack Taylor halt noch etwas stärker auf den Boden zu drücken. So wie ich die Figuren kenne – und wie sie sich gegenseitig kennen sollten – erschien es mir aber überhaupt nicht plausibel. Das war halt einfach – ähnlich wie alles rund um Cody – so typisch, und schrie förmlich Fernsehen/Drehbuch/Roman; im Gegensatz zum wahren Leben. Wenig einfallsreich – und sehr bequem – fand ich auch, dass Jack auch hier wieder mal eine Nacht durchlebt wo er es selbst für seine Alkoholiker-Verhältnisse übertreibt und mit einem kompletten Filmriss aufwacht. Das hatten wir schon bei "Der Ex-Bulle", es jetzt gleich hier wieder zu verwenden wirkte erzwungen, und schien in erster Linie deshalb da zu sein, um sowohl beim Zuschauer als auch bei Jack selbst einen Restzweifel entstehen zu lassen, ob er den Mord nicht vielleicht doch begangen hat – was aber zumindest bei mir nicht funktioniert hat.

Für die letzten großen Kritikpunkte muss ich in den Spoilerbereich vordringen. Ich empfehle daher allen, die diesen TV-Krimi noch nicht gesehen haben, erst beim Fazit weiterzulesen!

Auch auf das Auftreten des "dumme Polizisten"-Klischees hätte ich verzichten können. Bei der Szene im Parkhaus stellten sich die ja nun wirklich selten dämlich an, damit Jack und der Junge entkommen konnten. Und auch dass sie tatsächlich glauben, Jack hätte den Jungen jetzt auch noch umgebracht – inklusive einer völlig bescheuerten Theorie – stieß mir sauer auf. Wo wir schon bei dieser Szene sind: Warum nimmt Jack den Jungen eigentlich mit, anstatt ihn bei Kate zu lassen? Ich verstehe, dass er selbst abhaut, angesichts der Tatsache dass ihn der Junge nicht wie vermutet entlastet (warum eigentlich nicht? Immerhin finden wir am Ende heraus, dass es doch er war, und es sein Vater auf den Kerl abgesehen hatte, um Jack die Tat anzuhängen – genau wie von Jack vermutet), aber warum schleift er ihn mit? Und dann kommt natürlich die Szene, wo der Papi den Sohnemann umbringt. Spätestens hier war's für mich dann irgendwie vorbei. Einerseits, weil es mir sehr dumm und unglaubwürdig erschien. Vor allem aber, weil man damit Buckley endgültig zu einem Psychopathen macht. Das Thema der Selbstjustiz finde ich grundsätzlich ja durchaus interessant; es bietet auch viel Potential zu einer differenzierten Betrachtung. An einer solchen ist man hier aber leider nicht interessiert. Stattdessen macht Buckley dies eigentlich nur, um seine Tochter zu rächen – und spätestens als er seinen eigenen Sohn umbringt gibt es absolut keinen Grund mehr, mit ihm zu sympathisieren. Eine etwas weniger schwarz/weiß-gezeichnete Behandlung dieses spannenden Themas hätte ich bei weitem vorgezogen.

Episodenbild (c) ZDF / Edel : Motion Der letzte Kritikpunkt ist dann das Ende mit Jack und Buckley. Einerseits, weil es – wieder einmal – sehr vorhersehbar (war doch von vornherein klar, dass er nicht abdrücken wird) und andererseits ungemein klischeehaft und abgedroschen war. Ich wünschte wirklich, ich hätte einen Euro für jedes Mal, wo ich eine solche Szene gesehen habe, wo der Held den Bösewicht vor der Flinte hat und dann aber doch nicht abdrückt. Ich glaub, dann könnte ich mich schon zur Ruhe setzen. Fast noch mehr gestört hat mich aber, dass man den Zuschauer die interessante Ironie dahinter – ist Jack Taylor doch gerade dabei, Selbstjustiz am Anführer der Selbstjustizbande zu verüben – nicht selbst entdecken lassen konnte, sondern Cody dies mit seiner Aussage, ob er jetzt wirklich so werden wohl wie sie, auch für die dümmsten unter den Zuschauern noch einmal offensichtlich machen mussten. Etwas mehr Vertrauen in die Intelligenz des Zuschauers, solche Zusammenhänge selbst zu erkennen, sowie Mut zum Risiko, dass es der eine oder andere halt vielleicht tatsächlich nicht bemerken wird, wäre an dieser Stelle wünschenswert gewesen, anstatt uns mit dem Holzhammer zu erschlagen.

Fazit: Sehr schade. Da ich einige Schwächen des Vorgängers hier nicht mehr ausmachen konnte (oder sie zumindest nicht mehr so stark zu Tage traten), in der Handlung viel Potential gesteckt hat, und die Inszenierung Welten über der des ersten Falls liegt, hatte "Auge um Auge" beste Chancen, "Der Ex-Bulle" zu übertreffen. Aber nachdem ich bereits zuvor wieder die eine oder andere Schwäche ausfindig machen konnte, schlug das Pendel im letzten Drittel dann endgültig zugunsten der Kritikpunkte aus. Wird doch erst dann deutlich, dass man statt einer differenzierten Betrachtung dieser an und für sich sehr interessanten Thematik lieber auf eine rein schwarz/weiß-Zeichnung setzt. Zudem war das Geschehen in einigen Bereichen wieder sehr vorhersehbar, und strotzte nur so vor Klischees und abgedroschenen Szenen. Einige Momente und Entwicklungen, die mir sehr konstruiert erschienen, sowie unlogisches Verhalten der Protagonisten sorgten dann endgültig dafür, dass "Auge um Auge", wie schon der erste Fall, nicht über das Prädikat "solide" hinauskam. Wobei er selbst dieses in erster Linie der großartigen Inszenierung und Iain Glen in der Hauptrolle zu verdanken hat.


Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © ZDF / Edel Media & Entertainment)




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