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The Color of Magic Drucken E-Mail
Verfilmung der ersten beiden Scheibenwelt-Romane Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 11 Januar 2014
 
 
The Color of Magic
Originaltitel: The Colour of Magic
Produktionsland/jahr: UK 2008
Bewertung:
Studio/Verleih: Sky One/EuroVideo
Regie: Vadim Jean
Produzenten: U.a. Rod Brown, Ian Sharples & David Jason
Drehbuch: Vadim Jean, nach den Romanen von Terry Pratchett
Filmmusik: Paul E. Francis & David A. Hughes
Kamera: Gavin Finney
Schnitt: Joe McNally & Liz Webber
Genre: Fantasy/Komödie
DVD-VÖ Deutschland: 09. Oktober 2008
TV-Ausstrahlung UK: 23. März 2008
Laufzeit: 191 Minuten
Altersfreigabe: Ab 6 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray, DVD
Mit: David Jason, Sean Astin, Tim Curry, James Cosmo, David Bradley, Laura Haddock, Jeremy Irons, Christopher Lee, Brian Cox u.a.


Kurzinhalt: Als es den ersten Touristen der Scheibenwelt, Twoflower, nach Ankh-Morpork verschlägt, beauftragt der Patrizier der Stadt den Zauberer Rincewind damit, seine Sicherheit zu gewährleisten. Allerdings ist Rincewind nicht wirklich ein Zauberer, und magisch eher unbegabt – weshalb er gerade erst aus der Unsichtbaren Universität ausgeschlossen wurde. Twoflower freut sich allerdings darüber, dass ihm Rincewind als Begleitung und Reiseführer zur Verfügung stehen wird. Nachdem die Taverne in der Twoflower abgestiegen ist zufälligerweise nur kurz nachdem er mit dem Besitzer eine Versicherung abgeschlossen hat abbrennt, wird dabei auch halb Ankh-Morpork in Schutt und Asche gelegt – Rincewind und Twoflower gelingt es jedoch, rechtzeitig aus der Stadt zu flüchten. Daraufhin begeben sie sich auf eine abenteuerliche Reise über die Scheibenwelt, die sie unter anderen ans Ende der Welt – und darüber hinaus! – führen wird, ehe Rincewind wieder in die Hauptstadt zurückkehren muss, um den drohenden Untergang der Scheibenwelt zu verhindern…

Review: David Jones ist als Rincewind eine etwas gewöhnungsbedürftige Wahl.Nach "Hogfather" – den ich mir allerdings erst ansehen werde, sobald ich mit meiner laufenden Betrachtung der Scheibenwelt-Romane dort angekommen bin – ist "The Color of Magic" die zweite Verfilmung zur "Discworld" (sofern man die beiden Zeichentrickfilme "Soul Music" und "Wyrd Sisters" nicht mitzählt). Dabei handelt es sich um eine zweiteilige TV-Produktion für den britischen Sender Sky One – was die Produktionsqualität, die Effekte etc. betrifft sollte man sich also nicht unbedingt allerhöchste Kinoqualität Marke Hollywood erwarten. Wobei ich gestehen muss, von der Quantität der enthaltenen Effekte durchaus angetan und positiv überrascht worden zu sein. Wie man hier auf den Putz haut, anstatt nur 2-3 Alibi-Effektszenen einzubauen, finde ich beachtlich und lobenswert. Qualitativ zeigt sich hingegen ein deutlich durchwachseneres Bild, denn mit dem, was man so aus Kinofilmen gewohnt ist, können die Effekte nur sporadisch mithalten. So fand ich z.B. die Szenen vom Rand der Scheibenwelt sehr gut getrickst. Anderes, insbesondere Schildkröte A'Tuin, kann hingegen die PC-Herkunft nicht verbergen. Und auch von der "Auflösung" und den Details her fand ich die PC-Modelle nicht unbedingt überragend. Für ihre Ambition sind die Effektkünstler aber definitiv zu loben, und überwiegend war das schon solide und gut getrickst.

Was die Besetzung betrifft, dürfte wohl insbesondere David Jason als doch eher unerwartete Wahl für Rincewind ins Auge stechen. Zwar kann ich mich an keine genaue Altersangabe in den Romanen erinnern, dennoch vermittelten mir die Bücher den Eindruck, dass sich Rincewind in seinen 30ern oder so befinden würde. Die sind bei David Jason nun doch schon eine Weile her. Jedenfalls wirkte Rincewind in "The Color of Magic" für mich deutlich älter, als ich ihn mir vorgestellt hatte, was schon ein wenig gewöhnungsbedürftig war. Andererseits fällt es mir schwer, mich zu sehr darüber zu beschweren. Einerseits, da David Jason großer Fan der Scheibenwelt ist, und lange davon geträumt hat, in die Rolle von Rincewind zu schlüpfen. Wer bin ich schon, um jemandem die Erfüllung eines lang gehegten Traums nicht zu gönnen? Außerdem muss ich sagen: Auch wenn David Jones sowohl vom Alter als auch von der Art und Weise wie er die Rolle anlegt ein ganz anderer Rincewind ist, als ich ihn mir beim Lesen der Bücher vorgestellt habe, so gefiel mir seine Interpretation und seine schauspielerische Leistung insgesamt wirklich gut. Das einzige, was ich mir vielleicht gewünscht hätte: Im Roman kam Rincewind für mich irgendwie trockener und lakonischer rüber, was den Humor betrifft. David Jones legt ihn doch etwas hibbeliger an. Nehmt als Beispiel den Dialog "What should we do?" "Panic?" – hier hätte ich mir eine etwas andere Intonation gewünscht. Wo er dafür wiederum geglänzt hat, ist in den ernsteren und dramatischeren Szenen, wie z.B. beim Abschied am Ende. Generell muss ich gestehen… dass Rincewind nicht einfach nur 15 oder so Jahre als erfolgloser Zauberschüler in der Unsichtbaren Universität verbracht hat, sondern 40 oder 50, macht das Ganze doch noch eine Spur trauriger, und lässt seinen Zorn auf den Zauberspruch in seinem Kopf besser und stärker nachvollziehen. Zumindest in dieser Hinsicht wertet die Entscheidung für den doch schon etwas älteren David Jones die Verfilmung für mich auf.

Sean Astin erscheint als Twoflower perfekt besetzt.Als Twoflower wurde Sean Astin gecastet. Eine naheliegende Wahl – wobei sich die Rolle ausreichend von Samweis Gamdschie unterscheidet, dass man nicht den Eindruck gewinnt, er würde einfach wieder die selbe Figur spielen. Aber der (überwiegend) unerschütterliche Optimismus gepaart mit einem Hauch Naivität und Heldentum kommt einem durchaus bekannt vor. Jedenfalls fand ich seine Darstellung von Twoflower sehr gelungen. Eine gute Wahl hat man auch für Trymon getroffen: Tim Curry ist seit Jahr und Tag auf schelmische Bösewichte abonniert, und hätte die Rolle wohl auch im Schlaf spielen können – was er jedoch dankenswerterweise nicht tut. So wie alle anderen Darsteller scheint auch er mit Herzblut, und nicht nur wegen des Geldes, dabei zu sein. Wer für mich aus dem Ensemble allerdings besonders hervorstach, ist der als Hausmeister aus den "Harry Potter"-Filmen bekannte David Bradley, der mich in der Rolle von Cohen dem Barbaren wirklich begeistert hat. Eine wundervolle Performance – und auch einer jener Aspekte, wo der Humor durch die Verfilmung an Wirkung gewinnt. Denn so lustig es auch sein mag, seine besondere Sprechweise zu lesen, ist es halt doch etwas ganz anderes, sie auch zu hören. Jedenfalls gehörten ihm einige der besten Szenen und Gags.

Auch Christopher Lee als Stimme des Todes ist perfekt besetzt. Seine tiefe Stimme ist für diese Rolle einfach optimal, und auch die amüsanteren Szenen meistert er mit Bravour. Als Patrizier ist zudem noch Jeremy Irons in einem kleinen Gastauftritt mit an Bord. Zwar bekommt er nicht wirklich viel zu tun, aber in der Szene mit Rincewind schafft er es durchaus, einen Eindruck zu hinterlassen, und lotet die überzeichnete Bedrohlichkeit seiner Figur köstlich aus. Darüber hinaus wurde auch Terry Pratchett ein kleiner Cameo-Auftritt geschenkt. Insgesamt konnte ich jedenfalls im gesamten Ensemble keine Schwachstelle ausmachen, alle machten ihre Sache wirklich gut. Was die Regie betrifft, macht "The Color of Magic" einen durchaus soliden Eindruck, jedoch ohne dabei sonderlich zu glänzen. Die Inszenierung von Vadim Jean (der auch das Drehbuch auf Basis von Terry Pratchetts Romanen geschrieben hat) ist überwiegend ok, wobei mir vor allem gefällt, wie er die Schauspieler und die Gags ins Zentrum des Geschehens rückt. Etwas opulenter und beeindruckender hätte es allerdings noch sein dürfen – aber das ist natürlich auch eine Frage des Geldes. Immerhin eine optisch wirklich beeindruckende Szene hat er uns allerdings geschenkt, nämlich Rincewinds Besuch im Reich des Todes. Das fand ich wirklich phantastisch, eindrucksvoll, und clever gelöst. Zugegeben, seit "Sin City" sind schwarz-weiß-Umgebungen mit vereinzelten Farbsprengeln nichts neues mehr, aber da ich dieses Stilmittel noch für vergleichsweise unverbraucht halte, kann es mir nach wie vor gefallen. Weniger gut konnte mir hingegen die Musik gefallen. Einerseits schien man sich dafür etwas zu sehr auf den Synthesizer zu verlegen, und andererseits wurde sie mit der Zeit doch etwas repetitiv. Und generell fehlten mir die ganz großen, mitreißenden Leitmotive und Themen. Sagen wir mal so: Die musikalische Untermalung ist zweckdienlich, ohne dabei sonderlich zu glänzen oder den Film gar aufzuwerten.

Bethan, Rincewind, Twoflower und Cohen werden Zeuge eines kosmischen Ereignisses.Bei einer dreistündigen Verfilmung von zwei zwar nicht unbedingt umfangreichen, aber inhaltlich doch recht reichen Romanen sind Kürzungen unvermeidlich. Und so muss der geneigte Scheibenwelt-Fan auch bei "The Color of Magic" auf so mache Schauplätze, Figuren, Ereignisse und Gags verzichten. Ich denke, vermutlich hat wohl jeder in den beiden Romanen so seine Favoriten, und wird demnach auch jeder etwas anderes vermissen. Bei mir waren es insbesondere die Tochter des Todes (auch wenn ich zugestehen muss, dass diese Änderung absolut sinnvoll war) sowie Rincewinds ungläubige, euphorische Reaktion, nachdem er zum ersten Mal Magie angewendet hat. Aber auch auf Bel-Shamaroth (was ich insofern besonders fies fand, als man darauf mehrmals referenziert), Hrun (der zugegebenermaßen neben Cohen ohnehin verblasst wäre), den Wassertroll oder auch den Zauber-Shop muss man verzichten. Wobei ich auch gleich sagen muss, dass ich all diese Kürzungen aus verschiedenen Gründen (seien die dramaturgischer, budgetärer oder einfach praktischer Natur) nachvollziehen kann, und mich nichts davon jetzt wirklich gestört hat. Tatsächlich ergaben sich dadurch für mich sogar die eine oder andere zusätzliche Stärke, wie z.B. das sprechende Schwert, das hier nun Excalibur-mäßig in einem Felsen steckt und von Rincewind herausgezogen wird.

Der Vorteil dieser Kürzungen liegt dann wiederum darin, dass für jene Dinge, die man übernimmt, ausreichend Zeit bleibt. Dies gilt sowohl für die Handlung an sich, als auch für die dramaturgischen Höhepunkte – aber genau so auch für die Gags, die man so natürlich mehr auskosten kann, als wenn man versucht hätte alles unterzubringen und deshalb durch die Handlung gehetzt wäre. Wo die Verfilmung aber halt doch einiges am Humor verliert, ist dadurch, dass sich selbst mit einem sporadisch auftretenden Erzähler (Brian Cox) die amüsanten Beschreibungen von Terry Pratchett, die einen Großteil des Humors der Romanvorlagen ausmachen, nur zu einem Bruchteil wiedergegeben werden können. Eben dies ist für mich dann auch der Hauptgrund, warum die Verfilmung mit der Vorlage nicht so ganz mithalten kann. Demgegenüber stehen wiederum ein paar Gags, an die zumindest ich mich aus der Vorlage nicht erinnern könnte (wie beispielsweise "Death Star", "near-Rincewind-experience" und "There is no U in team"), und wo ich den Eindruck hatte, dass diese neu hinzugekommen sind. Generell muss ich sagen… auch wenn natürlich bei der Adaption das eine oder andere verloren gegangen sein mag: Die (meines Erachtens) wirklich essentiellen und besten Figuren, Momente und Gags wurden bewahrt – so gesehen hat man also durchaus gut ausgewählt. Was den Unterhaltungswert betrifft, konnte "The Color of Magic" jedenfalls durchaus überzeugen – wobei es mir bei ihm so ging wie bei den Romanen; soll heißen, dass ich den zweiten Teil (der "The Light Fantastic" adaptiert) noch einmal um einiges amüsanter und besser fand als Teil 1 (der auf "The Colour of Magic" basiert). Die Gagrate war deutlich dichter, und ich fand diese generell gelungener und wirkungsvoller. Insgesamt würde ich Teil 1 mit einer 7/10 und Teil 2 mit einer 9/10 bewerten.

Fazit: Insgesamt ist 'The Color of Magic' eine duchaus launige Adaption der ersten beiden Scheibenwelt-Romane."The Color of Magic" ist eine überwiegend gelungene, würdige, amüsante und unterhaltsame Adaption der ersten beiden Scheibenwelt-Romane. Dabei muss man sich jedoch unbedingt vor Augen führen, dass es sich um keinen groß angelegten Kinofilm handelt, sondern um eine vergleichsweise billige Produktion fürs TV. Dementsprechend sind was Inszeniert, Spezialeffekte, Sets, Ausstattung und einfach generell die Produktionsqualität betrifft gewisse Abstriche zu machen. Vor allem die Spezialeffekte leiden unter dem vergleichsweise geringen Budget. Zwar wird bei "The Color of Magic" gekleckert statt geklotzt, und kann die Verfilmung mit zahlreichen CGI-Effektszenen aufwarten, doch deren Qualität hält den Vergleich zu Kinofilmen überwiegend nicht stand. Zudem muss man sich auf die eine oder andere Kürzung einstellen. Und Rincewind so alt zu sehen, empfand ich ebenfalls als gewöhnungsbedürftig – habe ich mir diesen beim Lesen doch um einiges jünger vorgestellt. Hat man sich daran aber erstmal gewöhnt, kann David Jones Interpretation der Figur durchaus gefallen. Generell zählt die Besetzung zu den ganz großen Stärken, wobei aus dem Ensemble für mich vor allem Christopher Lee als Stimme des Todes sowie David Bradley als Cohen der Barbar hervorstachen; doch auch Sean Astin, Tim Curry und der Rest des Cast machen ihre Sache durchwegs gut. Regisseur und Drehbuchautor Vadim Jean beweist zudem ein glückliches Händchen wenn es darum geht, was er aus den Romanen übernimmt, und was nicht. So finden sich die wichtigsten Momente und Gags hier durchaus wieder – und haben zugleich aufgrund der Kürzungen genug Zeit zum Atmen, so dass man nicht von einem Witz zum nächsten hetzen muss. Insgesamt hat mit "The Color of Magic" jedenfalls sehr gut unterhalten, wobei ich – wie schon bei der Vorlage – den "The Light Fantastic" adaptierenden zweiten Teil noch einmal um einiges amüsanter fand als Teil 1. Fans der Scheibenwelt sollten mit dieser Verfilmung jedenfalls durchaus ihren Spaß haben.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2008 EuroVideo)


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Weiterführende Links:
Review zu "The Colour of Magic" (Roman)
Review zu "The Light Fantastic" (Roman)
Review zu "Discworld - The Graphic Novels"





Kommentare (4)
RSS Kommentare
1. 14.01.2014 12:23
 
"Hogfather" fand ich sogar noch um einiges besser. Der brachte mich damals erst dazu, die "Scheibenwelt"-Bücher anzufangen. Und ohne das Wissen, wie tiefgründig die Reihe mal wird, hätte ich vielleicht auch nicht so lange "durchgehalten".
 
2. 14.01.2014 22:29
 
Hi Löffel! "Hogfather" werde ich mir natürlich auch noch vorknöpfen; wird aber noch etwas dauern. Die Discworld-Romane kenne ich so bis ca. Buch 10, der Rest ist Neuland. Bin schon gespannt, was dort dann noch alles auf mich wartet. Ich habe schon des öfteren gelesen, dass sie noch besser werden sollen; allerdings wäre es nicht das erste Mal, dass ich gegen den Strom schwimme, und mir frühere, von der Mehrheit kritisch beäugte Romane einer Reihe besser gefallen (*hust*Dark Tower *hust*), als spätere höher angesehene Werke. Wir werden es erleben ;).
 
3. 15.01.2014 16:09
 
Dann kannst du dich ja noch einige Bände lang in Vorfreude üben, bis du mit Band 30 ("Kleine freie Männer") zum ersten Mal auf Tiffany Weh triffst. Deren Geschichten zählen für mich persönlich nämlich zu den besten der ganzen Reihe.
 
4. 14.07.2015 20:02
 
Hallo Löffel, keine Ahnung, ob dich diese Nachricht noch erreichen wird, aber... du hattest absolut recht. Auch mir hat "Hogfather" nochmal eine ganze Ecke besser gefallen als "The Color of Magic"! -> www.fictionbox.de/index.php/content/view/14024/88888942/
 

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