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Stylischer, stiller und stilvoller Vampirfilm von Neil Jordan Kategorie: Filme - Autor: B. Flügel | C. Siegel - Datum: Donnerstag, 09 Januar 2014
 
 
Byzantium
Originaltitel: Byzantium
Produktionsland/jahr: UK/USA/IRL 2012
Bewertung:
Studio/Verleih: West End Films/Universum Film
Regie: Neil Jordan
Produzenten: U.a. Sam Englebardt, William D. Johnson, Elizabeth Karlsen, Alan Moloney & Stephen Woolley
Drehbuch: Moira Buffini, nach ihrem Theaterstück
Filmmusik: Javier Navarrete
Kamera: Sean Bobbitt
Schnitt: Tony Lawson
Genre: Drama/Fantasy/Horror
DVD-VÖ Deutschland: 27. Dezember 2013
Kinostart USA: 28. Juni 2013
Laufzeit: 118 Minuten
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray, DVD, Soundtrack
Mit: Gemma Arterton, Saoirse Ronan, Caleb Landry Jones, Sam Riley, Uri Gavriel, Thure Lindhardt u.a.



Kurzinhalt: Clara und Eleanor sind Mutter und Tochter - und Vampire! Seit über 200 Jahren befinden sie sich nun schon auf dieser Welt, und werden dabei unerbittlich von einer geheimnisvollen Bruderschaft verfolgt, da Clara eine ihrer heiligen Regeln gebrochen hat. Ihrer Tochter Eleanor sagt sie nichts über die Gefahr, in der sie schweben. Stattdessen ziehen sie in unregelmäßigen Abständen an einen neuen Ort. Nach ihrem jüngsten Zusammenstoß mit einem Schergen der Bruderschaft verschlägt es Clara und Eleanor in ein verschlafenes kleines Städtchen, wo sie sich im verlassenen Hotel Byzantium einquartieren. Um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen, plant Clara dort ein Bordell zu betreiben. Eleanor ist ihrem einsamen, nomadischen Leben allerdings zunehmend überflüssig, und sehnt sich danach, ihr Geheimnis jemandem anzuvertrauen. Dann trifft sie zufällig auf den an Leukämie erkrankten Frank – und verliebt sich in ihn…

Review von Björn Flügel: Gemma Arterton und Saoirse Ronan als Vampire.Mit großer Spannung habe ich auf "Byzantium" gewartet. Knapp 20 Jahre nach "Interview mit einem Vampir" wendet sich Regisseur Neil Jordan damit erneut dem Vampir-Mythos zu, und eben jenes Epos gilt auch heute noch für mich als Maßstab. Und auch wenn "Byzantium" niemals solche Sphären wie "Interview mit einem Vampir" erreicht, gelingt es Jordan doch, das Thema auf interessante Weise abzuhandeln. Es ist ungewohnt erfrischend, das Mutter-Tochter-Gespann fernab jeder Romantisierung dabei zu begleiten, wie es die Jahrhunderte übersteht. Die völlig gegensätzlichen Perspektiven werden glaubwürdig herübergebracht: Während Clara sich als durchtriebene Prostituierte durchschlägt, verspürt ihre Tochter Eleanor den sehnlichen Wunsch zu lieben und ihr Geheimnis jemandem anzuvertrauen.

Während die Kluft zwischen ihren beiden Lebensentwürfen immer größer wird, wird zugleich die innige Liebe zwischen Mutter und Tochter deutlich. Vor allem, da Saoirse Ronan (Eleanor) und Gemma Arterton (Clara) ein brillantes Schauspiel abliefern. Sie stemmen den Film gänzlich allein und sind eine glaubwürdige Top-Besetzung. Und darauf verlässt sich Neil Jordan, denn keines seiner Stilmittel lenkt von den Hauptfiguren ab, in keinster Weise ahmt er die gängigen (Vampir-) Klischees nach. "Byzantium" ist in dieser Hinsicht dezent, aber faszinierend. Dennoch hätte eine stärkere Story nicht geschadet. Grundsätzlich ist der Film nämlich ausgesprochen handlungsarm. In den knapp 2 Stunden passiert nicht sonderlich viel, auch werden wichtige Hintergrundinfos, z.B. was es mit dieser ominösen Bruderschaft auf sich hat, kaum erläutert. Das Ende, der angedachte große Showdown, bleibt dementsprechend ziemlich wirkungslos. Das macht den Film zwar nicht schlechter, jedoch bleibt er insofern hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Fazit: "Byzantium" lebt von seinen grandiosen Hauptdarstellerinnen und seiner unkonventionellen Betrachtungsweise der Vampir-Thematik. Ein Geniesreich wie "Interview mit einem Vampir" bleibt zwar aus, dennoch beweist Neil Jordan, dass es immer noch viele neue und interessante Geschichten aus dem Reich der Untoten zu erzählen gibt. Der Film entwickelt eine dezente Ästhetik, die durchaus ansprechend ist und auf Effekthaschereien verzichtet - eine willkommene Abwechslung.

Wertung:7 von 10 Punkten
Björn Flügel


Review von Christian Siegel: Eleanor verliebt sich in den an Leukämie leidenden Frank."Byzantium" ist wieder einmal einer jener Filme, auf die ich eine ganze Weile warten musste, ehe ich sie gesehen habe. Meine Vorfreude gründete sich dabei auf mehrere Aspekte. Das erste Mal ist mir der Film mit seinem sehr stylischen ersten Poster aufgefallen, dass mir in Erinnerung geblieben ist und sofort mein Interesse für den Film geweckt hat. Dann las ich mir die kurze Inhaltsangabe auf IMDB durch, die ebenfalls sehr vielversprechend klang, und sah, dass der Film mit Gemma Arterton und Saoirse Ronan als Vampir-Mutter und –Tochter besetzt ist, was meiner Vorfreude noch einmal einen Schub verpasst hat. Der letzte endscheidende Faktor war dann Regisseur Neil Jordan, der 1994 mit "Interview mit einem Vampir" einen Klassiker des Vampirfilms geschaffen hat, und nun also nun zu diesem "Genre" zurückkehren würde. Und als ich dann endlich den Trailer zum Film sah, war ich endgültig Feuer und Flamme – sah das doch wirklich phantastisch aus. Leider jedoch ist "Byzantium" wieder einmal einer jener Film, die dem deutschen Verleiher Universum Film nicht wert schienen, sie ins Kino zu bringen, und so ist er Ende 2013 bedauerlicherweise nur direkt auf DVD und Blu Ray erschienen. Angesichts der tollen Optik des Films finde ich es schon sehr schade, dass ihm eine Kinoverwertung verwehrt blieb. Jedoch ist es "Byzantium" glücklicherweise auch im Heimkino gelungen, mich voll und ganz zu überzeugen.

Vampirfilme gibt es nun schon seit was weiß ich wie vielen Jahrzehnten – und den dahinterliegenden Mythos natürlich noch um einiges länger. Und im Gegensatz zu Zombies, die – davon abgesehen, ob sie nun nur gehen oder rennen – doch überwiegend immer gleich dargestellt werden, gibt es bei den sinnlichen Blutsaugern viele verschiedene Interpretationen. Es ist weniger eine klare Vorgabe als ein Korb an Ansätzen und Regeln, von denen sich jeder Film halt ein paar herauspickt. Dazu zählt z.B., dass es sich um Kreaturen handelt, die zu einem Leben in ewiger Nacht verdammt sind, da sie im Sonnenlicht verbrennen. Oder, dass sie das Heim einer Person nur dann betreten können, wenn sie dazu eingeladen werden. Oder ihre Abneigung gegenüber Kreuzen und Knoblauch. Getötet werden sie üblicherweise am besten mit Hilfe eines Pfahls direkt ins Herz. Zum Überleben brauchen sie Blut, das sie mit Hilfe ihrer Fangzähne aus der Halsschlagader ihrer Opfer saugen. Zudem haben sie die Fähigkeit, ihre Opfer entweder vollständig "auszusaugen" oder aber auch in Vampire zu verwandeln. Einige Vampire schlafen unter Tags in einem Sarg. Eine weitere Regel ist, dass ihr Spiegelbild nicht zu sehen ist. Viele Vampire sind sehr sinnliche Wesen, denen es gelingt, ihre Opfer in eine Art hypnotischen Bann zu ziehen. Und dann gibt es auch noch jene Vampire, die sogar über die Fähigkeit verfügen, sich in Fledermäuse zu verwandeln und durch die Nacht zu fliegen. Kaum ein Film greift wirklich auf all diese Regeln zurück – "Byzantium" stellt in meinen Augen aber dennoch noch einmal eine deutlichere Abkehr von diesem Mythos dar, als man das üblicherweise gewohnt ist. So macht Clara und Eleanor z.B. das Sonnenlicht nichts aus (wobei sie zum Glück auch nicht so herumglitzern wie bei "Twilight"), statt Fangzähnen haben sie einen verlängerten Nagel mit dem sie die Hauptschlagader aufschlitzen, und vor allem auch das Verwandeln von Menschen in einen Vampir unterscheidet sich wesentlich von dem, was man im Genre sonst gewohnt ist, und spielt im Verlauf des Films auch eine entscheidende Rolle. Zugegeben… das eine oder andere, gerade auch ihre Immunität gegen Tageslicht, hat mich zu Beginn doch ein wenig irritiert. Nachdem ich mich aber daran gewöhnt hatte, wusste ich den Zugang in "Byzantium" als frische und originelle Abwechslung zu schätzen.

Die stylischen Bilder zählen für mich zu den größten Stärken des Films.Doch die interessante Neuinterpretation des Vampir-Mythos ist nicht die einzige Stärke, die der Film vorweisen kann. Was darüber hinaus besonders besticht, ist die sehr stilvolle Inszenierung von Neil Jordan, dank der "Byzantium" mit einigen wunderschönen, denkwürdigen Einstellungen aufwarten kann, wie die Szene von Gemma Arterton vor dem Neonschild des Hotels, oder auch die "blutende" Insel. Was Jordan vor allem auch versteht, ist seine Leading Ladies in Szene zu setzen. Vor allem die generell ja schon höchst ansehnliche Gemma Arterton wird durch seine schmeichelnde Kamera und die tollen Kostüme zu einer ungemein verführerischen Präsenz. Doch sie ist nicht nur hübsch anzusehen – auch ihre schauspielerische Leistung kann gefallen. Gekonnt und immer überzeugend ringt sie ihrer Figur dabei verschiedenste Facetten und Gefühlsregungen ab, von bedrohlich über verführerisch, mitfühlend, ängstlich, verletzlich bis hin zu verzweifelt. Ihre junge Kollegin Saoirse Ronan, die mittlerweile auch schon auf eine durchaus beeindruckende Filmographie zurückblicken kann, steht ihr in nichts nach – wobei ihre Figur ganz bewusst etwas unsicherer angelegt ist. Und vor allem auch das Zusammenspiel zwischen den beiden weiß immer wieder zu gefallen. In einer wichtigen Nebenrolle ist dann noch Caled Landry Jones zu sehen, und auch von ihm abgesehen machen alle Darsteller ihre Sache sehr gut – dennoch wird "Byzantium" ganz klar von seinen beiden Hauptdarstellerinnen dominiert – und das mit Bravour.

Doch es sind nicht nur die schauspielerischen Leistungen – auch die Figuren an sich sind wunderbar konzipiert und geschrieben. Vor allem die Mutter-Tochter-Dynamik gefällt mir dabei ungemein gut. Clara und Eleanor unterscheiden sich teilweise sehr stark voneinander, und dennoch gelang es Neil Jordan, mir beide sympathisch zu machen. Sehr erfrischend, löblich und positiv fand ich auch, dass "Byzantium" zwei weibliche Figuren ins Zentrum des Geschehens stellt. Das kommt ja nun auch nicht unbedingt alle Tage vor. Zudem wartet der Film mit einigen interessanten, jedoch nie aufdringlichen, Untertöten betreffend der Unterdrückung der Frau auf. Generell hat mir die Geschichte des Films, die auf dem gleichnamigen Theaterstück von Moira Buffini basiert, die ihr Werk auch gleich für die Leinwand adaptiert hat, sehr gut. Zugegeben, zu Beginn mag man ein bisschen verwirrt sein. Aber insgesamt fand ich den Aufbau, mit den immer wieder eingestreuten Rückblenden die uns nach und nach die Vorgeschichte von Eleanor und insbesondere Clara offenbaren, sehr gelungen. Auch die Dialoge und (inneren) Monologe sind wunderbar geschrieben, und warten mit einigen Highlights auf. Als letzter positiver Aspekt darf dann auch die Filmmusik von Javier Navarrete, welche die sehr eigenwillige Stimmung des Films perfekt unterstreicht, nicht vergessen werden. Mein einziger relevanter Kritikpunkt betrifft den Showdown. So schön ich es auch finde, dass "Byzantium" uns zwei starke Frauenfiguren präsentiert und sie in den Mittelpunkt der Erzählung rückt – aber dass sie sich am Ende (Achtung, Spoiler!) dann erst recht wieder von einem Mann retten lassen müssen,(Spoiler Ende) fand ich doch ein wenig schade. Von diesem Punkt abgesehen hat mich "Byzantium" aber wirklich begeistert, und hätte es bei einer Kinoverwertung sicherlich in meine Liste der zehn besten Filme des Jahres 2013 geschafft.

Fazit: .Wer einen typischen Vampir-Film oder gar einen "Twilight"-Abklatsch erwartet, wird von "Byzantium" vermutlich enttäuscht werden. Vielmehr handelt es sich hier um eine – durchaus interessante und sehr eigenständige – Neuinterpretation des Vampir-Mythos, die mit vielen gewohnten Konventionen des Genres bricht. Das Ergebnis ist ein erfrischend anderer Vampir-Film, bei dem mich vor allem die langsame Aufrollung der Vorgeschichte von Clara, die ungemein stilvolle und auch sehr stimmungsvolle Inszenierung durch Neil Jordan, sowie die sehr guten schauspielerischen Leistungen von Saoirse Ronan und Gemma Arterton begeistern konnten. Weitere Stärken sind die teils wunderschönen Bilder, in denen die Geschichte erzählt wird, die Story an sich, die sehr gut ausgearbeiteten und sympathischen Figuren, sowie der mystisch-stimmungsvolle Score von Javier Navarrete. Insgesamt reiht sich "Byzantium" jedenfalls für mich in die Riege der wirklich gelungenen Vampir-Filme der letzten Jahre, die sich zudem teils doch einen etwas außergewöhnlichen Touch auszeichnen, ein, und sei Fans des Genres bzw. von eher ruhigen, stimmungsvollen Horror-Dramen wärmstens ans Herz gelegt.

Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2013 Universum Film)


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