Originaltitel: The Offspring Episodennummer: 3x16 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 12.03.1990 Erstausstrahlung BRD: 06.11.1992 Drehbuch: René Echevarria Regie: Jonathan Frakes Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data, Wil Wheaton als Wesley Crusher Gastdarsteller: Hallie Todd als Lal, Nicolas Coster als Anthony Haftel, Whoopi Goldberg als Guinan u.a.
Kurzinhalt:
Data hat kürzlich an einer cybernetischen Konferenz teilgenommen, und seither in seinem Labor an einem geheimen Projekt gearbeitet. Er versucht, einen eigenen Androiden zu bauen, und damit eine Art Nachkommen für sich zu schaffen. Dieser Androide, der so wie Data über ein positronisches Gehirn verfügt, entscheidet sich schließlich für das Aussehen einer jungen weiblichen Frau, und erhält von Data den Namen Lal. Captain Picard ist zu Beginn über diese Neuigkeiten alles andere als begeistert. Als jedoch die Sternenflotte versucht, Data sein "Kind" wegzunehmen, stellt er sich voll und ganz hinter Datas Rechte als Schöpfer und quasi Vater von Lal, und vertritt gegenüber der Sternenflotte seine Interessen. Daraufhin kommt Admiral Haftel an Bord, um den Fall zu erörtern. Währenddessen sammelt Lal erste Erfahrungen, und versucht, sich in die Crew der Enterprise einzufügen und mehr über sich, die Welt um sie herum sowie über das Leben an sich in Erfahrung zu bringen. Ihr Fortschritt übersteigt dabei schon bald Datas höchste Erwartungen. Als sie dann allerdings beginnt, Emotionen zu empfinden – etwas, das ihrem Vater bislang verwehrt bliebt – ist ihre Existenz in allerhöchster Gefahr…
Denkwürdige Zitate:"I have not observed anyone else on board consulting you about their procreation, Captain."
(Da hat Data nicht unrecht.)
"Congratulations, Data. It's a girl."
(Trois trockener Kommentar, nachdem Lal ihre bevorzugte Erscheinungsform gewählt hat.)
"Father says I would learn a great deal from working with someone as old as you."
(Auch wenn Lal mit dieser Aussage bei Guinan durchaus recht hat, unbedingt charmant ist es nicht.)
"Lal, put him down."
(Data zu seiner Tochter, nachdem diese Riker zu sich gezogen hat, um ihn zu küssen.)
"Commander, what are your intentions toward my daughter?"
(Datas Frage an Riker, unmittelbar danach.)
"I love you, Father." "I wish I could feel it with you." "I will feel it for both of us."
(Das durchaus emotionale Finale der Episode.)
Review:
Über "Datas Nachkomme" habe ich erstaunlich wenig zu sagen – womit wir zugleich auch irgendwie schon bei meinem größten Kritikpunkt an der Folge wären. So nett die Idee auch ist, und so berührend das Ende auch sein mag – genau genommen sind das die einzigen beiden Stärken, die "Datas Nachkomme" vorzuweisen hat. Es handelt sich um eine typische "one note"-Episode, die sich auf eine einzige Idee stützt: Nämlich, dass Data eine Tochter erschafft. Davon abgesehen passiert einfach nichts. Es gibt keine faszinierenden Phänomene, keine Spannung, keinen moralischen Konflikt, usw. Auch die Figuren werden nicht wirklich näher beleuchtet. Die meiste Zeit verbringen wir mit Lal, und sehen ihr dabei zu, wie sie "erwachsen" wird. Das hat zwar durchaus seinen Reiz, aber rückwirkend stellt sich mir dann halt einfach die Sinnfrage. Und da Data ja keine Emotionen empfinden kann, ist auch sein Verlust am Ende irgendwie vergleichsweise "wertlos". Erschwerend kommt noch hinzu, dass der Streit um die Rechte von ihm und Lal etwas zu sehr an die (ungleich bessere) Folge "Wem gehört Data?" erinnert – und sich das ganze Hickhack rund um Lal angesichts des Ausgangs des Geschehens letztendlich als völlig umsonst offenbart.
Zugegeben, das klingt jetzt alles schon wieder viel dramatischer als es ist. Grundsätzlich gefiel mir die Episode ja gut. Aber einen ähnlich hohen Stellenwert wie bei manch anderen Fans nimmt sie in meiner Gunst halt leider nicht ein. Dennoch bot "Datas Nachkomme" gute Unterhaltung, ein paar nette Ideen, und auch so manch gute Szene. So ist zwar einerseits Picards Überraschung verständlich, andererseits hat auch Data grundsätzlich mit seiner Feststellung, ob denn Crewmitglieder zuerst bei ihm um Erlaubnis fragen müssten, ehe sie sich "fortpflanzen", nicht unrecht. Aber ist es im Falle von Data nicht eben doch irgendwie etwas anderes? Eine nicht uninteressante Frage. Erwähnenswert erscheint mir auch, dass "Datas Nachkomme" der Ursprung des bekannten Internet-Memes mit dem doppelt facepalmenden Picard ist – an dieser Stelle konnte ich mir deshalb ein Lächeln nicht verkneifen. Auch davon abgesehen gab es ein paar amüsante Momente, wie z.B. als sich Lal mal einfach so Commander Riker schnappt, um das mit dem Küssen auszuprobieren – sowie Datas trockene Reaktion darauf. Sehr interessant fand ich auch, wie sich Lals Aussehen verändert. In ihrer ersten Version wirkt sie deutlich unfertiger (und natürlich auch unmenschlicher) als Data, danach sieht sie aber dank eines deutlich natürlicheren Hauttons menschlicher aus als ihr Vater. Und auch die Wendung, dass sie Gefühle entwickelt, ist zweifellos interessant, und wertet die Episode für mich auf. Die größte Stärke von "Datas Nachkomme" ist aber natürlich der tragische Ausgang des Geschehens. Lal erleidet einen irreparablen Kaskadenfehler; unfähig, sie zu reparieren, bleibt Data nichts anderes übrig, als sich in einer sehr emotionalen Szene von Lal zu verabschieden. Das war zweifellos der Höhepunkt der Episode, der sie letztendlich auch über den Durchschnitt hebt.
Fazit:
Trotz des bewegenden Ausgangs kann ich "Datas Nachkomme" nicht zu den besten Episoden der Serie zählen. Dafür war die Folge dann doch etwas zu inhaltsarm, und lebte sie zu sehr nur von einer Idee. Wirklich große Spannung vermisste ich dabei ebenso wie die wirklich faszinierenden und/oder packenden Elemente. Stattdessen plätschert das ganze doch recht gemächlich und unaufregend vor sich hin. Negativ fällt zudem auf, dass das ganze Hickhack rund um Lal zwischen der Sternenflotte und Data letztendlich für die Katz ist, und eigentlich genau genommen völlig unnötig war. Hier stellt sich mir die Frage, ob es nicht besser gewesen wäre, sich gänzlich auf Lal und ihre Entwicklung zu konzentrieren, und sich diese dramaturgische Finte zu ersparen. Demgegenüber stehen die nette Grundidee, ein paar gute Szenen, die gelungenen schauspielerischen Leistungen, sowie eben in erster Linie das tragische, berührende Ende. Aber letztendlich bleibt "Datas Nachkomme" nun mal eben in erster Linie wegen des Ausgangs in Erinnerung, als wegen dem, das in den wenig begeisternden 40 Minuten zuvor geschehen ist.