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Star Wars: Glücksritter Drucken E-Mail
Kein klassischer Zahn, aber dennoch großartig Kategorie: Literatur & Comics - Autor: C. Siegel | T. Thandor - Datum: Freitag, 13 Dezember 2013
 
Titel: "Star Wars: Glücksritter"
Originaltitel: "Star Wars: Scoundrels"
Bewertung:
Autor: Timothy Zahn
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Umfang: 560 Seiten
Verlag: Blanvalet
Veröffentlicht: 18. November 2013
ISBN: 978-3-442-26957-0
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kinle (E)
 

Kurzinhalt: Han Solo hat ein Problem mit Jabba dem Hutten. Er schuldet ihm eine Menge Credits, nachdem er eine Schmuggelladung von Jabba über Bord werfen musste, als ein imperialer Sternzerstörer Jagd auf ihn machte. Da kommt ein neuer Auftrag wie gerufen für Han und Chewbacca: Eanjer Kunarazti wurde das Opfer eines Raubes und verspricht Han ein Vermögen, sollte dieser ihm die gestohlene Ware zurückbringen. Doch für diesen Auftrag benötigt er die Hilfe weiterer Diebe, Betrüger und Schurken, alle voran Lando Calrissian. Gemeinsam schmieden sie einen waghalsigen Plan, um den Schuldigen um sein Diebesgut zu erleichtern. Dabei handelt es sich jedoch um den Sektorchef eines großen Verbrechersyndikats, der Schwarzen Sonne, der in einer undurchdringbar scheinenden Festung residiert. Zu allem Übel stattet zum Zeitpunkt des Coups ein Mitglied der Führungsriege der Schwarzen Sonne dem Sektorchef einen Besuch ab. Und auch der imperiale Geheimdienst hat in all dem seine Finger im Spiel…

Review von Christian Siegel: Meine möglichst chronologische Betrachtung des Expanded Universe (nicht nach VÖ-Datum, sondern danach, wann die Geschichte innerhalb des SW-Universums angesiedelt ist) führt nun dazu, dass ich mir Timothy Zahns leider letzten "Star Wars"-Roman nun als seinen zweiten (nach "Die Kundschafter") vorknöpfe. Zahn hat mit der Thrawn-Trilogie das Erweiterte Universum praktisch begründet, und zählt nicht nur deshalb, sondern auch aufgrund der Qualität seiner Werke, zu den beliebtesten Autoren des EU. "Glücksritter" erwies sich dabei als durchaus gelungene und würdige Abschiedsvorstellung – an seine allerbesten Werke kam er damit jedoch in meinen Augen nicht ganz heran; vielmehr bewegt er sich auf dem Niveau des ebenfalls sehr guten und von mir bereits besprochenen "Die Kundschafter". Mein Hauptkritikpunkt ist dabei, dass sich Zahn seit seiner ersten Thrawn-Trilogie einen etwas ausufernden Schreibstil angeeignet hat. Seine Romane zählen mit zu den längsten des EU, wobei der Inhalt dies nicht unbedingt immer rechtfertigt. Im vorliegenden Fall hatte ich den Eindruck, dass man insbesondere die Vorbereitungsarbeit auf Wukkar ein bisschen hätte kürzen können. Allerdings ist das zugegebenermaßen generell ein Problem solcher "Heist"-Geschichten und insbesondere auch der betreffenden Filme. Das Zusammenstellen des Teams ist meist ganz unterhaltsam, und der Einbruch selbst stellt üblicherweise den Höhepunkt des Films dar (zumindest sollte es so sein). Nur die Vorbereitung auf eben diesen Coup fällt zumeist etwas ab – wenn sie auch zweifellos erforderlich ist. Auch "Glücksritter" leidet ein bisschen unter dieser genretypischen Struktur.

Überrascht war ich auch davon, dass auch hier Lando Calrissian wieder mit von der Partie ist (was mir natürlich noch bevor ich die erste Seite las bereits das Cover verraten hatte). Denn eigentlich hat A.C. Crispin in ihrem letzten Teil der Han Solo-Trilogie, "Der König der Schmuggler", ja bereits eine gute und überzeugende Erklärung für den Zwist zwischen Lando und Han abgeliefert. Und wenn es neben dem etwas ausgedehnten Mittelteil für mich an "Glücksritter" noch einen Kritikpunkt gibt, dann, dass mir Crispins Begründung wohl doch noch etwas lieber gewesen wäre – zumal es wie ich finde doch auch ein bisschen von mangelndem Respekt gegenüber der Arbeit dieser Autorin zollt, Lando nun doch einen anderen Grund für seine Verstimmtheit anzudichten, nur um die Figur in seinem Roman unterbringen zu können. Zumal Han in "Das Imperium schlägt zurück" erwähnt, das sei schon "eine Ewigkeit" her, und ich zudem fand, dass der Roman auch ohne Lando funktioniert hätte. Nicht falsch verstehen, Zahn charakterisiert ihn überaus treffend, und es machte durchaus Spaß, wieder einmal ein Abenteuer mit dem charmanten Schlawiner zu erleben. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es den Preis, Crispin quasi zu "überstimmen", wert war.

Davon abgesehen war "Glücksritter" aber wirklich gelungen, und vor allem auch nach der eher an junge Leser gerichteten "Rebel Force"-Reihe eine Wohltat. Zumal Timothy Zahn hier nicht unbedingt klassische "Star Wars"-Romankost bietet. So steht hier weder der Kampf gegen das Imperium noch die Gründung bzw. Bewahrung/Verteidigung der nachfolgenden Neuen Republik im Mittelpunkt. Stattdessen erzählt er ein Abenteuer aus Hans – direkt an "Eine neue Hoffnung" anknüpfende – Schmugglertage, als er nachdem ihm die Belohnung der Rebellen von Piraten gestohlen wurde versucht, einen Auftrag an Land zu ziehen, der es ihm erlaubt, seine Schulden bei Jabba zu begleichen. Das Ergebnis ist ein "Heist"-Roman, den man genauso gut auch "Han's Eleven" hätte nennen können. Einigen mag dies etwas zu ungewöhnlich sein, ich empfand es jedoch als gelungene und willkommene Abwechslung. Sehr gut gelungen fand ich auch die Zusammenstellung des Teams, dass sich sowohl aus alten bekannten (neben Han und Chewie u.a. noch Lando und Winter, sowie… aber das würde zu viel verraten) als auch – zumindest mir – neuen Figuren zusammensetzt. Bei so einem großen Ensemble ist es natürlich nicht möglich, wirklich allen die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken, letztendlich gelang es Zahn aber sehr gut, die Fülle an Charakteren zu meistern, und ihnen allen eine eigenständige und klar erkennbare Persönlichkeit sowie eigene Motivationen und Ziele zu geben, weshalb man durchaus mit ihnen mitfieberte, wenn sie mal in der Klemme steckten. Und auch die aus den Filmen bekannten Figuren fängt er toll ein. Sowohl Han, Chewie als auch Lando reden und verhalten sich so, wie man das von ihnen gewohnt ist.

Die größte Stärke des Romans ist aber, trotz einiger bereits gelungener und teils spannender Momente zuvor, der eigentliche Coup – wie es sich für eine solche Geschichte ja eigentlich auch gehört. Dieser verteilt sich im Falle von "Glücksritter" immerhin auf stolze 180 Seiten (also in etwa das letzte Drittel des Romans). Wie für solche Stories üblich, verläuft alles genau nach Plan (auch wenn es für uns, mangels Kenntnis aller Details, manchmal den Eindruck hat, als sei dies nicht der Fall), und manches geht schief, was die Protagonisten dazu zwingt, zu improvisieren. Trotz der knapp 200 Seiten, auf die sich der Raub dann schließlich verteilt, gelingt es Zahn spätestens mit Hans Gefangennahme, rasch Spannung zu erzeugen, und diese dann praktisch durchgehend beizubehalten. Die Seiten verfliegen praktisch nur, und die Menge an überraschenden Wendungen, packenden Entwicklungen, dramatischen Momenten, originellen Einfällen und spannenden Szenen, die er hier auffährt, ist wirklich beachtlich. Lachen musste ich auch bei einer bewusst eingebauten Anspielung auf Harrison Fords zweite große Rolle. Und eine Wendung am Ende hatte mich fast völlig kalt erwischt. Erst zu Beginn des allerletzten, kurzen Kapitels hatte ich eine Idee, was hier kommen würde, und wurde kurz darauf bestätigt. Aber während dem Roman selbst wäre ich nie auf die Idee gekommen. Jedenfalls verging das letzte Drittel wirklich wie im Flug – und so gelang es "Glücksritter" nach etwas schleppendem Beginn dann doch noch, mich richtig zu begeistern.

Fazit: "Glücksritter" ist ein eher untypischer "Star Wars"-Roman – beweist jedoch zudem, dass dies nicht unbedingt etwas schlechtes sein muss. So liefert er, chronologisch innerhalb der Geschichte des "Star Wars"-Universums betrachtet, eine Abwechslung vom ewigen Kampf gegen das Imperium, und liefert vielmehr ein klassisches "Heist"-Abenteuer, bei dem sich vor allem der Nebentitel "Han's Eleven" aufdrängt. Zwar überzeugte mich der Auftritt von Lando hier nicht 100%ig, und vor allem der Mittelteil rund um die – natürlich erforderlichen – Vorbereitungsarbeiten leidet ein bisschen unter mangelnder Spannung, sowie Zahns ausschweifenderem Schreibstil. Das letzte Drittel rund um den packend geschilderten Raub, der dann zahlreiche großartige Momente bietet, und wo sich jene Elemente, wo alles nach Plan verläuft, perfekt mit jenen ergänzen, wo alles schief zu gehen scheint und die Protagonisten improvisieren müssen, hat mich dafür dann jedoch mehr als nur entschädigt, und konnte mich so richtig begeistern. Fans von Han Solo und/oder von "Heist"-Thrillern sollten sich "Glücksritter" jedenfalls nicht entgehen lassen.

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel


Review von Tobi Thandor: Nach "Treueschwur" und "Einsame Entscheidungen" wandert Timothy Zahn mit "Glücksritter" in der Zeit zurück. Wir finden uns kurz nach der Schlacht von Yavin auf dem Planeten Wukkar wieder, der in der gesamten Handlung der zentrale Schauplatz darstellt. Während uns Zahn in seinen letzten Werken insbesondere sein Talent dafür zeigte, mehrere komplexe Handlungen galaktischen Ausmaßes zu einem großen Finale zusammenzuführen, konzentriert er sich dieses Mal jedoch ganz deutlich auf seine Kernhandlung. Natürlich präsentiert er dem Leser wieder mehrere Handlungsstränge, die erst ganz am Ende vollständig Sinn ergeben. Aber doch entfernen diese sich diesmal nicht so weit vom Kern der Handlung, wie man es von Zahn gewohnt ist. Auch ist es für Zahn recht unüblich, sich vor allem auf eine einzige Hauptperson zu stützen, wie er es bei "Glücksritter" mit Han Solo tut. Zahn mal anders, und es gefällt!

Wem "Han Solo – Die Trilogie", "Lando Calrissian – Rebell des Sonnensystems" und "Han Solos Abenteuer" gefiel oder wer generell an Schurkengeschichten Gefallen hat, wird dieses Buch nur schwer aus der Hand legen können. Doch auch Filmfans dürfen sich freuen, denn Timothy Zahn hat seine Inspiration für die Handlung ziemlich eindeutig aus "Ocean’s Eleven" und den Folgeteilen bezogen. Kostprobe gefällig? Han Solo, nennen wir ihn den Hauptschurken, erhält gemeinsam mit seinem besten Kumpel Chewbacca den Auftrag angeboten, einen schwerreichen Gangster auszurauben. Ihm ist klar, dass er dafür jedoch Unterstützung braucht und sucht sich daher ein Team mit allen notwendigen Talenten zusammen. Selbstverständlich sucht er fast alle persönlich auf, möglichst mitten bei einem kleinen Raub oder Betrug. Die meisten kennen ihn natürlich oder zumindest seinen Ruf, weswegen sie sich ihm auch anschließen. Zu guter Letzt kommt noch sein wichtigster Helfer hinzu, den er eigentlich gar nicht dabei haben will: Lando Calrissian. Der Auftraggeber bzw. Geldgeber ist bei den Planungen ebenfalls von der Partie. Soweit, so bekannt – oder: soweit, so abgekupfert, möchte man hier sagen. Die Szenen sind jedoch zum Einen mit soviel Liebe an ihre Inspirationsquelle angelehnt, sodass ein freudiges Lächeln gegenüber einem irritierten Stirnrunzeln überwiegt. Zum Anderen macht Zahn auf diesen Umstand angesprochen jedoch auch keinen Hehl.

Der Coup selbst, soviel sei verraten, mutet zwar letztlich ähnlich abenteuerlich wie bei Clooney, Pitt und Co. an, hat aber dann nichts mehr mit der Vorlage zu tun. Nachdem die Gruppe versammelt ist, muss zunächst das Ziel ausgekundschaftet werden. Hier bringt Zahn mit der Schwarzen Sonne eine Institution ins Spiel, an die ein gestandener Starwars-Fan schon beinahe sentimental zurückdenken muss, so lange ist deren Hochzeit im Expanded Universe schon her. Prinz Xizors Schergen verbreiten zu Zeiten der Schlachten von Yavin und Hoth in der Galaxis Angst und Schrecken. Das macht sie als Ziel von Hans Schurkentruppe umso interessanter – und das Unterfangen natürlich ungleich schwieriger. So gibt es in dem Verwirrspiel verschiedenster Interessen, das Zahn in "Glücksritter" inszeniert, auch gleich mehrere Parteien innerhalb der Schwarzen Sonne. Neben Han und seiner Gruppe sowie den Schergen der Schwarzen Sonne nimmt allerdings auch eine unvermeidliche dritte Partie an dem "Heist-Movie in Buchformat" teil: Der imperiale Geheimdienst. Schon wieder, fragt ihr? Ja, hier bleibt sich Zahn treu. Auch in seinem neuesten Roman ist wieder ein Geheimagent des Imperiums in die Handlung verwoben, wobei es sich aber nicht um Mara Jade handelt.

"Glücksritter" ist ein Roman mit extrem hohem Tempo und aberwitzig vielen Wendungen, der zu keiner Sekunde den logischen Faden verliert. Das ist gar nicht so einfach, wird er doch mit jedem Kapitel immer undurchsichtiger, ehe sich erst ganz am Ende alles auflöst. Da das Genre gerade auch von der schlussendlichen Auflösung lebt, möchte ich an dieser Stelle nicht mal eine Andeutung machen. Aber es wird einen wirklich vom Hocker reißen. Timothy Zahn beweist bei seinen Charakterzeichnungen wie immer ein absolutes sicheres Händchen, auch trifft man einige bekannte Charaktere wieder, die man aus früheren Büchern, wohl aber zeitlich späterer Handlung kennt. Das wirklich Glanzstück, meiner ganz persönlichen Meinung nach, sind Zahns formvollendet gelungene Anspielungen. Neben der bereits ausführlich beschriebenen Hommage an "Ocean’s Eleven" lässt es sich Zahn nicht nehmen, auch einem weiteren Film die Ehre zu erweisen. Ich habe lange mit mir gehadert und habe letztlich beschlossen, hier nicht mehr zu verraten. Viel zu sehr habe ich mich darüber amüsiert, als dass ich jemandem den Spaß verderben möchte. Einen kleinen Hinweis erlaube ich mir hier aber: In dem Film spielt eine der Personen auf dem Cover eine Hauptrolle und jagt dort – wie bei "Glücksritter" – einem sogenannten McGuffin nach. Der Rest liegt nun an euch. Auch vor den Star Wars Filmen macht Zahn mal wieder nicht Halt. So lässt er den einzigen Balosar im Roman Zuckersticks an Kinder verteilen. Wer sich Episode II ins Gedächtnis ruft, dürfte dies somit als Kritik von Zahn an der gesundheitsschädlichen Wirkung von Zucker verstehen. Da ich nicht den Anspruch erhebe, sämtliche Anspielungen entdeckt zu haben, möchte ich jeden Leser ermuntern, selbst mit offenen Augen durch den Roman zu spazieren. Es kann sich lohnen!

Fazit: Kein klassischer Zahn. Und doch wie immer ein grandioser Zahn. "Glücksritter" ist zwar im Star Wars-Universum angesiedelt, entfaltet sich aber im Grund als literarisches "Heist-Movie". Nach langsamen Beginn nimmt die Handlung dermaßen Fahrt auf, dass sie zum Ende hin nur noch mit einem Knall zu stoppen ist. Neben großer Spannung werden dem Leser so einige Rätsel zugemutet, auf deren Lösung er bis zur allerletzten Seite warten muss. Trotz der hohen Komplexität tritt Zahn in keine auffällige Logikfalle und gibt einem das Gefühl, hautnah bei Han Solos größtem Coup dabei gewesen zu sein. Höchstwertung. Was sonst?

Bewertung: 5/5 Punkten
Tobi Thandor


Weiterführende Links:
Review zu "Star Wars: Die Kundschafter"
Review zu "Star Wars: Treueschwur"
Review zu "Star Wars: Einsame Entscheidungen"





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