Kurzinhalt:
In Chamerlain, Maine, lebt Carrie White, die dank ihrer komisch behüteten Erziehung nicht nur seltsam ist, sondern auch seltsam auf ihre Umgebung wirkt. In der Highschool gilt sie dadurch als Außenseiterin, schafft es aber ihren Schulalltag unauffällig zu bestreiten bis zu dem Tag, an dem Carrie ihre Periode bekommt. Da ihr niemand zuvor erklärt hat, was passiert, wenn ein Mädchen zur Frau wird, denkt Carrie sie muss wegen all des Blutverlusts sterben. Klar, dass sich ihre gehässigen Mitschülerinnen sofort auf sie stürzen und Tampons nach ihr werfen. Lediglich die Sportlehrerin Miss Desjardin unterbricht das bösartige Spektakel, nimmt sich Carrie an und bestraft die Mädchen mit dem Ausschluss vom Abschlussball. Was dabei nicht bedacht wurde, eines der Mädchen hat das kaltherzige Schauspiel mit dem Smartphone gefilmt und bei YouTube online gestellt. Nicht nur brechen bald darauf wüste Beschimpfungen und schallendes Gelächter auf Carrie herein, nein, sie entdeckt dabei auch ihre telekinetischen Fähigkeiten kennen. Angesichts der Situation werden ihre Kräfte immer stärker. Doch dann wird Carrie aus ihrem Trott herausgerissen als Sue Snell, scheinbar hat sie wegen der Attacke im Duschraum der Turnhalle ein schlechtes Gewissen bekommen, Carrie das Angebot unterbreitet mit ihrem Freund Tommy Ross zum Abschlussball zu gehen…
Review:Als ich vom Remake von Stephen King's "Carrie" gehört habe, konnte ich es kaum erwarten die Version von Kimberly Peirce endlich auf der Leinwand zu sehen, da ich immer fand, dass Brian De Palmas Fassung überbewertet und aus heutiger Sicht altmodisch, statt klassisch, wirkt. Aber nachdem ich die neuste Version des Erstlingsromans von Stephen King gesehen hatte, muss ich zugeben, dass auch diese Variante nicht überzeugen kann. An sich ist Peirce "Carrie" kein schlechter Film, jedoch wirkt dieser im Vergleich zum Original von 1976 wie ein schlechter Nachahmungsversuch. Die 2013er Version gleicht eins zu eins dem Film von De Palma. Somit ist es schwer den Streifen zu schauen, ohne dabei Vergleiche anzustreben, besonders dann, wenn so viele Szenen und Einstellungen übernommen worden sind. Das wirkt nicht nur einfallslos, sondern auch sinnlos und langweilig.
Des Weiteren zieht sich alles unglaublich in die Länge. Zwischen dem Punkt, an dem Carrie ihre Kräfte entdeckt und Sue auf die Boyfriend-Sharing-Idee kommt und dem Punkt, an dem Carries Kräfte sich in einem Zornesausbruch bündeln, liegen etwa 50 Minuten an völligem nichtssagendem Blafasel. Selbst wenn der Film mit besten Absichten der Beteiligten gedreht worden ist, um letztlich eine moderne Variante des Klassikers zu liefern, so scheitert er bereits am Skript. Autor Roberto Aguirre Sacasa hat nicht versucht innovativ zu sein, sondern hat Sätze mit heutigem Wortschatz frisiert und aktuelle Komponenten wie Smartphones, Internet und dem damit verbundenen Youtube eingebunden. Man könnte fast meinen der Film von 1976 wurde wie das Tafelsilber aus Großmutters Tellerschrank noch einmal aufpoliert und eingesetzt. Vernachlässigt wurde dabei die Atmosphäre. Genau, wie Omas Silber nur im Kerzenschein am besten wirkt, wirkt ein Horrorfilm nur mit einer ordentlichen Portion Grusel und Gänsehaut. Beides ist in "Carrie" nicht vorhanden. Daher hätte man anstatt auf eine Vielzahl von Zeitlupenaufnahmen, auf mehr Raffinesse setzen sollen. Aber auch das Casting ist mehr schlecht als recht verlaufen. An erster Stelle wäre die meiner Meinung nach Fehlbesetzung der Hauptdarstellerin mit Chloe Grace Moretz zu nennen. Moretz ist für die Rolle der Carrie White einfach zu hübsch. Wenn sie nicht die abgenutzte Kleidung tragen würde, könnte sie glatt als Kapitän des Cheerleaderteams durchgehen. Zudem geistert sie bis zum Showdown mit aufgerissenen Augen und einer Sabberlippe über die Leinwand, die sie eher limitiert wirken lassen, als eine Außenseiterin.
Aber auch zum Finale kann sie das Ruder nicht rumreißen. Ihre Bewegungen sind unnatürlich, verkrampft und abgehackt vor allem dann als sie ihre Wonderwomankräfte heraufbeschwört, dabei wie Superman über dem Boden schwebt und sich einen Mitschüler nach dem anderen vorknüpft. Und wo schon die Rede von Mitschülern ist, so hätte Gabrielle Wilde eher ihren Modellambitionen nacheifern sollen, anstatt die Rolle der Sue Snell zu übernehmen. Andererseits wirkt der Charakter ohnehin schon zu brav, sanft, gutwillig und demnach langweilig, dass selbst eine noch so talentierte Schauspielerin nichts aus dieser Rolle hätte machen können. Die schlechte Leistung setzt sich bei Portia Doubleday fort. Während die Figur der Chris Hargesen schon grässlich dumm, eindimensional und gehässig genug daher kommt, so wirkt Doubleday durchweg unecht und nervtötend. Nun hofft man, dass Julianne Moore das ganze Schlamassel etwas aufwerten kann. Was sie auch schafft, denn ihre Selbstkasteiungen und die Szene, in welcher sie Carrie zur Welt bringt, lassen einen schon schaudern.
Fazit:
Eigentlich ist "Carrie" keinen Gang ins Kino wert, denn wenn man "Carrie" von 1976 gesehen hat, dann hat man auch die neue Variante gesehen. Kimberly Peirce hat nichts Neues oder Innovatives zur Story beigetragen, sodass der Film sinnlos und langweilig wirkt. Man kann also durchaus behaupten, dass "Carrie" von 2013 wie eine Art blutiger Fehlzünder daherkommt: Die Katastrophe bleibt aus, aber überzeugen oder gar mitreißen kann der Film in keinster Weise.