Mit: John Rhys-Davies, David Warner, Eric McCormack, Nathania Stanford, Darren Peter Mercer, Tamara Gorski u.a.
Kurzinhalt:
Vor ein paar Jahren musste Professor Challenger seine Expedition in Afrika, die ihn zur sagenumwobenen verlorenen Welt führen sollte, in der angeblich prähistorische Wesen wie Dinosaurier überlebt haben, aufgrund einer schweren Verletzung abbrechen. Er konnte nur mehr einen kurzen Blick auf einen Flugsaurier erhaschen, ehe er umkehren musste. Einmal zurück, wurde er zum Gespött seiner Zunft. Ohne Beweis will kein Wissenschaftler an die Existenz solch einer Fabelwelt glauben. Als der junge, aufstrebende Reporter Edward Malone Professor Challenger dazu austricksen kann, ihm ein Interview zu geben, und er diesem seine Geschichte erzählt, meint Malone, dass es doch eigentlich höchste Zeit für eine weitere Expedition wäre, um es den Schmähern zu zeigen. Bei der Ehrung von Professor Summerlee, Challengers größtem Konkurrenten, wendet er sich schließlich mit diesem Vorschlag an eine Kollegen. In die Ecke gedrängt, willigt der eigentlich so überhaupt nicht abenteuerlustige Sumerlee ein, die Expedition anzuführen, der sich unter anderem auch Malone, die Photographin und Tierschützerin Jenny Nielson, sowie ein kleiner Junge der sich als blinder Passagier auf das Schiff schleicht anschließen. Kurz vor ihrer Abreise stößt zudem Professor Challenger hinzu. Gemeinsam macht man sich auf, um das Geheimnis der verlorenen Welt zu lüften…
Review:Zu Beginn sei gleich einmal festgehalten, dass ich Sir Arthur Conan Doyles Roman noch ungelesen bei mir liegen habe und daher nicht beurteilen kann, wie werksgetreu diese Verfilmung ist. Ich habe diesen Zweiteiler damals als Jugendlicher gesehen als er im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde, und hatte ihn als zwar unaufregende, aber durchaus charmante Erzählung in Erinnerung. Ein Eindruck, der sich grundsätzlich bestätigt hat; wobei ich schon glaube, dass ich ihn mit den kritischeren Augen eines Erwachsenen doch noch etwas schwächer einschätze, als dies anno dazumal der Fall war. Eines der größten Probleme dieses (TV-)Films ist für mich, dass man sich teilweise doch irgendwie übernommen hat. Es standen vergleichsweise geringe budgetäre Mittel zur Verfügung, was dazu führt, dass die Spezialeffekte selbst nach damaligem Maßstab billig und peinlich wirken. Wenn du einen Film hast über Abenteurer, die nach einer verlorenen Welt suchen, in der die Dinosaurier überlebt haben, und eben diese Dinosaurier dann aber so überhaupt nicht überzeugen können und auf ganzer Linie enttäuschen, hast du einfach von vornherein ein Problem.
Natürlich ist mir klar, dass es sich bei "Die verlorene Welt" um eine TV-Produktion handelt, die zudem bereits Anfang der 90er entstanden ist. Während sich Spezialeffekte im Fernsehen heutzutage zumeist durchaus sehen lassen können, erreichen sie selbst jetzt noch selten dieselbe Qualität, die man aus dem Kino gewohnt ist. Aber, ganz ehrlich… diese Gummi-Dinos sahen einfach nur lächerlich aus. Immerhin ist "Die verlorene Welt" gerade mal ein Jahr von Steven Spielbergs grandiosem Dino-Abenteuer "Jurassic Park" entstanden. Mir kann niemand erzählen, dass man das nicht besser hätte hinbekommen können. Zumal Dinos und Menschen kaum mal in einer Szene gemeinsam zu sehen sind. Außerdem sehen wir nie einen ganzen Dino, sondern immer nur Ausschnitte, wie den Kopf, einen Fuß etc. Ganz ehrlich: Da hat bereits "King Kong" 1933 mehr geboten! Wenn ich von vornherein weiß, dass ich es nicht besser hinbekommen werde, ist es manchmal besser, es gleich sein zu lassen. Nicht minder schauderhaft als die "Spezialeffekte" ist die Musik. Ende der 80er/Anfang der 90er waren Synthesizer ja voll in – und auch die immerhin vier Komponisten, die Musik zu "Die verlorene Welt" beigesteuert haben, bedienten sich teilweise sehr stark bei diesem Instrument. Dabei sage ich ja nicht mal, dass Synthesizerklänge nicht gut sein können. He, ich habe eine CD mit dem Titel "Synthesizer Greatest Gold" zu Hause stehen! Aber die Musik von "Die verlorene Welt" klingt leider mindestens ebenso billig, wie die Dinosaurier aussehen. Und die Melodie, die gleich zu Beginn gespielt wird, ähnelt doch sehr stark dem bekannten Spiritual "Michael row the boat ashore".
Was den Film jedoch halbwegs herausreißt, sind zwei seiner Hauptdarsteller. John Rhys-Davies ist als Professor Challenger einfach nur großartig. Ungemein charmant und lebhaft, stellt er diese pompöse Figur grandios dar. Allein die Freude ihn in dieser Rolle zu sehen machte den Film für mich schon erträglich. Sein Kollege David Warner steht ihm als sein großer Konkurrent Professor Summerlee in nichts nach. Er spielt einen deutlich verhalteneren, weniger abenteuerlustigen Wissenschaftler, der eher gegen seinen Willen in dieses Abenteuer geworfen wird, wodurch sich zwischen den beiden eine herrliche Dynamik ergibt. Was mir daran auch so gut gefällt ist, dass beide mit ihren Stärken und Schwächen dargestellt werden. Sumerlee ist kein Böser, er vertritt einfach nur eine andere Ansicht als Challenger, bzw. glaubt diesem nicht. Sobald sich die Existenz der verlorenen Welt aber nicht mehr bestreiten lässt, ist er ebenso begeistert wie Challenger, und steuert auch einige Ideen dazu bei, um das Unternehmen zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen.
Die anderen Darsteller kommen eher aus der B-Movie-Ecke, oder sind ohnehin davor und danach in der Versenkung verschwunden; wie z.B. Nathania Stanford, die Malu spielt. Wobei mir dies gerade auch in ihrem Fall ein wenig leid tut, da sie mein 13-jähriges ich verzaubert und fasziniert hat. Wirklich eine bildhübsche Frau. Aber auch Tamara Gorski, die einige Gastrollen in Serien sowie Auftritte in B-Movies für sich verbuchen kann, ist optisch nicht zu verachten – weshalb ich es schon ziemlich unglaubwürdig und als weiteres Beispiel des billigen Hollywood-Klischees des hässlichen Entleins empfand, als am Ende alle blöd aus der Wäsche schauen als sie in ihrem Kleid antanzt, fand ich sie doch davor auch schon höchst ansehnlich. Weniger überzeugend ist hingegen das Liebesdreieck, dass sich in weiterer Folge zwischen Malone, Malu und Jenny entspinnt – so etwas ist ja vor allem heutzutage und insbesondere im (sich überwiegend an junge Mädchen richtenden) "Young Adult"-Bereich sehr beliebt, nur findet es hier quasi unter umgekehrten Vorzeichen statt, also ein Mann und zwei Frauen. Eric McCormack, der in die Rolle des Reporters Malone schlüpft, würde ich zudem eher unter die "so lala"-Darsteller einreihen. Er ist nicht schlecht, trägt aber auch nicht wirklich etwas zum Gelingen der Figur oder auch des Films im Allgemeinen bei. Die restliche Besetzung fällt weder sonderlich positiv noch negativ auf. Ganz nett gemacht fand ich auch die Rückblenden zu Challengers früherer Expedition, die in Sepia-Tönen gehalten ist. Davon abgesehen war die Inszenierung aber nichts Besonderes, und doch eher schlicht gehalten. Gut gefallen hat mir dafür die durchaus plausible Erklärung, warum Dinosaurier just in diesem Tal überleben konnten. Zudem gibt es einzelne gelungene, nette Einzelszenen; aber abseits dieser kurzen Momente konnte mich "Die verlorene Welt" leider nie so recht begeistern.
Fazit:Grundsätzlich ist "Die verlorene Welt" ja eine charmante kleine TV-Produktion. Leider aber handelt es sich bei ihm im Endeffekt um einen Abenteuerfilm ohne Abenteuer. Zwar versprüht "Die verlorene Welt" einiges an Abenteuergeist, aber einen gewissen "sense of wonder", den man sich angesichts der Thematik ja eigentlich erwarten würde, vermochte er mir leider nicht zu vermitteln. Ein großes Problem ist auch, dass die Dinosaurier-Szenen nach dem ganzen Aufbau und der damit gestiegenen Erwartungshaltung eine herbe Enttäuschung sind. Das war selbst anno 1992 überhaupt nicht mehr zeitgemäß, und lässt sich in meinen Augen nicht einmal mit den budgetären Einschränkungen einer vergleichsweise billigen TV-Produktion entschuldigen. Was "Die verlorene Welt" aber ansatzweise rettet, sind die charmanten, dominierenden Leistungen der beiden Hauptdarsteller John Rhys-Davies und David Warner. Außerdem finde ich, dass die vergleichsweise unaufgeregte Erzählung, bei der man eben nicht mal von einer Actionszene in die nächste hetzt sondern der Entdeckergeist im Vordergrund steht, durchaus einen gewissen Reiz hat. Es ist halt mal etwas anderes. Einen gewissen Charme verströmt "Die verlorene Welt" jedenfalls durchaus – aber leider gibt es wenig, das begeistert, und die schlecht getricksten Dinos drücken den Film insgesamt dann doch auf nur unterdurchschnittliches Niveau.