Mit: Louise Bourgoin, Mathieu Amalric, Gilles Lellouche, Jean-Paul Rouve, Jacky Nercessian, Philippe Nahon, Nicholas Giraud, Laure de Clermont, Gerárd Chaillou u.a.
Kurzinhalt:
Die Autorin und Abenteurerin Adèle Blanc-Sec reist nach Ägypten, um die Mumie eines Leibarztes des Pharaos zu stehlen. Zurück in Paris soll diese vom exzentrischen Professor Espérandieu wiederbelebt werden. Sie hofft, dass die Mumie über längst vergessenes medizinisches Wissen verfügt, mit dem er ihre Schwester heilen kann, die seit Jahren im Koma liegt. In ihrer Abwesenheit hat der Professor jedoch seine Fähigkeit, tote Wesen wiederzubeleben und sie mit seinem Geist zu kontrollieren, weiter perfektioniert – und dabei im naturhistorischen Museum einem Pterodactyl-Saurier zum Leben erweckt. Als die Polizei herausfindet, dass er für die Überfälle des Flugsauriers verantwortlich ist, wird er eingesperrt und zum Tode verurteilt. In wenigen Tagen droht Professor Espérandieu die Guillotine. Adèle bleibt somit nicht viel Zeit, um ihn aus dem Gefängnis zu befreien, wenn sie die Hoffnung auf Heilung ihrer Schwester nicht verlieren will…
Review:Im Gegensatz zu den "Tim und Struppi"-Comics, die – wohl nicht zuletzt dank der Zeichentrickserie – auch hierzulande bekannt sind, hatte zumindest ich bisher von "Adeles ungewöhnliche Abenteuer" noch nichts gehört. Als ich mir die erste (und letzte? Zumindest ist bislang noch keine Fortsetzung angekündigt) Verfilmung ihrer ungewöhnlichen Abenteuer angesehen habe, bekam zumindest ich den Eindruck, dass beide Comics vom Ton und vom Stil her einige Gemeinsamkeiten teilen. Wo man sich jedoch bei der Verfilmung von "Tim und Struppi" dazu entschlossen hat, auf CGI zurückzugreifen und einen Animationsfilm zu machen, setzt Luc Besson das erste Abenteuer von Adele als Realfilm um – ein Zugang, der "Adele und das Geheimnis des Pharaos" in meinen Augen nicht immer zum Vorteil gereichte. So wurde beispielsweise der teils etwas comichafte Look der Figuren (gerade auch die Knollennasen einiger Protagonisten erinnerte mich an "Tim und Struppi") beibehalten. Was in einem Comic oder einem Animationsfilm amüsant aussehen kann, wirkt in einem Realfilm schnell mal irritierend und grotesk – so ist es zumindest mir ergangen.
Das Comichafte beschränkt sich dabei nicht nur auf das Aussehen einiger Figuren, sondern zieht sich durch den Ton und die gesamte Umsetzung des Films, was dazu führte, dass sich bei mir irgendwie nie so recht Spannung aufkommen wollte. Der größte Knackpunkt waren für mich aber die – nicht nur vom Aussehen her – völlig überzeichneten Karikaturen, die man uns hier als Nebenfiguren präsentiert. Gerade auch den Jäger und den Polizisten fand ich in dieser Hinsicht ganz grauenhaft. Und während ich diesbezüglich bei Animationsfilmen nicht ganz so kritisch bin, da diese ja gern mal bei der Figurendarstellung – eben nicht nur vom Aussehen her – übertreiben, fällt es mir in einem Realfilm schon deutlich schwerer zu akzeptieren. Auch auf Szenen wie jene, als der Polizist vom Pterodactylus angeschissen wird, hätte ich gut und gern verzichten können. Wohl nicht zuletzt auch deshalb, da ich mit diesen heillos überzeichneten Nebenfiguren nichts anfangen konnte, empfand ich es auch als sehr störend und eines der größten Probleme des Films, dass wir teils weite Strecke ohne Adele und nur in ihrer Gesellschaft verbringen. In diesen Momenten sank der Unterhaltungswert des Films für mich wenn schon nicht in den Keller dann zumindest ins Erdgeschoß. Mein letzter Kritikpunkt ist dann die Besetzung von Jessica Schwarz als Synchronsprecherin der Titelrolle. Ich gebe zwar zu, in die Originalfassung nicht reingehört zu haben und kann daher nicht beurteilen, wie nahe sie der Performance von Louise Bourgoin kommt. Allerdings war mir nach den ersten von ihr gesprochenen Worten klar, dass hier irgendwas faul ist. Ich weiß nicht warum es so ist, aber ich finde, man merkt, ob jemand vor dem Mikrofon steht der in erster Linie ein Schauspieler (der es gewohnt ist, neben der Stimme auch mit Mimik, Gestik usw. zu arbeiten) oder ein Synchronsprecher ist (die der Figur nur mit ihrer Stimme Leben einhauchen). Ihre Stimme stach für mich jedenfalls den ganzen Film über unangenehm hervor.
Doch obwohl für mich nicht alles an "Adele und das Geheimnis des Pharaos" funktioniert hat, fand ich ihn insgesamt durchaus charmant und unterhaltsam. Als größte Stärke des Films empfand ich die Hauptfigur. Die meisten cineastischen Abenteurer sind ja männlich. Ad hoc fällt mir eigenglich nur Lara Croft als weibliche Vertreterin ein – und angesichts der Tatsache, wie warum und mit welchen weiblichen Attributen ausgestattet sie das digitale Licht der Welt erblickte, kann man sie meines Erachtens nur bedingt als positives Beispiel ansehen (machte man sie doch in erster Linie weiblich, um den überwiegend männlichen jungen Spielern etwas hübsches zum Anschauen zu geben). Zwar hat man auch Adele bei der Adaption auf die große Leinwand optisch deutlich aufgewertet und aus ihr eine hübsche, attraktive, sexy Frau gemacht, dennoch gefällt mir die filmische Inkarnation als selbstbewusste, clevere, mutige und unabhängige junge Frau, die den meisten Männern in ihrer Umgebung überlegen ist. Damit eignet sie für mich durchaus als gutes, erstrebenswertes Vorbild für junge Mädchen.
Louise Bourgoin, die in die Titelrolle schlüpft, überzeugte mich mit einer ungemein charmanten, lebenslustigen und energiegeladenen Performance. Natürlich profitiert sie auch von der toll geschriebenen Figur, die sie spielen darf – wobei vor allem Adeles Witz und ihre Schlagfertigkeit für einige amüsante Momente sorgen – aber insgesamt hat mich ihre Leistung absolut überzeugt. Immer, wenn Adele bzw. Louise Bourgoin zu sehen waren, erwachte der Film für mich so richtig zum Leben. Auch dies dürfte ein Grund dafür sein, dass mich jene Momente wo man für einen längeren Zeitraum zu den (vergleichsweise uninteressanten) Nebenfiguren umgeschwenkt ist, vergleichsweise stark abgefallen sind. Was mir ebenfalls gut gefallen hat und sie aus der Masse an Abenteurern hervorstechen lässt, ist die sehr persönliche Motivation ihrer Reise/"Schatzsuche" – geht es ihr doch darum, ihre nach einem tragischen Unfall im Koma liegende Schwester zu retten. Ja, stimmt schon, ihr ganzer Plan – eine Mumie stehlen bei der sie hofft, es würde sich um den persönlichen Leibarzt des Pharaos handeln, diese mit Hilfe eines verrückten Professors wieder zum Leben erwecken, in der vagen Hoffnung, dass sie über längst vergessenes medizinisches Wissen verfügt, mit dem ihre Schwester geheilt werden kann – ist schon etwas weit hergeholt, gar keine Frage. Wenn man sich darauf nicht einlassen kann, wird einen "Adele und das Geheimnis des Pharaos" wohl kaum überzeugen können. Ich fand die Handlung aber derart charmant und gelungen umgesetzt, dass es mich nicht gestört hat. Zumal gerade auch die Rückblende zum Unfall phantastisch war, und dem Film einen kurzen, ansatzweise berührenden Moment geschenkt hat.
Von dieser Szene abgesehen hat mir Adeles Reise nach Ägypten am besten gefallen. Diese Szenen in der Pyramide waren für mich die absoluten Highlights des Films. Danach gibt es zwar auch noch einige gelungene Momente, aber daran kam meines Erachtens nichts mehr heran. Eine nette Idee war auch der Erzähler, der uns den Einstieg in den Figurendschungel erleichtert und einige zynische Kommentare auf Lager hat. Etwas irritierend fand ich nur, dass dieser dann praktisch von einer Szene auf die nächste verschwindet, und wir nichts mehr von ihm zu hören gekommen. Die Inszenierung von Luc Besson ist solide, und die Musik von Eric Serra – die, ob der Thematik nicht überraschend, mit starkem orientalischen Einschlag daherkommt – hat mir ebenfalls gut gefallen. Abschließend müssen auch noch die Effekte gelobt werden. Ja, gut, ok… es sieht nicht alles immer gleich gut aus, und gibt schon den einen oder anderen Ausreißer nach unten. Aber vor allem der Pterodactyl hat mich überwiegend überzeugt. Der war schon sehr gut animiert. Und auch die lebenden Mumien waren gut gemacht und mussten den Vergleich zu Pendants aus Hollywood überwiegend nicht scheuen.
Fazit:
"Adele und das Geheimnis des Pharaos" ist ein solider französischer Eintrag ins Abenteuergenre – jedoch nicht gänzlich frei von Makel. Die Nebenfiguren sind teilweise schrecklich überzeichnet und nahmen für mich insgesamt auch etwas zu viel Laufzeit in Anspruch, an Spannung lässt es der Film aufgrund des eher komödiantischen Tons leider überwiegend vermissen, und die Synchronisation der Hauptfigur durch Jessica Schwarz empfand ich als gewöhnungsbedürftig. Potentielle Zuschauer sollten sich zudem vor Augen führen, dass die hier erzählte Handlung sehr phantastisch ist, und "Adele und das Geheimnis des Pharaos" mehr mit Fantasy-Filmen gemein hat als mit eher bodenständigen Abenteuerfilmen über Schatzsucher. Gerade auch Adeles Plan, ihre Schwester zu retten, mag für den einen oder anderen schwer zu schlucken sein. Insgesamt fand ich den Film aber durchaus unterhaltsam, und vor allem sehr charmant. Inszenierung und Effekte können sich sehen, und die Filmmusik von Eric Serra hören lassen. Die größte Stärke des Films ist für mich aber die Titelheldin – was sowohl an der Art und Weise liegt, wie sie geschrieben wurde, als auch an Louise Bourgoins charismatischer, liebenswürdiger und aufgeweckter Performance. Dies ist dann auch der Hauptgrund, warum ich mich – auch wenn mich "Adele und das Geheimnis des Pharaos" nicht 100%ig überzeugt haben mag – über ein weiteres ungewöhnliches (cineastisches) Abenteuer mit Adele sehr freuen würde.