Mit: Brendan Fraser, Rachel Weisz, John Hannah, Arnold Vosloo, Kevin J. O'Connor, Jonathan Hyde, Oded Fehr, Erick Avari u.a.
Kurzinhalt:
Mit knapper Not hat Rick O'Connell, der sich der französischen Fremdenlegion angeschlossen hat, den Angriff von Einheimischen überlebt, und ist von der verborgenen Stadt Hamunaptra wieder zurück nach Kairo geflüchtet – jedoch nur um dort im Gefängnis zu landen, wo ihn der Galgen erwartet. Dann erfährt jedoch die Bibliothekarin Evy, dass er aus Hamunaptra zurückgekehrt ist, und sorgt zusammen mit ihrem Bruder Jon für seine Freilassung. Er soll sie in die vergessene Stadt führen, da sie hoffen, dort die Ruhestätte von Imhotep vorzufinden. Allerdings ist auch noch eine zweite, amerikanische Expedition auf der Suche nach der verborgenen Stadt. Beide treffen dann nahezu zeitgleich ein. Während Rick, Evy und Jon in den Katakomben auf die Mumie von Imhotep stoßen, finden die Amerikaner das Buch der Toten. Als Evy sich dieses kurz "ausleiht" und beginnt, daraus vorzulesen, erwacht Imhotep zum Leben. Er beginnt, sich an all jenen zu rächen, die Gegenstände aus seinem Grab entnommen haben. Mit jedem Opfer wird er stärker, und verwandelt sich von einer Mumie zurück in einen Mann – jedoch mit unvorstellbarer Macht. Imhotep möchte seine geliebte Anck Su Amun wieder zum Leben erwecken. Dafür braucht er eine Frau als Opfer – und entführt Evy…
Review:In den 90ern beschlossen die Verantwortlichen von Universal Pictures, mehrere ihrer klassischen Filmmonster wieder zum Leben erwecken. Für "Die Mumie" ließ man sich dabei etwas ganz Besonderes einfallen: Statt eines klassischen Horrorfilms verwendet man die Figur, um damit einen klassischen Abenteuerfilm umzusetzen und in die Fußstapfen von Indiana Jones treten zu lassen. Das Ergebnis ist zwar absolut nichts Besonderes, ist aber nichtsdestoweniger ein gelungener Popcorn-Film, der gut zu unterhalten versteht. Dies verdankt er zu einem nicht unwesentlichen Teil seinen beiden Hauptdarstellern. Brendan Fraser ist zwar in den letzten Jahren zunehmend in der Versenkung verschwunden, in "Die Mumie" erwies er sich aber eigentlich als durchaus charismatischer Hauptdarsteller, der Rick O'Connell mit viel Witz zum Leben erweckt hat. Noch etwas besser hat mir jedoch seine Kollegin Rachel Weisz gefallen, die hier eine überaus charmante Performance zeigt, und deren Rollen dankenswerterweise auch überwiegend über ein Fräulein in Nöten hinausgeht. Zudem harmonieren die beiden vor der Kamera sehr gut miteinander. Jedenfalls macht schon allein das gelungene "Führungs-Duo" den Film für mich sehr unterhaltsam.
Was mir ebenfalls gut gefällt, ist die Hintergrundgeschichte, die uns ja auch zu Beginn des Films in einer Rückblende gezeigt wird. Imhotep erweist sich dabei eigentlich weniger als ein Bösewicht als vielmehr ein tragischer Held. Hilflos muss er mit ansehen, wie seine Geliebte sich (in einer wunderbar inszenierten Szene, mit dem Schatten an der Wand – noch genialer ist natürlich, dass man diese Szene beim Finale dann wiederspiegelt) das Leben nimmt, auf dass er sie wieder in diesen zurückholt. Doch ehe ihm dies gelang wurde er selbst zum schrecklichsten aller Schicksale das die Ägypter (zumindest in dieser Erzählung) auf Lager hatten verdammt. Wir haben damit keinen Bösewicht, der danach trachtet, die Welt zu erobern, zu vernichten, oder sonst einen Quatsch. Vielmehr wird er von der Liebe zu Anck Su Amun angetrieben. Eben diese für einen Bösewicht doch eher ungewöhnliche Motivation gefällt mir ungemein gut. Generell versteht es "Die Mumie" überwiegend, gut zu unterhalten. Der Einstieg mag zwar eine Spur zu lang geraten sein (dazu gleich noch), aber insgesamt bewegt sich die Geschichte in gutem Tempo voran, ohne dabei durch die Handlung zu hetzen. Bereits die erste Stunde ist recht unterhaltsam, so richtig dreht der Film aber natürlich erst dann auf, nachdem Imhotep zum Leben erweckt wurde. Die nachfolgenden paar Minuten in den Katakomben sind toll gemacht, und sind insgesamt mein Lieblings-Abschnitt des Films. Nichtsdestotrotz können sich auch die nachfolgenden Szenen in Kairo sowie der Showdown grundsätzlich sehen lassen. Dort bekommen wir dann zudem, nachdem zuvor die CGI-Effekte dominiert haben, auch ein paar "echte" Mumien zu Gesicht, was ich ebenfalls sehr positiv fand.
CGI war zwar Ende der 90er noch nicht ganz so ausgereift wie heutzutage, und demnach sind auch die Effektszenen in "Die Mumie" überwiegend als solche zu erkennen. Dennoch gibt es ein paar Momente die diesbezüglich hervorstechen, und wirklich phantastisch getrickst wurden. Vor allem die mittlere Stufe von Imhoteps Rückverwandlung in einen Menschen hat es mir dabei angetan. Auch der Effekt wenn er seinen Kiefer ungewöhnlich weit aufreißt ist gelungen. Die Skarabäen sind ebenfalls phantastisch umgesetzt, und auch der Sandsturm weiß zu überzeugen. Überhaupt hat "Die Mumie" in der zweiten Hälfte ein paar originelle, denkwürdige Szenen zu bieten – wie z.B. den gerade erwähnten Sandsturm, wie Imhotep die Fliegenplage auf Kairo loslässt, das langsame Sandrieseln im Türschloss, und so weiter. Als letzte wesentliche Stärke sei dann noch der Soundtrack von Jerry Goldsmith erwähnt. Ich würde seine Filmmusik für "Die Mumie" zwar nicht zu seinen allerbesten Werken zählen, dennoch wertet seine gelungene Vertonung dieses Abenteuers, mit starkem orientalischen Einschlag, den Film für mich ungemein auf. Es ist einfach ein klassischer, typischer Goldsmith.
Dennoch gibt es ein paar Kritikpunkte, die für mich verhindern, dass Rick O'Connell und Konsorten zum Klassenprimus Indiana Jones aufschließen können. So ist der Einstieg, wie bereits erwähnt, doch etwas lang geraten. Grundsätzlich mag ich es ja, wenn sich ein Film Zeit nimmt, um die Figuren vorzustellen und uns diese erst sympathisch macht ehe die Hölle losbricht – aber angesichts der Tatsache, dass es eine volle Stunde dauert bis Imhotep endlich wiederbelebt wird hat man es meines Erachtens bei "Die Mumie" damit doch ein wenig übertrieben. Etwas schneller zum Punkt zu kommen und stattdessen nach Imhoteps Wiederbelebung noch eine weitere Action-Szene einzubauen, hätte dem Film aus meiner Sicht gut getan. Was bei mir leider weitestgehend ebenfalls nicht funktioniert hat, sind die beiden Figuren, der zur komödiantischen Auflockerung dienen sollen. John Hannahs Jon halte ich für einen völlig unnötigen Charakter, der genau genommen nichts zur Handlung beiträgt, und den Film für mich auch in keinster Weise aufwertet. Es gab keinen Gag mit ihm, den ich sonderlich gelungen gefunden hätte. Immerhin hat er mich aber auch nicht genervt – ganz im Gegensatz zu Beni, den ich einfach nur schrecklich überzeichnet fand. Generell hätten die Dialoge für meinen Geschmack noch etwas zündender und amüsanter ausfallen dürfen – seinen Humor bezieht "Die Mumie" in meinen Augen doch eher aus Situationskomik. Am schwersten wiegt für mich aber die Tatsache, dass "Die Mumie" zwar ganz gut unterhält, es jedoch an echter Spannung völlig vermissen lässt. Es gab keinen einzigen Moment, wo ich das Schicksal der uns sympathischen Figuren in Gefahr wähnte, und nichts, das sonderlich packend umgesetzt war.
Und dann gibt es noch die eine oder andere logische Ungereimtheit, wo Figuren in einer gewissen Art und Weise handeln, damit der Film so weitergehen kann, wie dies von den Machern gewünscht wird. So wirkt es schon sehr unplausibel (um nicht zu sagen dämlich), dass die Wächter a) erst so spät angreifen und b) sich zudem danach wieder zurückziehen, und beschließen, Evy & Co. noch einen Tag weitergraben- und –untersuchen zu lassen. Zumal sie ja die Überhand hatten und sie alle problemlos hätten ausschalten könnte. Stattdessen versagen sie letztendlich auf der ganzen Linie. Und: Wenn sie es schon nicht über sich gebracht haben (obwohl sie davor scheinbar bedenkenlos töten), sie alle umzubringen, hätte man sie wenigstens vor den Gefahren die in den Katakomben lauern warnen können. Generell hat mich das mit diesem Orden etwas zu sehr an "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" erinnert. Am Ende wiederum schaut dann schließlich Imhotep blöd dabei zu, wie Jon und Evy sich das Buch schnappen und daraus vorlesen. Von Beni, der rein zufällig die "Selbstzerstörung" auslöst, ganz zu schweigen. Hier hätte das Drehbuch noch etwas Feinschliff vertragen.
Fazit:
"Die Mumie" ist ein guter, solider, unterhaltsamer Abenteuerfilm – aber mit den besten des Genres kann er sich leider nicht ganz messen. In erster Linie liegt dies für mich daran, dass es dem Film gänzlich an Spannung mangelt. Es gibt keine einzige Szene, die ich als packend empfunden hätte und um das weitere Schicksal der Helden besorgt gewesen wäre. Weitere Kritikpunkte sind das manchmal nicht nachvollziehbare Verhalten der Protagonisten (damit sich der Film auch wie gewünscht weiterentwickeln kann), der etwas ausgedehnte Einstieg (es dauert dann einfach doch eine Spur zu lange, ehe Imhotep wiederbelebt wird und es so richtig losgeht), sowie die beiden für mich nicht wirklich funktionierenden "Comic Relief"-Charaktere. Außerdem hätten die Dialoge etwas witzig-spritziger ausfallen dürfen. Dafür sind die Effekte überwiegend ansehnlich, gibt es ein paar gelungene, originelle, denkwürdige Momente, so einige zündende Gags, und einen sehr guten Score von Jerry Goldsmith. In erster Linie ist es aber der charismatischen Performance der beiden Hauptdarsteller Brendan Fraser und Rachel Weisz, sowie der angenehm untypischen Motivation des Bösewichts zu verdanken, dass sich "Die Mumie" über den Durchschnitt zu erheben vermag.