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King Kong und die weiße Frau Drucken E-Mail
Ein Film, der Hollywood revolutionierte Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 01 Dezember 2013
 
Advents-SPECiAL

 
King Kong und die weiße Frau
Originaltitel: King Kong
Produktionsland/jahr: USA 1933
Bewertung:
Studio/Verleih: RKO Radio Pictures/StudioCanal
Regie: Merian C. Cooper & Ernest B. Schoedsack
Produzenten: David O. Selznick, Merian C. Cooper & Ernest B. Schoedsack
Drehbuch: James Creelman & Ruth Rose
Filmmusik: Max Steiner
Kamera: Edward Linden, J.O. Taylor & Vernon L. Walker
Schnitt: Ted Cheesman
Genre: Abenteuer/Fantasy
Kinostart Deutschland: 01. Dezember 1933
Kinostart USA: 07. April 1933
Laufzeit: 100 Minuten
Altersfreigabe: Ab 6 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: DVD
Mit: Fay Wray, Robert Armstrong, Bruce Cabot, Frank Reicher, Sam Hardy u.a.


Kurzinhalt: Carl Dunham und Co. erhaschen ihren ersten Blick auf die Bewohner von Skull Island.Der Filmemacher und Abenteurer Carl Dunham hat sich für sein nächstes Projekt einen ganz besonderen Drehort ausgesucht: Eine geheime Insel, Skull Island genannt. Auf dieser haust angeblich eine Art riesiger Affe, den er mit seiner Kamera einfangen will. Zusammen mit einer kleinen Crew und einer Schiffsbesatzung sticht er mit der S.S. Venture in See. Ebenfalls mit dabei: Ann Darrow, eine bildhübsche junge Frau, die Carl Dunham als Hauptdarstellerin für seinen Film auserkoren hat – soll das ganze doch eine Art "Die Schöne und das Biest" werden. Auf der Insel angekommen, stößt die Expedition auf Einheimische, die offenbar gerade ein Opfer für jenes Wesen hinter einer großen Mauer vorbereiten, das sie "Kong" nennen. Sie wollen ihm Ann abkaufen, doch dieser denkt gar nicht daran, auf diesen Handel einzugehen. In der darauffolgenden Nacht schleichen sich die Einheimischen an Bord und entführen Ann, um sie Kong als Opfer darzubringen. Dieser schnappt sie und zieht sich mit ihr aus dem Dschungel zurück. Der Kapitän des Schiffes, John Driscoll, der sich während der Fahrt in Ann verliebt hat, bricht mit einem Großteil der Mannschaft auf, um seine Geliebte aus den Fängen des Geschöpfes zu befreien…

Review: "King Kong" ist ein Meilenstein der Filmgeschichte, der das Kino in vielerlei Hinsicht revolutionierte. Stop-Motion-Effekte gab es zwar bereits zuvor (einer der prominentesten früheren Vertreter ist wohl "Die verlorene Welt", für den ebenfalls Willis O'Brien die Spezialeffekte beigesteuert hat, und der wohl als eine Art geistiger Vorfahre von "King Kong" angesehen werden kann), doch mit "King Kong" erreichten sie eine neue, bis dahin ungeahnte Qualität – und auch Quantität. Die Fülle an Spezialeffekten ist für die damalige Zeit sensationell, und auch die Umsetzung weiß zu gefallen. Natürlich sieht das ganze 80 (!) Jahre später veraltet aus, dennoch haben die Effekte hier für mich einen ungeheuren Charme. Zudem sind alle Figuren – vielleicht mit Ausnahme des T-Rex, der eher wie eine Riesenechse aussieht als wie der Dino den wir aus zahlreichen Büchern, Illustrationen und mittlerweile auch Filmen kennen (und dessen Schwanz sich auch wie der einer Eidechse bewegt, was schon etwas seltsam aussieht) – wunderbar designt und auch umgesetzt. Vor allem auch King Kong sticht dabei hervor. Toll finde ich an ihm vor allem, wie sich die Haare ständig bewegen, was den Wind simuliert. Noch mehr als die einzelnen Effekte an sich kann mich aber begeistern, wie diese in die Hintergründe, die Schauspieler etc. eingebettet wurden. Alles wirkt wie aus einem Guss. Es gibt zahlreiche Szenen, die in dieser Hinsicht beeindrucken können, aber exemplarisch seien jene Momente genannt, in denen King Kong Ann Darrow in der Hand hält, und wir auch wirklich Fay Wray dort sehen. Wenn du dich bei einem Film selbst 80 Jahre später bei einigen Einstellungen fragst, wie die das gemacht haben, weißt du, dass hier echte Special Effects-Zauberer am Werk waren.

Ann Darrow ist King Kong hilflos ausgeliefert.Neben den Effekten an sich wissen vor allem auch die Sets zu begeistern. Vor allem auch jenes mit dem riesigen Tor hat es mir angetan, aber generell hat "King Kong" diesbezüglich einige beeindruckende Szenen zu bieten. Auch die Filmmusik von Max Steiner sollte sich als wegweisend erweisen. Vor "King Kong" gab es eigens für den Film komponierte Musik in erster Linie bei Musicals. Ansonsten griff man meist auf klassische Stücke zurück. Der in die USA immigrierte Österreicher Max Steiner war der erste, der damit begann, auch abseits von Musicals neue Musik für Filme zu schreiben. Und auch wenn "King Kong" nicht seine erste entsprechende Arbeit war, so war er dennoch ein Meilenstein. Seine Kompositionen für diesen Film führte zahlreiche Neuerungen ein, wie z.B. die Leitmotive, die bis heute in der Filmmusik Standard sind. Zudem verwendete er einige eher ungewöhnliche Momente, und scheute auch vor dem einen oder anderen dissonanten Ton nicht zurück. Zusammen mit klassischeren, wunderschönen Melodien ergibt dies ein großartiges, abwechslungsreiches Klangbild. Max Steiner war ein Vorreiter und ein Visionär, der gerade auch mit seiner Musik für "King Kong" das Kino wie wir es heute kennen nachhaltig geprägt hat.

Doch es sind nicht nur die Effekte, die Sets, die Ausstattung und die Musik… auch inhaltlich kann "King Kong" durchaus gefallen. Zwar bedient sich der Film zwar mit der geheimen Insel die von Dunham & Co. gefunden wird dem Mythos der "verlorenen Welt" (so leben auf Skull Island ja auch zahlreiche Dinosaurier), mit dem Riesenaffen hat man jedoch ein durchaus originelles Monster gefunden. Was mir ebenfalls sehr gut gefällt ist, wie clever das Drehbuch aufgebaut ist (heutzutage würde man es wohl als "meta" bezeichnen). Immerhin geht es um einen Filmemacher, der auszieht, um einen Film über "Die Schöne und das Biest" zu drehen, und wie die Liebe des Biests für die Schöne schließlich dessen Untergang ist. Was haargenau "King Kong" selbst beschreibt. Die Handlung bewegt sich zudem sehr flott vorwärts, jedoch ohne dabei darauf zu verzichten, uns die Figuren vorzustellen. Ja, das eine oder andere wirkt vielleicht etwas überhastet und geht ein wenig schnell vonstatten (wie die Liebe, die sich zwischen Ann und John entwickelt – was doch überwiegend abseits der Kamera stattfindet). Dafür kommt jedoch auch keine Sekunde Langeweile auf. Und trotzdem hetzt man nicht undiszipliniert durch die Handlung. So dauert es rund eine halbe Stunde, ehe die Expedition zum ersten Mal einen Fuß auf Skull Island setzt. Und der Titelheld selbst hat ohnehin erst nach 45 Minuten und damit rund der Hälfte des Films seinen ersten Auftritt. Die Zeit davor hat man dazu genutzt, um den Zuschauer darauf neugierig zu machen, was im Dschungel von Skull Island wohl auf uns wartet. Die Mauer, die Geräusche, das Stampfen – all dies bereitet uns auf jenen Moment vor, als King Kong durch die Bäume bricht und sich Ann Darrow schnappt. War der Film bis dahin schon sehr unterhaltsam, dreht er erst danach so richtig auf. Die Rettungsmission ist sehr spannend umgesetzt und mit zahlreichen denkwürdigen Szenen – und Begegnungen mit diversen Monstern – gespickt; wobei für mich der Angriff des Brontosaurus sowie der Kampf zwischen King Kong und dem T-Rex ganz besonders hervorstechen.

Eine der ikonischsten Szenen der Filmgeschichte.Die ikonischste, beste Szene des Films erwartet uns allerdings erst, nachdem es Dunham gelungen ist, Kong gefangen zu nehmen und er diesen in einem Theater in New York der Öffentlichkeit präsentiert. Das sogenannte "achte Wunder der Welt" bricht aus, schnappt sich Ann, und flieht letztendlich auf den höchsten Punkt New Yorks – die Spitze des Empire State Buildings. Daraufhin werden Kampfflieger losgeschickt, die ihn angreifen. Eines davon kann er zerstören, letztendlich gelingt es ihnen jedoch, ihn zu bezwingen. Er wird immer stärker verwundet, bis er sich schließlich nicht mehr festhalten kann und er in die Tiefe stürzt. "It was beauty killed the beast" vermerkt Carl Dunham, als er vor Kongs Kadaver steht. Besonders beachtlich finde ich an dieser Szene, dass sie Kong nicht als Monster, als Bestie, sondern vielmehr als Opfer darstellt. Trotz seiner Taten zuvor, als er zahlreiche Einheimische von Skull Island und auch Leute von der S.S. Venture umgebracht hat, nimmt man ihn nie als Bösewicht im klassischen Sinne war. Und so ist sein Sturz in die Tiefe auch kein heroischer, triumphaler, sondern vielmehr ein tragischer und trauriger Moment. Einfach nur wundervoll.

Trotz allen Lobes gibt es auch ein paar Kritikpunkte, die ich nicht unerwähnt lassen will. Einige davon ergeben sich natürlich in erster Linie aus der damaligen Zeit. So ist Fay Wray ein klassisches, hilfloses Fräulein in Nöten, deren einzige Funktion in der Handlung es ist, sich von den Helden retten zu lassen. Generell wartet der Film mit der einen oder anderen latent sexistischen Szene bzw. Spruch auf ("Women just can't help being a bother"). Zudem gibt es angesichts der Darstellung der Einheimischen von Skull Island doch ein paar rassistische Untertöne. Andere Kritikpunkte sind "zeitlos" und hätten mich wohl selbst dann schon gestört, wenn ich selbst in den 30ern aufgewachsen und den Film zur Zeit seiner Erstveröffentlichung gesehen hätte. So funktioniert die Romanze zwischen Ann Darrow und John Driscoll für mich nicht so recht. Seine ungeschickte Liebesbekundung ("Say… I guess I love you") soll wohl charmant sein, ich fand es aber in erster Linie ungemein unromantisch. Generell verpasst es der Film, uns ihre Gefühle füreinander spüren zu lassen. Dass der Skipper zufälligerweise die Sprache der Einheimischen der Insel spricht, wirkt auch wie ein komischer, glücklicher (und unglaubwürdiger) Zufall. Und bei Anns Entführung haben die Bewohner von Skull Island aber riesengroßes Glück, dass sie just in diesem Moment gerade ganz allein an der Reling steht. Was hätten die wohl gemacht, wenn Ann in ihrer Kabine gewesen wäre? Dann hätte sich die Entführung deutlich schwieriger gestaltet. Und was die Szene betrifft, als Ann und John dabei sind, über eine Liane zu fliehen: Wenn sich eh direkt unter ihnen das Wasser befindet, warum lassen sie sich nicht gleich fallen sobald Kong beginnt, sie wieder hochzuziehen, und warten stattdessen bis sie schon fast wieder ganz oben sind? Und auch wenn es sehr produktiv sein mag, aber… der Schnitt bzw. Zeitsprung vom gefangenen Kong hin zum ersten Abend der Show ist mit dann doch etwas zu plötzlich und groß.

Fazit: Auch dem vierten Teil fehlen leider etliche Zutanten, die das Original so großartig gemacht haben."King Kong" ist ein Meilenstein der Filmgeschichte, der für mich auch heutzutage noch unheimlich viel Charme versprüht. Natürlich wirken die Effekte mittlerweile veraltet, aber für die damalige Zeit waren sie absolut revolutionär – und selbst heute ertappte ich mich bei der einen oder anderen Szene noch dabei, mich zu fragen, wie die das (vor allem mit damaligen filmtechnischen Mitteln) gemacht haben. Gerade auch die Verschmelzung der einzelnen Elemente – Stop Motion-Figuren, Hintergründe, Schauspieler – gelingt "King Kong" sensationell gut. Auch was die Musik betrifft sollte "King Kong" die Filmlandschaft maßgeblich prägen. Max Steiners Original-Komposition für den Film, mit seinen Leitmotiven etc., stellt bis heute den Standard der musikalischen Vertonung von Filmen dar. Auch die Handlung weiß grundsätzlich zu gefallen. Die entwickelt sich flott weiter und lässt keine Sekunde Langeweile aufkommen. Und vor allem nach Anns Entführung durch Kong dreht der Film so richtig auf, und präsentiert eine spannende, phantastische Szene nach der anderen. Gekrönt wird dieser frühe König des Hollywood-Films dann schließlich durch eine der ikonischsten Szenen der Filmgeschichte: King Kong, wie er auf der Spitze des Empire State Buildings von Kampffliegern angegriffen wird. Und der Ausgang des Geschehens ist nicht triumphal, sondern wirkt vielmehr tragisch – fühlte ich doch unweigerlich mit, als dieses achte Wunder der Welt von Menschenhand vernichtet wurde und in seinen Tod stürzte. Kleinere Schwächen – die teilweise auf die damaligen Zeiten zurückzuführen sind, und teilweise auch wieder nicht – verhindern zwar, dass ich "King Kong" auch heutzutage noch als unantastbares Meisterwerk einstufen kann. Sein Status als ungemein unterhaltsamer, innovativer und wegweisender Abenteuer-Film bleibt für mich aber unbestritten.

Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © StudioCanal)


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