Originaltitel: The High Ground Episodennummer: 3x12 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 29.01.1990 Erstausstrahlung BRD: 09.10.1992 Drehbuch: Melinda M. Snodgrass Regie: Gabrielle Beaumont Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data, Wil Wheaton als Wesley Crusher Gastdarsteller: Richard Cox als Kyril Finn, Kerrie Keane als Alexana Devos, Marc Buckland als Waiter, Fred G. Smith als Policeman, Christopher Pettiet als Boy u.a.
Kurzinhalt:
Als Dr. Crusher den Überlebenden einer Bombenexplosion auf Rutia IV hilft, wird sie von Terroristen entführt. Diese brauchen einerseits eine Ärztin für ihre Verletzten, und benutzen sie andererseits als Druckmittel, um ihre Forderungen durchzusetzen. So wollen sie erreichen, dass die Föderation die Unterstützung der Regierung einstellt. Ihr ultimatives Ziel ist die Unabhängigkeit ihres Kontinents. Zwar kann Dr. Crusher für diesen Wunsch durchaus Verständnis aufbringen – nicht jedoch für ihre Methoden. Dennoch beginnt sie in ihrer Gefangenschaft langsam, Respekt für den Anführer der Rebellen, Finn, zu empfinden. Zugleich scheitert sie dabei, ein Heilmittel für die Krankheit zu finden, unter der die Terroristen leiden – handelt es sich dabei doch um unheilbare Nebenwirkungen des interdimensionalen Transporters, den sie verwenden um plötzlich an einem Ort auftauchen zu können. Währenddessen unterstützt Commander Riker die örtlichen Sicherheitskräfte bei ihren Ermittlungen. Mit Hilfe von Wesley und Data steht man schließlich kurz davor, den Aufenthaltsort der Terroristen ausfindig zu machen. Dann jedoch nutzen die Terroristen ihren interdimensionalen Transporter dazu, um auf die U.S.S. Enterprise zu gelangen – mit dem Ziel, das Schiff zu zerstören…
Denkwürdige Zitate:"I don't wanna be in the transporter room to greet her."
(Riker zu Picard, für den Fall, dass man Doctor Crusher gegen ihren Willen auf die Enterprise zurückholt.)
"People were hurt." "I know. I hurt them."
(Finns kalte Antwort an Doctor Crusher.)
"In a world where children blow up children, everyone's a threat."
(Der Polizist versucht Riker die Situation auf Rutia-Vier begreiflich zu machen.)
"You should be drawing, not killing people." "I can do both."
(Ein weiterer Dialog zwischen Finn und Doctor Crusher.)
"It's an imperfect solution for an imperfect world."
(Mit diesem Spruch lässt sich leider so ziemlich alles rechtfertigen.)
"Already another one to take his place. It never ends." "He could have killed you. He didn't. Maybe the end begins with one boy putting down his gun."
(Riker hoffnungsvolle Worte an Alexana am Ende der Episode.)
Review:"Terror auf Rutia IV" konnte mich leider nur bedingt überzeugen. In erster Linie stört mich, dass ich irgendwie nicht den Eindruck hatte, dass die Episode wirklich etwas Bedeutsames, Wichtiges, Interessantes zur Diskussion beizutragen hätte. Angesichts der Tatsache, dass die Bedeutung des Themas Terrorismus in den Jahren seit der Erstausstrahlung – bedauerlicherweise – ja noch exponentiell angestiegen ist, halte ich dies schon für ein bisschen traurig und bis zu einem gewissen Grad auch für ein Armutszeugnis für die Episode. Zumindest für mich hat der moralische Konflikt den man aufbauen wollte, und die Versuche die Terroristen mit den Kämpfern im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zu vergleichen, bzw. generell Sympathie für sie und ihr Sache zu wecken, überhaupt nicht funktioniert. Hauptgrund dafür dürfte wohl sein, dass es "Terror auf Rutia IV" völlig verabsäumt, uns klar zu machen, warum die Rebellen denn eigentlich nach Unabhängigkeit streben, und welches Unrecht ihnen genau widerfährt. Dementsprechend war es mir unmöglich, ihre Motivation für ihren Freiheitskampf nachzuvollziehen.
Generell bekamen wir aus meiner Sicht zu wenige Hintergrundinformationen, was den Konflikt auf Rutia IV betrifft. Ähnlich wie die Crew der Enterprise werden wir relativ unvorbereitet in diese angespannte Situation hineingeworfen, ohne die Vorgeschichte zu kennen. Dies soll wohl als Analogie auf Interventionen bzw. kann als Argumentation für die Nichteinmischungspolitik der USA verstanden werden – sorgt aber eben nicht gerade für packendes Drama, da zumindest ich keine Ahnung hatte, zu wem ich denn nun eigentlich halten soll. Dementsprechend verfolgte ich das Geschehen leider doch eher unbeteiligt. Neben dem angedachten Anspruch hat für mich auch die sich entwickelnde freundschaftliche Beziehung zwischen Beverly Crusher und Rebellenanführer Finn nicht funktioniert. Gerade angesichts der Tatsache, dass es sich bei ihr um eine Ärztin handelt, fällt es mir schwer zu glauben, dass es ihr bloß wegen ein paar hübscher Zeichnungen ihres hübschen Gesichts derart schnell gelingt, über seine gewalttätigen Taten hinwegzusehen und den Menschen hinter dem Monster zu erkennen. Vor allem wie sie sich am Ende für ihn einsetzt, hat mich doch eher unangenehm überrascht – da kam ich nicht umhin, Picards Kommentar rund um das Stockholm-Syndrom zuzustimmen. Jedenfalls: Wenn es den Machern mit diesem zunehmend freundlichen Verhältnis zwischen Crusher und Finn darum ging, ihn dadurch, dass er einer bekannten Figur sympathisch zu werden scheint, auch uns sympathisch zu machen und Verständnis für die Anliegen und Taten der Terroristen zu wecken, so sind sie damit zumindest bei mir mal gescheitert.
Es gibt noch ein paar weitere Kritikpunkte, die zwar vergleichsweise marginal sind, mir aber dennoch erwähnenswert erscheinen. Die Rückfrage von Wesley an Picard, als dieser erwähnt, dass die Terroristen seine Mutter wohl als "bargaining chip" verwenden werden, erscheint doch ziemlich dumm. Das war nur dazu da, damit Picard seine Erklärung an Wesley und damit auch den Zuschauer (für den Fall, dass dieser zu dämlich gewesen sein sollte, das zu verstehen) loswerden kann. Vor allem auch zum ansonsten ja immer so neumalklugen Wesley –der ja dann auch kurz darauf wieder seinen Wert für die Enterprise-Besatzung herausstreichen darf, als er als erster (und damit noch vor Geordi und Data) dahinterkommt, welche Technologie die Terroristen für ihre Transporter nutzen; was mir schon auch sehr konstruiert erschien – überhaupt nicht passen. Beim Angriff der Terroristen stellen sich dann die ersten Crewmitglieder, die ihnen im Korridor begegnen, schon selten dämlich an. Keine Verständigung des Sicherheitsdienstes, ja sie rennen nicht einmal davon. Sie stehen einfach nur da und schauen blöd. Und zuletzt stellt sich mir diesbezüglich noch die Frage, woher die Terroristen eigentlich genug über die Enterprise wussten, um so zielgenau ihre Vernichtung anzustreben.
Trotz dieser ausführlichen Kritik ist "Terror auf Rutia IV" keine schlechte Folge. Gleich zu Beginn weiß das Set von Rutia IV zu gefallen, dass toll designt und auch prima umgesetzt ist. Die Bombenexplosion sorgt dann kurzzeitig für Spannung, und erlaubt zudem Doctor Crusher wieder ihre humane Seite zu zeigen, als sie sich trotz der Gefahr an den Tatort begibt um die Verletzten zu heilen. Während ich die Darstellung von Richard Cox als Finn jetzt nicht übertrieben charismatisch fand, gefiel mir Kerrie Keane als Alexana Devos – die quasi seinen Gegenpart bei den Sicherheitskräften der Regierung gespielt hat – sehr gut. Dank ihrer Erzählungen bekommt man zumindest ein bisschen einen Einblick in den Konflikt, und welches Leid dieser mit sich bringt. Uns dies auch zu zeigen wäre zwar noch effektiver gewesen, aber es war immer noch besser als gar nichts. Die Effekte sind wie gewohnt makellos, und auch der Soundtrack von Ron Jones konnte mir wieder einmal sehr gut gefallen – vor allem beim Finale, das er sehr packend und peitschend vertont. Der Showdown war generell sehr gut inszeniert, und spannend umgesetzt. Dort gab es dann auch endlich den einen oder anderen dramatischen Moment – wie z.B. als Alexana Finn erschießt. Auch die nachfolgende Szene mit den Jungen – und Rikers hoffungsvoller Spruch, als dieser die Waffe niederlegt – gefiel mir sehr gut. Der Höhepunkt der Episode war für mich aber – trotz aller logischer Bedenken, woher die den Grundriss und/oder die Technologie des Schiffes so genau kennen – der Angriff der Terroristen an Bord der Enterprise. Hier kam kurzfristig sogar ein wenig Spannung auf. Der Rest fiel für mich aber leider überwiegend in die Kategorie "Na ja…".
Fazit:So manches an "Terror auf Rutia IV" hat für mich nicht so recht funktioniert. Das größte Problem der Folge ist für mich, dass wir zu wenig Hintergrundinformationen über den Konflikt erhalten. Was genau wollen die Separatisten eigentlich? Welches Unrecht wird ihnen angetan, dass sie sich zu solch extremen Maßnahmen genötigt sehen? Antworten auf diese essentielle Fragen bleibt uns das Drehbuch leider schuldig, weshalb ich mir schwer tat, für die eine oder für die andere Seite Partei zu ergreifen. Generell finde ich es sehr bedauerlich, dass "Terror auf Rutia IV" zu solch einem wichtigen Thema, das seit der Ausstrahlung sogar noch an Bedeutung gewonnen hat, nichts Interessantes und/oder Bemerkenswertes zu sagen hat. Mit der sich langsam entwickelnden freundschaftlichen Beziehung zwischen Doctor Crusher und Finn konnte ich ebenfalls nichts anfangen. Und insgesamt war mir die Handlung nicht interessant und/oder spannend genug, um mich gut unterhalten zu können. Lediglich beim Angriff auf die Enterprise sowie beim Showdown kam für mich dann kurzfristig Spannung auf. Hier gab es den einen oder anderen wirklich guten Moment, der mir gefallen konnte. Der Rest fällt aber meines Erachtens leider wieder einmal in die Kategorie "gewollt, aber nicht gekonnt".