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A GEEKs LiFE #29: Der Doctor und Ich Drucken E-Mail
50 Jahre Doctor Who - Ein Fan sagt Danke! Kategorie: Kolumnen - Autor: Ulrike Waizenegger - Datum: Sonntag, 24 November 2013
 
50 Jahre Doctor Who

A GEEKs LiFE 29 - Doctor Who feiert 50. Geburtstag 33 Staffeln, 816 Folgen, unzählige Bücher, Computer-Spiele, Action-Figuren, Spin-Off-Serien, Austellungen undundund. Nicht zu vergessen, ein Fandom, das ähnlich wie die TARDIS noch viel größer ist, als man auf den ersten Blick annimmt... Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums möchte ich euch in unserer Kolumnenreihe A GEEKs LiFE einen Einblick geben, wie "Doctor Who" mein Leben beeinflusst hat und was es mir als Fan bedeutet.

Für den ein oder anderen Leser, der vielleicht "Doctor Who" tatsächlich nicht kennen sollte, sei einmal ganz kurz die Grundidee angerissen: Der Doctor, ein Außerirdisches Wesen reist mittels seines Raumschiffs quer durch Zeit und Raum. Das Raumschiff ist die TARDIS, was im Englischen für Time and Relative Dimension in Space steht. Von außen betrachtet ist es eine blaue Polizei-Telefonzelle aus den 50er Jahren. Der Grund dafür ist, dass ein Chamäleon-Modus das Raumschiff an jede Umgebung anpasst, so dass es nicht auffällt. Doch bei einem Trip auf die Erde der 60er Jahre ist der Chamäleon-Modus kaputt gegangen, und dem Doctor scheint das Design zu gefallen, daher belässt er es dabei. Das richtig Geniale an der TARDIS ist jedoch, dass sie innen größer als außen ist. Außen also eine Telefonzelle, innen ein gigantisch großes Raumschiff. In der Regel hat der Doctor einen sog. Companion mit an Bord, einen Reisegefährten, der sehr oft von der Erde stammt, aber ab und an auch von einem anderen Planeten. Gemeinsam erleben der Doctor und sein Companion Abenteuer quer durch Zeit und Raum, geraten dabei oft in Schwierigkeiten und noch öfter retten sie dabei aber ganze Planeten, wenn nicht gar das ganze Universum, und ein paar Parallel-Dimensionen noch dazu.

Als nächstes möchte ich kurz darauf eingehen, dass der Doctor eine Möglichkeit hat, dem Tod von der Schippe zu hüpfen, wenn er tödlich verwundet wird, was wiederum auch die Langlebigkeit der Serie ermöglicht. Er kann sich regenerieren, d.h. er verwandelt sich in eine komplett anders aussehende Person. Gewisse Grundstrukturen seiner Persönlichkeit sind in jeder neuen Regenerierung, aber dennoch ist jeder regenerierte Doctor einzigartig. Bis dato gibt es 11 Doctoren, bald werden es deren 12. Der Vollständigkeit halber sei hier gelistet, wer die bisherigen Doctoren waren und sind:

(1) William Hartnell
(2) Patrick Troughton
(3) Jon Pertwee
(4) Tom Baker
(5) Peter Davison
(6) Colin Baker
(7) Sylvester McCoy
(8) Paul McGann
(9) Christopher Eccleston
(10) David Tennant
(11) Matt Smith
(12) Peter Capaldi

Hierbei sei angemerkt, was für eine riesige Welle an Aufregung immer aufkommt, wenn verkündet wird, dass es einen neuen Doctor geben wird. Wochenlang diskutiert das Fandom wer der neue Doctor werden wird, und wenn endlich preisgegeben wird, wer den Hot Spot übernimmt, wird das nicht einfach in einer Pressemitteilung verkündet. Nein, da läuft auf der BBC eine 45-minütige Extra-Sendung zu "Doctor Who", die natürlich von Fans weltweit mitverfolgt wird. Da ich inzwischen in Großbritannien wohne, konnte ich dieses Jahr ebenjenes Spekatakel live und in Farbe miterleben. Was ich persönlich dabei sehr interessant fand, war der Vergleich Regenerierung Ten/Eleven zu Eleven/Twelve. Soweit ich mich erinnere, hatte keiner Matt Smith als Ablöse für David Tennant erwartet. Wohingegen jetzt Peter Capaldi von sehr vielen als großer Favorit gehändelt wurde. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie er sich so machen wird.

Doch gehen wir nochmal ein paar Jahre zurück, denn ich möchte nun etwas darüber berichten, wie ich zu "Doctor Who" gekommen bin. Ich bin definitiv kein Fan der ersten Stunde, zumal ich noch nicht mal geboren war, als "Doctor Who" das erste Mal über die Bildschirme flimmerte. Und ich kann auch nicht behaupten, alle Folgen in der Zwischenzeit gesehen zu haben, was auch eh ein Ding der Unmöglichkeit geworden ist, da nicht mehr alle existieren. Aber ich denke, jeder der "Doctor Who" kennt, und liebt, erinnert sich noch daran, was die erste Folge war, wer der erste Doctor für einen selber war. Für mich ist es Christopher Eccleston, oder auch kurz "Nine", der neunte Doctor. Die meisten werden wahrscheinlich wissen, dass es einige Jahre recht ruhig um "Doctor Who" war, bis 2005 Russell T Davies die Serie wieder ins britische Fernsehen brachte.

Doctor Who 2005 mit Christopher Eccleston und Billie Piper

Ich bin 2006 dank einer Freundin zu "Doctor Who" gekommen. Sie wusste, dass ich Science Fiction liebe und erzählte mir non-stop von dieser "genialen britischen Sci-Fi Serie". Irgendwann hatte sie mich genug belabert (ich dachte damals, ich sehe eh schon zu viele Serien) und ich schaute mir die erste Folge mit Christopher Eccleston an. Mein erster Eindruck: Was für ein Reinfall! Ich weiß noch genau, wie ich mich nach der ersten Folge mit meiner Freundin unterhalten habe, und ihr gesagt habe, wie bescheuert ich die Umsetzung fand, und dass ich mich eher an eine Serie der 60er erinnert fühlte. Aber Sci-Fi-Feeling war hint und vorne nicht aufgekommen. Und die außerirdische Bedrohung konnte ich auch nicht ernst nehmen. Doch meine Freundin ließ nicht locker, meinte ich sollte doch zumindest noch eine Folge anschauen, dann würde ich das Sci-Fi-Feeling bekommen. Und sie sollte Recht behalten. Die zweite Folge war Sci-Fi pur, ich war von den Effekten begeistert, nicht zuletzt die Unmengen an außerirdischen Wesen. Die Folgen, die mich dann wirklich vollends zu "Doctor Who" brachten, waren "Dalek" und "Father's Day". Beide waren so geladen mit Emotionen, und ich liebe es, wenn mich eine Fernsehserie so richtig mitfiebern und auch mitleiden lässt mit den Charakteren. Absolut grandiose Drehbuchautoren am Werk bei diesen zwei Folgen. Ich ziehe heute noch meinen Hut und das sind auch Folgen, die ich immer und immer wieder anschauen kann, und jedes Mal kullern bei mir bei "Father's Day" die Tränen. Und ich stehe dazu.

Ich bin dann damals auch ins Fandom reingepurzelt, auch wieder Dank meiner Freundin. Sehr viele schreiben ja Fanfiction oder malern was das Zeug hält. Ich bezeichne keines davon als eine Stärke von mir. Aber mich faszinierten Fan-Videos, nicht zuletzt deshalb, weil meine Freundin immer wieder welche kreierte. Das war dann damals mein Beitrag zum Fandom. In der Zwischenzeit habe ich leider keine Zeit mehr dafür, aber für eine Weile habe ich ein paar Fan-Videos gebastelt. Vor ein paar Jahren habe ich auch eine Kolumne hier darüber verfasst.

Ah, moment, an einem weiteren Beitrag zum Fandom war ich noch beteiligt. Das "Who-Untertitel-Projekt" kurz WUP, das im fictionBOX-Partnerforum SpacePub.net lief. Denn obwohl "Doctor Who" sich großer Beliebtheit erfreute, lief die aktuelle Serie, also die Episoden ab 2005, nicht im deutschen Fernsehen. Doch um deutsche Fans nicht hängen zu lassen, gab es ein paar Menschen hier, die sich hinsetzten und die englischen Untertitel übersetzten, so dass man sich die englischen Folgen mit deutschen Untertiteln anschauen konnte. Lang ist es her, aber das ist doch ein Beitrag auf den ich bis heute noch stolz bin. Doch auch hier ist es wie so oft, Zeiten kommen, und Zeiten gehen. In der Zwischenzeit liefen zumindest die ersten beiden Staffeln mit Nine und Ten auf Pro7, aber das wars auch schon. Sei es die Sendezeit-Platzierung, mangelnde Werbung oder dass "Doctor Who" doch nicht so ganz den deutschen Markt anspricht, vielleicht auch alles zusammen, jedenfalls war das nur eine sehr kurzlebige Zeit im deutschen Free-TV. Nichtsdestotrotz, in Großbritannien erfreut sich "Doctor Who" jedenfalls großer Beliebtheit, und ich weiß, es gibt auch etliche deutsche Fans.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wieviele Menschen behaupten können, "Doctor Who" hatte einen ziemlichen Einfluss auf ihr Leben. Vielleicht mehr, vielleicht weniger. Ich jedenfalls, kann das sagen. Wenn man sich mit "Doctor Who" beschäftigt, kommt man nicht umhin, herauszufinden, dass die Serie, auch wenn sie oft in London spielt, in Wales, genauer gesagt in Cardiff gedreht wird. Und so googelte ich Cardiff und war durchaus fasziniert von der Stadt. Was schließlich dazu führte, dass ich September 2007 dort ein paar Tage Urlaub machte. Spätnachmittags kam ich an, und ich weiß noch genau, dass ich abends bei einem ersten kleinen Schnupperrundgang mich in die Stadt verliebt habe. Ja, klingt kitschig, aber es war so. Ich wollte gar nicht mehr weg, und das hatte nichts mit "Doctor Who" per se zu tun. Dies führte dazu, dass ich alle 3-4 Monate dort ein paar Tage Urlaub verbrachte. Und 2008, ca. 1 Jahr nachdem ich das erste Mal in Cardiff war, bin ich sogar für ein knappes halbes Jahr dorthin gezogen. Was als "Doctor Who"-Town gedanklich anfing, wurde zu meiner Wahlheimat. Aus diversen Gründen bin ich zwar wieder nach Deutschland zurückgekehrt, aber mich zieht es weiterhin gewaltig nach Cardiff.

Russell T Davies  bei den Torchwood-Dreharbeiten am 06.10.2008 in Cardiff am Roald Dahl PlasJohn Barrowman wird zurecht gemacht für eine Szene bei den Dreharbeiten in Cardiff am 26.09.2008

Einer der Gründe sind die unglaublichen Erlebnisse, die ich während meiner sechs Monate dort hatte. Ich habe sehr viele der Torchwood-Dreharbeiten von Staffel 3 mitbekommen, und auch Dreharbeiten zu dem "Doctor Who" Special "Planet of the Dead". Das gibt mir denke ich einen völlig anderen Blickwinkel auf die Serien, und auch zum Teil auf die Schauspieler. Ich weiß noch, wie heillos nervös ich war, als ich die gesamte Torchwood-Truppe das allererste Mal beim Filmen sah. Damals war ich noch nicht mal 10 Tage in der Stadt. Und dann wollte ich Gareth David-Lloyd (Ianto Jones) nach einem Autogramm fragen. Ich habe kaum ein vernünftiges Wort rausgebracht, aber ich habe mein Autogramm bekommen. Ca. anderthalb Monate später konnte ich dann Eve Myles (Gwen Cooper) von Torchwood nach einem Autogramm fragen, da war ich dann schon etwas gefasster.

Doch als David Tennant Fan hatte ich natürlich gehofft, irgendetwas von "Doctor Who" zu sehen, bevor ich wieder nach Deutschland zurückkehrte. Von "Doctor Who" habe ich dann auch hie und da Dreharbeiten mitbekommen, aber im Gegensatz zu Torchwood ist "Doctor Who" kaum an öffentlichen Plätzen zu beobachten, bzw. sehr vieles war hinter verschlossenen Türen und man sah maximal Schatten hinter den Vorhängen in den Fenstern. Für zwei Nächte in Folge gab es dann jedoch mal Interessantes zu beobachten, auch wenn man sich dazu heimlich in einem Parkhaus verschanzen musste. Zwar war weit und breit nichts von Hauptschauspielern zu sehen, aber immerhin gab es ein paar Special Effects und jede Menge Unit-Soldaten, mitsamt fahrbarem Unit-Hauptquartier. Dann kam Nacht drei. Wieder derselbe Szenen-Aufbau, und ich war schon kurz davor dann doch nach Hause zu gehen, da ich die Szene nun schon zwei Nächte lang "gesehen" habe. Doch dann bemerkte ich ein paar weitere Leute, die auf der Straße herummarschierten. Und einer davon war David Tennant. Ich werde nie vergessen, wie mein Kumpel mich damals mit einem breiten Grinsen ansah und meinte "Did you just squee?" ("Hast du grad vor Freude gequietscht?") Und ich stand volle Kanne dazu, denn ja, ich hatte tatsächlich nen Quietsch-Laut von mir gegeben, weil ich total aus dem Häuschen war. Doch diese Nacht sollte noch besser werden. Auf einmal wurde auch noch die TARDIS aufgebaut, und den Sonic Screwdriver zückte David im Laufe seiner Szenen auch noch. Mein Fan-Herz machte schier Purzelbäume.

David Tennant und TARDIS bei den Doctor Who Dreharbeiten in Cardiff am 28.01.2009

Zusammengefasst lässt sich insofern sagen, dass "Doctor Who" mir so viele unvergessliche Momente beschert hat, Momente, an die ich mich immer wieder gerne erinnere. Ich kann noch so traurig oder schlecht gelaunt sein, wenn ich mir meine Erinnerungsfotos daran anschaue, ist sofort ein glückliches Lächeln in meinem Gesicht. Und ich weiß, nicht jeder Fan hat das Glück, das ich hatte. Aber ich denke, jeder hat so seine Erlebnisse im Fandom. Sei es auf Conventions, oder dank Social Media, oder wieso auch immer. Ich will nicht sagen, dass im Fandom nicht auch Negatives passiert, aber darauf möchte ich hier jetzt nicht eingehen, nur der Vollständigkeit halber am Rande erwähnen.

Zum Abschluss dieser Kolumne möchte ich Folgendes sagen: für mich ist "Doctor Who" zwar nicht mehr meine Lieblingsfernsehserie. Das war einmal, inzwischen ist der gute Doctor bei mir auf Platz 2 gerutscht. Nichtsdestotrotz hat "Doctor Who" mein Leben massiv beeinflusst. Ich bin mir absolut sicher, mein Leben wäre sehr anders verlaufen, hätte mich meine Freundin damals nicht förmlich dazu genötigt, die zweite Folge mit Eccleston zu schauen. Ich wage stark zu bezweifeln, dass ich jemals Cardiff gegoogelt hätte. Vielleicht hätte irgendeine andere Stadt mein Herz gewonnen (an Vancouver hänge ich durchaus inzwischen auch). Aber darüber mache ich mir nicht wirklich Gedanken, denn mein Leben ist verlaufen, wie es verlaufen ist. Und meine Zeit in Cardiff möchte ich im Leben nicht missen. Dank "Doctor Who" habe ich sehr viele schöne Erinnerungen, eine Freundschaft mit einem Kumpel aus Cardiff, die bis heute stark ist, und nicht zuletzt habe ich ein Ziel auf das ich Stück für Stück hinarbeite. Und das ist, nach Cardiff zurückzukehren und dort zu arbeiten und für viele Jahre zu leben, wenn nicht gar für immer.

Dies ist meine persönliche Geschichte, die mich mit "Doctor Who" verbindet und ich möchte mich an dieser Stelle bei den Lesern dieser Kolumne bedanken, denn ich weiß, das war gerade viel Text. Ich kann nur nochmal sagen, dass ich froh bin, dass es die Serie seit 50 Jahren gibt, und noch weiter läuft. Denn meine Geschichte ist eine von unendlich vielen. Jeder hat seine eigene, die ihn oder sie zu "Doctor Who" gebracht hat. Falls jemand seine eigene loswerden möchte, die Kommentare sind offen und ich würde mich freuen, weitere persönliche Geschichten zu lesen. Genauso ist aber natürlich jedes andere Feedback willkommen. Allons-y!

Ulrike Waizenegger


Weiterführende Links:
Doctor Who Jubi-Special
Doctor Who Guide
Doctor Who Forum





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