50 Jahre Doctor Who - Ein Fan sagt Danke!Kategorie: Kolumnen - Autor: Ulrike Waizenegger - Datum: Sonntag, 24 November 2013
33 Staffeln, 816 Folgen, unzählige Bücher, Computer-Spiele,
Action-Figuren, Spin-Off-Serien, Austellungen undundund. Nicht zu
vergessen, ein Fandom, das ähnlich wie die TARDIS noch viel größer ist,
als man auf den ersten Blick annimmt... Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums möchte ich euch in unserer Kolumnenreihe A GEEKs LiFE einen Einblick geben, wie "Doctor Who" mein Leben beeinflusst hat und was es mir als Fan bedeutet.
Für den ein oder anderen Leser, der vielleicht "Doctor Who" tatsächlich
nicht kennen sollte, sei einmal ganz kurz die Grundidee angerissen: Der
Doctor, ein Außerirdisches Wesen reist mittels seines Raumschiffs quer
durch Zeit und Raum. Das Raumschiff ist die TARDIS, was im Englischen
für Time and Relative Dimension in Space steht. Von außen betrachtet ist
es eine blaue Polizei-Telefonzelle aus den 50er Jahren. Der Grund dafür
ist, dass ein Chamäleon-Modus das Raumschiff an jede Umgebung anpasst,
so dass es nicht auffällt. Doch bei einem Trip auf die Erde der 60er
Jahre ist der Chamäleon-Modus kaputt gegangen, und dem Doctor scheint
das Design zu gefallen, daher belässt er es dabei. Das richtig Geniale
an der TARDIS ist jedoch, dass sie innen größer als außen ist. Außen
also eine Telefonzelle, innen ein gigantisch großes Raumschiff. In der
Regel hat der Doctor einen sog. Companion mit an Bord, einen
Reisegefährten, der sehr oft von der Erde stammt, aber ab und an auch
von einem anderen Planeten. Gemeinsam erleben der Doctor und sein
Companion Abenteuer quer durch Zeit und Raum, geraten dabei oft in
Schwierigkeiten und noch öfter retten sie dabei aber ganze Planeten,
wenn nicht gar das ganze Universum, und ein paar Parallel-Dimensionen
noch dazu.
Als nächstes möchte ich kurz darauf eingehen, dass der Doctor eine
Möglichkeit hat, dem Tod von der Schippe zu hüpfen, wenn er tödlich
verwundet wird, was wiederum auch die Langlebigkeit der Serie
ermöglicht. Er kann sich regenerieren, d.h. er verwandelt sich in eine
komplett anders aussehende Person. Gewisse Grundstrukturen seiner
Persönlichkeit sind in jeder neuen Regenerierung, aber dennoch ist jeder
regenerierte Doctor einzigartig. Bis dato gibt es 11 Doctoren, bald
werden es deren 12. Der Vollständigkeit halber sei hier gelistet, wer
die bisherigen Doctoren waren und sind:
(1) William Hartnell
(2) Patrick Troughton
(3) Jon Pertwee
(4) Tom Baker
(5) Peter Davison
(6) Colin Baker
(7) Sylvester McCoy
(8) Paul McGann
(9) Christopher Eccleston
(10) David Tennant
(11) Matt Smith
(12) Peter Capaldi
Hierbei sei angemerkt, was für eine riesige Welle an Aufregung immer
aufkommt, wenn verkündet wird, dass es einen neuen Doctor geben wird.
Wochenlang diskutiert das Fandom wer der neue Doctor werden wird, und
wenn endlich preisgegeben wird, wer den Hot Spot übernimmt, wird das
nicht einfach in einer Pressemitteilung verkündet. Nein, da läuft auf
der BBC eine 45-minütige Extra-Sendung zu "Doctor Who", die natürlich
von Fans weltweit mitverfolgt wird. Da ich inzwischen in Großbritannien
wohne, konnte ich dieses Jahr ebenjenes Spekatakel live und in Farbe
miterleben. Was ich persönlich dabei sehr interessant fand, war der
Vergleich Regenerierung Ten/Eleven zu Eleven/Twelve. Soweit ich mich
erinnere, hatte keiner Matt Smith als Ablöse für David Tennant erwartet.
Wohingegen jetzt Peter Capaldi von sehr vielen als großer Favorit
gehändelt wurde. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie er sich so machen
wird.
Doch gehen wir nochmal ein paar Jahre zurück, denn ich möchte nun etwas
darüber berichten, wie ich zu "Doctor Who" gekommen bin. Ich bin
definitiv kein Fan der ersten Stunde, zumal ich noch nicht mal geboren
war, als "Doctor Who" das erste Mal über die Bildschirme flimmerte. Und
ich kann auch nicht behaupten, alle Folgen in der Zwischenzeit gesehen
zu haben, was auch eh ein Ding der Unmöglichkeit geworden ist, da nicht
mehr alle existieren. Aber ich denke, jeder der "Doctor Who" kennt, und
liebt, erinnert sich noch daran, was die erste Folge war, wer der erste
Doctor für einen selber war. Für mich ist es Christopher Eccleston, oder
auch kurz "Nine", der neunte Doctor. Die meisten werden wahrscheinlich
wissen, dass es einige Jahre recht ruhig um "Doctor Who" war, bis 2005
Russell T Davies die Serie wieder ins britische Fernsehen brachte.
Ich bin 2006 dank einer Freundin zu "Doctor Who" gekommen. Sie wusste,
dass ich Science Fiction liebe und erzählte mir non-stop von dieser
"genialen britischen Sci-Fi
Serie". Irgendwann hatte sie mich genug belabert (ich dachte damals, ich
sehe eh schon zu viele Serien) und ich schaute mir die erste Folge mit
Christopher Eccleston an. Mein erster Eindruck: Was für ein Reinfall!
Ich weiß noch genau, wie ich mich nach der ersten Folge mit meiner
Freundin unterhalten habe, und ihr gesagt habe, wie bescheuert ich die
Umsetzung fand, und dass ich mich eher an eine Serie der 60er erinnert
fühlte. Aber Sci-Fi-Feeling
war hint und vorne nicht aufgekommen. Und die außerirdische Bedrohung
konnte ich auch nicht ernst nehmen. Doch meine Freundin ließ nicht
locker, meinte ich sollte doch zumindest noch eine Folge anschauen, dann
würde ich das Sci-Fi-Feeling bekommen. Und sie sollte Recht behalten. Die zweite Folge war Sci-Fi
pur, ich war von den Effekten begeistert, nicht zuletzt die Unmengen an
außerirdischen Wesen. Die Folgen, die mich dann wirklich vollends zu
"Doctor Who" brachten, waren "Dalek" und "Father's Day". Beide waren so
geladen mit Emotionen, und ich liebe es, wenn mich eine Fernsehserie so
richtig mitfiebern und auch mitleiden lässt mit den Charakteren. Absolut
grandiose Drehbuchautoren am Werk bei diesen zwei Folgen. Ich ziehe
heute noch meinen Hut und das sind auch Folgen, die ich immer und immer
wieder anschauen kann, und jedes Mal kullern bei mir bei "Father's Day"
die Tränen. Und ich stehe dazu.
Ich bin dann damals auch ins Fandom reingepurzelt, auch wieder Dank
meiner Freundin. Sehr viele schreiben ja Fanfiction oder malern was das
Zeug hält. Ich bezeichne keines davon als eine Stärke von mir. Aber mich
faszinierten Fan-Videos, nicht zuletzt deshalb, weil meine Freundin
immer wieder welche kreierte. Das war dann damals mein Beitrag zum
Fandom. In der Zwischenzeit habe ich leider keine Zeit mehr dafür, aber
für eine Weile habe ich ein paar Fan-Videos gebastelt. Vor ein paar
Jahren habe ich auch eine Kolumne hier darüber verfasst.
Ah, moment, an einem weiteren Beitrag zum Fandom war ich noch beteiligt.
Das "Who-Untertitel-Projekt" kurz WUP, das im fictionBOX-Partnerforum SpacePub.net lief.
Denn obwohl "Doctor Who" sich großer Beliebtheit erfreute, lief die
aktuelle Serie, also die Episoden ab 2005, nicht im deutschen Fernsehen.
Doch um deutsche Fans nicht hängen zu lassen, gab es ein paar Menschen
hier, die sich hinsetzten und die englischen Untertitel übersetzten, so
dass man sich die englischen Folgen mit deutschen Untertiteln anschauen
konnte. Lang ist es her, aber das ist doch ein Beitrag auf den ich bis
heute noch stolz bin. Doch auch hier ist es wie so oft, Zeiten kommen,
und Zeiten gehen. In der Zwischenzeit liefen zumindest die ersten beiden
Staffeln mit Nine und Ten auf Pro7, aber das wars auch schon. Sei es
die Sendezeit-Platzierung, mangelnde Werbung oder dass "Doctor Who" doch
nicht so ganz den deutschen Markt anspricht, vielleicht auch alles
zusammen, jedenfalls war das nur eine sehr kurzlebige Zeit im deutschen
Free-TV. Nichtsdestotrotz, in Großbritannien erfreut sich "Doctor Who"
jedenfalls großer Beliebtheit, und ich weiß, es gibt auch etliche
deutsche Fans.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wieviele Menschen behaupten können,
"Doctor Who" hatte einen ziemlichen Einfluss auf ihr Leben. Vielleicht
mehr, vielleicht weniger. Ich jedenfalls, kann das sagen. Wenn man sich
mit "Doctor Who" beschäftigt, kommt man nicht umhin, herauszufinden,
dass die Serie, auch wenn sie oft in London spielt, in Wales, genauer
gesagt in Cardiff gedreht wird. Und so googelte ich Cardiff und war
durchaus fasziniert von der Stadt. Was schließlich dazu führte, dass ich
September 2007 dort ein paar Tage Urlaub machte. Spätnachmittags kam
ich an, und ich weiß noch genau, dass ich abends bei einem ersten
kleinen Schnupperrundgang mich in die Stadt verliebt habe. Ja, klingt
kitschig, aber es war so. Ich wollte gar nicht mehr weg, und das hatte
nichts mit "Doctor Who" per se zu tun. Dies führte dazu, dass ich alle
3-4 Monate dort ein paar Tage Urlaub verbrachte. Und 2008, ca. 1 Jahr
nachdem ich das erste Mal in Cardiff war, bin ich sogar für ein knappes
halbes Jahr dorthin gezogen. Was als "Doctor Who"-Town gedanklich
anfing, wurde zu meiner Wahlheimat. Aus diversen Gründen bin ich zwar
wieder nach Deutschland zurückgekehrt, aber mich zieht es weiterhin
gewaltig nach Cardiff.
Einer der Gründe sind die unglaublichen Erlebnisse, die ich während
meiner sechs Monate dort hatte. Ich habe sehr viele der
Torchwood-Dreharbeiten von Staffel 3 mitbekommen, und auch Dreharbeiten
zu dem "Doctor Who" Special "Planet of the Dead". Das gibt mir denke ich
einen völlig anderen Blickwinkel auf die Serien, und auch zum Teil auf
die Schauspieler. Ich weiß noch, wie heillos nervös ich war, als ich die
gesamte Torchwood-Truppe das allererste Mal beim Filmen sah. Damals war
ich noch nicht mal 10 Tage in der Stadt. Und dann wollte ich Gareth
David-Lloyd (Ianto Jones) nach einem Autogramm fragen. Ich habe kaum ein
vernünftiges Wort rausgebracht, aber ich habe mein Autogramm bekommen.
Ca. anderthalb Monate später konnte ich dann Eve Myles (Gwen Cooper) von
Torchwood nach einem Autogramm fragen, da war ich dann schon etwas
gefasster.
Doch als David Tennant Fan hatte ich natürlich gehofft, irgendetwas von
"Doctor Who" zu sehen, bevor ich wieder nach Deutschland zurückkehrte.
Von "Doctor Who" habe ich dann auch hie und da Dreharbeiten mitbekommen,
aber im Gegensatz zu Torchwood ist "Doctor Who" kaum an öffentlichen
Plätzen zu beobachten, bzw. sehr vieles war hinter verschlossenen Türen
und man sah maximal Schatten hinter den Vorhängen in den Fenstern. Für
zwei Nächte in Folge gab es dann jedoch mal Interessantes zu beobachten,
auch wenn man sich dazu heimlich in einem Parkhaus verschanzen musste.
Zwar war weit und breit nichts von Hauptschauspielern zu sehen, aber
immerhin gab es ein paar Special Effects und jede Menge Unit-Soldaten,
mitsamt fahrbarem Unit-Hauptquartier. Dann kam Nacht drei. Wieder
derselbe Szenen-Aufbau, und ich war schon kurz davor dann doch nach
Hause zu gehen, da ich die Szene nun schon zwei Nächte lang "gesehen"
habe. Doch dann bemerkte ich ein paar weitere Leute, die auf der Straße
herummarschierten. Und einer davon war David Tennant. Ich werde nie
vergessen, wie mein Kumpel mich damals mit einem breiten Grinsen ansah
und meinte "Did you just squee?" ("Hast du grad vor Freude
gequietscht?") Und ich stand volle Kanne dazu, denn ja, ich hatte
tatsächlich nen Quietsch-Laut von mir gegeben, weil ich total aus dem
Häuschen war. Doch diese Nacht sollte noch besser werden. Auf einmal
wurde auch noch die TARDIS aufgebaut, und den Sonic Screwdriver zückte
David im Laufe seiner Szenen auch noch. Mein Fan-Herz machte schier
Purzelbäume.
Zusammengefasst lässt sich insofern sagen, dass "Doctor Who" mir so
viele unvergessliche Momente beschert hat, Momente, an die ich mich
immer wieder gerne erinnere. Ich kann noch so traurig oder schlecht
gelaunt sein, wenn ich mir meine Erinnerungsfotos daran anschaue, ist
sofort ein glückliches Lächeln in meinem Gesicht. Und ich weiß, nicht
jeder Fan hat das Glück, das ich hatte. Aber ich denke, jeder hat so
seine Erlebnisse im Fandom. Sei es auf Conventions, oder dank Social
Media, oder wieso auch immer. Ich will nicht sagen, dass im Fandom nicht
auch Negatives passiert, aber darauf möchte ich hier jetzt nicht
eingehen, nur der Vollständigkeit halber am Rande erwähnen.
Zum Abschluss dieser Kolumne möchte ich Folgendes sagen: für mich ist
"Doctor Who" zwar nicht mehr meine Lieblingsfernsehserie. Das war
einmal, inzwischen ist der gute Doctor bei mir auf Platz 2 gerutscht.
Nichtsdestotrotz hat "Doctor Who" mein Leben massiv beeinflusst. Ich bin
mir absolut sicher, mein Leben wäre sehr anders verlaufen, hätte mich
meine Freundin damals nicht förmlich dazu genötigt, die zweite Folge mit
Eccleston zu schauen. Ich wage stark zu bezweifeln, dass ich jemals
Cardiff gegoogelt hätte. Vielleicht hätte irgendeine andere Stadt mein
Herz gewonnen (an Vancouver hänge ich durchaus inzwischen auch). Aber
darüber mache ich mir nicht wirklich Gedanken, denn mein Leben ist
verlaufen, wie es verlaufen ist. Und meine Zeit in Cardiff möchte ich im
Leben nicht missen. Dank "Doctor Who" habe ich sehr viele schöne
Erinnerungen, eine Freundschaft mit einem Kumpel aus Cardiff, die bis
heute stark ist, und nicht zuletzt habe ich ein Ziel auf das ich Stück
für Stück hinarbeite. Und das ist, nach Cardiff zurückzukehren und dort
zu arbeiten und für viele Jahre zu leben, wenn nicht gar für immer.
Dies ist meine persönliche Geschichte, die mich mit "Doctor Who"
verbindet und ich möchte mich an dieser Stelle bei den Lesern dieser
Kolumne bedanken, denn ich weiß, das war gerade viel Text. Ich kann nur
nochmal sagen, dass ich froh bin, dass es die Serie seit 50 Jahren gibt,
und noch weiter läuft. Denn meine Geschichte ist eine von unendlich
vielen. Jeder hat seine eigene, die ihn oder sie zu "Doctor Who"
gebracht hat. Falls jemand seine eigene loswerden möchte, die Kommentare
sind offen und ich würde mich freuen, weitere persönliche Geschichten
zu lesen. Genauso ist aber natürlich jedes andere Feedback willkommen.
Allons-y!