HOME PROJEKTE LINKS CHAT JOBS DATENSCHUTZ ARCHIV
Startseite arrow Reviews arrow Literatur & Comics arrow Discworld: The Colour of Magic
Discworld: The Colour of Magic Drucken E-Mail
Unser Review zum ersten Scheibenwelt-Roman Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 23 November 2013
 
Image
Titel: "The Colour of Magic"
Deutscher Titel: "Die Farben der Magie"
Bewertung:
Autor: Terry Pratchett
Umfang: 285 Seiten
Verlag: Corgi Books
Veröffentlicht: November 1983
ISBN: 978-0-552-12475-1
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

30 Jahre Scheibenwelt! Im November 1983 ist mit "The Colour of Magic" der erste Roman von und über die Scheibenwelt erschienen. Aus diesem Anlass starten wir heute unsere Reviews zur "Discworld"-Reihe. Im zweiwöchigen Rhythmus – abwechselnd mit den Reviews zu den "Doctor Who"-Romanen – wird es ab sofort jeden zweiten Samstag ein Review zu einem Abenteuer aus Terry Pratchetts fantasievoller Scheibenwelt geben. Aufgrund des Wortwitzes, der sich teilweise nur schwer übersetzen lässt, werden wir uns dafür die englischen Originalfassungen vornehmen; eine Beurteilung der Übersetzung fällt somit aus.

Kurzinhalt: Der – magisch eher wenig talentierte – Zauberer Rincewind macht in einem Gasthaus in der größten Stadt der Scheibenwelt, Ankh-Morpork, zufällig die Bekanntschaft von Twoflower, einem Touristen der aus dem Zentrum kommt. Dieser wird von einer magischen Truhe voller Gold begleitet, die sich auf hunderten Füßen vorwärtsbewegt und ihrem Besitzer auf Schritt und Tritt folgt. Als Rincewind sich dazu bereit erklärt, dem naiven, stets optimistischen, gut gelaunten und ob der rund um ihn lauernden Gefahren ignoranten Twoflower die Stadt zu zeigen, ist dies der Beginn eines phantastischen Abenteuers, in dem sie unter anderem auf einen Barbaren und Helden treffen, zu Figuren auf dem Spielbrett der Götter werden, auf imaginären Drachen reiten, und letztlich sogar den Rand der Scheibenwelt erreichen werden…

Review: Terry Pratchetts Scheibenwelt-Romane zeichnen sich durch ein paar Stärken aus, die auch bereits in "The Colour of Magic" vorhanden sind. Hier ist zuerst einmal sein unvergleichlicher, vor Wortwitz nur so strotzender Schreibstil zu nennen. Es gibt zahlreiche Passagen, die so lustig geschrieben waren, dass ich mir ein Lachen nicht verkneifen konnte. Ein beispielhaftes Zitat: "Rincewind thought that a meeting with most of the Drum's clientele would mean that Twoflower never went home again, unless he lived downriver and happened to float past". Es gibt so viele köstliche Textstellen, dass mich Pratchett schon damit wunderbar unterhalten hat. Die zweite große Stärke ist der Einfallsreichtum, den er bei der Schaffung seiner Scheibenwelt an den Tag legt. Schon allein das Konzept an sich, mit einer Scheibenwelt die auf dem Rücken von vier riesigen Elefanten ruht, die wiederum auf dem Panzer einer großen, durchs All reisenden Schildkröte stehen… auf das muss man bitte schön erst einmal kommen! Und das ist gerade einmal die Spitze des Eisberges. Denn bereits "The Colour of Magic" strotzt nur so vor phantasievollen Einfällen, angefangen bei Twoflowers Kiste (und seinem Fotoapparat) über imaginäre Drachen bis hin zu allem, was sich dann am Rand der Scheibenwelt abspielt. Und das ist wirklich nur ein kleiner Auszug dessen, was sich Terry Pratchett für seinen ersten Discworld-Roman an phantastischen Kreaturen, Ortschaften und Ereignissen einfallen ließ.

Gar wunderbar sind auch die Figuren. Rincewind, der inkompetente, vorsichtige und ganz und gar nicht heldenhafte Zauberer, zählt ja zu den Fan-Lieblingen – und es ist leicht zu verstehen, warum. Er hat etwas an sich, dass ihn einfach sympathisch macht. Er ist zwar grundsätzlich gutmütig, aber keineswegs heldenhaft, und hat grundsätzlich kein Problem damit andere ihrem grausigen Schicksal zu überlassen, wenn er damit seine eigene Haut retten kann. Er fürchtet sich grundsätzlich einmal vor alles und jedem, und nimmt immer das Schlimmste an. Zugleich hat er einen ungemein trockenen, zynischen Humor. In "The Colour of Magic" schickt ihn Terry Pratchett wohl so ziemlich mit seinem Gegenstück auf Reisen: Twoflower, einen Touristen vom Zentrum der Scheibenwelt, der sehr naiv und ohne jegliche Angst durchs Leben geht, völlig ignorant gegenüber den Gefahren, die rund um ihn herum lauern, und die darauf warten, sich auf ihn zu stürzen. Er ist ein unerschütterlicher Optimist, der selbst in der größten Finsternis noch den kleinsten Lichtschimmer an Hoffnung erkennt. Vor allem auch aus der Kombination dieser beiden Figuren heraus ergeben sich zahlreiche amüsante Stellen. Aus dem restlichen Ensemble stach dann für mich vor allem noch der Tod heraus, DER IMMER SO SPRICHT, und der bereits bei seinem ersten noch eher kurzen Auftritt für zahlreiche großartige – und teils angesichts der Thematik überraschend witzige – Momente sorgt.

Wenn es einen kleinen Knackpunkt gibt, der für mich verhindert, dass "The Colour of Magic" zu den allerbesten Romanen von der Scheibenwelt zu zählen ist, so ist das die Handlung an sich. Zwar einerseits sehr einfalls- und abwechslungsreich, wirkte das erste Abenteuer auf der Scheibenwelt teilweise doch ein bisschen episodenhaft, fehlte mir ein wenig der dramaturgische rote Faden. "The Colour of Magic" ist definitiv einer jener Romane, wo der Weg das Ziel ist – was ihn zwar einerseits sehr überraschend macht da man nie genau weiß was einen auf der nächsten Seite erwarten wird, aber wirkliche Spannung generiert Pratchett so halt leider nicht. Zudem fand ich, dass der Mittelteil – trotz des interessanten Einfalls rund um die "eingebildeten" Drachen – mit dem Einstieg in Ankh-Morpork sowie dem fantastischen Finale am Rande der Scheibenwelt nicht ganz mithalten konnte. Abschließend sei noch erwähnt, dass ich die englischen Originalfassungen nur jenen empfehlen würde, die über gehobene Englisch-Kenntnisse verfügen. Pratchett verfügt über einen großen Wortschatz, und reichert seine Discworld-Romane einerseits mit zahlreichen Wortspielen und andererseits auch netten Eigenkreationen an. Dies ist kein Buch das man einfach mal so nebenbei lesen kann, dank der gehobenen Sprache erforderte es zumindest meine komplette Aufmerksamkeit – sonst droht man viele Gags zu verpassen. Somit sei allen die ihre Englischkenntnisse als nicht allzu gut einstufen zur deutschen Fassung geraten.

Fazit: "The Colour of Magic" ist ein – im wahrsten und in allen Sinnen des Wortes – phantastischer Einstieg in die Abenteuer auf und rund um die Scheibenwelt. Mit zahlreichen originellen Einfällen und mit unvergleichlichem Wortwitz erzählt Terry Pratchett eine ungemein phantasievolle Geschichte, die mich ab der ersten Seite in ihren Bann genommen hat. Obwohl "The Colour of Magic" erst an der Oberfläche kratzt, erscheint die Welt der Scheibenwelt bereits in diesem ersten Roman ungemein komplex, mit zahlreichen Figuren, Orten, Gilden, Völkern, Kreaturen, und und und. Neben Pratchetts gewitztem Schreibstil und der vor Phantasie nur so strotzenden Welt erweisen sich vor allem auch noch die herrlichen Figuren für mich als die größte Stärke des Romans. Rincewind und Twoflower sind ein tolles Duo, dass gerade daraus wie unterschiedlich die beiden sind viel an Humor bezieht. Und dennoch sind die beiden nur die Spitze des Eisbergs eines Romans, der noch mit zahlreichen weiteren interessanten Figuren und Kreaturen gespickt ist. Einzig was die Handlung betrifft lässt "The Colour of Magic" noch etwas Luft nach oben. Vor allem den Mittelteil fand ich nicht ganz so unterhaltsam und begeisternd wie den Einstieg, sowie die abschließenden Ereignisse am Rand der Scheibenwelt. Ein kleines Manko, von dem sich jedoch kein Fan der Fantasy-Unterhaltung abschrecken lassen sollte.

Christian Siegel

Bewertung: 4/5 Punkten




Artikel kommentieren
RSS Kommentare

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar:




  fictionBOX bei Facebook   fictionBOX bei Twitter  fictionBOX als RSS-Feed

TV-Planer
Im Moment keine TV-Einträge vorhanden