Kurzinhalt:
Unter dem Kommando von Captain Eden führt die U.S.S. Voyager eine kleine Flotte an Schiffen an, die zu einer dreijährigen Forschungsmission in den Delta-Quadranten aufbrechen. Sie sind allesamt mit der jüngsten Errungenschaft der Sternenflotte, dem Slipstream-Antrieb, ausgestattet, um zu verhindern, dass das Expeditionsteam – so wie es der Voyager vor rund 10 Jahren geschah – wieder im Delta-Quadranten gestrandet ist. Neben vielen alten und neuen Crewmitgliedern sind auch Seven of Nine als Beraterin und Chakotay als ihr Begleiter an Bord. Seven hat die Ereignisse bei der Übernahme der Borg durch die Celiar nach wie vor nicht überwunden, und hofft, sie im Delta-Quadranten zu finden. Chakotay wiederum steht ihr seit dem Tod ihrer Tante zur Seite. Doch die Ankunft der Voyager im Delta-Quadranten bringt noch ein weiteres unerwartetes Wiedersehen: Denn auf einem selbstgebauten Shuttle befinden sich B'Elanna Torres und ihre Tochter Miral – die nun nach jahrelangem Warten endlich wieder mit Tom Paris vereint werden. Ein Wiedersehen, dass jedoch nicht ungetrübt verläuft – denn Harry Kim nimmt es seinem Freund äußerst übel, dass dieser ihn auf diese Art und Weise getäuscht und im Glauben gelassen hat, B'Elanna und Miral wären beim Vormarsch der Borg ums Leben gekommen. Doch schon bald verlangt eine Entdeckung der Voyager die gesamte Aufmerksamkeit der Crew – stößt man doch in einem Sonnensystem auf eine bislang unbekannte, aus mehreren Völkern bestehende Zivilisation, welche die Borg als Götter verehren und hoffen, sie mit Opfergaben dazu bewegen zu können, sie in ihr Kollektiv aufzunehmen…
Review:
Ganz so gut wie ihr epischer Neustart der "Voyager"-Reihe, "Projekt Full Circle", hat mir "Unwürdig" nicht mehr gefallen. So haben sich diesmal für mich doch ein paar markante Kritikpunkt eingeschlichen. Wie z.B.: So nett das Treffen mit Neelix auch gewesen sein mag, aber dass der Slipstream-Antrieb von B'Elannas Schiff just in dessen näheren Umgebung den Geist aufgibt, wirkt schon ziemlich unglaubwürdig. Immerhin ist der Delta-Quadrant grooooooß – wie sich ja auch daran zeigt, dass die Voyager mit normalem Warp-Antrieb über 70 Jahre gebraucht hätte, um nach Hause zurückzukehren. Daher war mir das dann doch ein etwas zu großer Zufall. Nicht gefallen hat mir auch die Offenbarung rund um Admiral Batiste, die für mich in die typische Kategorie fiel, dass eine Person, die mit unseren "Helden" nicht übereinstimmt und teilweise eine gegenteilige Position einnimmt, natürlich ein Verräter sein und eigene Ziele verfolgen muss. Bäh. Am schwersten wiegt für mich aber, dass der gesamte Roman eigentlich nur dafür da zu ein scheint, um die Figuren wieder an allzu bekannte Orte zu bekommen. Hat mich "Projekt Full Circle" noch dahingehend überrascht, dass am Ende nicht alle dort standen, wo ich das eigentlich erwartet hatte, übernimmt Chakotay am Ende von "Unwürdig" natürlich erst recht wieder das Kommando über die Voyager. B'Elanna Torres wird Flotten-Ingenieurin, Seven of Nine ist als Beraterin tätig, usw. Irgendwie fand ich das schon sehr schade. Ich meine… fehlt nur noch, dass sie Janeway aus dem Reich der Toten zurückholen und sich ihnen auch Neelix wieder anschließt, dann haben wir die alte Garde wieder komplett. Etwas mehr Mut dazu, den Neustart ohne die eine oder andere bekannte Figur zu wagen, hätte ich bevorzugt.
Trotz dieser Mankos bot "Unwürdig" insgesamt aber gute Unterhaltung. Kirsten Beyers Schreibstil gefällt mir nach wie vor sehr gut. Sie findet für mich genau die richtige Mischung aus charakter- und handlungsorientiert. Sie taucht immer genau so tief in die Figuren ein, dass wir einen Einblick in ihre Gedanken bekommen – hält sich jedoch damit auch nicht so lange auf, dass die Spannung und/oder das Tempo der Handlung darunter leiden würden. Abseits der angesprochenen Kritikpunkte hat mir auch die Geschichte selbst wieder durchaus gefallen. Vor allem alles rund um die Indign fand ich spannend, interessant und faszinierend. Ein Volk von Borg-Anhängern, die ihnen Opfergaben darbringen und darauf hoffen, in ihr Kollektiv aufgenommen zu werden? Das ist mal etwas Neues. Gut gefallen hat mir auch, wie sich die Handlung rund um Seven, ihre Suche nach den Celiar und den inneren Stimmen die sie peinigen entwickelt hat – bis hin zu einer interessanten Offenbarung, dass eine überzeugende und gefällige Antwort auf die Frage liefert, warum Seven of Nine nicht in die Celiar-Gestalt aufgenommen wurde. Und auch alles rund um Harry Kim und Tom Paris fand ich gelungen. Man ist es bei "Star Trek" ja so oft gewohnt, dass sich persönliche Konflikte allzu schnell in Wohlgefallen auflösen. Harry Kim durfte sich aber seinen Groll – zumindest vorläufig mal – bis zuletzt bewahren. Das fand ich erfrischend – auch wenn ich davon ausgehe, dass es nicht mehr lange dabei bleiben wird.
Fazit:
Mit "Unwürdig" ist der Neustart bzw. die Neuausrichtung der "Voyager"-Reihe nun wohl endgültig abgeschlossen. Die Figuren haben ihre Positionen bezogen – und jetzt gilt es, wieder mutig dorthin vorzustoßen, wo lediglich die Crew der Voyager zuvor gewesen ist. Etwas enttäuscht war ich davon, dass praktisch alle (noch lebenden) alten Crewmitglieder wieder mehr oder weniger ihre angestammten Plätze einnehmen. Etwas mutiger hätte Kirsten Beyer für meinen Geschmack hier ruhig sein dürfen. Und so nett der neuerliche Zusammenstoß mit Spezies 8472 auch war, auf die Wendung rund um Admiral Batiste hätte ich gut und gerne verzichten können. Auch der Gastauftritt von Neelix, so sehr ich mich grundsätzlich darüber gefreut haben mag, machte auf mich einen etwas konstruierten und unplausiblen Eindruck. Von diesen Kritikpunkten abgesehen fand ich "Unwürdig" aber durchaus gelungen. Kirsten Beyers Schreibstil gefällt mir nach wie vor sehr gut – nur die Handlung hat mich halt im Vergleich zu "Projekt Full Circle" nicht mehr ganz so begeistert. Die Idee mit den Indign war aber sehr nett, und insgesamt bin ich durchaus schon gespannt, wo es die U.S.S. Voyager und ihre Flotte als nächstes hinverschlagen wird.
Christian Siegel
Bewertung: 3/5 Punkten
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