Originaltitel: The Vengeance Factor Episodennummer: 3x09 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 20.11.1989 Erstausstrahlung BRD: 04.09.1992 Drehbuch: Sam Rolfe Regie: Timothy Bond Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data, Wil Wheaton als Wesley Crusher Gastdarsteller: Lisa Wilcox als Yuta, Joey Aresco als Brull, Nancy Parsons als Marouk, Stephen Lee als Chorgan, Marc Lawrence als Volnath, Elkanah J. Burns als Temarek u.a.
Kurzinhalt:
In einem Raumsektor kommt es immer wieder zu Plünderungen und Überfällen. Dafür verantwortlich sind die sogenannten "Sammler", die nach jahrzehntelangen Clankriegen von ihrem Heimatplaneten verbannt wurden. Um weitere gewaltsame Angriff im Raumsektor in Zukunft zu verhindern, versuchen Captain Picard und die Crew der Enterprise, die Anführerin der Acamarianer davon zu überzeugen, mit den Sammlern Frieden zu schließen und sie wieder auf ihren Heimatplaneten aufzunehmen. Zusammen mit einer Delegation begleitet man sie zu einer der Siedlungen der Sammler, wo sie mit einem ihrer Vertreter erste Kontakte knüpft. Trotz anfänglicher Skepsis und der jahrzehntelang geschürten Antipathie ist die erste Verhandlungsrunde ein Erfolg, und so bricht man zum Anführer der Sammler auf. Einzig ein mysteriöser Todesfall während der Verhandlungen sorgt für Unruhe – vor allem, als Doctor Crusher entdeckt, dass es sich dabei nicht um einen natürlichen Tod handelt, sondern das betreffende Clanmitglied vielmehr ermordet wurde. Dabei kam zudem ein auf einen bestimmten Clan genetisch abgestimmtes Gift zum Einsatz. Es scheint also, als wäre jemand aus der Delegation nicht daran interessiert, dass die Friedensverhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluss geführt werden, und würde vielmehr einem persönlichen Rachefeldzug folgen. Während Picard bei den Verhandlungen als Mediator agiert, versuchen Riker und der Rest der Besatzung den Mörder ausfindig zu machen, ehe dieser neuerlich zuschlagen kann…
Denkwürdige Zitate:"Captain, I am detecting life readings from the planet surface, as well as several small areas of thermal radiation and carbon dioxide emissions, indicative of combustion." "Campfires, Data." "Is that not what I said?"
(Data bestätigt wieder einmal seinen Ruf als Quasi-Nachfolger von Spock, dessen "I believe I said that." mir hier unweigerlich im Ohr lag.)
"Your ambushes would be more successful if you bathed more often."
(Eine köstliche Beleidigung von Worf an die "Sammler".)
"Don't you want me to give you pleasure?" "Not as a servant. I told you, I prefer equals." "Even in the matters of love?" "Especially in matters of love."
(Und das von demjenigen, der eine Holo-Schnitte mal gefragt hat, wie "real" sie sei. Ja ja…)
"We are being hailed, sir." "That's better."
(Picard zu Worf, nachdem er diesen angewiesen hat, das nicht auf ihre Rufe reagierende Schiff anzugreifen.)
"Chorgan, if I had wanted you destroyed, you would not be talking to me now."
(Picard sagt, was Sache ist.)
Review:Im Zentrum von "Yuta, die Letzte ihres Clans" steht eine Geschichte über Hass, Rache, und eine scheinbar niemals enden wollende Spirale der Gewalt. Als solche darf die Episode wohl als Analogie zu ähnlichen Konflikten auf der Erde verstanden werden, wobei sich hier insbesondere der Nahost-Konflikt als Inspirationsquelle aufdrängt. Dieser Teil der Episode gefiel mir jedenfalls richtig gut. Die Vorgeschichte des Planeten, die von Marouk geschildert wird, die Vorurteile die beide Seiten nach wie vor gegeneinander hegen, der jahrzehntelange gegenseitige Hass… und da wir selbst bislang in den Konflikt nicht involviert waren erlaubt es uns die Episode, diese Elemente quasi von außen und doch eher analytisch und objektiv zu betrachten. Genau, wie dies ja auch bei Picard passiert, der die Sammler eben nicht wie von Marouk vorgeschlagen jagen und festnehmen sondern vielmehr zwischen ihnen und den auf dem Planeten verbliebenen Acamarianern vermitteln will. Die Message der Episode ist dabei klar: Frieden ist immer möglich, und kein Graben ist so groß, dass er nicht überwunden werden kann.
Doch es ist nicht alles eitel Wonne: Denn das der Konflikt selbst nach Jahrzehnten immer noch nicht vergessen ist, zeigt Yutas ungebrochener Durst auf Rache. Dass sie mit ihren Morden die Friedensbemühungen torpediert, und jene Ereignisse für die sie sich rächen will bereits Jahrzehnte zurückliegen, scheint ihr dabei völlig gleichgültig zu sein. "Yuta, die Letzte ihres Clans" zeigt die Engstirnigkeit ihrer Rachegelüste auf – und dass ein solcher Pfad unweigerlich ins Verderben führt. Selbst nachdem sie entlarvt wurde und erkennen muss, wie aussichtlos ihre Lage ist, schafft sie es nicht, von ihrem Plan abzulassen – und muss schließlich die Konsequenzen dafür tragen. In einer für "Next Generation"-Verhältnisse untypisch düsteren Szenen sieht sich Riker letztendlich dazu gezwungen, sie zu ermorden. Angesichts der Tatsache, wie dramatisch die Szene ist, will ich den Machern hier auch verzeihen, dass a) die Betäubungsfunktion aus unerklärlichen Gründen nicht funktioniert und b) sie Riker andere Lösungen für das Problem – wie z.B. Yuta wegbeamen zu lassen – übersehen lassen müssen. Wobei meines Erachtens dieser Moment nichtsdestotrotz der grundsätzliche Aussage der Episode zumindest ansatzweise zuwiderläuft – wird hier doch die Spirale der Gewalt mich noch mehr Gewalt beendet. Da jedoch Riker sichtlich davon erschüttert ist, dass er zu dieser extremen Maßnahme greifen musste, und dies nur deshalb tat um das Leben einer anderen Person zu beschützen – und damit die Hoffnung auf Frieden zu wahren – ist es für mich kein allzu großer Kritikpunkt, und eher etwas, dass mir aufgefallen ist, als dass es mich gestört hätte.
Wie schon in der vorangegangenen Episode gibt es auch hier zarte Ansätze einer Romanze, diesmal zwischen Riker und Yuta. Diese hat meines Erachtens deutlich besser funktioniert als bei "Der Barzanhandel" – wohl insbesondere auch deshalb, da wir von Yutas Absichten wussten und uns somit klar war, dass die Liebesgeschichte von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Außerdem machte die Tatsache, dass just zwischen Riker und Yuta Gefühle zu sprießen begangen den Ausgang des Geschehens natürlich umso dramatischer und tragischer. Weitere Pluspunkte: Die Episode bewegt sich recht flott vorwärts und lässt keine Langeweile aufkommen. Der Planet am Anfang mit dem starken grünen Licht war optisch mal etwas anderes. Und die Musik von Dennis McCarthy war gewohnt gut – und auf der Blu Ray zudem phantastisch abgemischt und immer wieder klar und deutlich zu hören und steigerte damit die Stimmung der jeweiligen Szene. Vor allem seine Untermalung für den Angriff auf dem Planeten hatte es mir diesbezüglich angetan.
Es gab jedoch auch ein paar Aspekte, die für mich weniger gut funktioniert haben. Meine logischen Bedenken rund um das Finale habe ich ja schon kund getan. Auch die frühe Auflösung rund um Yuta sehe ich kritisch. Ja, die Romanze wurde davon zwar zweifellos aufgewertet, letztendlich hätte ich es aber spannender gefunden, mit den Figuren mitraten zu können wer denn wohl dahintersteckt, als ihnen gegenüber einen Informationsvorsprung zu erhalten. Natürlich hätte man es sich angesichts des Verlaufs der Handlung wohl schon denken können, aber meines Erachtens hätte die Dramaturgie der Episode davon profitiert, wenn man das Mysterium etwas länger aufrechterhalten und uns nicht gezeigt hätte, wie Yuta den einen Mann umbringt. Auch die sich langsam anbahnende, aber ohnehin nur am Rande verlaufende Freundschaft zwischen Wesley und dem einen "Barbaren" fand ich entbehrlich. Entweder man hätte ihr etwas mehr Beachtung geschenkt, oder aber sie hätten es gleich lassen sollen. So wirkte es nämlich wie ein reiner Lückenfüller, um auf die 45 Minuten Laufzeit zu kommen, trug jedoch zum Gelingen der Episode für mich nicht das Geringste bei. Die Narbe von Brull sah – zumindest in High Definition auf der Blu Ray – zudem leider ziemlich unecht aus. Und generell fehlte "Yuta, die Letzte ihres Clans" trotz aller positiven Aspekte letztendlich für mich das gewisse Etwas, dieses letzte Quentchen an "wow", dass dazu geführt hätte, dass mich die Episode so richtig begeistern kann. Gute Unterhaltung mit einem angenehmen Hauch von Tiefgang bot sie aber durchaus.
Fazit:"Yuta, die Letzte ihres Clans" erzählt eine Geschichte mit einer netten Portion Anspruch, und hat zudem eine wichtige Message im Gepäck. Vor allem auch der tragisch-düstere Ausgang hat mir, trotz kleinerer logischer Bedenken, sehr gut gefallen und diese Episode für mich aufgewertet. Diese ist zudem durchaus tempo-, wendungs- und abwechslungsreich, und lässt so keine Langeweile aufkommen. Auch die Romanze ist diesmal besser gelungen, was vor allem daran liegt, dass man von vornherein den tragischen Ausgang des Geschehens – und damit auch der Liebesgeschichte – vorausahnen kann. Zudem wird das Finale durch die sich anbahnenden Gefühle zwischen Riker und Yuta definitiv aufgewertet – damit erfüllt die Romanze also auch dramaturgisch durchaus einen Sinn. Jedoch: Obwohl die love story durch die frühe Offenbarung von Yutas düsteren Absichten zweifellos aufgewertet wird, hätte ich es insgesamt besser gefunden, wenn man sich diese Auflösung für einen späteren Zeitpunkt aufgehoben hätte, und dem Zuschauer erlaubt hätte, mit der Enterprise-Crew ob des mysteriösen Tod des Sammlers mitzuraten. Hier lässt "Yuta, die Letzte ihres Clans" spannungstechnisch doch einiges an Potential liegen. Zudem hat mich das Ende leider nicht berührt – wie die Episode generell eine ist, die eher meinen Intellekt als mein Herz angesprochen hat. Von diesen Punkten abgesehen aber eine gelungene Folge rund um die Auswirkungen einer scheinbar niemals enden wollenden Spirale der Gewalt.