Kurzinhalt:
Die Rebellen benötigen im Kampf gegen das Imperium dringend ausreichend Material und Unterstützung. Da kommt der Gouverneur eines Randsektors, der sich ihnen anschließen will, gerade recht. Prinzessin Leia, Luke Skywalker, Han Solo und Chewbacca sind Teil der Rebellengruppe, die die Lage vor Ort überprüfen sollen. Ihnen steht der erfahrene Diplomat Vestin Axlon zur Seite, der die Verhandlungen mit Gouverneur Ferrouz führen soll. Doch auch dem Imperator entgingen die neusten Entwicklungen fernab des imperialen Zentrums nicht. Die Hand des Imperators wird damit beauftragt, sich um den Verräter zu kümmern. Schnell finden sowohl Mara Jade als auch Han, Luke und Leia heraus, dass hinter dem vermeintlichen Verrats Ferrouz‘ deutlich mehr steckt, als zunächst angenommen. Als wäre das alles nicht genug, tritt ein mysteriöser Kriegsherr namens Nuso Esva aus den Unbekannten Regionen auf die Bildfläche. Doch wird er von niemand geringerem als Thrawn gejagt…
Review von Christian Siegel:
Es hat eh nur drei Romane gedauert, aber irgendwann während "Einsame Entscheidungen" wurde mir endlich auf einmal bewusst, warum ich von Zahns jüngerem, während der Original-Trilogie angesiedeltem Output ("Glücksritter", "Treueschwur", und nun dieser Roman hier) nicht ganz so begeistert bin, wie von seinen legendären ersten beiden Trilogien: Wo er dort zahlreiche neue Elemente eingeführt und die weit, weit entfernte Galaxis größer gemacht hat – sei es durch neue, faszinierende Planeten, bislang unbekannte Völker, oder auch großartige neue Figuren, die nicht minder interessant waren, wie die alten Bekannten – begnügte er sich bei diesen Romanen weitestgehend damit, mit dem vorhandenen Figurenkasten zu spielen. Da und dort mag er zwar auch hier neue Elemente und Personen vorgestellt haben, aber diese standen überwiegend nicht im Mittelpunkt des Geschehens, oder waren – wie z.B. die desertierenden Sturmtruppler – nicht sonderlich interessant.
Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass er selbst was die – sei es aus den Filmen oder seinen Romanen – altbekannten Figuren betrifft letztendlich nur "Mehr vom selben" bietet. So hätte ich z.B. eigentlich gehofft, mehr über Mara Jade zu erfahren; wie sie vom Imperator gefunden und ausgewählt wurde, ihre Ausbildung, wie sie sich ihren Ruf erwirbt, usw. Stattdessen erleben wir sie an einem Punkt, wo sie bereits die gefürchtete Hand des Imperators ist. Auch Thrawn, so toll das Wiedersehen mit ihm auch gewesen sein mag, ist hier nur wieder das bekannte taktische Genie, und darf wieder einmal sein entsprechendes Talent unter Beweis stellen. Ja, stimmt schon, bei "Einsame Entscheidungen" werden wir Zeuge des ersten Aufeinandertreffens zwischen ihm und seiner späteren rechten Hand, Paellon. Aber dennoch: Wir sehen von ihm, oder von Mara, oder den anderen bekannten Figuren, keine neuen Facetten, gewinnen neue neuen Erkenntnisse über sie. Was diesen einen Aspekt betrifft, war ich von seinem OT-Output also schon ein kleines bisschen enttäuscht.
Abseits dieses Kritikpunktes hat mir aber auch "Einsame Entscheidungen" wieder einmal sehr gut gefallen, und mich bestens unterhalten. Timothy Zahn ist halt einfach ein phantastischer Geschichtenerzähler – wie er auch bei "Einsame Entscheidungen" wieder einmal beweist. Wie zum Ende hin die einzelnen Handlungsstränge in einem großen Finale zusammenlaufen ist wahrlich meisterlich. Und auch davor kam schon – trotz der Länge des Romans – keine Sekunde Langeweile auf. Er hat ein unvergleichliches Gespür für die Figuren, egal ob sie von ihm erschaffen oder aus den Filmen oder anderen Romanen entliehen sind, wobei es mir wie schon bei "Treueschwur" auch hier wieder gerade auch Luke angetan hatte. Ich mag die Geschichten, die in dieser Zeit angesiedelt sind gerade deswegen so gern, da er gerade erst dabei ist, seine Fähigkeiten kennenzulernen, und noch nicht der selbstsichere Jedi ist, der letztendlich einen maßgeblichen Beitrag dazu leistet, den Imperator zu besiegen. Gerade auch deshalb, weil er über die Original-Trilogie hinweg wohl die größte Wandlung durchgemacht hat, finde ich die Stellen die sich auf ihn und seine Entwicklung beziehen immer ganz besonders interessant.
Als großer Fan von Mara Jade und Thrawn habe ich mich aber natürlich auch über ihre beiden Auftritte gefreut – auch wenn sich die neuen Erkenntnisse wie oben schon erwähnt in Grenzen halten. Dennoch, Mara dabei zuzusehen, wie sie ass-kickt, macht immer Spaß, und gerade auch ihre Fast-Begegnung mit Luke Skywalker fand ich angesichts der späteren Entwicklung zwischen den beiden sehr interessant. Und auch von Thrawns strategischem Talent kann ich nie genug kriegen, wenn es mir auch so schien als täte sich Zahn langsam aber sicher ein bisschen schwer damit, weitere taktische Glanzleistungen für ihn aus dem Hut zu zaubern. Und auch die Geschichte selbst konnte mir wieder einmal gefallen. Aufgrund der zahlreichen Figuren und Schauplätze war sie neuerlich sehr abwechslungsreich, und zudem bot sie auch die eine oder andere Wendung, manche davon absehbar, andere hingegen durchaus überraschend. Und generell gelingt es Timothy Zahn ganz einfach wahnsinnig gut, den Flair der "Star Wars"-Filme einzufangen – weshalb man als Fan meines Erachtens auch an diesem Roman wieder einmal nicht vorbeikommt.
Fazit:
Auch "Einsame Entscheidungen" bietet wieder sehr gute "Star Wars"-Unterhaltung; allerdings wurde mir hier nun endlich bewusst, warum Zahns jüngerer Output für mich nicht mehr ganz an seine alten Werke herankam. Denn wo er dort zahlreiche neue Elemente – seien es Orte, Völker oder Figuren – geschaffen hat, begnügte er sich bei "Die Kundschafter", "Glücksritter", "Treueschwur" und eben auch hier wieder eher damit, mit bereits – in den Filmen, von ihm, oder von anderen Autoren – etablierten Figuren zu spielen. Zudem bietet er was diese betrifft doch eher mehr vom selben, gewinnt ihnen jedoch kaum neue Facetten und/oder Erkenntnisse ab. Sieht man von diesem Punkt ab, kann jedoch auch "Einsame Entscheidungen" wieder einmal begeistert. Timothy Zahn ist, was den Handlungsaufbau betrifft, ein meisterlicher Geschichtenerzähler, der es versteht, zahlreiche scheinbar voneinander unabhängige Fäden auszulegen, und schließlich beim Finale zusammenzuführen. Zudem hat er ein großartiges Gespür für die Figuren. Und auch die Action beschreibt er wieder einmal sehr mitreißend. Insgesamt reiht sich "Einsame Entscheidungen" für mich jedenfalls wieder in die Riege seiner jüngeren Romane ein: Immer noch sehr gut, und mit das Beste, dass das Erweiterte Universum zu bieten hat – aber nicht mehr ganz auf der Höhe seiner ersten beiden Fortsetzungs-Trilogien.
Bewertung:
4/5 Punkten
Christian Siegel
Review von Tobi Thandor:
Ich war sehr gespannt, ob Timothy Zahn das Niveau des Vorgängers (siehe Review) halten kann. Etwas zweifeln ließ mich nämlich zunächst die Ausgangssituation des Romans. Wir haben da einen Gouverneur, der sich vom Imperium lossagen will, eine Rebellendelegation, die zu einem Treffen mit besagtem Amtsträger anreist und eine Agentin des Imperiums, die diesen für eben jene Taten zur Strecke bringen will. Die Befürchtung, Zahn ziehe nur einen alternativen Plot zu "Treueschwur" durch, konnte nach wenigen Kapiteln jedoch zerstreut werden, auch wenn man die Ähnlichkeiten nicht abstreiten kann. Ohne allzu viel über die Handlung vorab verraten zu wollen, kann ich ruhig Gewissens sagen, dass der Plot diesmal in eine völlig andere Richtung geht.
Der Roman lebt nicht zuletzt dank der vielen Twists, die für Zahn recht typisch sind. Manch einen kann man zwar schon von weiter Ferne kommen sehen, jedoch lässt sich nur schwer erahnen, wohin die Reise gehen soll. Das hält in der erneut höchst dichten Erzählung die Spannung auf hohem Niveau. Bei einem Twist war ich gar völlig von den Socken, möchte jedoch nicht ausschließen, dass mir eventuell der eine Hinweis entging, der mich auf die richtige Spur hätte bringen müssen. In der gesamten Handlung wird bis kurz vor Ende ein großes Geheimnis um die wahre Identität des Lord Odo gemacht und ich wähnte mich in all der Zeit völlig sicher, was diese betrifft. Und doch lag ich falsch. Entweder war es schlicht der beste von Zahns Twists in diesem Roman, oder aber ich war einfach nicht ganz auf der Höhe. In jedem Fall war ich am Ende sehr erstaunt und konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. Genau so muss es ja auch sein, nicht wahr?
Was Zahn in "Treueschwur" beginnt, führt er nun in "Einsame Entscheidungen" weiter: Mara Jades Werdegang als Hand des Imperators wird um viele neue Informationen angereichert, was ein großer Fan des Expanded Universe nur gutheißen kann. Auch die Geschichte der Hand der Gerechtigkeit, wie sich die desertierte Sturmtruppeneinheit um Daric LaRone nennt, findet eine Fortsetzung, aber auch einen Abschluss. Da möchte ich aber nicht vorgreifen. Wieder mal zeigt die Elite des Imperiums, wie diskutabel ihre Darstellung in "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" in dieser Hinsicht war. Ein Bonmot erlaubt sich Zahn dazu im ersten Kapitel: Palpatine wehrt den Einwand seines Untergebenen, die Ewoks könnten auf Endor zu einer tödlichen Gefahr werden, mit der Reaktion ab, es handele sich dabei nur um Primitive, die kein Problem darstellten. Wie wir wissen, war dies eine Fehleinschätzung, die diesem Untergebenen jedoch nie unterlaufen wäre.
Denn erstmals tritt Timothy Zahns Hauptcharakter auf, Mitth’raw’nuruodo, besser bekannt als Thrawn, im Range eines Captains. Sein Anteil am Buch ist, verglichen mit den Helden der Rebellion, Mara Jade und Commander Gilad Pellaeon, eher klein. Und dennoch hat Thrawn in einem Roman dieselbe Wirkung wie ein gestandener Schauspieler in einem Hollywood-Film: Allein mit seiner Präsenz nimmt er ganze Räume ein. Dass die Kapitel, in denen er seine Auftritte hat, für gewöhnlich die mit dem geringsten Tempo sind, tut dem keinen Abbruch. In den älteren Büchern rund um die Thrawn-Trilogie werden seine Verdienste in jüngeren Dienstjahren stets nur angedeutet, hier erlebt man sie jedoch – endlich – live mit. Sein taktisches Geschick kommt auch in "Einsame Entscheidungen" wieder voll zur Geltung. Als wäre das nicht genug, liefert uns Timothy Zahn gleichzeitig die Geschichte, wie Gilad Pelleaon, der lange Jahre als Thrawns rechte Hand dienen wird, mit eben jenem an Bord der berüchtigten "Schimäre" zusammenfindet.
Einmal mehr beweist Zahn sein riesiges Talent für Charakterzeichnungen. Schickt er den Leser an Seite Thrawns, Mara Jades oder der Hand der Gerechtigkeit auf die Reise, wird dieser nur mithilfe wichtiger äußerer Umstände das Buch wieder aus der Hand legen können. Doch auch bei den anderen Figuren steht er dem nur minimal nach, allen voran Luke Skywalker. Wir befinden uns zeitlich gesehen noch immer vor "Das Imperium schlägt zurück", also noch vor Lukes Reise zu Yoda nach Dagobah. So wenig er auch die Macht beherrscht, hat er zumindest schon verstanden, sich von ihr leiten zu lassen. Davon abgesehen bleibt er neben den übrigen Charakteren vergleichsweise blass, was will man von ihm aber an dieser Stelle auch erwarten? Hier zeigt Zahn großes Gespür für das aktuelle Entwicklungsstadium des Noch-nicht-Jedis.
Fazit:
Ein klassischer Zahn. Sämtliche Hauptfiguren des aktuellen Galaxis-Geschehens haben ihren Auftritt, ohne dass es irgendwie gezwungen wirkt. Stets mit dem Blick auf das große Ganze erzählt Zahn eine weitere spannende Geschichte, die sich eher um die Charaktere herum zu entfalten scheint als umgekehrt. Dem Lesegenuss kommt dieser Eindruck eher zugute, sodass ich auch bei "Einsame Entscheidungen" keinerlei Gründe finde, nicht die Höchstwertung zu vergeben.