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Prisoners Drucken E-Mail
Viel zu vorhersehbarer, teils unlogischer Thriller Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 01 November 2013
 
 
Prisoners
Originaltitel: Prisoners
Produktionsland/jahr: USA 2013
Bewertung:
Studio/Verleih: Madhouse Entertainment/TOBIS Film
Regie: Denis Villeneuve
Produzenten: U.a. Kira Davis, Broderick Johnson, Adam Kolbrenner & Andrew A. Kosove
Drehbuch: Aaron Guzikowski
Filmmusik: Jóhann Jóhannsson
Kamera: Roger Deakins
Schnitt: Joel Cox & Gary Roach
Genre: Thriller/Drama
Kinostart Deutschland: 10. Oktober 2013
Kinostart USA: 20. September 2013
Laufzeit: 153 Minuten
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray, DVD
Mit: Hugh Jackman, Jake Gyllenhaal, Paul Dano, Terrence Howard, Melissa Leo, Maria Bello, Viola Davis u.a.


Kurzinhalt: Zwei befreundete Familien treffen sich, um Thanksgiving gemeinsam zu feiern. Nach dem Abendessen wollen die beiden kleinen Mädchen kurz ins andere Haus hinüberschauen – und sind daraufhin spurlos verschwunden. Schon bald drängt sich den Eltern der schreckliche Verdacht auf, dass sie entführt wurden – und sie rufen die Polizei. Dieser berichtet man von einem Wohnwagen der kurz vor dem Verschwinden der beiden Mädchen in der Nachbarschaft gesehen wurde. Kurz darauf findet die Polizei einen Wohnwagen, auf den die Beschreibung passt – und nimmt dessen Fahrer, einen jungen, scheinbar geistig zurückgebliebenen Mann namens Alex Jones, fest. Jedoch kann die Polizei weder im Wohnwagen irgendwelche Hinweise darauf finden, dass sich die Mädchen dort befunden haben, noch entdeckt man irgendwelche anderen Beweise. Somit muss man Alex wieder gehen lassen. Als einer der beiden Väter, Keller Dover, davon erfährt, ist er außer sich. Während Detective Loki seine Ermittlungen intensiviert und einer neuen Spur nachgeht, beschließt Keller, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen. Er entführt Alex und sperrt ihn in einem verlassenen Haus ein, um ihn zu verhören und zu foltern…

Review: Jake Gyllenhaal und Hugh Jackman plagen sich mit einem schwachen Drehbuch herum.Der Trailer von "Prisoners" sah sehr vielversprechend aus, und auch von der Presse und einigen Kinobesuchern wurde er ja – teils gar in den höchsten Tönen – gelobt. Dennoch war ich insofern skeptisch und ein wenig besorgt, als mich die Ausgangsposition sehr an den großartigen, schwarzhumorigen israelischen Thriller "Big Bad Wolves" erinnert hat, und ich mir nicht vorstellen konnte, dass es "Prisoners" gelingen würde, an diesen anzuknüpfen. Würde mir dieser großartige schwarzhumorige Thriller aus Israel also nun den ebenfalls vielversprechend aussehenden "Prisoners" ansatzweise verderben? Wie sich herausstellt, war meine Sorge unbegründet – nämlich insofern, als mir dieses Machwerk bestimmt auch dann nicht sonderlich gut gefallen hätte, wenn ich "Big Bad Wolves" noch nicht kennen würde. Nun bin ich es zwar durchaus schon gewohnt, hie und da mal gegen den Strom zu schwimmen – aber im Falle von "Prisoners" frage ich mich echt, ob ich der Einzige bin, der den Film einfach ungemein vorhersehbar (und damit öde) und viiiiiiiel zu lang fand, und dem zudem das eine oder andere enorm störende Logikloch bzw. das teils nicht nachvollziehbare Verhalten der Protagonisten aufgefallen ist…?!?!

Hierzu sei gleich erwähnt: Ich bin ein alter Krimi-Hase. Ich bin bereits als Kind mit diesem Genre bzw. dieser Unterhaltungsform aufgewachsen, und weiß sie sowohl im Fernsehen als auch in literarischer Form zu schätzen. Unzählige Krimi-TV-Filme, Serien wie "Columbo", "Magnum" oder "Mord ist ihr Hobby", sowie die Romane von Sir Arthur Conan Doyle und Agatha Christie haben meine detektivischen Sinne geschärft. Meine Kenntnis des Genres und der damit einhergehenden üblichen Elemente und "Methoden" sowie mein generell recht analytischer Verstand geben mir natürlich gegenüber Leuten, die diesbezüglich nicht ganz so erfahren sind, einen "Vorteil" (wobei es im Falle von "Prisoners" sicherlich eher ein Nachteil war), der mir auch schon die eine oder andere zu formelhafte Krimiserie ansatzweise verdorben hat (vor allem bei "Monk" musste ich nach einiger Zeit aufgrund des akuten Gaststar-Syndroms abschalten, da ich ihn einfach nur mehr langweilig fand). Mein Kritikpunkt an "Prisoners" ist dabei allerdings auch weniger, dass ich persönlich die Handlung sehr vorhersehbar fand, als vielmehr, dass ich dem ermittelnden Cop teilweise meilenweit voraus war. He, ich bin ein reiner Amateur, und das ist ein Profi. Noch dazu einer, der – wie uns der Film zu Beginn meint unbedingt vermitteln zu müssen – bislang alle seine Fälle gelöst hat. Wir reden also nicht von einem unerfahrenen Jungspund und/oder einen eher beschränkten Detective, sondern von einem, der angeblich ja recht kompetent bei seinem Job sein soll. Vielmehr stellte sich Loki in weiterer Folge derart dämlich an, dass ich ihn für den dümmsten Cop seit Inspektor Clouseau – und zwar jenen aus dem Reboot mit Steve Martin – halte. Weiters stach mir auch der eine oder andere Filmfehler ins Auge. Und insbesondere das Verhalten der Protagonisten bzw. auch einzelne Entwicklungen erschienen unlogisch bzw. unplausibel. Mehr dazu dann im unten folgenden Spoiler-Teil des Reviews.

Auch das intensive Schauspiel konnte 'Prisoners' für mich leider nicht mehr retten.Zuvor möchte ich mich aber noch kurz den positiven Aspekten des Films widmen. Hier ist so ziemlich alles außer dem Drehbuch zu nennen. Vor allem die schauspielerischen Leistungen sind zu loben – wenn auch auffällt, dass sie allesamt doch etwas nach ihren altbekannten Rollen besetzt sind. Hugh Jackman gibt den harten Kerl (was er bei "Wolverine" ja schon ausreichend geübt hat), Paul Dano spielt den schrägen, ambivalenten Typen (siehe "There Will Be Blood"), und Jake Gyllenhaals Rolle scheint überhaupt direkt aus "Zodiac" übernommen worden zu sein. Keiner von ihnen zeigt uns somit etwas, dass wir so nicht schon gesehen hätten – was jedoch nicht heißt, dass das was sie zeigen, deshalb nicht gefallen könnte. Die Inszenierung von Denis Villeneuve ist ebenfalls solide. Mir gefällt, wie ruhig und unaufgeregt er überwiegend inszeniert. Damit wirkt "Prisoners" teilweise sehr europäisch, mehr wie ein Film aus dem skandinavischen Raum denn aus Hollywood. Leider bedeutet das aber auch, dass "Prisoners" die große Spannung weitestgehend vermissen lässt. Vor allem aber war er mir mit rund 2-1/2 Stunden einfach viel zu lang. Gerade auch angesichts der anderen Schwach- und Kritikpunkte schlich sich hier bei mir doch recht bald Langeweile wenn nicht gar Genervtheit ein.

Womit es an der Zeit ist, nicht länger um den heißen Brei herumzureden sondern konkret jene Punkte anzusprechen, die mir sauer aufgestoßen sind. Im nachfolgenden Teil des Reviews befinden sich somit Spoiler zum Film – ich empfehle daher allen, die ihn noch nicht gesehen haben, erst wieder beim Fazit weiterzulesen!

Ok, zuerst möchte ich auf den potentiellen Filmfehler eingehen: Das Kennzeichen beim Wohnwagen stimmt nicht überein. Ich verstehe schon, warum man sich seitens der Filmemacher dazu entschieden hat. Es gibt halt nun mal so lästige, Krimi-erfahrene Hobby-Detektive wie meiner einer im Publikum die auf sowas achten und die dementsprechend wenn das Kennzeichen übereinstimmen würde schon wüssten, dass Alex mit der Sache etwas zu tun hat. Da der Film aber zu einem Großteil von der diesbezüglichen Ungewissheit des Zuschauers lebt, wollte man das verständlicherweise unbedingt verhindern. Aber dann wäre es doch klüger gewesen, uns das Kennzeichen einfach nicht zu zeigen, anstatt uns anzulügen. Natürlich ist es theoretisch möglich, dass die das Kennzeichen in der Zwischenzeit getauscht hätten. Aber warum sollte ich mir als Zuschauer krampfhaft eine Erklärung für diesen potentiellen Filmfehler überlegen müssen? Ist nicht meine Aufgabe. Im Gegensatz zu jenen die am Film mitgewirkt haben bekomme ich ja nicht dafür bezahlt, sondern muss im Gegensatz vielmehr selber blechen. Das ist allerdings im Vergleich zu anderen Aspekten eh noch eine Lappalie. Deutlich mehr gestört hat mich die Darstellung von Alex. Ich muss gestehen, für lange Zeit in Betracht gezogen zu haben, dass er den geistig minderbemittelten nur spielt, als Tarnung. Dann hätte sein Verhalten auch Sinn ergeben. Aber wenn dies keine Schauspielerei war, drängen sich mir zwei Fragen auf. Erstens: Wie konnte so ein geistig zurückgebliebener bei seinem Fluchtversuch die Geistesgegenwart besitzen, von einer Sekunde auf die andere auf die Idee zu kommen, die Scheibe einzuschlagen, um die Scherbe als Waffe zu benutzen? Sorry, das will mir zur restlichen Darstellung der Figur überhaupt nicht passen. Vor allem aber stelle ich mir die Frage, warum Alex nicht schon viel früher einbricht, und diese komplette Tortur über sich ergehen lässt. Ist er angesichts seines beschränkten Intellekts zu einer solch bewussten Entscheidung überhaupt fähig? Sorry, aber das hätte für mich nur dann Sinn ergeben, wenn er gänzlich unschuldig und unwissend gewesen wäre.

Jake Gyllenhaal spielt den dümmsten Cop seit Steve Martins Inspektor Clouseau.Weil ich zuvor den dummen Cop erwähnt habe: Wie zum Teufel konnte der bitte schön den Hinweis mit dem Amulett und dem Labyrinth nicht schon viel früher entdecken? Das war doch bitte schön – nicht zuletzt auch dank der Inszenierung – soooo offensichtlich. Immerhin war das Amulett ja doch eher ungewöhnlich. Mir selbst ging in dem Moment wo er die Rätselhefte bei dem einen Verdächtigen gefunden hat ein Licht auf – und ich finde, allerspätestens wenn dieser beim Verhör ständig diese Labyrinthe zeichnet hätte er es bemerken müssen. Ja wenn er doch wenigstens spät aber doch immerhin selbst draufkommen würde. Stattdessen bekommen wir eine dieser typischen, klischeehaften abgedroschenen Szenen, wo er zufällig auf ein Photo des Amuletts stolpert. Damit hat das Drehbuch der Figur absolut keinen Gefallen getan. Fast noch dümmer ist aber natürlich die Aktion an der Ampel. Ich meine, ganz ehrlich, das darf sich echt Hoffnungen auf die dümmste Szene des heurigen Kinojahres machen. Anstatt irgendwo rechts ranzufahren bleibt er bei grün stehen. Voll unverdächtig, echt!

Und überhaupt: Warum ist Loki überhaupt ohne Partner unterwegs? Ach ja, klar… damit der andere Verdächtige als er ihn bei der Trauerfeier rund um die Mädchen entdeckt entkommen kann. Wobei das auch so ein Punkt ist: Warum schießt er nicht? Er hat ihm gesagt er soll stehenbleiben, und der Kerl rennt davon. Er muss ihn ja nicht gleich erschießen, aber halt ins Bein oder so. Jetzt werdet ihr sagen, dass es gar nicht so leicht ist, ein sich bewegendes Ziel derart genau zu treffen. Gut, ok, das gebe ich schon zu. Aber einerseits: Profi; von einem Polizisten erwarte ich mir eigentlich schon, dass er das hinbekommt. Vor allem aber: Er versucht es ja nicht einmal! Auch die Motivation der Killer hat mich nicht wirklich überzeugt. Sie entführen Kinder, damit Menschen den Glauben an Gott verlieren? Na also wirklich. Und überhaupt: Sollten sie dann die Kinder nicht überhaupt gleich umbringen? Warum das Risiko eingehen und sie jahrelang einsperren? Das schien auch nur dazu da zu sein, damit es ein ansatzweise Happy End geben kann (und auch Alex wieder mit seiner Mutter vereint wird; auch so eine Wendung, die mir viel zu vorhersehbar war. Zudem stellt sich mir die Frage: Würde ihn die Polizei nicht als Komplizen anzeigen?), aus Sicht der Täter war es mir aber gänzlich unverständlich. Immerhin bleibt solange ein Kind "nur" verschollen ist ja immer noch ein Rest an Hoffnung bestehen – und würde nicht eben dies die Leute vielmehr eher zu Gott hintreiben?!?! Und auch das Ende… boah war das konstruiert. Ich meine, ok, das man bei der Hausdurchsuchung nicht unbedingt gleich in den Müllschlucker sieht, will ich ihnen nachsehen. Aber das die Spurensicherung die Reifenspuren des Trans Ams im Garten nicht findet… ich bitte euch. Und dann erst diese "Titanic"-Gedächtnis-Szene! Echt, wie kann man da nicht vor Lachen aus dem Kinosessel fallen? Das war derart peinlich und unfreiwillig komisch. Sorry, überwiegender Teil der Filmpresse und Mehrheit der Kinobesucher, aber ich fürchte, im Falle von "Prisoners" werden wir uns wieder einmal darauf einigen müssen, uns nicht einig zu sein.

Fazit: Trotz einiger starker Szenen hat 'Prisoners' für mich insgesamt einfach nicht funktioniert."Prisoners" beweist wieder einmal eindrucksvoll, dass alle anderen Aspekte einer Filmproduktion – schauspielerische Leistungen, Inszenierung usw. – noch so toll sein können; wenn das Drehbuch nichts taugt, hilft das alles nichts. Und sorry, aber meiner bescheidenen Meinung nach taugt das Drehbuch von "Prisoners" nichts. Es ist voller logischer Ungereimtheiten, Unplausibilitäten und nicht nachvollziehbarem Verhalten – alles nur deshalb, damit sich die Geschichte so entwickeln kann wie vom Autor gewünscht. Dadurch wirkte das Ganze auf mich künstlich, weshalb ich mich nie so recht auf die Handlung einlassen konnte. Natürlich gibt es ein paar starke Szenen, waren die schauspielerischen Leistungen sehr gelungen (wenn auch niemand von ihnen Neuland betritt und der eine oder andere etwas gar typisch besetzt wirkt) und die Inszenierung mehr als solide, das will ich auch gar nicht bestreiten. Aber insgesamt hat bei "Prisoners" für mich, eben insbesondere was das Drehbuch betrifft, zu vieles nicht funktioniert. Zusammen mit der viel zu langen Laufzeit von weit über zwei Stunden ergab das für mich eine doch eher frustrierende Filmerfahrung.

Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2013 TOBIS Film)


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Weiterführende Links:
Review zu "Big Bad Wolves"




Kommentare (4)
RSS Kommentare
1. 01.11.2013 12:51
 
Sorry, aber diese Kritik finde ich vollkommen daneben. Ich finde, dass Prisoners einer der besten Filme des Jahres ist. Der hat definitiv viel mehr als 4 Punkte verdient. Ich würde ihn 9 Punkte geben.
 
Danny
2. 02.11.2013 13:56
 
Hallo Danny, mit dieser Meinung stehst du nicht alleine da. Wie im Review schon geschrieben, schwimme ich da stark gegen den Strom - muss aber gestehen, die Lobeshymnen halt absolut nicht nachvollziehen zu können. Kannst du mir denn vielleicht schildern, was du an ihm so gut fandest? Bzw. wie beurteilst du die von mir aufgeworfenen Kritikpunkte?
 
3. 06.04.2014 03:22
 
hallo christian, finde deine kritik auch etwas ueberzogen . sag mir mal einen vergleichbaren film, bei dem du nix zu meckern hast.
 
christian becht
4. 15.03.2018 08:03
 
-
das ist das mit abstand überheblichste reviwe da ich je gelesen hab. was hat das mit dem film zu tun ob du ein krimihase bist oder nicht ? das ist un interessant. interessiert mich auch nicht ob du analytischen verstand hast. damit verhaust du dir sowieso nur das ganze film schaun
 

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