Mit:Benedict Cumberbatch, Daniel Brühl, Moritz Bleibtreu, Peter Capaldi, David Thewlis, Carice van Houten, Laura Linney, Anthony Mackie, Stanley Tucci, Alexander Siddig u.a.
Kurzinhalt:
Mit den einfachsten Mitteln, die jedem Internetnutzer zur Verfügung stehen, entwerfen Julian Assange und Daniel Berg mit Wikileaks eine Plattform, die es Menschen erlaubt, Daten an die Öffentlichkeit zu bringen, welche die dunklen Machenschaften von Regierungen und Industrie offenlegen, und dabei gleichzeitig anonym zu bleiben. Als ihnen jedoch die größte Sammlung vertraulicher Geheimdienstdokumente in der US-Geschichte zugespielt wird, geraten die beiden aneinander. Dürfen diese Dokumente veröffentlicht werden, obwohl hierdurch Unmengen an Menschenleben gefährdet werden würden? Kann und sollte man in der heutigen Gesellschaft die Geheimnisse lüften?
Review:Nachdem Regisseur Bill Condon seine Meisterwerke "Twilight: Breaking Dawn“ Teil 1 und 2 fertiggestellt hat, wendet er sich mit "Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt" nun einem in gewisser Weise politischen Thema zu, indem er die Entwicklung von Julian Assange und seiner Enthüllungsplattform Wikileaks genauer beleuchtet. Das hätte ein ganz wunderbarer und vor allem interessanter Film werden können, wenn dem Zuschauer irgendwann auch ein paar nicht bereits allseits bekannte Hintergrundinformationen mitgeteilt werden würden. Doch während sich diese im Rahmen des aus der Wikipedia bekannten halten, konzentriert er sich die meiste Zeit auf den Hauptcharakter Assange und dessen Geschichte. Auch das hätte zu einem durchaus guten Film führen können, vor Allem wenn man bedenkt, dass Assange hier von Benedict Cumberbatch ("Sherlock", "Star Trek Into Darkness") verkörpert wird. Dieser wurde bereits vor Drehbeginn von Assange selbst angesprochen, weil er versuchte Cumberbatch davon zu überzeugen, die Rolle nicht anzunehmen. Wohl weil er schon ahnte, wie er in dem Film dargestellt werden würde.
Leider lag er mit seiner Ahnung diesmal richtig. Der Charakter des Julian Assange wird hier über den kompletten Film leider nur sehr einseitig beleuchtet und durchgehend als Egozentriker hingestellt, der für seinen Ruhm auch gewillt ist, über Leichen zu gehen. Mag ja durchaus sein, dass diesbezüglich die Ausführungen des Buchautors Daniel Domscheit-Berg, auf dessen Buch "Inside Wikileaks" der Film größtenteils basiert, auch wahr sind. Trotzdem wird im Verhältnis hierzu die Tatsache, dass Assange mit seiner Plattform Wikileaks so einiges an Unrecht ans Tageslicht gebracht hat, was ansonsten verborgen geblieben wäre und die Spielregeln für Journalisten, Regierungen und Konzerne im 21. Jahrhundert grundlegend verändert hat, geradezu unter den Teppich gekehrt. Da kann auch die Tatsache den Film nicht mehr retten, dass Cumberbatch in puncto schauspielerischer Leistung mal wieder Überdurchschnittliches abliefert. Dabei wird auch deutlich, warum Cumberbatch überhaupt diese Rolle angenommen hat. Nicht etwa, weil es ihm um 100%ige Genauigkeit ankam, was die Fakten zu Wikileaks oder seinem Gründer angeht, sondern weil Assange ein Mann der Gegensätze ist, der geradezu besessen und oftmals blind für die Konsequenzen seines Handelns durchs Leben geht. Daniel Brühl in seiner Rolle als Daniel Berg als zweite Hauptrolle bleibt im direkten Vergleich zu Cumberbatch leider etwas zu blass, wobei aber gerade das Spiel der beiden Charaktere miteinander einen gewissen Reiz auf das Publikum ausübt, da sich zu Beginn eine Freundschaft zwischen den beiden entwickelt, die im Laufe des Films erste Risse bekommt, um am Ende gänzlich zu zerbrechen.
Da der durchschnittliche Kinogänger vielleicht nicht gänzlich up to date ist, was die technische Seite des Internets angeht, hat Condon sein wohl Bestes getan, um zu visualisieren, was die Figuren da eigentlich genau machen, wenn sie in die Tastaturen hauen und vor ihren Bildschirmen sitzen. Hierbei dürfen natürlich auch die üblichen Klischees des durchgängig auf seinen Laptop stierenden Internetnerds keinesfalls fehlen. Leider zieht er seine Erklärungsversuche aber auf eine gewisse Metaebene, und das auf eine Weise, die schlechterdings an die "Matrix"-Trilogie erinnert, und die zumindest bei mir ein leichtes Gefühl von Fremdscham hervorgerufen hat, weil Condon diese Dinge so darstellt, dass auch ganz sicher der letzte Volldepp versteht, was Assange und Berg da so den ganzen Tag vor ihrer Kiste treiben. Beispielsweise verändert sich der Kneipentisch, an dem Assange und Berg gerade in die Tasten hauen auf einmal in eine dunkle Halle, in der zig Reihen von Schreibtischen zu sehen sind an denen gar finstere Computerhacker sitzen. Am Ende bleibt zumindest auf meiner Seite ein mehr als fader Beigeschmack zurück, denn egal wie gut die Schauspieler agieren, sie können sich doch nicht über das zu schwache Drehbuch hinwegsetzen.
Fazit:
Leider fokussiert sich der Film zu sehr auf den Charakter Julian Assange statt ein angemessenes Verhältnis herzustellen zwischen ihm und seiner Enthüllungsplattform Wilileaks. Und während Ersterer sehr einseitig als Egozentriker dargestellt wird, der über Leichen geht, hält der Film bezüglich Wikileaks keinerlei neue Erkenntnisse oder Hintergrundinformationen bereit, die man nicht eh schon wusste oder sich in fünf Minuten durch Lektüre des Wikipedia-Artikels anlesen könnte. Hinzu kommt ein überzeugender Benedict Cumberbatch als Julian Assange, aber auch ein genauso blasser Daniel Brühl als Assanges Freund und Partner Daniel Berg. Insgesamt dürfte es sich nur für Cumberbatch-Fans lohnen, ein Kinoticket zu lösen. Alle anderen warten am besten auf den Release fürs Wohnzimmerkino.