Kurzinhalt:
Chakotay wurde zum Captain befördert und hat das Kommando über die U.S.S. Voyager erhalten. Zusammen mit einer teils alten, teils neuen Crew bricht er zu seiner ersten Mission auf. Vor ein paar Jahren wurde der Planet Loran II von einem Großteil der dort lebenden Kolonisten verlassen, da er an der Grenze zum cardassianischen Raum lag. Seither ist die Verbindung zu jenen, die ihre Heimat partout nicht verlassen wollten, abgebrochen. Nach dem Ende des Dominion-Krieges und dem damit einhergehenden Friedensbeschluss zwischen Cardassia und der Föderation sollen die Kolonisten nun in ihre alte Heimat zurückgebracht werden – in der Hoffnung, dort ihre vor Jahren verlorenen Freunde und Familien wieder zu treffen. Zugleich befürchten sie jedoch das Schlimmste, und stellen sich darauf ein, niemanden mehr lebend vorzufinden. Begleitet werden sie auf dieser Reise von Chakotays Schwester Sekaya, die ihnen als spirituelle Beraterin zur Seite stehen soll. Als man Loran II erreicht und keine Lebenszeichen empfängt, drohen sich die schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen…
Review:
Vielleicht liegt es ja auch einfach an mir, aber ich werde mit Christie Golden – ihren Schreibstil, ihrer Figurenbeschreibung, ihrer Schilderung der Gedanken und Gefühle der Protagonisten, und auch den Geschichten an sich die sie sich ausdenkt – einfach nicht so recht warm. "Geistreise - Alte Wunden" war der mittlerweile sechste Roman, den ich von ihr gelesen habe, und bislang fand ich all ihre Werke bestenfalls ok. Irgendwas an der Art und Weise, wie sie schreibt bzw. ihre Geschichten erzählt, und auch was für Geschichten sie erzählt, liegt mir einfach nicht. Auch "Alte Wunden" reiht sich für mich leider in die Enttäuschungen ein. Sie schafft es, einerseits einen sehr charakterorientierten Roman vorzulegen in dem inhaltlich vorerst eigentlich noch nicht sonderlich viel passiert, der bei mir aber dennoch einen eher oberflächlichen Eindruck hinterlassen hat. Auch fand ich die Handlung viel zu ausgedehnt – das gleiche hätte sich wohl mit der Hälfte der Seiten auch erzählen lassen. Immerhin scheint sie diesmal – im Gegensatz zum Eindruck, den ich von "Heimkehr" gewonnen hatte – von vornherein von der Zweiteilung des "Geistreise"-Abenteuers gewusst zu haben, so dass sie den Schnitt an dramaturgisch optimaler Stelle setzt und den Leser mit einem Cliffhanger entlässt.
Dieser bringt jedoch zugleich eine Wendung, mit der ich überhaupt nichts anfangen konnte. Denn natürlich muss sich just jene Person, die von Chakotay nicht sonderlich viel gehalten hat, als Verräter herausstellen. Es kann ja nicht sein, dass eine Person grundsätzlich gut ist, aber aufgrund unterschiedlicher Ansichten in manchen Bereichen halt etwas gegen unsere Helden hat, bzw. mit ihnen nur bedingt klar kommt. Wo kämen wir denn da hin! Und dann bringt sie damit auch noch just genau diesen Feind des "Star Trek"-Universums zurück, als hätte man sich zuvor in einer anderen Reihe/Serie nicht schon ausreichend mit diesem beschäftigt. Und überhaupt, soll ich wirklich glauben dass trotz des vorangegangenen Krieges und aller dort getroffener Maßnahmen das nie jemand bemerkt hat? Ich bitte euch. Letztendlich ist es vor allem diese Wendung in letzter Sekunde, die "Alte Wunden" für mich auf unterdurchschnittliches Niveau drückt. Highlight war der Roman aber auch schon auf den 260 Seiten davor keines. Immerhin gab es dort aber die eine oder andere ganz nette Szene, und auch die Einblicke in die Vergangenheit von Chakotay bzw. Sekaya wussten durchaus zu gefallen (wenn diese teilweise auch in Kitsch zu verfallen drohten). Das rettet "Alte Wunden" dann immerhin vor einer noch schlechteren Wertung.
Fazit:
Ich bin nicht gerade ein Fan von Christie Goldens Arbeit und wähne daher die erste Ära der "Voyager"-Fortsetzungsreihe nicht gerade in den besten Händen. "Alte Wunden" tat leider wenig, um mich eines Besseren zu belehren. Sowohl die hier vorgestellte Handlung – die das Kunststück schafft, einerseits sehr charakterorientiert zu sein und dennoch einen eher oberflächlichen Eindruck zu hinterlassen – als auch ihr Schreibstil haben mich neuerlich nicht wirklich überzeugt. Zumal "Alte Wunden" auch darunter leidet, dass die Geschichte erst langsam in Fahrt kommt und erst auf den letzten rund 50 Seiten wirklich etwas geschieht – den Rest verbringt sie damit, die Handlung aufzubauen. Die Konflikte innerhalb der Crew – wo sie sich verzweifelt zu bemühen scheint, einen ähnlichen Zwist aufzubauen wie er zu Beginn der Serie zwischen den Sternenflotten-Offizieren und dem Maquis hätte herrschen sollen (was dort jedoch viel zu früh aufgegeben wurde) – wirkt ungemein konstruiert, wie auch die Versuche, frühere Crewmitglieder die nun nicht mehr an Bord sind nicht aus den Augen zu verlieren. Vereinzelte gelungene Momente und Ideen sowie die Tatsache, dass "Alte Wunden" wenigstens nie wirklich langweilig wurde, verhindern zwar einen schlimmeren Absturz, aber spätestens die mich überhaupt nicht überzeugende Wendung in letzter Sekunde verhindert für mich eine Einstufung auf durchschnittlichem Niveau. Bleibt nur zu hoffen, dass nun nachdem die Vorbereitungsarbeit abgeschlossen ist der Abschluss des Zweiteilers mich mehr zu packen und besser zu unterhalten vermag.
Christian Siegel
Bewertung: 2/5 Punkten
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