Kurzinhalt:
Nur kurz nach der Rückkehr der U.S.S. Voyager beginnt sich auf der Erde ein Virus auszubreiten, der droht, binnen weniger Wochen die ganze Menschheit in Borg zu verwandeln. Captain Janeway ist davon überzeugt, dass die Bedrohung nur mit Hilfe ihrer alten Crew aufgehalten werden kann – doch statt sie um Hilfe zu bieten, werden der Doktor, Seven und Icheb von der Sternenflotte gefangen gehalten. Schließlich sieht sie sich zu drastischen Maßnahmen gezwungen, um die Borg-Seuche aufzuhalten: Mit Hilfe des Rests ihrer früheren Besatzung gelingt es ihr, ihre festgehaltenen Crewmitglieder aus dem Gefängnis zu befreien. Gemeinsam begibt man sich auf die U.S.S. Voyager, um an einem Heilmittel für das Virus zu arbeiten. Währenddessen zieht auf der Erde eine Frau im Hintergrund die Fäden, mit dem Ziel, sich zur nächsten Borg-Königin aufzuschwingen…
Review:
Angesichts der spannenden Fortsetzung der Voyager-Geschichte im Vorgänger und dem darin geschaffenen Potential war "Ferne Ufer" für mich leider eine herbe Enttäuschung. So deutete in "Heimkehr" noch alles darauf hin, dass zwischen der Rückkehr der Voyager und dem Auftreten der Borg-Seuche ein Zusammenhang besteht; was wirklich ein netter Twist gewesen wäre. Mit dieser Wendung hätte man das extrem zuckersüße Ende aus "Endspiel" nicht nur in ein bittersüßes verwandeln können, sondern hätte zugleich eine der größten Schwächen der Serie (nämlich dass sich die Voyager wieder und wieder gegen den in anderen Serien übermächtig wirkenden Feind erfolgreich durchgesetzt hat) ausbügeln können – zwei Fliegen mit einer Klappe, sozusagen. Doch leider wollte oder konnte Christie Golden eine entsprechende Wendung nicht einbauen, und so stellt sich in der Fortsetzung vielmehr heraus, dass die Crew der Voyager nicht das geringste mit dem Ausbruch der Krankheit zu tun hat und alles nur ein Zufall war… ja genau genommen sogar ein glücklicher Zufall, wenn man bedenkt, dass all dies nur wenige Wochen nach der Rückkehr der Voyager passiert und deren Crew schließlich den Schlüssel zur Rettung der Menschheit in Händen hält.
Bereits gegen Ende des Vorgängers dürfte dem aufmerksamen Leser schon klar gewesen sein, wer hinter der Verschwörung rund um die Borg-Seuche steckt – und Gott sei Dank gibt Golden in der Fortsetzung ihr Verwirrspiel recht bald auf. Überraschend ist an dieser Wendung aber natürlich gar nichts (auch wenn es von der Autorin wohl so gedacht war), und so ließ mich diese Offenbarung eher kalt. Generell ist festzustellen dass dieser Roman im Vergleich zu "Heimkehr" erstaunlich unspannend ausgefallen ist. Wenn mal klar ist, dass die Voyager-Crew nichts mit dem Ausbruch der Seuche zu tun hat – und angesichts der Tatsache, dass von vornherein klar war, dass es gelingen würde, den Virus zu stoppen – schien die Spannung für mich leider ziemlich rasch zu entweichen. Selbst vermeintlich packende Momente wie alles rund um jene Szenen, als Janeway & Co. auf die Voyager zurückkehren, wollte bei mir partout nicht die gewünschte Wirkung entfalten. Der Showdown an sich ist dann leider auch nicht nur wenig überraschend und recht unspektakulär, sondern bedient sich außerdem mal wieder einer Deus Ex Machina (in diesem Fall Seven of Nine) um der Bedrohung Herr zu werden – was doch etwas unoriginell und erzwungen erscheint.
Was diesen Roman dann in meinen Augen aber endgültig das Genick bricht, ist der Handlungsstrang rund um B'Elanna Torres und die Suche nach ihrer Mutter. Bereits bei "Heimkehr" fand ich diesen Teil der Story nicht so besonders. Ich meine… entweder Torres Traum in "Die Barke der Toten" war genau das – ein Traum – oder aber es war "real"; dann sollte ihre Mutter meines Erachtens aber auch wirklich tot sein. Christie Golden geht den für meinen Geschmack denkbar ungünstigsten Mittelweg: Ja, es war eine Vision – aber eine, die Mutter und Tochter geteilt haben. Allein diese Grundidee stößt mir ja sauer genug auf, aber generell ist die ganze Story einfach nur sterbenslangweilig, voller billiger Klischees. Ich will nicht spoilern, daher belassen wir es einfach bei der Feststellung, dass ich alles, was ihre Story betrifft, bis ins kleinste Detail vorhersagen konnte – was vor allem daran liegt, dass Golden hier einem wirklich abgenutzten, unoriginellen Standardschema folgt. Und gerade auch angesichts des Ausgangs frage ich mich: Wozu war das gut? Genau genommen hätte man sich den kompletten Handlungsstrang auch sparen können. All dies führte jedenfalls dazu, dass in diesem Teil des Romans bei mir nicht die von der Autorin beabsichtigten Emotionen aufkamen, sondern vielmehr Langeweile und Verdruss meine Gefühlswelt bestimmten.
Fazit:
Ich fürchte, ich werde mit Christie Golden, genauer gesagt ihrer Schreibweise und den von ihr ersonnenen Geschichten, einfach nicht so recht warm. Bei "Heimkehr" hat sie noch davon profitiert, eine riesige von den Serienverantwortlichen hinterlassene Lücke füllen zu können, und dabei auch sehr viel richtig gemacht. In "Ferne Ufer" fiel das Ganze für mich aber leider zunehmend in sich zusammen. Aus der vermeintlichen bitteren Rückkehr der U.S.S. Voyager wird hier nun ein höchst glücklicher Zufall, da die Menschheit ohne deren Besatzung wohl dazu verdammt gewesen wäre, sich in Borg zu verwandeln. Auch der Nebenplot rund um B'Elanna Torres und die Suche nach ihrer Mutter stieß mir – in erster Linie aufgrund der Tatsache, wie Christie Golden hier ein Klischee nach dem anderen abarbeitet – sauer auf. Generell fehlte es mir an Spannung, und war die Handlung für mich viel zu vorhersehbar. Insgesamt halte ich "Ferne Ufer" jedenfalls für ein ziemlich enttäuschendes Finale einer Duologie, die mit "Heimkehr" durchaus vielversprechend begonnen hat.
Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel
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