Kurzinhalt:
Die U.S.S. Voyager ist nach ihrer siebenjährigen Odyssee im Deltaquadranten endlich nach Hause zurückgekehrt. Wenige Tage, nachdem die Voyager im Sonnensystem erschienen ist, befindet sie sich immer noch auf dem – absichtlich langsamen, damit die Voyager-Crew genug Zeit hat, sich wieder zu "akklimatisieren" – Heimweg zur Erde. Anfangs sind Janeway und ihre Besatzung ziemlich enttäuscht: Was haben sie nicht alles für Abenteuer erlebt, neue Zivilisationen kennen gelernt, und einige durchaus interessante wissenschaftliche Entdeckungen gemacht. Doch die Föderation, noch ganz im Zeichen des erst vor kurzem zu Ende gegangenen Konfliktes mit dem Dominion, interessiert sich eigentlich nur für die Borg-Technologie, mit der die Voyager ausgestattet ist. Doch die Enttäuschung über diese gar einseitige Befragung ist vergessen, als es zum großen Wiedersehen der Crewmitglieder mit ihren Freunden und Verwandten kommt. Trotz aller berechtigter Freude schwingt dabei jedoch auch ein Hauch von Wehmut mit – da sich die Wege der in den letzten sieben Jahren zu einer Familie zusammengewachsenen Crew nun überwiegend trennen. Wenige Wochen später führt das Schicksal sie jedoch wieder zusammen. Zuerst kommt es zu einem Holo-Streik, und danach bricht auch noch ein Virus auf der Erde aus, der Menschen in Borg verwandelt– und für beide Ereignisse werden frühere Crewmitglieder der Voyager verantwortlich gemacht…
Review:
"Wir stehen selbst enttäuscht und seh'n betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen". Dieses berühmten Zitats von Berthold Brecht bediente sich die Space View in ihrer Ausgabe 5/01, um in einem einzigen Satz den Eindruck des Voyager-Finales wiederzuspiegeln. Ich selbst hätte es nicht besser sagen können. Schon seit dem Pilotfilm hatte ich befürchtet, dass es die Voyager erst im Serienfinale schaffen würde, endlich nach Hause zu kommen. Ich hatte aber zumindest ein Ende à la "Deep Space 9" erwartet – die erste Hälfte der Doppelfolge wird dazu benutzt, den Handlungsrahmen abzuschließen, und danach gibt man uns Zeit, uns von den liebgewonnenen Charakteren zu verabschieden. Aber ein ""Wo sind wir?" - "Zu Hause" - Ausblenden"-Ende hätte ich selbst in meinen kühnsten Alpträumen nicht erwartet. Christie Golden versuchte anno 2003, das Nachzuholen, was die Macher beim Voyager-Finale verabsäumt hatten. 10 Jahre später erscheint ihr erster Roman "Heimkehr" dank Cross Cult nun endlich auch im deutschsprachigen Raum.
Auf den ersten 50-100 Seiten bietet sich dem Leser dabei der Eindruck einer schönen neuen Welt: Tom Paris versteht sich glänzend mit seinem Vater, Torres versöhnt sich ebenfalls mit ihrem Dad, und erfährt sogar, dass ihre Mutter (von der sie im Delta-Quadranten eine Vision auf der Barke der Toten hatten, weshalb sie eigentlich davon ausgegangen ist, dass sie tot sei) noch am Leben ist. Harrys frühere Verlobte scheint immer noch an ihm interessiert zu sein, Seven of Nine und Chakotay trennen sich (und ja, das ist eine gute Nachricht; tatsächlich halte ich die Art und Weise, wie schnell sich Christie Golden dieser Schnapsidee der Drehbuchautoren entledigt, für eine der größten Stärken dieses Romans) und die gute Janeway versteht sich nicht nur mit ihrem Ex-Mann, sondern auch mit dessen neuer Frau glänzend. So sehr man der Voyager-Crew auch ein harmonisches Wiedersehen gönnt, gar so dick hätte man nun auch wieder nicht auftragen müssen.
Erst mit der Zeit beginnen dann ein paar Regenwolken die Euphorie zu trüben: Vor allem Seven hat es nicht leicht, wird sie doch ständig von Reportern und Fans belagert und belästigt. Auch der Holodoc hat so seine Probleme, denn zwar wird er aufgrund seines Holo-Romans überall erkannt und auch gefeiert, doch für seine eigentliche Tätigkeit, nämlich die Medizin, scheint sich auf einmal niemand mehr zu interessieren. Zudem wird er von einem Holo-Sympathisanten kontaktiert, der in weiterer Folge einen Streik bzw. eine Revolution von holographischen Figuren vom Zaun bricht – woraufhin der Doktor in Verdacht gerät, mit diesem zusammengearbeitet zu haben und einer der Drahtzieher der Vorfälle zu sein. So richtig spannend wird es dann aber ab ca. der Hälfte des Buches. Die ausbrechende Borg-Seuche fügt dem zuvor dominierenden heile Welt-Szenario doch ordentliche Risse zu. Sollte sich bei der Fortsetzung tatsächlich herausstellen, dass die Voyager-Crew diese unbeabsichtigterweise ausgelöst haben sollte, wäre das eine wunderschön-bittere Entwicklung.
Weniger gut gefallen hat mir allerdings die Handlung rund um Kims Freundin. Meines Erachtens versucht die Autorin hier allzu krampfhaft, einen Konflikt aufzubauen – was zumindest bei mir nicht so recht klappen wollte. Zudem hätte "Heimkehr" bis zum Ende hin ruhig noch etwas mysteriöser bleiben dürfen, was einen gewissen Drahtzieher im Hintergrund betrifft – denn spätestens am Ende des Buches wird sich wohl jeder Leser schon denken können, was hier vor sich geht, und um wen es sich handelt. Sich die Auflösung dieser Frage für die Fortsetzung "Ferne Ufer" aufzuheben, hätte in meinen Augen nicht geschadet. Am schwersten wiegt aber, dass ich mich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass Christie Golden das Ganze ursprünglich als einen einzigen, großen, epischen Roman geplant und geschrieben hat. "Heimkehr" endet demnach nicht einmal wirklich mit einem Cliffhanger; es wirkt eher so, als wäre die Erzählung einfach in der Mitte unterbrochen worden. Das fand ich doch eher suboptimal umgesetzt.
Fazit:
Der Teil, der sich wirklich auf die Rückkehr der Voyager mit all dessen Konsequenzen befasst, ist durchaus gut gelungen, wenn auch teilweise die "heile Welt" ein bisschen zu sehr beschworen wird. Die Handlung rund um den durch den Doktor der Voyager quasi ausgelösten Holo-Streik fand ich sehr interessant, und auch die Geschichte rund um das Nano-Virus ist spannend, und verspricht eine packende Fortsetzung. Auf der anderen Seite erscheinen gewisse Entwicklungen aber doch irgendwie arg erzwungen. Zudem fand ich die Handlung teilweise sehr vorhersehbar. Und das Ende kommt eher einem Abbruch als einem Abschluss – oder wenigstens einem Cliffhanger – gleich. Trotz dieser Schwächen ist Christie Golden mit "Heimkehr" eine gute Fortsetzung der "Voyager"-Saga gelungen, die einerseits Lust auf mehr macht, und andererseits dabei hilft, den negativen Beigeschmack eines der enttäuschendsten Serien-Enden der TV-Geschichte fortzuspülen.
Christian Siegel
Bewertung: 3/5 Punkten
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