Kurzinhalt:
Unter der unbarmherzigen Führung des dunklen Lords der Sith, Darth Sidious, wird Darth Maul schon in seiner Kindheit einer rigorosen Ausbildung unterzogen, die ihn zu einem unschlagbaren Kämpfer machen soll. Zuerst auf Mustafar und später an einer Akademie für Attentäger, wird Maul auf seine große Aufgabe vorbereitet, Sidious dabei zu helfen, sich an den verhassten Jedi zu rächen und die Macht über die Galaxis zu übernehmen. Maul fügt sich seinem Meister und überwindet jede Aufgabe, der er sich gegenübersieht. Als seine Ausbildung beendet ist, brennt er förmlich darauf, sich endlich einem Jedi zu stellen…
Review:
Darth Maul erinnert mich in vielerlei Hinsicht an Boba Fett. Auch dieser wurde ja von den Fans schnell zum Kultstar stilisiert, erlitt innerhalb der Filme ein unrühmliches Ende, nur um im "Erweiterten Universum" – vermeintlich um die Fans zufriedenzustellen und von der großen Popularität der Figur zu profitieren – wiederbelebt zu werden. Darth Maul erlitt ein ganz ähnliches Schicksal: Die Marketing-Kampagne zu "Episode I" war in vielerlei Hinsicht auf ihn zugeschnitten, viele hielten ihn für eine coole, kultige Figur – und waren dementsprechend enttäuscht, als er sich von Obi Wan überlisten und in zwei Teile schneiden ließ, um daraufhin im Generatorschacht seinem vermeintlichen Tod entgegenzustürzen. Die Macher der "Clone Wars"-Serie beschlossen dann aber, auch diese Kultfigur wieder aus dem Reich der Toten zurückzuholen. Ich habe die Serie bislang noch nicht gesehen und erlaube mir daher noch kein Urteil, wie gut oder schlecht das gelungen ist, bzw. ob man ihn denn wenigstens vernünftig einsetzt, damit sich die doch etwas weit hergeholte – denn ganz ehrlich, im Vergleich zum in den Sarlacc stürzenden Boba Fett war das doch ein relativ eindeutiger Tod – Reanimation wenigstens auszahlt.
Was ich jedoch sagen kann ist, dass ich Mauls Kultstatus – wie auch schon bei Boba Fett – nie so recht nachvollziehen konnte. Was wohl auch daran liegt, dass ich – auch bei Filmfiguren – mehr auf die inneren Werte achte, und auf ein cooles Aussehen verhältnismäßig wenig Wert lege. Für mich ist wichtiger, wie interessant die Figur selbst ist – und da Schnitt Darth Maul bei mir schon immer relativ schlecht ab. "Der dunkel Jäger" setzt nun einerseits kurz vor seiner Rückkehr in "Clone Wars" an und schildert, wie er von seinem Bruder Savage Opress gefunden wird, und beleuchtet andererseits seine Ausbildung unter Darth Sidious. Leider gelang es aber auch Autor Ryder Windham nicht so recht, mich die Faszination der Figur nachvollziehen zu lassen. Mit rund 200 Seiten ist "Der dunkle Jäger" zudem doch eine ziemlich kurze Angelegenheit, und mit epischen Romanen wie z.B. "Darth Plagueis" – mit dem sich "Der dunkle Jäger" aber wenigstens ganz gut ergänzt und in sich stimmig bleibt – überhaupt nicht zu vergleichen. Vielmehr scheint sich "Der dunkle Jäger" doch eher an die jüngeren Leser zu richten (eigentlich hatte ich ja vor, im Zuge dieses Durchforstens des erweiterten "Star Wars"-Universum das Young Adult-Material auszulassen, da ich ansonsten wohl bei einem Tempo von einem Review pro Woche selbst dann noch nicht fertig wäre, wenn die dritte Trilogie im Kino abgeschlossen ist. Bei "Der dunkle Jäger" habe ich jedoch da sie quasi Mauls Vorgeschichte erzählt eine Ausnahme gemacht), und bietet doch eher simple Unterhaltung ohne nennenswerten Tiefgang.
Eben dies ist auch gleich mein größter Kritikpunkt. "Der dunkle Jäger" mag uns zwar Mauls Vorgeschichte erzählen – tut jedoch aus meiner Sicht nichts, um ihn auch wirklich näher vorzustellen, und aus dem recht eindimensionalen Charakter aus dem Film eine interessante, vielschichtige Figur zu machen. Damit schafft "Der dunkle Jäger" das Kunststück, ihm auf der einen Seite den meines Erachtens letzten vorhandenen Rest an Interesse und Mysterium zu nehmen indem man uns seine Vergangenheit schildert, jedoch ohne ihn auf der anderen Seite durch eine bessere Charakterisierung interessanter zu machen. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass sich "Der dunkle Jäger" aufgrund seiner Kürze mit den verschiedenen Stationen von Mauls Ausbildung immer nur sehr kurz aufhält, und das ganze leider über größtenteils voneinander unabhängige Mini-Episoden nicht hinausgeht. Diese konzentrieren sich eben zudem überwiegend auf eine reine, plumpe Schilderung der Ereignisse, und bleiben somit sehr oberflächlich. Außerdem wirkt der Roman aufgrund der Tatsache, dass er rund zwei Jahrzehnte umfasst, dafür jedoch nur rund 200 Seiten zur Verfügung hat, sehr zerfahren. Es gibt einfach sehr viele und teils auch große Lücken. Ich denke, wenn man Windham was die Länge des Romans betrifft etwas mehr Spielraum gegeben hätte, wäre ein besseres Buch dabei herausgekommen.
Zumal nur 3/4 davon wirklich auf die Vorgeschichte fallen. Denn wie schon James Luceno bei "Darth Plagueis" geht auch "Der dunkle Jäger" auf den letzten Kapiteln in "Die dunkle Bedrohung" über, und schildert die Ereignisse des Films aus der Perspektive von Darth Maul. Bis auf ein Scharmützel mit Piraten ist die dort erzählte Handlung wohlbekannt, und lässt es auch an interessanten neuen Erkenntnissen vermissen. Spätestens da stellte ich mir dann doch die Sinnfrage. Die 150 Seiten davor waren zwar auch kein Reißer, aber boten zumindest die eine oder andere nette Szene – wenn das auch alles, vermeintlich aufgrund der Ausrichtung auf jüngere Leser die eine genauere Auseinandersetzung mit bzw. Schilderung von Mauls brutalem Vorgehen von vornherein unterbindet, deutlich hinter den Möglichkeiten zurückgeblieben ist. Vor allem die finale Konfrontation mit einer Figur mit der sich Maul an der Akademie anfreundet war absolut enttäuschend; hier schien "Der dunkle Jäger" doch sehr extrem zu verharmlosen, damit sich die ganzen Maul-Fanboys nicht ob dessen Skrupellosigkeit die Augen ausheulen und er bei seinen Fans jegliche Sympathie verspielt. Damit lässt man meines Erachtens dann auch noch die letzte Chance, den Roman auch abseits der Maul-Jünger für "Star Wars"-Fans noch lohnenswert zu machen, ungenutzt verstreichen.
Fazit:
Ich zähle nicht unbedingt zu den größten Fans von Darth Maul und konnte seine Faszination offen gestanden noch nie so recht nachvollziehen. "Der dunkle Jäger" konnte daran leider auch nichts ändern. Ich bin mir sicher, Fans seiner Figur werden von diesem Roman deutlich besser unterhalten, als es bei mir der Fall war, aber angesichts der Tatsache dass ich von der Figur eben nicht so begeistert bin schlugen die zahlreichen Schwächen bei mir eben besonders deutlich durch. Die da wären: Die Kürze des Romans die es kaum erlaubt, näher auf Entwicklungen einzugehen und zudem teils große Zeitsprünge erforderlich macht. Zumal man rund 50 Seiten dafür reserviert, die Handlung aus "Die dunkle Bedrohung" aus Mauls Sicht noch einmal zu erzählen – aus meiner Sicht reine Platzverschwendung. Das Geschehen blieb zudem sehr oberflächlich und beschäftigte sich kaum mit Mauls Gedanken und Gefühlen – was letztendlich dazu führte, dass ich nun zwar mehr über Darth Maul weiß, aber dennoch nicht das Gefühl habe, ihn nun besser zu kennen. Und selbst potentiell interessante und spannende Momente blieben leider hinter ihren Möglichkeiten zurück. Letztendlich hätte ich aus meiner Sicht nichts verpasst, wenn ich "Der dunkle Jäger" ausgelassen hätte, und würde den Roman nur den eingeschworensten Jüngern von Darth Maul empfehlen.
Bewertung:
1.5/5 Punkten
Christian Siegel
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