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Rush - Alles für den Sieg Drucken E-Mail
Tolles Biopic mit grandiosen Darstellerleistungen Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 11 Oktober 2013
 
 
Rush - Alles für den Sieg
Originaltitel: Rush
Produktionsland/jahr: USA 2013
Bewertung:
Studio/Verleih: Imagine Entertainment/Universum Film
Regie: Ron Howard
Produzenten: U.a. Ron Howard, Peter Morgan & Brian Grazer
Drehbuch: Peter Morgan
Filmmusik: Hans Zimmer
Kamera: Anthony Dod Mantle
Schnitt: Daniel P. Hanley & Mike Hill
Genre: Drama/Biographie
Kinostart Deutschland: 03. Oktober 2013
Kinostart USA: 27. September 2013
Laufzeit: 123 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray, DVD, Soundtrack
Mit: Daniel Brühl, Chris Hemsworth, Olivia Wilde, Alexandra Maria Lara, Pierfrancesco Favino, David Calder, Natalie Dormer u.a.


Kurzinhalt: Anfang der 70er-Jahre lernen sich James Hunt und Niki Lauda in der Formel 3 kennen - und sind sich von Anfang an aufgrund ihrer sehr unterschiedlichen Zugänge zum Rennfahren nicht sonderlich sympathisch. Während Hunt für das Risiko lebt und hinter dem Steuer immer wieder waghalsig bis gefährlich agiert, sieht Lauda das Rennfahren vielmehr als Beruf, und ist daran interessiert, das Risiko in Grenzen zu halten. Auch in ihrem Privatleben zeigen sich ihre unterschiedliche Persönlichkeiten: Hunt ist ein echter Lebemann und Playboy, Lauda konzentriert sich hingegen auf seinen Beruf und schließt nur sehr schwierig Freundschaften. Schließlich gelingt beiden der Sprung in die Königsklasse. In der Saison 1976 erreicht die Rivalität der beiden Rennfahrer dann einen neuen Höhepunkt. Lange Zeit sieht Niki Lauda wie der sichere Sieger der Weltmeisterschaft aus – bis er beim Rennen am Nürburgring schwer verunglückt…

Review: Ich bin seit meiner Kindheit großer Fan der Formel 1, und verfolge wenn schon nicht jedes Rennen doch zumindest jede Saison mit großem Interesse. Als 1980er-Jahrgang habe ich allerdings die hier geschilderte Saison bzw. generell diese Epoche der Formel 1 verpasst, und erst in der Gerhard Berger-Ära eingestiegen (was allerdings mittlerweile auch schon wieder fast 30 Jahre her ist). Dennoch ist mir als Fan des Sports und natürlich auch als Österreicher Laudas Geschichte, das mit seinem Unfall sowie generell die dramatische 1976-Saison ein Begriff. Als vor rund zwei Jahren dann ein Film über Niki Lauda und James Hunt angekündigt wurde, der sich in erster Linie mir dieser legendären Saison befassen würde, war für mich sofort klar: Den muss ich sehen! Das Ergebnis hat meine Erwartungen dann sogar noch leicht übertroffen: "Rush – Alles für den Sieg" ist eine packende, famos gespielte Mischung aus Rennfahrerdrama und Biopic, die eine der dramatischsten Saisonen der Formen 1-Geschichte wieder aufleben lässt.

Ron Howard, der sonst nicht unbedingt zu meinen Lieblingsregisseuren zählt, liefert hier zusammen mit Drehbuchautor Peter Morgan, der ein Experte für biographische Stoffe ist (so zeichnet er sich u.a. für die Drehbücher zu "Der letzte König von Schottland", "Die Queen" und dem ebenfalls von Howard inszenierten "Frost/Nixon" verantwortlich), einen der besten Filme seiner Karriere ab. Minutiös, aber dabei nie aufdringlich, fängt er den Flair der 70er-Jahre und insbesondere der damaligen Formel 1 ein. Als eine der größten Stärken des Films empfand ich dabei, dass sich "Rush" einer klischeehaften Schwarz-Weiß-Zeichnung verwehrt, und auch keinen klassischen Hauptprotagonisten vorzuweisen hat. Die Erzählung schwenkt immer wieder zwischen Niki Lauda und James Hunt hin- und her, und zeigt und das Geschehen stets entweder aus der Perspektive des einen oder des anderen. Dabei werden beide als zwar sehr unterschiedliche Charaktere dargestellt, jedoch nicht einer als besser bzw. sympathischer gezeichnet als der andere. Es gibt in dieser Geschichte keinen Guten und keinen Bösen, sondern einfach nur zwei unterschiedliche Rennfahrer, die aufgrund ihrer teils konträren Persönlichkeiten und zugleich dem einen Aspekt der sie verbindet – ihr Ehrgeiz – auf und neben der Rennstrecke aneinander gekracht sind. Hierzu ist es natürlich auch wichtig festzuhalten, dass es sich bei "Rush" um keine Dokumentation handelt, sondern um eine Dramatisierung der damaligen Ereignisse. Vieles wird absichtlich ausgespart (so waren Lauda und Hunt lange Zeit gute Freunde, und teilten sich einige Zeit lang sogar eine Wohnung), einiges ist bewusst überzeichnet, und manches auch völlig frei erfunden, um die Dramaturgie zu schärfen und die Figuren besser herauszuarbeiten. Zumindest mich haben diese künstlerischen Freiheiten aber nicht gestört.

Eine weitere wesentliche Stärke ist die Sorgfalt, die bei "Rush" von allen Beteiligten gezeigt wird. Es wurde viel Aufwand betrieben, um die Saison 1976 wieder aufleben zu lassen. Gedreht wurde mit den echten Fahrzeugen, die von privaten Sammlern geliehen wurden, und teilweise – wie z.B. beim alten Nürburgring – auch auf den Original-Strecken. Ein besonderes Schmankerl hat darüber hinaus die deutsche Synchronfassung zu bieten. Denn jahrzehntelang (genauer gesagt von 1965 bis 2008!) war der ORF-Kommentator Heinz Prüller "Mister Formel 1". Für "Rush" hat man ihn nun entweder extra für Sprachaufnahmen ins Studio geholt oder auf Archivaufnahmen mit ihm zurückgegriffen. Da die Formel 1 in Österreich zur damaligen Zeit sehr stark mit seiner markanten Stimme verbunden war, steigerte diese Entscheidung für mich die Authentizität des Films zusätzlich. Es kommt durch ihn einfach noch mehr als nur mit den Bildern richtiges, nostalgisches Formel 1-Flair auf. Wer immer dafür verantwortlich ist: Von mir gibt’s an dieser Stelle an ganz großes Dankeschön!

Trotz aller anderen positiven Aspekte… "Rush – Alles für den Sieg" gehört in erster Linie den Darstellern. Als Österreicher und Formel 1-Fan ist mir dabei natürlich vor allem Niki Lauda, der der Formel 1 nach wie vor sehr verbunden ist, sehr geläufig (während ich James Hunts aktive Karriere ja verpasst habe). Wenn man mit einer Person des öffentlichen Lebens derart gut vertraut ist, mit seiner Mimik, seiner Sprechweise etc., ist es für einen Schauspieler immer ganz besonders schwierig, wenn es darum geht, in dessen Haut zu schlüpfen. Gerade auch angesichts Laudas starkem österreichischen Akzents und seiner markanten Stimme stand Daniel Brühl vor einer fast herkulischen Aufgabe – und meistert diese mit Bravour. Ehrlich… ich bin hin und weg. Das Daniel Brühl ein talentierter, vielseitiger junger Schauspieler ist, hat er ja in den letzten Jahren immer wieder bewiesen. Aber wie er hier förmlich hinter Niki Lauda verschwindet, ist absolut beeindruckend. Vor allem die Stimme! Unglaublich. Hier ist natürlich auch die Maskenabteilung zu loben. Und auch wenn er Niki Lauda bereits vor dem Unfall sehr ähnlich sieht, aber… vor allem danach ist er dann de facto von Archivaufnahmen Laudas nicht mehr zu unterscheiden. Insbesondere auch wenn er diese weiße Schutzmaske aufhat und man nur mehr seine Augen sieht, könnte man echt glauben, Howard würde diesen Film schon seit Jahrzehnten planen und hätte 1976 einfach mal schnell seine Kamera ins Cockpit gehalten. Auch wenn Daniel Brühl für mich einfach da ich mit Niki Lauda so vertraut bin ganz besonders hervorsticht, muss aber auch Chris Hemsworth gelobt werden, der eine ähnlich gelungene schauspielerische Leistung zeigt. Wichtige unterstützende Performances kommen zudem von Olivia Wilde und Alexandra Maria Lara.

Zuletzt sei noch kurz Hans Zimmer gelobt, der heuer zu den fleißigsten Filmkomponisten Hollywoods zählt. Sein Hauptthema mag mich zwar an "The Rains of Castamere" erinnert haben weshalb ich zwischendurch immer wieder mal kurz an "Game of Thrones" denken musste, dennoch zeigt er hier erneut seine Wandlungsfähigkeit und dass er mehr kann als nur Tschinnbummkrach-Filme vertonen. Mein einziger Kritikpunkt an "Rush" sind die Rennszenen. Wenn man mit Formel 1 und TV-Übertragungen aufgewachsen ist, stellt die Kino-Inszenierung schon einen Bruch dar. So verständlich, logisch und nachvollziehbar dies grundsätzlich auch sein mag, so habe ich doch die Übersichtlichkeit der TV-Bilder vermisst. Teilweise konnte man dem Renngeschehen kaum folgen, was die Spannung dieser Szenen für mich nicht unerheblich reduziert hat. Gerade auch die Überholmanöver hätte man ruhig mehr zelebrieren und hervorheben können. Zugegeben, die kinoreife Inszenierung machte das ganze zwar sehr dramatisch – aber insgesamt war dies für mich so ziemlich der einzige Punkt, wo die Realität der "Phantasie" überlegen ist.

Fazit: "Rush – Alles für den Sieg" ist ein packendes, wunderbares BioPic mit zwei herausragenden Darstellerleistungen von Chris Hemsworth und Daniel Brühl. Vor allem letzterer verschwindet förmlich in seiner Rolle, und hat mich mit seiner Imitation von Niki Lauda begeistert. Auch der Make-Up-Abteilung muss – insbesondere für die Arbeit, die sie nach dem Unfall leisten – diesbezüglich ein großes Lob ausgesprochen werden. Ron Howard inszeniert den Film mit viel Flair, und lässt die 70er Jahre sowie die Faszination die der Formel 1-Rennsport gerade auch noch zur damaligen Zeit ausgestrahlt hat wieder aufleben. Eine weitere wesentliche Stärke ist das Drehbuch von Peter Morgan, dass sich nicht dem üblichen Hollywood-Schema beugt und einen der beiden Rivalen zum Helden und den anderen zum Bösewicht stilisiert. Stattdessen sind es einfach zwei in ihrer Persönlichkeit sehr unterschiedliche Fahrer, die eben genau deshalb auch aneinandergeraten, sich andererseits aber auch irgendwie ergänzen bzw. zu Höchstleistungen anspornen. Vor allem auch letztere Message des Films fand ich höchst interessant. Sehr gefreut habe ich mich auch über das Gimmick, Heinz Prüller als Kommentator der Rennen einzubinden – was gerade auch für uns Österreicher sowohl das Nostalgie-Gefühl des Films als auch seine Authentizität erheblich steigert. Mein einziger Kritikpunkt sind die Rennszenen, die ich leider nicht sonderlich packend fand. Dass man sich bei deren Inszenierung an den cinematographischen Möglichkeiten orientiert, ist nicht weiter verwunderlich, aufgrund des hektischen Schnitts und der oftmals stark herangezoomten Bilder war es mir aber schwer bis unmöglich, dem Renngeschehen zu folgen. Hier habe ich also stellenweise doch die Übersichtlichkeit der aus dem TV gewohnten Bilder vermisst. Trotz dieses Mankos ist "Rush" aber zweifellos einer der besten Filme des heurigen Kinojahres, und vor allem für Fans der Formel 1 ein absoluter Pflichttermin.

Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2013 Universum Film)


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