Mit: Jane Levy, Shiloh Fernandez, Lou Taylor Pucci, Jessica Lucas, Elizabeth Blackmore u.a.
Kurzinhalt:
Mia ist drogenabhängig. Um von ihrer Sucht wegzukommen, möchte sie sich für ein Wochenende in eine abgelegene Waldhütte begeben, um dort einen kalten Entzug durchzuziehen. Begleitet wird sie von ihren beiden Freunden Eric und Olivia, ihrem Bruder David sowie dessen Freundin Natalie. In der Hütte angekommen findet man eine Falltür, die in einen verborgenen Keller führt. Dort scheint vor nicht allzu langer Zeit ein grauenhaftes, satanisches Ritual durchgeführt worden zu sein. Außerdem finden sie dort ein geheimnisvolles, scheinbar ganz altes Buch. Da Eric eine Faszination für das Okkulte hegt, beginnt er damit, es durchzublättern. Schließlich kann er der Versuchung nicht widerstehen, und liest eine Passage des Buchs laut vor. Daraufhin erwacht etwas unvorstellbar Böses zum Leben, und beginnt nacheinander, von ihnen Besitz zu ergreifen…
Review:Auch wenn ich mit dieser Aussage wieder viel Ansehen unter den Horror-Fans verlieren werde, aber… ich bin kein großer Fan von Sam Raimis Original. Mir war der Splatter dort zu extrem, weshalb ich den Film nie ernst nehmen und daher auch nicht in die Handlung eintauchen konnte. Die Fortsetzung, die von vornherein einen ironisch-humoristischen Unterton einschlägt, hat mir da schon bedeutend besser gefallen, und "Army of Darkness" ist natürlich ein kultiger Fantasy-Trash-Klassiker. Aber der erste Teil? Weniger meins. Insofern sah ich es jetzt auch nicht als Blasphemie an, als dieses Remake angekündigt wurde. Und letztendlich denke ich auch, dass ein anderer Film dem Ansehen dieses Remakes viel mehr geschadet hat, als das Original, nämlich "The Cabin in the Woods". Dort wurde ja die typische Formel von fünf Freunden, die sich in eine abgelegene Waldhütte begeben, persifliert. Inklusive der typischen Charaktertypen, der zahlreichen Klischees usw. – wobei vieles davon natürlich auf das "Evil Dead"-Original zurückgeht. Nur relativ kurz nach dieser Demontage einen völlig ernsten Film zu erleben, der erst recht wieder diese typischen Elemente und Klischees zelebriert, empfand ich vergleichsweise als Rückschritt. Und insgesamt denke ich, hätte etwas mehr Zeit zwischen Demontage und Re-Etablierung gut getan.
Auch mit dem völlig übertriebenen Werbespruch auf dem Poster – "Der schockierendste Film, den du jemals sehen wirst" – hat man "Evil Dead" meines Erachtens keinen Gefallen getan, da dieser eine Erwartungshaltung schürt, die der Film letztendlich nicht erfüllen kann. Ja, er bietet solide Genre-Kost, ein paar spannende Momente und gute Schock-Szenen, einige sehr brutale, gelungen umgesetzte Splatterszenen, und ist insgesamt definitiv nichts für Leute mit schwachen Nerven und/oder einem empfindlichen Magen. Aber wirklich etwas Besonderes, ein derartiges Überdrüber-Highlight, wie uns das hyperbolische Plakat weiß machen will, ist er dann eben auch wieder nicht. Selbst wenn man damit versuchen würde, dem Film quasi eine Auszeichnung für seine Brutalität verleihen zu wollen, muss ich den Verantwortlichen leider sagen, dass ich – trotz einiger harter Szenen – im Horrorbereich schon Schlimmeres und/oder schwerer Verdauliches gesehen habe. Zumal ich mir – wie schon beim Original – der Künstlichkeit des Geschehens ständig bewusst war und nie wirklich in die Handlung eingetaucht bin. Ehrlich, da sind mir einige deutlich weniger brutale Szenen in vergleichsweise harmloseren Filmen deutlich näher gegangen. Und wenn wir schon dabei sind, Kritik zu üben, müssen natürlich die teils wieder alles andere als klug agierenden Protagonisten erwähnt werden. Vor allem die Tatsache, dass Eric aus dem Buch der Toten vorliest… das war mir einfach viel zu dämlich und wurde meines Erachtens auch nicht gut genug vorbereitet. Wenn man stärker gezeigt hätte, wie das Buch in quasi dazu verführt, oder einfach seine Motivation dahinter verdeutlicht hätte. So hat das ganze leider ein bisschen etwas von "Selber schuld, kein Mitleid".
Was man wirklich gut hinbekommen hat, sind Maske und Gore-Effekte. Beim Original wirkten die ja doch vergleichsweise billig und wenig realistisch, aber hier… heilige Scheiße! Echt verdammt gut gemacht, und definitiv eine enorme Verbesserung im Vergleich zum Original. Gut gefallen hat mir auch, wie man Elemente aus den ersten beiden "Evil Dead"-Filmen genommen, diese teilweise neu interpretiert und dann insgesamt auf eine Art und Weise zusammengewürfelt hat, dass es doch auch wieder irgendwie frisch wirkt. So mag es hier zwar auch eine Szene geben, wo sich jemand die Hand abschneidet, oder mit einer Kettensäge hantiert, oder ein "angry molesting tree" (um "The Cabin in the Woods" zu zitieren) seinen Auftritt hat – und doch ist alles auf eine Art und Weise anders, dass mal als Kenner der Originale dies zwar als Anspielungen erkennt, es jedoch nicht einfach wie eine Kopie der entsprechenden Szenen wirkt. Ach ja, und wenn ich schon so über das Drehbuch und das Durchkauen der üblichen Klischees herziehe, muss ich schon auch erwähnen, dass mit der Spin, dass die Figuren nicht zum Feiern in die Waldhütte fahren, sondern eigentlich aus genau dem gegenteiligen Grund, sehr gut gefallen hat.
Dennoch dauert es meines Erachtens ein wenig, bis der Film so richtig in Fahrt kommt und zu sich selbst findet. Die Figurenvorstellung verläuft eben allzu typisch und geht über die üblichen eindimensionalen Klischees nicht hinaus. Dann dauert es auch nachdem Eric das Buch der Toten zitiert hat noch eine Weile, ehe der Wahnsinn so wirklich ausbricht. Und eben dieser Mittelteil ist auch jener, der am meisten an die Original-Filme erinnert, und damit auch am wenigsten hervorsticht und doch etwas ein Gefühl von "been there, done that" vermittelt. Wobei der Mittelteil nichtsdestotrotz durchaus zu unterhalten vermag, mit der recht langsamen aber stetigen Eskalation der Gewalt. Am besten gefallen hat mir aber das letzte Drittel, angefangen vom vermeintlichen Anzünden des Hauses über das Begräbnis bin hin zur Wiederauferstehung und den daraufhin folgenden Showdown. Es ist zwar schon eine Weile her, dass ich die beiden Originalfilme gesehen habe, aber das wirkte zumindest auf mich vergleichsweise frisch und neu. Und vor allem der Showdown war dann wirklich phantastisch; ungemein unterhaltsam und sogar ansatzweise spannend. Jedenfalls hat sich meine Meinung zum Film praktisch mit jeder Minute zum Besseren gewandelt. Im ersten Drittel war ich noch wenig begeistert und hätte ihm wohl maximal eine durchschnittliche Wertung angedeihen lassen, danach wurde er schön langsam, und das Finale lässt ihn dann endgültig in die Schublade der "guten" Filme vorrücken.
Die Inszenierung ist recht gelungen – auch wenn man sich keine ähnlichen Innovationen wie beim Original (wie die Kamerafahrten durch den Wald auf das Haus) erwarten darf. Dennoch inszeniert Fede Alvarez mit sicherer Hand, bietet die eine oder andere spannende und atmosphärisch dichte Szene, und schmückt dann vor allem den Showdown mit einigen prägnanten Bildern, die in Erinnerung bleiben. Die Musik von Roque Baños gibt die Stimmung der jeweiligen Szenen gut wider, ist mir jedoch davon abgesehen kaum in Erinnerung geblieben. Die schauspielerischen Leistungen sind ebenfalls recht solide bis sehr gut. Vor allem Jane Levy als Mia stach diesbezüglich für mich hervor. Aber eigentlich machen sie allesamt ihre Sache sehr gut – dass die Figuren so eindimensional und klischeehaft geschrieben wurden, dafür können ja die DarstellerInnen nichts. Gelobt werden müssen außerdem noch die Set-Gestalter und –Ausstatter des Films; die Blockhütte im Wald mag zwar mittlerweile ein abgedroschenes Klischee sein, aber bei "Evil Dead" macht man das Beste draus, und präsentiert eine möglichst gruselig und unheimlich aussehende Hütte. Dennoch, das hervorstechendste Merkmal sind ganz klar die Gore-Effekte. Der Rest ist guter Durchschnitt.
Fazit:
"Evil Dead" ist ein durchaus gelungenes Remake, das ich – angesichts der Tatsache, dass ich kein größter Fan des Original-Films bin – sogar noch etwas über der Vorlage einschätzen würde. Tonal dem ersten "Evil Dead"-Film deutlich näher als den zunehmend komödiantischen, ironischen Fortsetzungen, zeichnen ihn vor allem die sehr guten Masken- und Gore-Effekte sowie ein großartiges letztes Drittel aus. Davor braucht der Film jedoch etwas, um in Fahr zu kommen, und spart dabei leider auch nicht an den üblichen Genreklischees – wobei es gerade nach der kürzlichen Demontage in "The Cabin in the Woods" doch etwas gewöhnungsbedürftig war, so früh schon wieder einen gänzlich unironischen Film zu erleben, der sich schamlos in diesen typischen Klischees suhlt. Vermutlich auch daher – sind die Figuren doch die üblichen eindimensionalen Abziehbilder – gelang es mir nicht wirklich, zu einem der Protagonisten eine Beziehung aufzubauen, mit ihnen mitzufiebern, und so richtig in die Handlung einzutauchen. Trotz dieser Schwächen war das erste Drittel nicht langweilig, das zweite dann durchaus gelungen – und in erster Linie ist es dann eben das wirklich großartige Finale, das "Evil Dead" herausreißt und ihm doch noch eine überdurchschnittliche Wertung einbringt.
Mist, bist du mir also doch noch auf die Schliche gekommen: Ich widme mein ganzes Leben nur der Aufgabe, dich zu ärgern :D.
Ich habe "Evil Dead" vor rund 10 Jahren zum ersetn und bislang einzigen Mal gesehen. Vielleicht gibts irgendwann noch mal ein Review von mir dazu, nach einem Revisit, aber ich denke, schon allein die Tatsache dass ich - bei Filmen, die uns wirklich verstören und verschrecken wollen - den subtilen Horror der eher eine Stimmung aufbaut als sich auf zu explizite Szenen und Gore-Effekte verlegt vorziehe, sollte meine Meinung im Ansatz erklären. Der zweite hat mich da schon weitaus besser unterhalten, und "Army of Darkness" ist natürlich Kult . Vielleicht ist dir ja zumindest das ein kleiner Trost
Wenns gleich von vornherein Einzeltickets gegeben hätte, wäre ich dabei gewesen. Aber ich wollte keine Karte für alle Vorstellungen kaufen. Vielleicht bekommen wir ja noch einmal Gelegenheit dazu .