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Here Comes the Devil Drucken E-Mail
Atmosphärischer Horror mit ärgerlicher Aussage Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 14 Oktober 2013
 
Halloween-SPECiAL

 
Here Comes the Devil
Originaltitel: Ahí va el diablo
Produktionsland/jahr: MEX 2013
Bewertung:
Studio/Verleih: Morbido Films/MPI Media Group
Regie: Adrián García Bogliano
Produzenten: U.a. Andrea Quiroz & Jose Diaz Rodriguez
Drehbuch: Adrián García Bogliano
Filmmusik: Julio Pillado
Kamera: Ernesto Herrera
Schnitt: Carmen Vargas
Genre: Horror
Kinostart Deutschland: noch nicht bekannt
Kinostart USA: 13. Dezember 2013
Laufzeit: 97 Minuten
Altersfreigabe: noch nicht bekannt
Trailer: noch nicht verfügbar
Kaufen: noch nicht verfügbar
Mit: Francisco Barreiro, Laura Caro, Alan Martinez, Michele Garcia, David Arturo Cabezud u.a.


Kurzinhalt: Felix, Sol und ihre beiden Kinder Sara und Lucio machen Urlaub nahe Tijuana. Als die Kinder nicht von einem Spaziergang bei den nahegelegenen Höhlen zurückkommen, sind die Eltern verzweifelt. Am nächsten Tag werden die beiden dann zur Erleichterung der Eltern von der Polizei wieder gefunden. Allerdings verhalten sich Sara und Lucio höchst sonderbar. Sie wirken sehr zurückgezogen und verstört. Ist ihnen etwa bei der Wanderung irgendetwas zugestoßen? Anfangs drängt sich Sol und Felix der Verdacht auf, die beiden wären missbraucht worden. Als Sol Nachforschungen anstellt, befürchtet allerdings schon bald, dass das nicht wirklich ihre Kinder sind, sondern vielmehr etwas Böses von ihnen Besitz ergriffen hat…

Review: Der Alptraum aller Eltern: Nach einer Wanderung verschwinden Sara und Lucio spurlos.Das Erschreckendste an "Here Comes the Devil" war für mich seine Ausgangssituation: Zwei Kinder gehen im Urlaub unbeaufsichtigt spazieren, und kehren nicht zur vereinbarten Zeit zurück. Was ist mit ihnen passiert? Haben sie nur die Zeit übersehen, oder ist ihnen etwas Schreckliches zugestoßen? Als es immer später wird, wird leider auch letztere Möglichkeit immer wahrscheinlicher. Die damit einhergehenden Ängste und die Verzweiflung der Eltern bringt der Film wirklich phantastisch zur Geltung – und auch wenn ich selbst noch keine Kinder habe war es nicht schwer, sich in sie hinein zu fühlen und ihr Grauen nachzuvollziehen. Zwar dauert dieser Abschnitt des Films nur ein paar Minuten, aber die Art und Weise wie er den Schock und die Verzweiflung der Eltern herausarbeitet und portraitiert fand ich ungemein effektiv. Sicherlich eine der wirkungsvollsten und gelungensten Stellen von "Here Comes The Devil".

Was mir auch noch gut gefallen konnte, ist eine Stelle etwas später, als Felix und Sol jenen Mann aufsuchen, den sie in Verdacht haben, mit ihren Kindern etwas angestellt zu haben. Dieser Teil des Films hat mir sogar noch einmal besser gefallen als alles rund um die verschollenen Kinder, und war für mich der absolute Höhepunkt. Einfach nur phantastisch. Auch die Erzählung der Babysitterin dazu, was sie erlebt hat, ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken jagen. Generell ist die Inszenierung von Adrián García Bogliano durchaus kompetent und mit einigen atmosphärischen Szenen versehen, die für Spannung und/oder für Schrecken sorgen. Nicht vergessen werden darf auch der Einstieg rund um ein junges lesbisches Paar, der ebenfalls sehr gut gelungen war. Wenn wir schon bei den positiven Aspekten sind, müssen unbedingt auch die schauspielerischen Leistungen hervorgehoben werden. Hier stach vor allem Laura Caro hervor, die sich in weiterer Folge als Hauptprotagonistin erweist und die verschiedenen Facetten ihrer Figur stets glaubwürdig zu vermitteln versteht. Auch die beiden Kinder leisten gute Arbeit, vor allem wenn es dann darum gilt, eine möglichst gruselige Performance abzuliefern. Weitere gute Leistungen kommen von Francisco Barreiro (der Sols Mann Felix verkörpert), der Babysitterin sowie jenem Mann den Felix und Caro aufsuchen (ohne Kenntnis des Rollennamens lassen sich die Namen der betreffenden DarstellerInnen leider nicht eruieren.)

Sol macht eine grauenhafte Entdeckung.Leider aber trifft Regisseur und Drehbuchautor Adrián García Bogliano einige Entscheidungen, mit denen ich wenig bis gar nichts anfangen konnte. So ergibt der eine oder andere Aspekt der Handlung für mich nicht wirklich Sinn. So macht Sol als sie jene Höhle aufsucht und die es ihre Kinder verschlagen hat eine schockierende Entdeckung – die sich aber wiederum mit der Behauptung spießt, das Böse würde von schwachen Menschen Besitz ergreifen; denn eine klassische Besessenheit ist es ja ganz offensichtlich nicht. Generell stellt sich mir die Frage, warum die beiden Kinder immer wieder zur Höhle zurückkehren sollten. Das schien mir schon ein sehr bequemes Plotkonstrukt zu sein, damit Sol die besagte Entdeckung machen kann. Und auch das Ende, als sie Felix ihre Entdeckung zeigt, fand ich doch ziemlich schräg und insgesamt doch eher wenig überzeugend. Es war mir zu sehr auf Schockwirkung ausgelegt, wirkte aber auf mich nicht schlüssig.

Auch inszenatorisch ist nicht alles eitel Wonne. Vor allem die bedeutungsschwangeren Zooms auf bestimmte Details (wie Händchen haltende Kinder), die noch dazu mit einem Dröhnen des Soundtracks unterlegt wurden, waren mir viel zu aufdringlich; mit der Zeit fand ich die richtiggehend unfreiwillig komisch. Am schwersten wiegt für mich aber die mitschwingende, sehr konservative Aussage, dass Sex bzw. Lust – insbesondere wenn diese von einer Frau empfunden wird. Wie kann sie nur! – etwas Böses, Verbotenes ist, dass dem Teufel Tür und Tor öffnet. Der Film startet mit zwei jungen Mädels die lesbischen Freuden frönen, und kurz darauf muss eine davon (das Schicksal der zweiten bleibt uns verborgen) dafür auch schon büßen. Noch viel eindeutiger ist dies aber in der Szene, in der die Kinder verschwinden. Bogliano schneidet beide Stränge – die Eltern im Auto und die wandernden Kinder – derart zusammen, dass die beiden just dann vor der Höhle stehen in der sie verschwinden, wenn ihre Mutter gerade den Höhepunkt erreicht. Noch aufdringlicher – und für meinen Geschmack auch abstoßender – geht's ja wohl nicht. Diesbezüglich ist es übrigens auch auffällig, dass die beiden Kinder just dann verschwinden, nachdem Sara ihre erste Periode bekommen und damit die sexuelle Reife erlangt hat. Diese sich aufdrängende, extrem konservative Interpretation des Geschehens ist mir jedenfalls leider doch ziemlich sauer aufgestoßen, und hat mir "Here Comes the Devil" doch ansatzweise verdorben.

Fazit: Handwerklich solide, hat mir die Aussage des Films diesen leider überwiegend verdorben.Die Ausgangssituation ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken jagen, die schauspielerischen Leistungen sehr gut, und auch atmosphärisch kann sich "Here Comes the Devil" durchaus sehen lassen. Zudem gibt es einige wirklich starke Szenen – allen voran jene, als die beiden Eltern ausziehen, um sich an jener Person zu rächen, die sie für die traumatischen Erlebnisse ihrer Kinder verantwortlich machen. Hier konnte mich "Here Comes the Devil" kurzzeitig wirklich begeistern. Leider trifft Regisseur und Drehbuchautor Adrián García Bogliano auch so manche Entscheidung, mit der ich wenig bis gar nichts anfangen konnte. Inszenatorisch fielen mir vor allem die zahlreichen bedeutungsschwangeren Zooms mit der Zeit negativ auf. In erster Linie hat mich aber die sich förmlich aufdrängende Interpretation gestört, dass Sex böse sei, und Frauen für ihre Lust bestraft werden müssen. Mittlerweile haben wir ja doch schon 2013, und solch eine Aussage ist mittlerweile nicht einfach nur mehr konservativ, sondern schon richtiggehend archaisch. Insgesamt stieß mir "Here Comes the Devil" jedenfalls zu oft zu sauer auf, als das ich ihn hätte genießen können.

Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2013 MPI Media Group)


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Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2013





Kommentare (4)
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1. 04.01.2015 01:27
 
Ähhhm, dir ist schon klar, dass die "extrem konservative Interpretation des Geschehens" aus deinem Kopf stammt und vom Regisseur nicht unbedingt beabsichtigt gewesen sein muss? Oder hast du einen Beleg dafür, dass Bogliano die von dir angeprangerten Botschaften tatsächlich genauso rüberbringen wollte?  
 
Auf mich hat der Film jedenfalls größtenteils nicht so gewirkt wie du ihn beschreibst. Hinzu kommt, dass Sex und Gewalt/Tod in Horrorfilmen sich oft gegenseitig bedingen. Wenn man das so interpretiert wie in deiner Rezi beschrieben, wäre ja fast jeder Slasher ein erzkonservatives Machwerk.
 
brainy
2. 07.01.2015 15:59
 
"Ähhhm, dir ist schon klar, dass die "extrem konservative Interpretation des Geschehens" aus deinem Kopf stammt und vom Regisseur nicht unbedingt beabsichtigt gewesen sein muss?" 
 
Ja, natürlich. Habe ich irgendwo was anderes behauptet? Aber bei mir ist der Film nun einmal so angekommen. Und ja, es gibt im Horrorgenre immer wieder entsprechende Überschneidungen zwischen Sex und Gewalt (die man auch durchaus kritisch hinterfragen darf, wie ich finde), aber ich fand die Korrelation zwischen (weiblicher) Lust und der auf dem Fuße folgenden "Stafe Gottes" selten so aufdringlich wie hier, angesichts der bewussten Entscheidung des Regisseurs, beide Momente auf diese Weise zusammenzuschneiden. Darüber, was sich der Regisseur dabei gedacht hat, kann ich natürlich nur spekulieren - bei mir hat er damit aber eben diesen Eindruck ausgelöst. Und letztendlich sind ja nicht die Intentionen eines Regisseurs relevant, sondern wie dieser beim Zuschauer ankommt.
 
3. 08.01.2015 10:12
 
Der Regisseur kann sich aber auch nicht Gedanken über die Befindlichkeiten jedes einzelnen Zuschauers machen und dann ein aalglattes Werk ohne Ecken und Kanten abliefern. Wie gesagt, bei mir kam die Szene nicht so an wie bei dir. Wie ein Werk interpretiert wird, hängt eben oftmals eher vom Adressaten ab als vom Absender.  
 
Hier ein interessantes Interview mit Bogliano über "Here Comes the Devil", in dem er für mich eigentlich nicht wie ein erzkonservativer Frauenhasser rüberkommt:  
http://moveablefest.com/moveable_fest/2013/12/adrian-garcia-bogliano-interview.html 
 
Die sexualisierten Szenen sollten wohl die Nähe zwischen Leben und Tod zeigen. Dazwischen existiert oft nur ein schmaler Grat. So kam es in dem Film für mich auch rüber. Ich hab HCTD allein schon deshalb nicht als "frauenfeindlich" empfunden, weil die Hauptdarstellerin im Verlauf der Handlung als der stärkste und sympathischste Charakter dargestellt wurde. Der Mann hingegen wirkte eher schwach, cholerisch und etwas begriffsstutzig. Aber wenn Männer negativ dargestellt werden, ist das ja OK. ;-)
 
brainy
4. 12.01.2015 20:58
 
Der Regisseur kann und soll natürlich genau das Werk abliefern, dass er abliefern will. Es feit ihn aber nicht davor, dass ich den Film dann auf meine Art und Weise interpretiere ;)
 
Das Interview werde ich mir bei Gelegenheit vorknöpfen, danke für den Link! 
 
Wenn es um die Nähe zwischen Leben und Tod gehen soll, frage ich mich aber, warum der Regisseur just die weibliche Sexualität so hervorgehoben hat. Aber egal. Einigen wir uns darauf, uns nicht einig zu sein ;).
 

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