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Dark Touch Drucken E-Mail
Düster-nachhallende "Carrie"-Variante Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 05 Oktober 2013
 
Halloween-SPECiAL

 
Dark Touch
Originaltitel: Dark Touch
Produktionsland/jahr: F/IRL/SWE 2013
Bewertung:
Studio/Verleih: Element Pictures/Wild Bunch
Regie: Marina de Van
Produzenten: U.a. Marc Bordure, Ed Guiney, Jean-Luc Ormières & Patrick Sobelman
Drehbuch: Marina de Van
Filmmusik: Christophe Chassol
Kamera: John Conroy
Schnitt: Mike Fromentin
Genre: Horror/Drama
Kinostart Deutschland: noch nicht bekannt
Kinostart USA: 18. April 2013
Laufzeit: 90 Minuten
Altersfreigabe: noch nicht bekannt
Trailer: YouTube (Englisch)
Kaufen: noch nicht verfügbar
Mit: Missy Keating, Clare Barrett, Padraic Delaney, Robert Donnelly, Richard Dormer, Charlotte Flyvholm, Ella Hayes, Mark Huberman, Katie Kirby, Art Parkinson, Anabel Sweeney u.a.


Kurzinhalt: Völlig verstört läuft die elfjährige Niamh zu ihren Nachbarn, wo sie schließlich von ihren Eltern abgeholt wird. Sie möchte nicht mehr in ihr neues Haus zurück – ist sie doch davon überzeugt, dass es dort spukt. Immer wieder scheinen sich Gegenstände wie von Geisterhand zu bewegen. Eines Nachts kommt es dann schließlich zur Katastrophe: Ihre Eltern und ihr neugeborener Bruder kommen bei einem verheerenden Brand ums Leben, und Niamh wird mit einem Schlag zur Vollwaise. Während nach geeigneten Adoptiveltern für sie gesucht wird, erklärt sich ein befreundetes Elternpaar dazu bereit, sie in der Zwischenzeit bei sich aufzunehmen. Natalie und Lucas haben selbst zwei Kinder, und zudem vor einigen Jahren eine weitere Tochter nach langer, schwerer Krankheit verloren. Die beiden bemühen sich, Niamh ein liebevolles neues zu Hause zu bieten, doch diese bleibt in sich verschlossen und unnahbar. Gehen sie anfangs noch davon aus, dass sie von den Ereignissen im Haus ein schweres Trauma davongetragen hat, drängt sich schon bald ein noch schlimmerer Verdacht auf: Wurde Niamh etwa von ihren Eltern misshandelt und sexuell missbraucht? Niamh wiederum befürchtet zunehmend, dass am Tod ihrer Eltern gar nicht das Haus schuld war – sondern dass die sich bewegenden Gegenstände vielmehr auf sie selbst zurückzuführen sind…

Review: Völlig verstört taucht Niamh beim benachbarten Elternpaar auf.Die Inhaltsangabe macht es wohl schon deutlich: Ja, "Dark Touch" zeigt durchaus ein paar Ähnlichkeiten mit "Carrie". Daran kann man sich zweifellos stören, wenn man unbedingt will. Allerdings finde ich auch, dass man dies dann auch jedem Zombie-Film seit "Night of the Living Dead" vorwerfen muss; ist ja auch immer das "Gleiche" mit den Untoten! Was ich damit sagen will: Wir werden im Horror-Genre mit so vielen recht bekannten Monstern und Konzepten konfrontiert, ich höre aber kaum jemanden sagen "nicht schon wieder Vampire", oder "oh, ein weiterer irrer Teenie-Killer", oder eben "oh sieh mal, Zombies, wie originell!". Aber wehe, es kommt ein junges Mädel mit telekinetischen Fähigkeiten daher, dann schreien sie alle gleich "Carrie!" oder "Der Feuerteufel!" und zeigen vorwurfsvoll mit ihrem Finger auf den bösen Übeltäter – was angesichts der Protagonistinnen der jeweiligen Filme, die von ihren MitschülerInnen ganz ähnlich behandelt werden, nicht einer gewissen Ironie entbehrt.

Zumal man wenn man hinter die Fassade des Grundkonzepts "Mädchen mit telekinetischen Kräften rächt sich an ihren Peinigern" blickt mehr als genug Elemente findet, die "Dark Touch" von seinen vermeintlichen Inspirationsquellen abheben. Denn noch viel stärker als bei "Carrie" dreht sich der jüngste Film der französischen Regisseurin Marina de Van um das Thema des Kindesmissbrauchs. Auf erschreckende und erschütternde Art und Weise beschäftigt sich "Dark Touch" mit den Auswirkungen ständiger körperlichen und sexueller Misshandlung auf die Psyche des Opfers. Niamh vermutet hinter jeder Geste, hinter jeder Berührung, hinter jedem lauten Wort nur weitere Schläge, noch mehr Demütigung und Misshandlung. Aufgrund ihrer Erfahrungen mit ihren Eltern kann sie sich gar nicht vorstellen, dass es ihr in ihrem neuen Heim besser gehen könnte, ihre neuen Pflegeeltern ihre Liebe und Zuneigung ernst meinen. Sie kennt einfach nichts anderes, ihr fehlt der Bezug zu einem "normalen", behüteten Familienleben – dementsprechend schwer fällt es ihr, sich in ihre neue Familie zu integrieren. Wann immer man sie berührt, zuckt sie zurück; sie ist enorm verschlossen. Aufgrund dessen, was ihren Eltern widerfahren ist, wird Niamh zudem von ihren SchulkollegInnen gemieden. Noch schlimmer wird die Situation, als nach dem Tod der Mutter zweier misshandelter Kinder Gerüchte aufkommen, dass sie auf irgendeine Art und Weise dafür verantwortlich sein oder zumindest den Täter kennen könnte. Auch in ihrem neuen Zuhause selbst droht die Lage zunehmend zu eskalieren. Ein Missverständnis und eine Fehlinterpretation jagt die nächste. Das Ergebnis sind zahlreiche Szenen, die unter die Haut gehen. Nehmt nur Niamhs Reaktion als ihre neue Mutter ihr sagt, sie soll ein braves Mädchen sein.

Missy Keating zeigt - bei ihrem Schauspieldebüt! - eine phantastische Leistung.Aber auch den übernatürlichen Zugang zu dieser Thematik fand ich sehr interessant. Niamh, dargestellt von einer überragenden Missy Keating, macht anfangs noch das Haus für die schrecklichen Dinge verantwortlich, die ihren – sie regelmäßig missbrauchenden – Eltern wiederfahren, und ist verängstigt da sich ständig Dinge von selbst zu bewegen scheinen. Erst im weiteren Verlauf, als sie ihre Fähigkeiten schließlich einsetzt, um zwei andere von ihrer Mutter misshandelte Kindern zu retten, erkennt sie, dass vielmehr sie dafür verantwortlich ist, und erkennt die große Macht über die sie verfügt. Ein grandioser Moment, der bei mir Gänsehaut hervorgerufen hat, und der von Missy Keating auch phantastisch gespielt wurde. Man erkennt, wie sie sich einerseits vor sich selbst fürchtet, und ihren Fähigkeiten, und andererseits von dieser dunklen Macht berauscht wird und sie als befreiend empfindet. Auch eine kurz darauffolgende Szene in der Schule, als sie sich der Psychologin anvertraut – die ihr natürlich nicht glaubt – ist phantastisch.

Womit wir schon bei einem weiteren ganz wesentlichen Punkt wären: Die schauspielerischen Leistungen sind zwar durch die Bank hervorragend, dennoch muss Missy Keating – die hier immerhin ihr Schauspieldebüt gibt! – ganz besonders positiv hervorgehoben werden, fand ich sie in ihrer Rolle doch absolut beeindruckend. Man kann gar nicht anders, als mit ihr mitfühlen. Und zugleich beginnt man mit der Zeit aber durchaus auch, Furcht vor ihr zu empfinden. Für mich jedenfalls zweifelsfrei eine der besten schauspielerischen Leistungen eines Kindes in den letzten Jahren. Neben dem Drehbuch mit zahlreichen erschütternden Szenen weiß auch die Inszenierung dank einer herrlich düsteren Grundstimmung zu gefallen. Den ganzen Film über herrscht das ungute Gefühl vor, dass "Dark Touch" konsequent auf ein vermeintlich unausweichliches tragisches Ende zusteuert. Dieses Gefühl der Ausweg-, Hoffnungs- und Hilfslosigkeit war für mich ein weiterer Aspekt, der den Film hervorstechen ließ. Und auch die Filmmusik von Christophe Chassol unterstützt die finstere Atmosphäre des Films perfekt. Leider gibt es aber einen Aspekt, der den Film meines Erachtens ein wenig herunterzieht, und das ist das Ende. Das mit der Schule ist zwar ebenfalls noch sehr erschreckend, ihre Motivation konnte ihr aber hier schon vergleichsweise weniger gut nachvollziehen. Vor allem aber fand ich das Finale im früheren Haus ihrer Eltern irgendwie nicht so gelungen. Zwar grundsätzlich nicht schlecht, hätte ich einen anderen Ausgang des Geschehens vorgezogen, und irgendwie auch erschreckender gefunden. Schade, denn mit einem echten Hammer-Ende hätte das ein grandioser Film sein können – so ist es immerhin noch ein sehr sehr guter.

Fazit: Langsam beginnt Niamh zu erkennen, wozu sie fähig ist.Wenn man unbedingt will, kann man "Dark Touch" wohl als schlichte "Carrie"-Kopie abtun. Meines Erachtens ist der Film jedoch – nicht zuletzt aufgrund der berührenden, erschreckenden und nachhallenden Art und Weise, wie er sich mit dem Thema des Kindesmissbrauchs auseinandersetzt, so viel mehr. Darüber hinaus gefällt mir vor allem auch, wie Niamh langsam erkennt, dass nicht das Haus ihrer Eltern, sondern vielmehr sie selbst für die schrecklichen Ereignisse verantwortlich war. Dargestellt von einer überragenden und ungemein beeindruckenden Missy Keating, schafft es der Film, dass wir mit Niamh mindestens so sehr mitfühlen, wie wir Furcht vor ihr empfinden. "Dark Touch" verfügt über zahlreiche verstörende Szenen, die mir unter die Haut gegangen sind, und bei mir noch lange nach dem Kinobesuch nachhallten. Marie de Van erreicht hier mit vergleichsweise wenig so viel – ist mir der Film doch weitaus näher gegangen als die x-te Blut- und Splatterorgie. Einzig das Ende hat mich ein bisschen enttäuscht und kann meines Erachtens mit dem Rest des Films nicht ganz mithalten – wobei hier sicherlich auch mitspielt, dass ich einfach einen anderen Ausgang des Geschehens vorgezogen hätte. Trotz dieses Mankos sei "Dark Touch" allen Fans von ruhig-atmosphärisch-düster-erschreckenden (letzteres nicht aufgrund von Schockeffekten, sondern der behandelten Thematik) Horrorfilmen wärmstens empfohlen.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2013 Wild Bunch)


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Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2013





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